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Off topic: Erdbeben in Süd-Deutschland
Thread poster: Ruxi
Stephanie Wloch
Stephanie Wloch  Identity Verified
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Kommunikationsfreudigkeit der Deutschen in Notsituationen Dec 6, 2004

Hans, du schreibst:
"Muss denn über alles geredet werden (ohne dass sich dadurch etwas ändern würde)?. "
Muss nicht, aber kann vieles erleichtern.
Wenn man davon ausgeht, dass nicht jeder deine Kenntnisse bzgl. Historie und Wahrscheinlichkeit von Erdbeben in best. geographischen Regionen besitzt, dann ist es doch auch wahrscheinlich, dass manche Leute nicht so rational reagieren
können.
Türken und Süditaliener sind aufgrund anderer Erfahrungswerte bei kleins
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Hans, du schreibst:
"Muss denn über alles geredet werden (ohne dass sich dadurch etwas ändern würde)?. "
Muss nicht, aber kann vieles erleichtern.
Wenn man davon ausgeht, dass nicht jeder deine Kenntnisse bzgl. Historie und Wahrscheinlichkeit von Erdbeben in best. geographischen Regionen besitzt, dann ist es doch auch wahrscheinlich, dass manche Leute nicht so rational reagieren
können.
Türken und Süditaliener sind aufgrund anderer Erfahrungswerte bei kleinsten Beben u.U. schon alarmiert.
Man könnte also, wenn man aufgeregte Gespräche auf der Straße hört, doch ruhig mal rausgehen und die Erdbebengefahr knapp, aber freundlich herunterreden.
Das würdest du doch wohl machen, Hans, oder?

Übrigens: Spendenfreudigkeit der Italiener im eigenen Lande wird durch die Korruptionsfreudigkeit der Beamten deutlich getrübt.

Vorgestern hatte ich ähnlich gelagerte Gefühle wie Ruxi, als ich 2 Stunden in einer Regionalbahn vor Ahaus festsass, die nicht weiterfuhr, weil sie mit einem Auto an einem unbeschrankten Bahnübergang zusammengestoßen war.
Nett war Mitgefühl mit dem Zugführer: "Die Stimme hörte sich nicht gut an, der war völlig fertig."
Auch kaum Gemaule außer die vereinzelte Sprüche wie:"Ich fahr nicht mehr mit der Bahn."

Was mich erstaunte war, dass nicht diskutierte wurde über den den Unfall selber. Man konnte zwar nichts sehen und der Zug hielt erst 500m nach Unfallort, aber die meisten kannten den unbeschrankten Bahnübergang.
Aber erst nach einer Stunde Warterei erklärte ein Mann seiner Frau, wo der sich denn befände.
"Gibt es da keine Lampen, die warnen?" wagte ich zu fragen.
Schulterzucken und:"Ja, die können ja ausfallen."
Das war es dann. Mmmh.. Ich bin beileibe nicht geschwätzig (Powwow ist was andres), aber ein bißchen mehr Info zur Situation vor Ort hätte ich in der Situation schon sehr begrüßt.

Vielleicht kann man aus so einem Gespräch auch was lernen und einfacher akzeptieren in einem überfüllten Zug mit ungewisser Wartezeit von Leuten mit Glühwein-Fahne angehaucht zu werden.

Daher sind für mich die Münsterländer eben nun dröge und schnöde. Auf ganz Deutschland kann ich das nicht beziehen, denn in Berlin sähe die Sache sicherlich anders aus, vor allem wenn Harry mit im Abteil säße.




[Edited at 2004-12-06 10:53]

[Edited at 2004-12-06 10:55]
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AWa (X)
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Reden ist Silber... Dec 6, 2004

Tuliparola wrote:

Was mich erstaunte war, dass nicht diskutierte wurde über den den Unfall selber. Man konnte zwar nichts sehen und der Zug hielt erst 500m nach Unfallort, aber die meisten kannten den unbeschrankten Bahnübergang.

+++ Wenn die meisten den Bahnübergang kannten, war für sie die Sache klar, denke ich.+++

"Gibt es da keine Lampen, die warnen?" wagte ich zu fragen.
Schulterzucken und:"Ja, die können ja ausfallen."
Das war es dann. Mmmh.. Ich bin beileibe nicht geschwätzig (Powwow ist was andres), aber ein bißchen mehr Info zur Situation vor Ort hätte ich in der Situation schon sehr begrüßt.

+++ Welche Infos? Straße kreuzt Bahnstrecke, Autofahrer werden per Lichanlage gewarnt wenn ein Zug kommt und müssen auch sonst vorsichtig sein, falls mal ein Defekt der Warnanlage vorliegen sollte.
Die Unfallursache? Ausfall der/Warnanlage, Anlage durch Lichtverhältnisse nicht erkennbar oder ein superschlauer Autofahrer, der das Signal ignorierte. Genau weiß es keiner was nützt stundenlanges Mutmaßen? ++++

Daher sind für mich die Münsterländer eben nun dröge und schnöde. Auf ganz Deutschland kann ich das nicht beziehen, denn in Berlin sähe die Sache sicherlich anders aus, vor allem wenn Harry mit im Abteil säße.

+++ Es gibt auch Menschen, denen in einer solche Situation nicht nach Reden zu Mute ist. Ich habe mal erlebt, wie ein Mann, der am Bahnhof über die Gleise kletterte, von einem durchfahrenden IC/ICE "erwischt" wurde. Am Bahnsteig daneben lief kurz darauf "mein" Zug ein, ich suchte mir einen Platz. Die beiden Männer, die schon in diesem Viererplatz (auf der vom Geschehen abgewandten Seite des Zuges)saßen, waren aufgesprungen, schauten auf dem Fenster auf den Menschen, der auf dem anderen Gleis lag, und begannen begeistert zu diskutieren ob der nun tot sei oder nicht. Für sie war das ganze ein ziemlich aufregendes, aber überhaupt nicht bedrückendes, Ereignis. Erst als ich ihr lautstarkes - fast hätte ich "Jubeln" geschrieben - Gespräch unterbrach und ihnen mitteilte, dass sie wirklich eine Leiche gesehen hatten, kehrte Ruhe ein. Weitere Informationen gab ich nicht, gerade weil ich "live" dabeigewesen war. Mir war mehr nach Verkriechen, Heulen und Zähneklappern und selbst heute, knapp 10 Jahre später, wird mit schlecht vor Schreck, wenn ich Leute sehe, die über die Gleise turnen statt die Bahnhofsunterführungen zu nutzen.




[Edited at 2004-12-06 10:53]

[Edited at 2004-12-06 10:55]


 
Marian Pyritz
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Problembewältigung Dec 6, 2004

AWa wrote: Es gibt auch Menschen, denen in einer solchen Situation nicht nach Reden zu Mute ist.


Eine wertende Beurteilung des menschlichen Verhaltens in Notsituationen halte ich auch für unangebracht. Manche können bei der Bestattung ihrer Angehörigen nicht weinen. Sagt dies etwas über die Tiefe ihrer Gefühle aus? Jeder bewältigt Probleme auf andere Weise. Das macht ihn nicht zum besseren oder schlechteren Menschen; es unterscheidet ihn nur von anderen.


 
Ruxi
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Es geht um Menschen und Menschlichkeit Dec 6, 2004

"Ich bedanke mich für eure Antworten. Viele haben richtig
verstanden worum es geht, manche aber nicht.
Ausländerpolitik hat hier sicher nichts zu suchen. Jeder
hat seine eigene mehr oder weniger schmerzvolle Erfahrung
damit, aber hier ist nicht der Platz und die Thema so wie
so nicht für sie.
Ich meinte eigentlich die Beziehungen zwischen Nachbaren
und Menschen im allgemeinen. Auch diejenige zwischen
Deutsche.
Ich habe von euch jetzt verst
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"Ich bedanke mich für eure Antworten. Viele haben richtig
verstanden worum es geht, manche aber nicht.
Ausländerpolitik hat hier sicher nichts zu suchen. Jeder
hat seine eigene mehr oder weniger schmerzvolle Erfahrung
damit, aber hier ist nicht der Platz und die Thema so wie
so nicht für sie.
Ich meinte eigentlich die Beziehungen zwischen Nachbaren
und Menschen im allgemeinen. Auch diejenige zwischen
Deutsche.
Ich habe von euch jetzt verstanden ihr habt keine Erfahrung
mit Erdbeben, seid nicht so traumatisiert und emfindlich wie
andere Menschen in diesem Bereich. Auf der anderen Seite ist
es auch, so wie jemand hier erwähnt hat, ein Unterschied
zwischen Kulturen und Charakteren der Menschen.
Zum ersten Teil würde ich sagen,es gibt ein Einfluß der
Erfahrung.
Die Japaner z.B sind so sehr gewohnt mit Erdbeben und
Orkane, dass sie nicht mehr empfindlich sind. Sie kehren
zurück zu ihre Ruinen und bauen sich gleich zurück ihre
Wohnungen ohne ein Wort.
Sie sind einfach stoisch geworden, stark.
Andere Regionen wo es sehr wenige und problemlose Erdbeben
gibt liegen auf der anderen Extreme. Sie wissen überhaupt
nicht zu reagieren und verstehen nicht. Wir befinden uns in
der Mitte.
Wir hatten auch schwere Naturkatastrophen und am meisten
Erdbeben.
Wir wurden sogar gelehrt was wir zu tun haben in solche
Fälle.
Es gibt auch ein natürliches Instinkt den gefährlichen Ort
zu verlassen. Einfach weglaufen. Ich habe gelesen dass
manche Schaden gestern Nacht entstanden sind (Dächer
usw.).
Das mit den Nachbaren und der Strasse war gemeint nicht
(nur) im Sinne der Schaden an der Wohnung, sondern für die
Beruhigung.
Man trifft sich mit Leute, man geht auf der Strasse ein
bisschen, um sich zu überzeugen alles ist Gut, man beruhigt
sich gegenseitig.
Angst und Schrecken sind einfach menschlich. Im November,
bei dem Erdbeben sind eigentlich keine (große) Schaden
entstanden, aber die Leute haben sich erschrocken. Ein
Junge von 16 Jahre hatte ein Herzstillstand und ist
gestorben. Er hatte einfach Angst die Wohnung würde
stürtzen. Im TV wird immer gezeigt was in manche Orte
passiert bei Erdbeben und das erscheint dann vor die
Augen.
Psychisch kranke oder labile Menschen reagieren meist
unerwartet und als erstes versuchen sie sich zu retten und
springen vom Fenster runter. Es ist einfach das Instinkt zu
fliehen.
Jemand meinte hier das Verhalten von Menschen in
verschiedene Regionen und ich finde es nicht so richtig
dass es so ist.
Man sollte nicht seine Angst und sein Leid und die Probleme
alleine in sich selbst zu "fressen". Darum gelangen viele zu
Suizidversuche. Niemand weißt was einer durchmacht, was
einer braucht und er fühlt sich alleine und verlassen und
unverstanden.
Dann passieren Dramas und alle sagen: "Ich habe nichts
davon gewußt! oder "Ich habe gehört dass dort etwas nicht
stimmte, aber habe nicht nachgeschaut"!
Ja, in manche Regionen reden die Leute miteinander,
besprechen die Probleme, helfen einander. So finde ich es
normal und menschlich.Ich weiß nicht warum jemand so
schlecht darüber spricht und über Italien. Ich kenne besser
Süditalien und es ist wirklich anders. Sie sind offen und
hilfsbereit und freundlich, so arm sie auch sind.
Dass Menschen alleine im Haus sterben finde ich nicht
normal (und auch nicht lustig wie jemand hier darüber
sprach). Darum freue ich mich zu sehen es gibt diese Geräte
und Dienstleistungen für Leute die alt, alleine oder krank
sind und die sie ein paar mal am Tag kontrollieren.Es geht
nicht darum dass man glücklicher stirbt, sondern man kann
Menschen retten.
Wie gesagt, die Erfahrung prägt die Menschen.Bei uns gibt es
eine Freundschaftbeziehung zwischen Nachbaren, am meisten
wenn man länger miteinander lebt.Leute helfen einander,
treffen sich, die Kinder spielen zusammen. Als ich hier
gekommen bin, habe ich eine Iniziative gehabt in meinem
Wohnblock uns alle zu treffen (es gaben immer Kritikzetteln
- Mülltonne ist schlecht, dies ist schlecht, das ist
schlecht und alle Mitbewohner wütend miteinander)und
kennenzulernen und über die gemeine Probleme zu sprechen
und entscheiden und uns befreunden.Kein Interesse. Ich
kenne meine Nachbaren nicht mit 3 Ausnahmen.
Es geht um Menschen und keine Maschinen, um Seelen, und
alles was menschlich ist gehört dazu (sagte einmal...ein
Römer, wieder ein Südeuropäer).
Wollte niemanden verletzen.

Ruxi
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Dec 7, 2004



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Johanna Timm, PhD
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für Ruxi Dec 7, 2004

jamse wrote:

Aber darum geht es hier wohl nicht.


heute und morgen

von uns erzählen
schwäche wählen
stärke geben
schwäche leben

einsam gehen
ähren sehen
nicht mehr weichen
hände reichen
selbst gebären
sich Zeit gewähren

von mir erzählen
stärke wählen
freiheit geben
freude leben

pappeln pflanzen
am feuer tanzen
sich wieder finden
mit blumen verbinden

gegenseitig gebären
miteinander
sein leben vermehren.

Norbert Müller


 
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