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Übersetzen, wenn keine Übersetzer-Ausbildung?
Thread poster: Sarah Patrizia Dubke
Jerzy Czopik
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Das kann ich Dir leider heute nicht mehr sagen Sep 24, 2008

Blutiger Anfänger war ich 1990, als die Welt noch ganz anders ausgesehen hat.
Aber einen Rat möchte ich Dir schon geben: 0,25 EUR mögen zu viel sein, aber legst Du Dich auf Anraten von wem auch immer auf 0,07 EUR (oder so - ist nur Beispiel) fest, kommst Du aus der unteren Ecke nur sehr schwer raus.
Die von mir hier genannten Beträge waren ohnehin aus dem Finger gesaugt und dienten nur der Veranschaulichung, wie man einfach und schnell zu einem Preis kommen könnte. Jemanden ande
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Blutiger Anfänger war ich 1990, als die Welt noch ganz anders ausgesehen hat.
Aber einen Rat möchte ich Dir schon geben: 0,25 EUR mögen zu viel sein, aber legst Du Dich auf Anraten von wem auch immer auf 0,07 EUR (oder so - ist nur Beispiel) fest, kommst Du aus der unteren Ecke nur sehr schwer raus.
Die von mir hier genannten Beträge waren ohnehin aus dem Finger gesaugt und dienten nur der Veranschaulichung, wie man einfach und schnell zu einem Preis kommen könnte. Jemanden anderen den Preis zu bestimmen halte ich aber für vermessen und werde es deshalb nicht tun.

CAT-Tools? Wie wäre es mit Worfast oder Metatextis? Oder der frei verfügbaren Version von Across für Freelancer? Bei Wordfast und Metatexis hast Du allerdings den Vorteil, dass die Tools wirklich selbständiges Arbeiten ermöglichen, ohne dass Dir jemand beispielsweise Word-Dateien vorher aufbereiten muss. Ob das bei Across auch so ist, weiß ich nicht.
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inkweaver
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Testversion von Wordfast Sep 25, 2008

Hallo Lucille,

nachdem ich (auch als Quereinsteigerin) fast ein Jahr ohne CAT-Tool gearbeitet habe, habe ich mich entschlossen, mich mit Wordfast vertraut zu machen. Von deren Homepage kannst Du eine kostenlose Testversion herunterladen und erst einmal prüfen, wie Du damit zurechtkommst.

Für die meisten Texte, die ich übersetze, ist es überflüssig, mit Wordfast zu arbeiten. Allerdings arbeite ich seit fast einem Jahr für einen bestimmten Auftraggeber, der öfter A
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Hallo Lucille,

nachdem ich (auch als Quereinsteigerin) fast ein Jahr ohne CAT-Tool gearbeitet habe, habe ich mich entschlossen, mich mit Wordfast vertraut zu machen. Von deren Homepage kannst Du eine kostenlose Testversion herunterladen und erst einmal prüfen, wie Du damit zurechtkommst.

Für die meisten Texte, die ich übersetze, ist es überflüssig, mit Wordfast zu arbeiten. Allerdings arbeite ich seit fast einem Jahr für einen bestimmten Auftraggeber, der öfter Aktualisierungen seiner Website vornimmt, und wobei sich bestimmte Sätze, Wendungen usw. immer mal wiederholen. Bisher musste ich dann immer suchen, wie ich das vorher übersetzt hatte. Mit Wordfast entfällt diese lästige Sucherei.

Ich persönlich finde, dass die Preisinformationen unter Jobs > Rates eine recht gute Orientierungshilfe sind.

Mit Preiserhöhungen hatte ich bisher keine Schwierigkeiten. Nach einer gewissen Zeit der Zusammenarbeit kennt einen der Auftraggeber schließlich, und wenn er mit der Qualität Deiner Arbeit zufrieden ist, wird er auch eine Preiserhöhung akzeptieren. Neuen Auftraggebern nenne ich jetzt gleich meinen höheren Preis, der auch oft akzeptiert wird.

Viele Grüße
Katharina

[Edited at 2008-09-25 04:58]
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Wenjer Leuschel (X)
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Jeder kocht mit Wasser. Sep 25, 2008

Jerzy Czopik wrote:

Blutiger Anfänger war ich 1990, als die Welt noch ganz anders ausgesehen hat.
Aber einen Rat möchte ich Dir schon geben: 0,25 EUR mögen zu viel sein, aber legst Du Dich auf Anraten von wem auch immer auf 0,07 EUR (oder so - ist nur Beispiel) fest, kommst Du aus der unteren Ecke nur sehr schwer raus.
Die von mir hier genannten Beträge waren ohnehin aus dem Finger gesaugt und dienten nur der Veranschaulichung, wie man einfach und schnell zu einem Preis kommen könnte. Jemanden anderen den Preis zu bestimmen halte ich aber für vermessen und werde es deshalb nicht tun.

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Jeder war mal ein blutiger Anfänger. Ich erinnere mich immer noch, wie ich mit Deutschland angefangen war: Ein blöder Junge mit drei Mal "Wie bitte?" vor der Passkontrolle am Flughafen Hamburg. Nach 25 Jahren stelle ich mich mit 0,25 Euro bei ProZ.com an und natürlich kommen wenige Aufträge. Man rate mir einen "easy Way" und einen "hard Way" (cf. http://www.proz.com/forum/chinese/66868-how_to_get_a_translation_job_at_prozcom.html ). Da habe ich den harten Weg gewählt und es hat funktioniert mit "one page job, due tomorrow", allerdings nicht mit 0,07 Euro, sondern häufig mit 0,14 oder manchmal auch mit 0,25. Witzigerweise funktioniert das letzte auch bei "one page job, due yesterday".

Die Agenturen sind auch meistens keine blutigen Anfänger. Sie suchen sicherlich billige Arbeitskräfte mit höheren Leistungen. Das tue ich auch. So entwickelt man sich langsam auch in die Richtung Agentur. Man arbeitet mit anderen Kollegen, die eben unterschiedliche Preise von 0,02 bis 0,30 verlangen und die zu unterschiedlichen Zwecken zu gebrauchen sind. Mit paar Prozenten unter dem Strich kommt man eben auf einen monatlichen Umsatz von 10,000 bis 20,000 Euro, was Jerzy früher in diesem Thread angedeutet hat. Warum den nicht, wenn man höhere Umsätze erzielen kann? Da habe ich auch mal Kollegen 0,25 oder mehr gezahlt und es hat mich nicht gekratzt.

Ehrlich gesagt, die Kunst unserer Branche ist Ausbeutung. Man beutet einen anderen aus und erntet dabei auch noch ein Dankeschön. Als ein einzelner Freilanzer hat man keine große Chance. Aber man hat eine Chance zu überleben, wenn man bereit ist, von anderen ausgebeutet zu werden. Also, wenn mehrere Freilanzer sich zusammenschließen und wenn dieser Freilanzerbund aus unterschiedlichen Talenten besteht, gibt es mehr Chancen für jeden zu überleben, die bereit ist, ausgebeutet zu werden, wie ich.

Was ist der angemessene Anfangspreis? Frage den Kunden, aber frage bloß nicht die Kollegen, die sowieso eifersüchtig werden, wenn du einen Preis erzielst und erreichst, der eben höher als das, was sie normalerweise bekommen. Hingegen muss der Kunde aber wissen, was er bereit zu zahlen ist, und du weiß ja auch ganz genau, für was du für ihn ackern willst. Der Kunde muss auch überleben, nicht wahr?

Also, jeder kocht mit Wasser. Eine Hand wäscht die andere. Deine unterschiedlichen Preise passen deinen Kunden und deine Kunden passen dir. Wie hoch einen Umsatz kann man erzielen? Kommt Zeit, kommt Rat. Ich bin schon zufrieden mit dem monatlichen 3K bis 6K unter dem Strich.

Nur Mut. Der Wunschpreis von 0,25 Euro ist gar nicht so abstoßend. In dem Markt gibt es immer mal wieder angenehme Überraschungen. Manchmal bekommt man als blutiger Anfänger auch etwas wie 10 fach von 0,25 Euro. Wähle deine Kunden und sei bereit, mit einem Dankeschön ausgebeutet zu werden. Wenn die Kunden gut überleben, überlebt man auch ganz gut. Meinungen von Kollegen holen? Na ja, Meinungen sind frei, nicht?


[Edited at 2008-09-25 05:08]


 
Nicole Schnell
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In memoriam
Raten, Rechnungen, alles prima - wie wäre es mit etwas Ausbildung? Sep 25, 2008

Schließlich ist das ein Beruf, und es sind die Amateure, welche die Preise kaputtmachen.

Ich hatte bereits etwa 100.000 Wörter für einen Kunden meiner Werbe- und Marketingfirma übersetzt, bevor ich mich entschlossen habe, meine Firma komplett auf Marketingübersetzungen auszurichten. Zu diesem Zweck bin ich wieder an die Uni gegangen - New York University. Dort wurde mir beigebracht, wie das alles ordentlich und professionell gemacht wird. Weil es in den USA offensichtlich unmö
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Schließlich ist das ein Beruf, und es sind die Amateure, welche die Preise kaputtmachen.

Ich hatte bereits etwa 100.000 Wörter für einen Kunden meiner Werbe- und Marketingfirma übersetzt, bevor ich mich entschlossen habe, meine Firma komplett auf Marketingübersetzungen auszurichten. Zu diesem Zweck bin ich wieder an die Uni gegangen - New York University. Dort wurde mir beigebracht, wie das alles ordentlich und professionell gemacht wird. Weil es in den USA offensichtlich unmöglich ist, einen Übersetzerabschluss in meiner Sprachrichtung ENG>DEU zu erhalten, habe ich mir das Ganze in der umgekehrten Sprachrichtung aufgehalst.

Ich habe zumindest die Grundlagen gelernt, wie man:

- Pressemitteilungen
- Persönliche Dokumente, Zeugnisse usw.
- Verträge und andere Rechtsübersetzungen
- Handbücher und Gebrauchsanweisungen
- Medizinische Texte
- Software
- Patente
- Kochrezepte
- Literaturübersetzungen und
- Lokalisierung

angeht und bewerkstelligt.

Zehn verschiedene Welten, aus denen man eine Spezialisierung wählen sollte.

Bezüglich der von Jerzy vorgeschlagenen Rate:

Meine Direktkunden (PR-Firmen) zahlen mehr.

Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren Werbetexte.

Bei meinen Headlines für die Titelseiten der deutschsprachigen Ausgaben von gewissen exklusiven Modezeitschriften wird schon lange nicht mehr von bloßen Cent pro Wort gesprochen.

Ob das für Neueinsteiger gilt?

Unwahrscheinlich.

Auch wenn das Übersetzerdasein eine klassische Quereinsteiger-Karriere ist: Dilletanten und Amateure werden nie die erwünschte Preisklasse erreichen.

Je schlauer und fundierter, desto Preis.



Addendum:

Zum Thema Übersetzungssoftware. Ich habe keine. Wozu? Wiederholungen sind in unserer Branche (PR usw.) stilistisch tödlich. Man kann sich ohne TM nicht merken, wie die Titel diverser Vorstände in der Zielsprache verwendet wurden?

Beruf verfehlt.



Noch ein Addendum:

An solchen Headlines und PR-Texten muss eine ganze Weile herumgekaut und gefeilt werden. Wer denkt, dass eine Spezialisierung auf Journalistik, PR und Werbung aufgrund der hohen Raten schnelles Geld bedeutet, ist ein kompletter Idiot. Das ist die ehrlichste und aufrichtigste Meinung, die ich hierzu abgeben kann.

[Edited at 2008-09-25 08:22]
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Aniello Scognamiglio (X)
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Gut gebrüllt, Nicole :-) Sep 25, 2008

Nicole Schnell wrote:

Schließlich ist das ein Beruf, und es sind die Amateure, welche die Preise kaputtmachen.


Das ist ein guter Punkt, Nicole! Das Image kannst du in einem Atemzug nennen.
Aber es gibt ein "Aber...": Ein "niedriger" Preis ist immer relativ, genauso wie ein "hoher". Spätestens seit Internet, Flatrate und ProZ und Co. bewegen wir uns nicht mehr in einem Gartenteich, sondern in einem Haifischbecken. Ich kenne KollegInnen in Deutschland, nicht in China und nicht in Indien, die 0,10 Euro/Wort als "gut" bezeichnen, andere sind mit 7 Cent "zufrieden", wiedere andere fahren erst ab 15 Cent ihren Rechner hoch. Insbesondere im Übersetzungsbereich beeinflussen so viele Faktoren den Preis. Eine Auflistung würde den Rahmen dieses Forums sprengen.

Die Frage ist doch, welchen konkreten Rat können wir LucilleStern geben und welches Preisspektrum ist für eine Berufseinsteigerin (zur Orientierung könntest du, LucilleStern, auch mal deine Kollegin fragen) realistisch? Mit einer Erwartungshaltung jenseits von 12 Cent wird sich LucilleStern meines Erachtens bei Übersetzungsbüros schwer tun. Sowohl Agenturen als auch Direktkunden müssen erst einmal überzeugt werden. Die Zahl der Mitbewerber ist immens! Die besten Argumente sind immer noch Qualifikation, Spezialisierung und Erfahrung, idealerweise gepaart mit Leidenschaft und Mehrwert. Leider wird die Kunst des Übersetzens von vielen unterschätzt.



Zehn verschiedene Welten, aus denen man eine Spezialisierung wählen sollte.


Spezialisierung ist Trumpf und sehr empfehlenswert!
Es gibt einen guten Spruch, der zwar aus der IT-Branche stammt, aber allgemeingültigen Charakter besitzt: Wer alles kann, kann gar nichts gut.
Es ist auch kein Zufall, dass Spezialisten höhere Honorare als Generalisten erzielen.


Bezüglich der von Jerzy vorgeschlagenen Rate:
Meine Direktkunden (PR-Firmen) zahlen mehr.


Die Werbe- bzw. Marketingbranche ist nicht vergleichbar mit anderen.


Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren Werbetexte.


Anders ausgedrückt:
Quali, Spezialisierung, Erfahrung - > Mehrwert -> höherers Honorar


Bei meinen Headlines für die Titelseiten der deutschsprachigen Ausgaben von gewissen exklusiven Modezeitschriften wird schon lange nicht mehr von bloßen Cent pro Wort gesprochen.


Die Werbe- bzw. Marketingbranche ist nicht vergleichbar mit anderen.


Auch wenn das Übersetzerdasein eine klassische Quereinsteiger-Karriere ist: Dilletanten und Amateure werden nie die erwünschte Preisklasse erreichen.


Fragt sich, was unter "erwünschter Preisklasse" zu verstehen ist. Einen Aspekt sollten sich gerade auch Berufseinsteiger vor Augen halten: Je höher der Preis, desto höher die Erwartungshaltung seitens des Auftraggebers.


Je schlauer und fundierter, desto Preis.



nicely put!



Zum Thema Übersetzungssoftware. Ich habe keine. Wozu? Wiederholungen sind in unserer Branche (PR usw.) stilistisch tödlich. Man kann sich ohne TM nicht merken, wie die Titel diverser Vorstände in der Zielsprache verwendet wurden?


Achtung, Nicole, das kannst du nicht verallgemeinern. Was für deine Branche gilt, ist für andere Branchen irrelevant. In der IT-Branche geht ohne CAT und/oder TM so gut wie gar nix mehr. Ich rede nicht von kurzen Pressetexten oder 4-seitigen Whitepapers oder Ähnlichem, sondern von umfangreichen Dokumenten (z. B. Handbücher). Grundsätzlich gilt, dass repetitive Texte den Einsatz einer CAT-Umgebung schon fast zur Pflicht machen. Ohne CAT hätte ich das 66.000-Wort-Projekt nicht in 4 Wochen stemmen können.


An solchen Headlines und PR-Texten muss eine ganze Weile herumgekaut und gefeilt werden.


Das ist in anderen Branchen/Bereichen nicht viel anders.


Wer denkt, dass eine Spezialisierung auf Journalistik, PR und Werbung aufgrund der hohen Raten schnelles Geld bedeutet, ist ein kompletter Idiot.


So würde ich es nicht nennen, aber wahr ist: von nichts kommt nichts.


 
Christel Zipfel
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Weise Worte, Wenjer! Sep 25, 2008

Wenjer Leuschel wrote:


Ehrlich gesagt, die Kunst unserer Branche ist Ausbeutung. Man beutet einen anderen aus und erntet dabei auch noch ein Dankeschön. Als ein einzelner Freilanzer hat man keine große Chance. Aber man hat eine Chance zu überleben, wenn man bereit ist, von anderen ausgebeutet zu werden. Also, wenn mehrere Freilanzer sich zusammenschließen und wenn dieser Freilanzerbund aus unterschiedlichen Talenten besteht, gibt es mehr Chancen für jeden zu überleben, die bereit ist, ausgebeutet zu werden, wie ich.


Ich bin heute weniger denn je bereit, mich ausbeuten zu lassen, was bedeutet: keine Fuzzy-Staffelungen (auf Wiederholungen gebe ich aber natürlich einen Rabatt), keine Wochenendarbeit, keinen Eilauftrag oder Formate, die sich nicht in Word bearbeiten lassen oder erst konvertiert werden müssen, ohne Zuschlag! Die Agenturen berechnen dies ja auch zusätzlich bzw. "verdienen" an den Staffelpreisen, obwohl sie meist das Gegenteil behaupten (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel). Auch gehe ich nicht auf Zahlungsbedingungen ein, die 60 oder gar 90 Tage oder noch mehr - sprich quasi Sanktnimmerleinstag - als Termin vorsehen. Ich bin keine Bank.

Das ist natürlich alles nicht so leicht, wie es sich hier anhört, umso weniger für einen Anfänger, aber diese Ratschläge sollte man ihm trotzdem mit auf den Weg geben.

Leider gibt es auch viele "gestandene" Kollegen, die sich fragen, ob sie bei Wochenendarbeit u. ä. Zuschläge verlangen sollen. So etwas war früher keine Frage, und Zuschläge werden auch heute noch von seriösen Agenturen spontan angeboten bzw. ganz selbstverständlich akzeptiert. Allerdings sind wir uns sicher alle bewußt, daß die Agenturen mittlerweile unter enormem Konkurrenz- und Preisdruck stehen. Anfragen werden x-mal weitergereicht und jeder "Mittelsmann" hält die Hand dafür auf, daß er die Datei von einem Schreibtisch auf den anderen verschoben hat. Den letzten beißen dann die Hunde und für den armen Übersetzer bleiben schlußendlich nur noch ein paar jämmerliche Cent übrig.


Was ist der angemessene Anfangspreis? Frage den Kunden, aber frage bloß nicht die Kollegen, die sowieso eifersüchtig werden, wenn du einen Preis erzielst und erreichst, der eben höher als das, was sie normalerweise bekommen.


Ich glaube nicht, daß es sich hier um "Eifersucht" handelt. Ich wäre ehrlich gesagt auch nicht bereit, meine Preise hier vor aller Welt öffentlich auszubreiten und auch nicht in der Lage, einen vernünftigen Anfangspreis zu nennen. Dagegen habe ich Kolleginnen, die mich um Rat gefragt haben, immer Mut gemacht, damit sie sich nicht unter Wert verkaufen. Dazu gehört auch die leider verbreitete unselige Angewohnheit, sei es aus Unwissenheit, aber meist aus Gedankenlosigkeit, Direktkunden hinsichtlich der Honorare wie Agenturen zu behandeln. (Ein Produzent, der seine Ware an Großhändler und Endkunden zum gleichen Preis verkaufte, ginge innerhalb eines Monats bankrott.) Damit wird der Markt noch mehr kaputtgemacht, denn wenn der gleiche Kunde danach zu einer Agentur geht, erwartet er sich natürlich einen ähnlichen Preis. Die Agentur kommt ihm dann vielleicht entgegen und - siehe oben - das sollte dann alles wieder der Übersetzer ausbaden.


 
Wenjer Leuschel (X)
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Grüß Dich, Christel! Sep 25, 2008

Christel Zipfel wrote:

Weise Worte, Wenjer!


Lese bitte zwischen den Zeilen. Da schwebt ein Unterton.

Ich bin schon zufrieden mit dem öffentlich angegebenen 0,25 Euro. Es gibt auch immer genügend Arbeit. Die Agenturen, die mit mir zusammenarbeiten, sind auch zufrienden mit mir. Also, was für besseres Arbeitsverhältnis will man noch? Der Übersetzer ist manchmal nicht der Ausgebeutete. Es ist ein "strange loop" in der Weltordnung. Man muss nur hinschauen und da entdeckt man schon einiges, dessen man früher nicht bewußt war. Also, lese den Unterton aus.

Jeder hat so eine Ausbildung. Aber welche ist geeignet für einen Übersetzer? Es muss einem klar sein, dass jeder Übersetzer gut für was zu gebrauchen ist und dass dies auf Grund seiner Ausbildung und Erfahrungen zustande gekommen ist. Ich erwarte nie, dass ein einzelner Freilanzer Mädchen für alles spielt. Es gibt eben Texte, mit denen ein ausgebildeter Übersetzer nicht zurecht kommen kann. Da hat man eben Übersetzer, die aus anderen Ecken gekommen sind. Also, sag mir bitte nicht, dass einer/eine, der/die kein Studium in Übersetzung oder Jouralistik gehabt hat, kein/e ÜbersetzerIn werden/sein kann. Die Qualifikation eines Übersetzers ist eben in der Paxis zu prüfen. Es stimmt, dass man gewisse Voraussetzungen erfüllen muss, um ein Übersetzer zu sein. Aber diese kann man schlecht aufzählen. Ich will sie auch nicht versuchen aufzuzählen. Entweder sind seine Kunden zufrieden mit ihm und er überlebt oder geht er eben bachhunde.


 
Nicole Schnell
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In memoriam
Ja, Aniello Sep 25, 2008

Das ist immer so eine Sache.

Wahrscheinlich zum tausendsten Mal ist hier im Forum gefragt worden: "Wah, welche Raten soll ich veranschlagen?". Und wir haben es noch nicht mal mit einem Studienabgänger zu tun.

Der 25 cent-Hinweis ist insbesondere in Bezug auf den vorherigen Hinweis eines Kollegen gedacht und als Veranschaulichung, dass solche Raten auf langjähriger Erfahrung beruhen und keineswegs auf Studienabschlüssen, die zudem erst noch zu erbringen sind. Was da
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Das ist immer so eine Sache.

Wahrscheinlich zum tausendsten Mal ist hier im Forum gefragt worden: "Wah, welche Raten soll ich veranschlagen?". Und wir haben es noch nicht mal mit einem Studienabgänger zu tun.

Der 25 cent-Hinweis ist insbesondere in Bezug auf den vorherigen Hinweis eines Kollegen gedacht und als Veranschaulichung, dass solche Raten auf langjähriger Erfahrung beruhen und keineswegs auf Studienabschlüssen, die zudem erst noch zu erbringen sind. Was dann immer noch nichts über die Begabung des Studienabgängers aussagt. Wie hat mein Fahrlehrer nach der Fahrprüfung so schön gesagt? "Tja, jetzt haben Sie Ihren Führerschein. Ab heute lernen Sie Autofahren."

Was die CAT-Tools betrifft - ich verwende drei verschiedene. Ich besitze kein einziges. Texte müssen mir aufbereitet zugeschickt werden, ich besitze keine Lizenzen. Ohne die Dinger könnte ich meine zahlreichen Webseiten auch nicht bewerkstelligen.

Eigentlich möchte ich nur darauf hinweisen, dass Übersetzen zwar keine geschützte Berufsbezeichnung ist (ebensowenig wie staatlich geprüfter Bergsteiger oder Diplom-Bundeskanzler), dass jedoch etwas mehr Arbeit dazu gehört, bevor das nächste Eigenheim geplant wird.

LG,

Nicole
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Nicole Schnell
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In memoriam
Hallo Wenjer Sep 25, 2008

Wenjer Leuschel wrote:

Der Wunschpreis von 0,25 Euro ist gar nicht so abstoßend. In dem Markt gibt es immer mal wieder angenehme Überraschungen. Manchmal bekommt man als blutiger Anfänger auch etwas wie 10 fach von 0,25 Euro. Wähle deine Kunden und sei bereit, mit einem Dankeschön ausgebeutet zu werden.


Haben wir es hier mit einem Rechenfehler zu tun? Oder meinst du das pro Zeile?

0,25 Euro entsprechen 36 cent US Dollar. Einen derartigen Traumpreis pro Wort zahlt keine durchschnittliche Agentur. Das zehnfache von 0,25 Euro als blutiger Anfänger, d.h., 2 Euro 50 pro Wort? Den Kunden fände ich auch prima.

LG,

Nicole


 
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Grüß dich, Nicole! Sep 25, 2008

Nicole Schnell wrote:

Wenjer Leuschel wrote:

Der Wunschpreis von 0,25 Euro ist gar nicht so abstoßend. In dem Markt gibt es immer mal wieder angenehme Überraschungen. Manchmal bekommt man als blutiger Anfänger auch etwas wie 10 fach von 0,25 Euro. Wähle deine Kunden und sei bereit, mit einem Dankeschön ausgebeutet zu werden.


Haben wir es hier mit einem Rechenfehler zu tun? Oder meinst du das pro Zeile?

0,25 Euro entsprechen 36 cent US Dollar. Einen derartigen Traumpreis pro Wort zahlt keine durchschnittliche Agentur. Das zehnfache von 0,25 Euro als blutiger Anfänger, d.h., 2 Euro 50 pro Wort? Den Kunden fände ich auch prima.

LG,

Nicole


Na, es sind welche Kollegen bei ProZ.com, die den Preis 0,25 angeben, wie ich. Ich finde es prima. Ihre Kunden wissen schon, welche Services sie bieten. Davon möchte ich hier aber nicht erzählen. Als ein Freilanzer-PM bekomme ich ab und an auch Preise weit über den Angegebenen. Es ist nunmal so in unserer Branche. Hauptsache, man erledigt Projekte zu der Zufriedenheit der Kunden. Es gibt tatsächlich großzügige Kunden, glaubt mir.

- Wenjer


 
Sonja Köppen
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Ergänzung Sep 25, 2008

Aniello Scognamiglio wrote:
Haifischbecken... Die Zahl der Mitbewerber ist immens! Die besten Argumente sind immer noch Qualifikation, Spezialisierung und Erfahrung, idealerweise gepaart mit Leidenschaft und Mehrwert.

Was mir hier fehlt (ich komme ja selbst quasi gerade von Seite 1 mit den Jobausschreibungen), das ist der Preis selbst. Der steht für mein Empfinden so abgeschlagen an erster Stelle, dass man auf die Idee kommen kann, den Kunden sei alles andere einerlei (sicher beschweren sie sich trotzdem, wenn es nach Babelfisch riecht). Ich habe ganz deutlich den Eindruck, dass der jeweils Billigste da vorn kompromisslos den Auftrag kriegt.
Man muss am Ball bleiben. Irgendwann kriegt man den Zuschlag für Jobs, die nicht unter aller Kanone sind, und wenn man Glück hat, werden daraus berufseinstiegstaugliche Dauerverhältnisse.

Danke übrigens für den Tipp mit den Agenturen und den Endkunden, Christel, das habe ich mir durchaus zu spät klar gemacht. Und danke euch allen für die konstruktiven Ideen, auch wenn sie nicht für mich gedacht waren.

[Bearbeitet am 2008-09-25 14:06]


 
Jerzy Czopik
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Dabei meinte ich die 0,25 EUR als Beispiel Sep 25, 2008

um die Art, wie man zu einem Preis kommen kann, zu veranschaulichen.
Eine solche Diskussion loszutreten hatte ich nicht vor.

[Edited at 2008-09-25 19:23]


 
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Direktkunden und Agenturkunden Sep 25, 2008

Christel Zipfel wrote:

Was ist der angemessene Anfangspreis? Frage den Kunden, aber frage bloß nicht die Kollegen, die sowieso eifersüchtig werden, wenn du einen Preis erzielst und erreichst, der eben höher als das, was sie normalerweise bekommen.


Ich glaube nicht, daß es sich hier um "Eifersucht" handelt. Ich wäre ehrlich gesagt auch nicht bereit, meine Preise hier vor aller Welt öffentlich auszubreiten und auch nicht in der Lage, einen vernünftigen Anfangspreis zu nennen. Dagegen habe ich Kolleginnen, die mich um Rat gefragt haben, immer Mut gemacht, damit sie sich nicht unter Wert verkaufen. Dazu gehört auch die leider verbreitete unselige Angewohnheit, sei es aus Unwissenheit, aber meist aus Gedankenlosigkeit, Direktkunden hinsichtlich der Honorare wie Agenturen zu behandeln. (Ein Produzent, der seine Ware an Großhändler und Endkunden zum gleichen Preis verkaufte, ginge innerhalb eines Monats bankrott.) Damit wird der Markt noch mehr kaputtgemacht, denn wenn der gleiche Kunde danach zu einer Agentur geht, erwartet er sich natürlich einen ähnlichen Preis. Die Agentur kommt ihm dann vielleicht entgegen und - siehe oben - das sollte dann alles wieder der Übersetzer ausbaden.


Christel,

erst komme ich dazu, auf diesen Punkt zu kommen.

Es ist manchmal schon lustig zu beobachten, dass manche sich einerseits beklagen, dass die Amateuren den Markt kaputt machen, und dass diegleichen andererseits den Anfängern abraten, einen Anfangspreis hochzusetzen.

Jeder weiß, Direktkunden sind gesondert zu behandeln. Bei mir sind fast ausschließlich Agenturkunden und ich bin zufrieden mit den Preisen, die sie mir genehmigen. Einen einzigen Direktkunden habe ich. Der zahlt aber fast zehnfach, wie die Agenturkunden zahlen. Er zahlt den Preis auch ganz gern, denn er würde dengleichen bei anderen Agenturen zahlen und er hat eben eine gute Beziehung zu mir, um mir die Belohnung zu gönnen. Wird der Markt deshalb kaputt? Nö, glaube ich nicht.

An sich würde ich gern sehen, dass alle mit höheren Preisen anfangen, als es in der Wirklichkeit der Fall ist, damit wir bessere Preise bei den (Agentur)Kunden bekommen, weil wir eben erfahrener als die ""blutigen Anfänger" sind. Die Kunden nehmen doch lieber erfahrenere Übersetzer als die Anfänger, nicht? Wenn die Anfänger schon 0,25 bekommen, was würden die Erfahreneren verdienen? ö

Direktkunden für Anfänger? Ich würde sagen, es sei denn, dass sie deine Onkel oder deine Tanten wären.

Grüße aus dem bald in "Chinese Taipei" umzubenennenden Inselland,
Wenjer


 
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Keine Bange Sep 25, 2008

Jerzy Czopik wrote:

Dabei meinte ich die 0,25 EUR als Beispiel, um die Art, wie man zu einem Preis kommen kann, zu veranschaulichen.
Eine solche Diskussion loszutreten hatte ich nicht vor.


Jerzy,

keine Bange. Es war auch eine gesunde Diskussion gewesen. Jeder weiß, wann und ob ein guter Preis kommt. Ehrlich gesagt, ich finde, dass ich immer weniger bekomme, als was ich verdiene.

Ein schönes Wochenende wünsche ich dir!

- Wenjer


[Edited at 2008-09-25 20:02]


 
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Nicht nur Sep 27, 2008

Sonja Kroll wrote:

Aniello Scognamiglio wrote:
Haifischbecken... Die Zahl der Mitbewerber ist immens! Die besten Argumente sind immer noch Qualifikation, Spezialisierung und Erfahrung, idealerweise gepaart mit Leidenschaft und Mehrwert.

Was mir hier fehlt (ich komme ja selbst quasi gerade von Seite 1 mit den Jobausschreibungen), das ist der Preis selbst. Der steht für mein Empfinden so abgeschlagen an erster Stelle, dass man auf die Idee kommen kann, den Kunden sei alles andere einerlei (sicher beschweren sie sich trotzdem, wenn es nach Babelfisch riecht).


Die von mir zitierten "besten Argumente" bezogen sich auf die Durchsetzbarkeit höherer Honorare/Preise. Die Regel ist doch: Wer mehr zu bieten hat, kann mit besseren Argumenten überzeugen - wie in anderen Berufen und Branchen auch (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Sonja, ich denke nicht, dass es allen Unternehmen (Übersetzungsbüros, Agenturen, Direktkunden) nur oder primär um den Preis geht. Grundsätzlich muss das Preis-/Qualitätsverhältnis stimmen. Wahr ist, dass qualitätsorientierte Direktkunden in der Regel höhere Preise zahlen. Diese Zielgruppe gilt es zu gewinnen - als Einzelunternehmer kein leichtes Unterfangen.

Endlich sonniges Wochenende!


 
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