Hallo, diesen lesenswerten Artikel fand ich soeben unter http://www.dimagb.de/info/service/spruch.html und wollte ihn Euch nicht vorenthalten. Charlotte PS: Es sind auch ein paar nette Sprüche auf der Seite... Warum ich mich bemühe, konsequent deutsch zu sprechen Betreff: Gastkommentar Datum: Sat, 2... See more Hallo, diesen lesenswerten Artikel fand ich soeben unter http://www.dimagb.de/info/service/spruch.html und wollte ihn Euch nicht vorenthalten. Charlotte PS: Es sind auch ein paar nette Sprüche auf der Seite... Warum ich mich bemühe, konsequent deutsch zu sprechen Betreff: Gastkommentar Datum: Sat, 23 Nov 2002 23:16:29 +0100 Von:[email protected] Rückantwort: [email protected] Beste Grüße W.Krämer W. Krämer: Gastkommentar für "Technik und Führung" Zur Person: Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik in Dortmund, Bestsellerautor (Lexikon der populären Irrtümer), Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache e. V. (siehe www.vds-ev.de) und Träger des Deutschen Sprachpreises 1999. Frage: "Sie sagen, es gäbe einen Zusammenhang zwischen dem Unternehmenserfolg und dem Gebrauch der englischen Sprache - welchen?" Keinen guten. Wann immer Unternehmen sich des Englischen bedienen, um Kunden anzusprechen, erreichen sie oft das Gegenteil. Seitdem nun auch die schmierigste Frittenbude als "City-Grill" oder die ehemalige Kaufhalle als "Multistore" firmiert, hat das von mir gern als "Denglisch" bezeichnete deutsch-englische Sprachgemisch einen ausgeprägten Geruch des billigen und zweitklassigen angenommen, und werden hochwertige Waren immer seltener auf Denglisch beworben. Vergleichen Sie einmal die Kataloge von Otto und Manufaktum, oder den Leitspruch der Versicherungsgruppe AXA-Colonia früher und heute. Früher: "The future. Together. Now". Heute: "Für Ihre Sicherheit. Für Ihr Vermögen". Ferner haben Geschäftspartner und Kunden inzwischen erkannt, daß die Flucht aus der deutschen Sprache "für manche Berufe der leichteste Weg [ist], sich auf ein hohes Roß zu setzten und allen Nachfragen zu entkommen", so Konrad Adam in der FAZ. Oder anders ausgedrückt: Wer nichts zu sagen hat, sagt es auf Denglisch. Durch das Ausweichen aus der von allen verstandenen Muttersprache in eine den meisten nur halb verständliche Fremdsprache konnte man lange Zeit auch kleinste Nichtigkeiten noch als gehaltvolle Gedanken auszugeben, konnte man so schön den Mangel an eigenen Gedanken übertünchen, der bei dem Zwang, sich klar und deutlich in der Muttersprache auszudrücken, so offenbar zutage träte, und diese Masche funktioniert nicht mehr. Nicht umsonst haben die meisten Pleitefirmen des Neuen Marktes englische Namen, von der ArtStor AG über Blue C Consulting bis zur Tomorrow Internet AG, und sind auch wegen ihrer Unfähigkeit, die Sprache Ihrer Kunden zu sprechen, heute insolvent. Die Menschen in Deutschland haben die Nase voll von Key Accountern und Case Managern, die ihnen alle möglichen highlights und top events verkaufen, die Menschen in Deutschland wollen in ihrer eigenen Sprache angeredet werden. Langfristig am meisten schadet Denglisch einem Unternehmen aber durch das Abwürgen von Kreativität und Erfindergeist. Wenn man nicht nur das Vermitteln, sonder auch das Entstehen von Gedanken einer Pidgin-Sprache überantwortet ähnlich der, die heute vielen deutschen Managern und Wissenschaftlern zum Erfassen unserer Welt als ausreichend erscheint, ist hochkarätiges Forschen und Entwickeln nicht mehr möglich. Ich zitiere den weltweit wohl bekanntesten Computerexperten, Josef Weizenbaum vom MIT, der auch die Art und Weise, wie deutsche EDV-Experten reden, für einen der Gründe des Rückstands der deutschen gegenüber etwa den amerikanischen Computerwissenschaften hält: "Jeder Mensch denkt in seiner eigenen Sprache mit den ihr eigenen Nuancen. Die Sucht vieler Deutscher nach englischen Sprachbrocken erzeugt dagegen, Spracharmut, Sprachgulasch. Ideen können so nicht entstehen." Der Knackpunkt ist: "Ideen können so nicht entstehen". Denn Sprache ist auch ein Produktionsfaktor, und diesen Faktor optimal zu nutzen gelingt den meisten Menschen nur in ihrer Muttersprache. Wer keine guten Sätze bauen kann, der kann - etwas überspitzt gesprochen- auch keine guten Autos bauen, und ich möchte sogar so weit gehen, zu behaupten, daß ein großer Teil der entgangenen Gewinne, die Daimler-Chrysler seit der Einführung von Englisch als Konzernsprache zu verschmerzen hatte, auf ebendiese Konzernsprache zurückzuführen ist. In der Sprache BSE ("Bad Simple Englisch") kann man weder klare noch innovative Gedanken fassen, indem wir uns diese moderne Billigsprache überstülpen lassen, werden wir zu Sklaven der angelsächsischen Denkweise und Weltansicht und geben unsere eigenen komparativen Vorteile, die wir in Deutschland immer noch besitzen, ohne Gegenleistung auf. ▲ Collapse | |