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Sprache der Zukunft und Zukunft der Übersetzer
Thread poster: Ruxi
Ruxi
Ruxi
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Mar 19, 2005

Ich möchte euch zwei Fragen über unsere Zukunft als Übersetzer, stellen:
1. Welche Sprache/n glaubt ihr als die meist gefragten zu sein in der Zukunft? Ich meine welche Sprache/n werden denmeisten Erfolg auf dem Markt in der Zukunft haben.
Die Frage gilt sowohl für Deutschland wie auch für die ganze Welt.
2. Geht unser Beruf, durch maschinelle Übersetzung langsam zur Ende?

Ich traue mich nur manche Bemerkungen darüber zu machen:
- manche denken Englisc
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Ich möchte euch zwei Fragen über unsere Zukunft als Übersetzer, stellen:
1. Welche Sprache/n glaubt ihr als die meist gefragten zu sein in der Zukunft? Ich meine welche Sprache/n werden denmeisten Erfolg auf dem Markt in der Zukunft haben.
Die Frage gilt sowohl für Deutschland wie auch für die ganze Welt.
2. Geht unser Beruf, durch maschinelle Übersetzung langsam zur Ende?

Ich traue mich nur manche Bemerkungen darüber zu machen:
- manche denken Englisch wird doch die universale Sprache bleiben, manche haben sich über Chinesisch geäußert in dem Sinne.
- es gibt schon seit lange Anwendungen und Programme die maschinell (und manche) ziemlich gut übersetzen. Ich denke auch das die CAT's ein Schritt in diese Richtung sind (durch ihre TM). Nur die literarische Übersetzungen werden damit nicht betroffen. Die brauchen immer den Gefühl eines Menschens.
Es ist auch so dass man sich (zumindest in der Wirtschaft/Businesswelt) die Leute wünschen alles auf der Stelle übersetzt zu haben für leichte und schnelle Verhandlungen.
Und jetzt ist eure Meinung an der Reihe.

Ruxi
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Marc P (X)
Marc P (X)  Identity Verified
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Sprache der Zukunft und Zukunft der Übersetzer Mar 19, 2005

Ruxi wrote:

1. Welche Sprache/n glaubt ihr als die meist gefragten zu sein in der Zukunft?


In absehbarer Zeit weiterhin Englisch. Der Stellenwert der meisten anderen Sprachen wird weiter fallen, mit einigen Ausnahmen, vor allem Chinesisch, vermutlich aber auch Arabisch, Russisch.

Die Entwicklung in Indien ist sehr interessant. Entweder wird Hindi in der Zukunft zu einer äußerst wichtigen Sprache, oder Indien wird zum größten englischsprachigen Land der Welt. Entweder oder; beide Szenarien werden sich erheblich auf unseren Beruf auswirken. Warum sich fast keiner für diese Entwicklung interessiert ist mir ein Rätsel.

Geht unser Beruf, durch maschinelle Übersetzung langsam zur Ende?


Das fragte man sich schon vor 30 Jahren; soviel hat sich in der Zwischenzeit nicht getan.

- es gibt schon seit lange Anwendungen und Programme die maschinell (und manche) ziemlich gut übersetzen.


Es gibt Taschenrchner, trotzdem gibt es auch noch Mathematiker. (Die weiterhin auch sehr gefragt sind: ich habe gelesen, in ganz Deutschland gäbe es letztes Jahr nur 14 arbeitslose Diplom-Mathematiker. Nicht schlecht, bei 12,5% Arbeitslosigkeit.)

Ich denke auch das die CAT's ein Schritt in diese Richtung sind (durch ihre TM).


CATs sind entweder gute Werkzeuge in den Händen kompetenter Fachleute, oder eine Garantie für GIGO (garbage in, garbage out).

Die brauchen immer den Gefühl eines Menschens.


Auch in anderen Bereichen braucht man wenn nicht das Gefühl, dann schon den Verstand eines Menschen.

die Leute wünschen alles auf der Stelle übersetzt zu haben für leichte und schnelle Verhandlungen.


Wunsch und Wirklichkeit sind zwei verschiedene Dinge.

Marc


 
Herbert Fipke
Herbert Fipke  Identity Verified
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Falscher Denkansatz Mar 19, 2005

Ruxi wrote:

Ich möchte euch zwei Fragen über unsere Zukunft als Übersetzer, stellen:
1. Welche Sprache/n glaubt ihr als die meist gefragten zu sein in der Zukunft? Ich meine welche Sprache/n werden denmeisten Erfolg auf dem Markt in der Zukunft haben.
Die Frage gilt sowohl für Deutschland wie auch für die ganze Welt.
2. Geht unser Beruf, durch maschinelle Übersetzung langsam zur Ende?


In den 16 Jahren, seit ich in diesem Beruf arbeite, ist mir eines sehr deutlich geworden:
Es kommt nicht auf die Sprachkombinationen an, die man beherrscht, sondern auf die Fachgebiete, die man beherrscht.
Ausgehend von meiner Muttersprache Deutsch wird dies immer die Sprache sein, IN die ich übersetze, gleich aus welcher Quellsprache. Ich habe zwar Englisch und Spanisch studiert, könnte aber sogar leichter aus dem Niederländischen oder Französischen ins Deutsche übersetzen, als vom Deutschen ins Englische oder Spanische, vorausgesetzt, ich kenne mich in dem Fachgebiet aus. Und das, obwohl ich diese Sprachen nicht wirklich beherrsche.

Logischer Schluss:
Es kommt nicht darauf an, so viele Sprachen wie möglich zu lernen, sondern nur der Aufbau von Fachwissen in einer oder mehrerer Branchen führt langfristig zu mehr Umsatz und Aufträgen.

Die Vorstellung, durch das Aneignen vieler Sprachen mehr Umsatz zu generieren, ist ein typischer Anfängerdenkfehler. Zahlreiche Kollegen versuchen aber erst diesen Weg, da er für uns, die wir Sprachen relativ leicht lernen können, auch der einfachere Weg ist. Er führt aber betriebswirtschaftlich nicht zum Ziel. Nur über Spezialwissen lassen sich Kunden binden und neue Kunden finden.

Das Thema der maschinellen Übersetzung hat sich nach meiner Einschätzung erledigt. Das wird erst ein Thema, wenn es eine echte AI (künstliche Intelligenz) gibt, die ähnlich chaotisch und intuitiv wie das menschliche Gehirn arbeiten kann. Solange alle bisherigen Systeme aber auf logischen Strukturen aufgebaut sind, wird es nicht funktionieren. Die jeder Sprache zugrunde liegende Logik ist einfach zu rudimentär, um ein menschliches Sprachniveau auch nur annähernd zu erreichen. Der Mensch funktioniert und denkt nicht logisch, das wäre eine viel zu einseitige und beschränkte Denkstruktur. Das zeigt sich übrigens auch in den Unterschieden zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern: diese beiden "Denktypen" reden in der Regel aneinander vorbei und können sich kaum verstehen, da einer dem anderen gedanklich nicht wirklich folgen kann.

Die richtige Frage sollte also lauten: In welche Fachgebiete sollte ich mich einarbeiten, um auch in Zukunft ausreichend Aufträge zu erhalten?
Aus meiner Erfahrung ist da in erster Linie die IT zu nennen, deren Entwicklung man stets im Auge behalten sollte. Desweiteren entwickeln sich Bereiche wie Biogenetik, Medizin, Recht oder Automobil- und Elektrotechnik ständig weiter und werden uns auf Jahre hinaus Beschäftigung bieten, zumal die internationale Vernetzung immer mehr zunimmt und immer mehr Endverbrauchergeräte aus aller Herren Länder kommen und eine lokale Bedienungslanleitung benötigen.

Nicht empfehlen kann ich dagegen Bereiche wie Literatur oder öffentliche Verwaltung (EU oder Ähnliches), da hier relativ geschlossene Gesellschaften nur Dokumente für sich selbst produzieren und der Markt entsprechend wenig entwicklungsfähig und für Außenstehende meist nicht zugänglich ist.

Für uns ist es entscheidend, was Industrie und Wirtschaft tun, diesen Trends müssen wir folgen, um im Geschäft zu bleiben, sind wir doch ein Teil genau dieser Wertschöpfungsketten.

[Edited at 2005-03-19 14:11]


 
Klaus Herrmann
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Mar 19, 2005



[Edited at 2005-03-19 17:40]


 
Marinus Vesseur
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Mäßig schlaue Frage, gute Antwort! Mar 19, 2005

Herbert Fipke wrote:
In den 16 Jahren, seit ich in diesem Beruf arbeite, ist mir eines sehr deutlich geworden:
Es kommt nicht auf die Sprachkombinationen an, die man beherrscht, sondern auf die Fachgebiete, die man beherrscht.
...
Logischer Schluss:
Es kommt nicht darauf an, so viele Sprachen wie möglich zu lernen, sondern nur der Aufbau von Fachwissen in einer oder mehrerer Branchen führt langfristig zu mehr Umsatz und Aufträgen.
...
Das Thema der maschinellen Übersetzung hat sich nach meiner Einschätzung erledigt.


Das war, obwohl die Frage selbst nicht von viel Einsicht zeugte, das Beste was ich seit längerer Zeit zu dem Thema gelesen habe. Ich bin selbst, obwohl 43 Jahre alt, noch Anfänger (Staatsdiplom frisch erworben) und mache Anfängerfehler. Allmählich kommt mir aber die Erkenntnis, wie du (may I?)sie hier so treffend beschreibst, Herbert, dass die Spezialisierung der einzige und auch recht sichere Weg ist, eine solide finanzielle Grundlage zu schaffen. Da dieser Prozess bei mir erst vor kurzem angefangen hat, weiß ich noch ziemlich genau wie es lief, bzw. läuft. Und es läuft wie folgt: durch trial and error .
Denn man mag sich noch so fest vornehmen nur seine 'Fachbereiche' zu übersetzen, am Anfang
- weiß man doch noch gar nicht so genau, welche die sind
- bekommt man kaum eine Chance eine Selektion vorzunehmen - es gibt zu wenig Anfrage
- braucht man eine Weile bis man kapiert, dass man wirkliche Qualität nur in eine Sprache schafft (da hatte der Stolz dran zu knabbern!).
Dazu möchte ich wohl anmerken, dass Topqualität nicht immer gefragt ist. Wenn Deutsch und Englisch auch nicht meine Muttersprache sind, glaube ich doch in diesen Sprachen besser übersetzen zu können als ein Computerprogramm. Das Ergebnis ist für viele Zwecke völlig ausreichend. Außerdem gibt es preiswerte Lektoren.
Vielen Dank Herbert, für deine Kommentare im Forum. Ich habe mir auch hinter den Ohren geschrieben, was du neulich mal gesagt hast über den Wert der generellen Ausdrucksfähigkeit und überlege mir in der Hinsicht einen Kurs zu belegen oder Ähnliches.
Keep up the good work! Und Ruxi: nichts für ungut, aber mit dem Deutsch würde ich mich nicht als Übersetzer für Englisch-Deutsch bewerben. Auf dem Niveau hast du wirklich was von den Übersetzungsprogrammen zu befürchten. Nimm die Anregungen der alten Hasen im Forum zu herzen und spezialisiere dich auf was du wirklich drauf hast! Ich durchlauf' gerade den gleichen Prozess.
Viel Erfolg weiter!


 
Textklick
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In memoriam
Big Brother ist der Kunde, nicht der Rechner Mar 19, 2005

Hallo Ruxi:

[QUOTE]Klaus meinte: Im Moment liege ich bei diesem Handbuch bei guten 1000 Worten pro Stunde, trotz Denkpausen. Das hätte ich früher (ohne CAT) nicht schaffen können.[QUOTE]

Absolut.

Was ich aber genauso viel an CAT-tools schätze, ist die Tatsache dass ich die Konsistenz und somit die Qualität* maschinell optimieren kann. Darauf wird immer mehr geachtet, denn die Konsistenz kann inzwischen unter gewissen Umständen maschinell überprüft
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Hallo Ruxi:

[QUOTE]Klaus meinte: Im Moment liege ich bei diesem Handbuch bei guten 1000 Worten pro Stunde, trotz Denkpausen. Das hätte ich früher (ohne CAT) nicht schaffen können.[QUOTE]

Absolut.

Was ich aber genauso viel an CAT-tools schätze, ist die Tatsache dass ich die Konsistenz und somit die Qualität* maschinell optimieren kann. Darauf wird immer mehr geachtet, denn die Konsistenz kann inzwischen unter gewissen Umständen maschinell überprüft werden.

(banales Beispiel:
Warum schreibt er verschiedentlich:
maschinell: by computer
maschinell: automatically
maschinell: computerized?)

Nach meiner Erfahrung hat sich über die Jahre nicht nur die Kapazität erhöht, sondern auch die Qualität und demzufolge die Kundenzufriedenheit- und -treue.

Drum wird m.E. der Rechner noch lange eher meine maschinelle Erfüllungsgehilfe als mein Existenzräuber bleiben.

Gruss
Chris




*(Bis auf [QUOTE], anscheinend. I must read Klaus' manual)




[Edited at 2005-03-19 16:42]

[Edited at 2005-03-19 17:18]
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Herbert Fipke
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Noch ein Tipp für Ruxi Mar 19, 2005

Marinus Vesseur wrote:
Und Ruxi: nichts für ungut, aber mit dem Deutsch würde ich mich nicht als Übersetzer für Englisch-Deutsch bewerben. Auf dem Niveau hast du wirklich was von den Übersetzungsprogrammen zu befürchten. Nimm die Anregungen der alten Hasen im Forum zu herzen und spezialisiere dich auf was du wirklich drauf hast! Ich durchlauf' gerade den gleichen Prozess.


Liebe Ruxi!
(übrigens ein interessanter Name, klingt irgendwie rassig...)
Marinus hat nicht ganz unrecht, wenn ich sein Urteil auch ein wenig hart finde. Ich weiß nicht, wo du lebst, im Interesse deiner sprachlichen und fachlichen Weiterentwicklung solltest du allerdings in Deutschland leben. Und das aus zwei Gründen:

Erstens ist die Wahrscheinlichkeit, Aufträge in die Muttersprache zu erhalten, im Land deiner Quellsprache größer, und
zweitens hast du nur so die Möglichkeit, deine Deutschkenntnisse in relativ kurzer Zeit (Begabung vorausgesetzt) auf das erforderliche Niveau zu heben.

Es gibt keinen besseren Sprachlehrer als den Alltag im Fremdsprachenland. Man hört, liest und sieht nicht nur dauernd die Quellsprache, sondern kriegt so ganz nebenbei mit, wie die Menschen in dem speziellen Kulturkreis denken und fühlen, was letztendlich den Sprachgebrauch entscheidend prägt. Das Erlernen einer Sprache, ohne je im Ursprungsland länger gewesen zu sein, wird immer graue Theorie bleiben, die für ein hohes Niveau erforderlichen Feinheiten im Sprachgebrauch kann man sich so niemals aneignen.

Die Briten unter uns werden dem jetzt wahrscheinlich weniger zustimmen, aber:
Mein Englisch ist auch erst entscheidend besser geworden (obwohl das passive Verständnis lange vorher da war), als ich mehrere Male auch länger in den USA gewesen bin und später jahrelang Amerikaner als Kollegen und Vorgesetzte hatte.

Hätte ich heute ein Umsatzproblem (was Gottseidank derzeit nicht der Fall ist), würde ich über eine Umsiedlung in die USA oder ein anderes englischsprachiges Land ernsthaft nachdenken.

Noch ein Tipp zum Abschluss: Kommt ein Umzug nicht in Frage (Familie oder andere Gründe), kann man sich sehr gut helfen, indem man ständig quellsprachliche Texte liest, hier vor allem auch gute Literatur, in deinem Fall von deutschen Autoren.
Fachliteratur bringt nicht viel, weil hier meist mit Sprache zuwenig "gespielt" wird, um sie zu wirklich zu lernen.

Und sieh dich zusätzlich um, welche deutschen Unternehmen verstärkt in Rumänien investieren, dort bereits tätig sind oder dies planen.

Ich hoffe,ich konnte dir etwas weiterhelfen!
Keep a stiff upper lip!


 
Klaus Herrmann
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Mar 19, 2005



[Edited at 2005-03-19 17:40]


 
langnet
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Spezialisierung... Mar 19, 2005

Marinus Vesseur wrote:

Das war, obwohl die Frage selbst nicht von viel Einsicht zeugte, das Beste was ich seit längerer Zeit zu dem Thema gelesen habe. Ich bin selbst, obwohl 43 Jahre alt, noch Anfänger (Staatsdiplom frisch erworben) und mache Anfängerfehler. Allmählich kommt mir aber die Erkenntnis, wie du (may I?)sie hier so treffend beschreibst, Herbert, dass die Spezialisierung der einzige und auch recht sichere Weg ist, eine solide finanzielle Grundlage zu schaffen.
Da dieser Prozess bei mir erst vor kurzem angefangen hat, weiß ich noch ziemlich genau wie es lief, bzw. läuft. Und es läuft wie folgt: durch trial and error .




Das tut dem "Quereinsteiger" einmal richtig gut, diese Offenheit von einem Übersetzerdiplom-Inhaber. Was Du schreibst, ist genau auch meine Erfahrung, die ich als Übersetzerin gemacht habe, die eigentlich wie die Jungfrau zum Kinde dazu kam.



Denn man mag sich noch so fest vornehmen nur seine 'Fachbereiche' zu übersetzen, am Anfang
- weiß man doch noch gar nicht so genau, welche die sind




Das entspricht auch meiner Erfahrung als "Quereinsteigerin". Dies liegt m.M. nach einfach daran, daß die Technik heute einfach so etwas von diversifiziert und in "komplexe Einheiten" unterteilt ist, daß zwar gutes Grundlagenwissen eine vorteilhafte Ausgangsbasis darstellt, aber eben nicht mehr und nicht weniger. In dem Moment, wo z.B. ausgebildete Maschinenbauingenieure nach dem Diplom in eine Firma gehen und selbst erst einmal wie der Ochs vor dem Berge stehen, weil die Praxis ganz anders aussieht als die Theorie (und vor allem auch die Praxis nicht zu vernachlässigen ist in unserem Beruf), muß man sich eigentlich fragen: welche Chance habe ich denn da überhaupt, als Übersetzer/-in, ohne abgeschlossenes Maschinenbaustudium? Genau da muß man sich dann entsprechende Strategien überlegen. Ich denke, das ist nicht so ganz einfach, wenn man ganz am Anfang steht und sich erst noch seine Lorbeeren verdienen, d.h. einen entsprechenden Kundenstamm aufbauen muß.




- bekommt man kaum eine Chance eine Selektion vorzunehmen - es gibt zu wenig Anfrage



Genau das meinte ich oben mit "das ist nicht so ganz einfach". In der Regel werden die meisten zu Anfang wohl hauptsächlich über Agenturen ihre Aufträge erhalten. Und meiner Erfahrung nach interessiert da die meisten nicht unbedingt, worauf man sich besonders spezialisiert hat (sonst würden sie sich nicht an einen "Anfänger" wenden), sondern in der Regel vor allem der Preis - ein Teufelskreis eigentlich - oder vielleicht eine Schraube, die man hinaufklettern muß?

Man hat sich also z.B. auf "Maschinenbau" festgelegt und bekommt dann Texte angeboten, die der Werkzeugmaschine bis zur Vulkanisierpresse in der Reifenherstellung reichen. Ist alles "Maschinenbau"; Drehen ist aber nicht gleich Fräsen ist nicht gleich Schleifen ist nicht gleich Vulkanisieren von Reifen; letzteres überschneidet sich bereits wieder mit einem anderen Fachgebiet. Dieses "Interdisziplinäre" wird oftmals gar nicht oder kaum bewertet bzw. berücksichtigt. Der perfekte Übersetzer müßte daher eigentlich den Namen "Jesus Christus" tragen oder "allwissender Gottvater".

Persönlich schätze ich mich ganz, ganz glücklich, daß ich den Einstieg in diesen Beruf praktisch durch Festanstellungen in Fachfirmen gefunden habe. So brauchte ich mir erst einmal keine Gedanken über irgendeine Spezialisierung machen, sondern habe mich "zwangsläufig" spezialisiert - in der internetlosen Anfangszeit ganz einfach, weil ich wissen wollte, worum es überhaupt geht - und konnte durch den ständigen Kontakt mit sowohl italienischen als auch deutschen Fachleuten gleichzeitig einen entsprechenden Fachwortschatz aufbauen (was bei meiner Sprachkombination um so wichtiger war, da sie WB-technisch ein absolutes Trauerspiel ist, aber das ist ein anderes Thema ). Ganz besonders wertvoll war aber auch und vor allem der Kontakt mit der schraubenschlüsselschwingenden Liga. Offene Augen, offene Ohren (2-Kanalton), eine einigermaßen funktionierende Kombinationsgabe, ein gutes Gedächtnis, Bleistift und Papier sowie absolut fehlende Hemmungen, dumm nachzufragen haben sich in meinem Fall als durchaus wirksames Rezept herausgestellt.

Nur, wie gesagt, ich denke, ich habe absolutes Glück gehabt. Wäre ich da nicht einfach so reingerutscht... ich wüßte, wäre ich ein "absolute beginner", nicht, wo ich ansetzen sollte. Zumal die Möglichkeiten, heute bei einer Firma einzusteigen, weitaus schwieriger sind als zu "meiner Zeit".




- braucht man eine Weile bis man kapiert, dass man wirkliche Qualität nur in eine Sprache schafft (da hatte der Stolz dran zu knabbern!).




Ach, ich denke, das hat mit "Stolz" nicht unbedingt sooo viel zu tun. Ich habe mal Italienisch und Englisch studiert und bin nach Italien gegangen. Zwangsläufig waren meine Italienischkenntnisse bald besser als meine Englischkenntnisse, ist logisch. Das gleiche kann passieren, wenn man sich ursprünglich auf zwei Sprachen spezialisiert und dann vornehmlich Aufträge für X-Y und nicht für X-Z erhält. Bei mir ist es seit geraumer Zeit schon so, daß ich nur noch sehr selten aus dem Englischen übersetze, und dann nur ganz bestimmte Texte für ganz bestimmte Kunden. Und seitdem ich ProZ.com kenne (und diverse Asse, die sich hier tummeln ) lehne ich Übersetzungsanfragen einheimischer Agenturen (siehe den ganzen Sermon oben ) ganz bewußt ab, auch wenn ich meine, "mich einigermaßen auszukennen", d.h. dies durchaus bewältigen zu können. Ich habe hier sehr viel gelernt...



Dazu möchte ich wohl anmerken, dass Topqualität nicht immer gefragt ist.




...




Und Ruxi: nichts für ungut, aber mit dem Deutsch würde ich mich nicht als Übersetzer für Englisch-Deutsch bewerben. Auf dem Niveau hast du wirklich was von den Übersetzungsprogrammen zu befürchten. Nimm die Anregungen der alten Hasen im Forum zu herzen und spezialisiere dich auf was du wirklich drauf hast! Ich durchlauf' gerade den gleichen Prozess.
Viel Erfolg weiter!



Einspruch, et in dubito pro reo. Du bist hier zu hart. Viele haben Sprachkombinationen in ihrem Profil, die sich nicht unbedingt "bedienen", sondern eingestellt haben, um die KudoZ-Fragen zugestellt zu bekommen - nicht unbedingt, um sie zu beantworten, sondern einfach, um anhand der Antworten dazuzulernen. Bei mir war es geraume Zeit genauso, habe erst relativ spät die Option "Languages - Interest" entdeckt bzw. wußte zunächst nicht, wie einzustellen (und dann nicht die Zeit gefunden). Trotzdem wäre es mir nicht im Traum eingefallen, auch nur irgendetwas ins Englische zu übersetzen. Die Fragen - und Antworten - haben mich aber schon interessiert.


 
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In memoriam
Nebenbei Mar 19, 2005

Herbert fürchtet: "Die Briten unter uns werden dem jetzt wahrscheinlich weniger zustimmen, aber: Mein Englisch ist auch erst entscheidend besser geworden (obwohl das passive Verständnis lange vorher da war), als ich mehrere Male auch länger in den USA gewesen bin und später jahrelang Amerikaner als Kollegen und Vorgesetzte hatte."

Possibly more of a default opinion than a prejudiced opinion?

Aber recht
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Herbert fürchtet: "Die Briten unter uns werden dem jetzt wahrscheinlich weniger zustimmen, aber: Mein Englisch ist auch erst entscheidend besser geworden (obwohl das passive Verständnis lange vorher da war), als ich mehrere Male auch länger in den USA gewesen bin und später jahrelang Amerikaner als Kollegen und Vorgesetzte hatte."

Possibly more of a default opinion than a prejudiced opinion?

Aber recht hat er, Ruxi. Und Erfahrung
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Ruxi
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TOPIC STARTER
Ich möchte bitten... Mar 19, 2005

In meine Fragen geht es nicht um meine Person! Es sind nur allgemeine Meinungen gefragt.Bitte keine Kommentare über mich.
Ich dachte jeder stellt sich solche Fragen bezüglich seine eigene Zukunft und diejenige des Berufes.
Manche Länder werden wichtiger, manch andere im Gegenteil, je nach der politisch-wirtschaftliche Lage in der Welt.
Früher war USSR eine Weltmacht, jetzt ist sie viel kleiner (nur noch ein Stückchen ist noch wichtig),China und Indien im Gegenteil werden i
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In meine Fragen geht es nicht um meine Person! Es sind nur allgemeine Meinungen gefragt.Bitte keine Kommentare über mich.
Ich dachte jeder stellt sich solche Fragen bezüglich seine eigene Zukunft und diejenige des Berufes.
Manche Länder werden wichtiger, manch andere im Gegenteil, je nach der politisch-wirtschaftliche Lage in der Welt.
Früher war USSR eine Weltmacht, jetzt ist sie viel kleiner (nur noch ein Stückchen ist noch wichtig),China und Indien im Gegenteil werden immer Stärker.
Englisch spricht jeder, überall. Wird es weiter so sein?
Das war die Diskussion und nicht wie gut Ruxi Deutsche Sprache beherrscht.
Übrigens: ich habe sehr bewußt die Sprachen in mein Profil gestellt und auch die Bereiche. KudoZ spielt bei mir überhupt keine Rolle. Zumindest noch nicht, da ich keine Jobs finde. Die Paare De-En und umgekehrt habe ich gestellt weil ich wußte dass meine Muttersprache sehr wenig gesucht ist zur Zeit und im De.
Erst später habe ich erfahren dass diese Paare auch schon besetzt sind und dass die nicht-muttersprachliche keine Chance haben. In meinem Land, schon, weil es keine De oder Englisch-Sprechern gibt die aus Rumänisch übersetzen.Müßen wir also auch diese Richtung selbst tun.

An Herbert: wie kann ich denn gleichzeitig in dem Land meiner Quellsprache leben und die viele Angebote in meinem Heimatland bekommen? Geklont bin ich nicht (und möchte auch nicht sein).

An Textklick: auch so nebenbei: woher weißt du denn wie viel Erfahrung ich habe und auch...er?

Damit bitte zurück zur Thema.

Danke für die Antworten,
Ruxi
P.S Es ist wirklich hart wie ihr einen beurteilt.So schlecht bin ich auch nicht.Ich kenne aber meine Problemzonen.Ich würde gerne eure Kenntnisse sehen...in fremde Sprachen und ...Rumänisch.
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IanW (X)
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Deutschkenntnisse Mar 19, 2005

Ruxi wrote:

Ich würde gerne eure Kenntnisse sehen...in fremde Sprachen ...und Rumänisch.


Na gut, dann schau dir das Deutsch an, das Marc und Chris geschrieben haben - beide sind nämlich Engländer. Und ob man Rumänisch kann oder nicht, hat wirklich nichts damit zu tun.

Viele Grüße


Ian

[Edited at 2005-03-19 21:03]


 
Marinus Vesseur
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Dumm nachfragen ist gut! Mar 19, 2005

langnet wrote:
Offene Augen, offene Ohren (2-Kanalton), eine einigermaßen funktionierende Kombinationsgabe, ein gutes Gedächtnis, Bleistift und Papier sowie absolut fehlende Hemmungen, dumm nachzufragen haben sich in meinem Fall als durchaus wirksames Rezept herausgestellt.

Ja, das ist von unschätzbarem Wert. Kompliment zurück! "Konsequent dumm nachfragen" halte ich auch für eine gute Strategie.


Einspruch, et in dubito pro reo. Du bist hier zu hart.

Okay, es war hart, aber das Leben ist härter. Was hat es für Zweck jemanden in den Irrglauben zu belassen er/sie mache das alles ganz prima, wenn dem gar nicht so ist. Persönliche, aber konstruktive Kritik kann doch nur gesund sein, auch wenn's kurz weh tut. Dazu ist dieses Forum da. Ich versuche es auch so zu sehen, wenn ich's abbekomme. Schmerzt ein Wenig, wenn einen der Zahn gezogen wird, aber der Gewinn ist größer. In diesem Fall wäre der Gewinn: Sackgasse verlassen und neue Wege suchen. Sollte ich mit meine Kommentare jemand damit unnötig verletzt haben, tut's mir leid.


 
langnet
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Jetzt mal hier keinen "Prozeß" machen... Mar 19, 2005

Herbert Fipke wrote:

Liebe Ruxi!
(übrigens ein interessanter Name, klingt irgendwie rassig...)
Marinus hat nicht ganz unrecht, wenn ich sein Urteil auch ein wenig hart finde. Ich weiß nicht, wo du lebst, im Interesse deiner sprachlichen und fachlichen Weiterentwicklung solltest du allerdings in Deutschland leben. Und das aus zwei Gründen:

Erstens ist die Wahrscheinlichkeit, Aufträge in die Muttersprache zu erhalten, im Land deiner Quellsprache größer, und
zweitens hast du nur so die Möglichkeit, deine Deutschkenntnisse in relativ kurzer Zeit (Begabung vorausgesetzt) auf das erforderliche Niveau zu heben.



Dieses Urteil IST zu hart, man entschuldige mich hier, aber ich spreche jetzt mal in Funktion dessen, was ich "ursprünglich gelernt" habe. Das habe ich auch schon kommentiert in meiner Antwort auf Marinius. Auch, wenn in Profilen teilweise ebenfalls die Sprachkombination in die Fremdsprache eingestellt ist, heißt das nicht, daß der- oder diejenige auch in dieser Sprachrichtung übersetzt. In meiner Anfangszeit bei ProZ hatte ich auch DE-EN als "Languages - "Working" eingestellt - einfach, um die KudoZ-Fragen zu bekommen, und weil ich "Languages - Interest" zwar gesehen hatte bei anderen, aber aus irgendeinem Grund nicht einstellen konnte. Trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen, ins Englische zu übersetzen. Ansonsten: Zustimmung.

Ruxi lebt übrigens in Deutschland, wie aus anderen Postings von ihr hervorgeht.



Die Briten unter uns werden dem jetzt wahrscheinlich weniger zustimmen,...



Wieso? Was Du danach schreibst, entspricht eigentlich dem "anerkannten Stand der Sprachwissenschaft". Wieso sollten gerade die "Briten" da was gegen haben? Wegen Asterix??



...aber:
Mein Englisch ist auch erst entscheidend besser geworden (obwohl das passive Verständnis lange vorher da war), als ich mehrere Male auch länger in den USA gewesen bin und später jahrelang Amerikaner als Kollegen und Vorgesetzte hatte.



Das ist ganz normal und natürlich. Da Ruxi - s.o. - aber in D lebt, möchte ich auf dieser Schiene noch ein paar andere Aspekte/Überlegungen hinzufügen:

- Das passive Sprachverständnis muß differenzierter betrachtet werden. Eine gute, wenn nicht sogar "exzellente" passive Sprachbeherrschung ist möglich. Sonst hätten wir heute keine "guten" Übersetzungen aus dem Lateinischen, aus dem Altgriechischen oder (Alt-)Hebräischen. Kein "Neugrieche" spricht bzw. schreibt heute noch wie Aristoteles oder Platon, beim Lateinischen gibt es eine Auffassung, die besagt, daß ebendieses immer nur eine Schriftsprache war, die aber so nicht gesprochen wurde ("vulgare/volgare"). Das Hebräische ist ein einzigartiger Fall, wo sich aus einer fixierten und überlieferten Schriftsprache eine "gesprochene Sprache" wiederentwickelt hat.

Bei einem Altphilologen wie dem erst kürzlich verstorbenen "Übersetzer für Latein und Altgriechisch" Manfred Fuhrmann würde keiner meckern. Möglicherweise, weil kein Altrömer oder Altgrieche mehr zur Verfügung steht, um ihm zu erzählen: "was für'n Quatsch haste da eigentlich übersetzt"?

Eine (sehr) gute passive Sprachbeherrschung ist also durchaus möglich. Bei den sogenannten "lebenden Sprachen" spielen andere Faktoren mit, da sich diese eben kontinuierlich weiterentwickeln. Und an dieser Weiterentwicklung sind eben eine Vielzahl von sozialen, medialen, kreativen... (Liste beliebig fortsetzen) Faktoren beteiligt. Das "Tagesgeschäft" hat dabei natürlich einen ganz wesentlichen Einfluß, und das kann man nur "erfassen" bzw. "verstehen", wenn man konkret im Land lebt bzw. ausreichenden Kontakt besitzt. In Zeiten der Globalisierung sind da die Dinge aber auch bis zu einem gewissen Maß "recherchierbar". Darüber hinaus gibt es ein "kollektiv-traditionelles Bewußtsein", das man nur haben kann, wenn man in dem jeweiligen Land geboren und aufgewachsen ist (bspw. Kinderspiele oder, speziell bei "uns Deutschen", diverse andere, historisch bedingte "Empfindlichkeiten"...). Gefühle/Empfindungen/Erinnerungen/Bewußtseinshaltungen, die nur schwer "übersetzbar" bzw. vermittelbar sind. All dies beeinflußt "Sprache".

Dazu mißfällt mir hier bei der Kritik an den "Sprachfähigkeiten" von Ruxi (dies jetzt nicht persönlich): "aktive" Sprachkenntisse können nur geschliffen/vervollkommnet werden, indem man die Sprache auch gebraucht, korrigiert wird, dazulernt, neue Fehler macht, wiederum korrigiert wird... Dazu gehört, daß der- oder diejenige keine Angst hat, solche Fehler zu machen. Allein der Versuch, sich in einer fremden Sprache auszudrücken, ist positiv anzuerkennen und zu würdigen. Was mit Ausnahme der Deutschen auch so gut wie alle zu tun scheinen. Ruxi macht hier "aktiv" im Deutschen eine Reihe von Fehlern (sorry, Ruxi): Flexionen, Präpositionen, Zeichensetzung, Verben zu festen Redewendungen... Das heißt aber noch lange nicht, daß sie nicht in der Lage wäre, "passiv" einen deutschen Text korrekt zu verstehen/interpretieren und korrekt in ihre Muttersprache zu übersetzen.
Anstatt sie - konstruktiv - zu korrigieren, kommt hier ungefähr: "Laß es sein, dein Deutsch ist miserabel", unterschwellig unterstellend, daß ihr "passives Sprachverständis" auch nicht ausreicht. Natürlich muß auch ich hier sagen: "Nimm besser Abstand von einer Übersetzung ins Deutsche". Aber das heißt nicht, daß ich Zweifel daran hätte, sie sei nicht in der Lage, das Deutsche so zu verstehen, wie es gemeint ist und korrekt in die Muttersprache zu übersetzen ("passives Sprachvermögen").
Und ich sage auch: "Schön, daß Du Deinen Forumsbeitrag auf Deutsch geschrieben hast und nicht (perfekt) auf Rumänisch" (welches ich nicht verstehe).



Noch ein Tipp zum Abschluss: Kommt ein Umzug nicht in Frage (Familie oder andere Gründe), kann man sich sehr gut helfen, indem man ständig quellsprachliche Texte liest, hier vor allem auch gute Literatur, in deinem Fall von deutschen Autoren.
Fachliteratur bringt nicht viel, weil hier meist mit Sprache zuwenig "gespielt" wird, um sie zu wirklich zu lernen.



Oooih - Wasser auf meinen Mühlen. Aber was ist "gute Literatur"? Ich würde es so formulieren: "deutsche Literatur", im wahrsten Sinne es Wortes, von Lessing (und davor) über Schiller und Goethe zu Kafka und Thomas Mann und und und/oder. Kaum machbar, will man nicht ein ganzes Germanistikstudium absolvieren. Sprachliches Ausdrucksvermögen und Stilsicherheit werden erworben durch: lesen, lesen, lesen - und zwar von "Literatur", und nur sekundär durch "Quelltexte".

Ein Hochleistungssportler trainiert von Jugend an, um sich in Form zu bringen - die "Kleine Hexe" oder "Räuber Hotzenplotz" oder "Pipi Langstrumpf" o.a. zu lesen, dazu bleibt eher keine Zeit.
"Sprachbeherrschung" ist aber auch etwas, das zu einem gewissen Grad gelernt/erworben wird - bzw. erworben werden kann - und auch eine Sache des "Trainings" ist. Und dazu gehört vornehmlich eben: Lesen, lesen, lesen, von kleinauf an. Das beginnt bei "Pipi Langstrumpf" und endet bei den "Buddenbrooks" oder der "Blechtrommel" oder sonstwo. Leider gibt es dafür aber keine Goldmedaillen (höchstens einen Literaturnobelpreis für den Autor ).

Wie eine Kunstturnerin am Stufenbarren trainieren muß, müssen auch bestimmte "Fähigkeiten" im sprachlichen Bereich "trainiert" werden. Auch, wenn es weniger weh tut. Und in beiden Fällen gilt: ohne Talent nix los.



Hätte ich heute ein Umsatzproblem (was Gottseidank derzeit nicht der Fall ist), würde ich über eine Umsiedlung in die USA oder ein anderes englischsprachiges Land ernsthaft nachdenken.



Hätte ich, im Land meiner Quellsprache lebend, kein "Tarifproblem" ("Umsatzprobleme" kann ich es nicht nennen), würde ich sofort wieder nach D umsiedeln. Herbert, so einfach ist es nicht (und ich schwöre, ich habe die Nase gestrichen voll und würde lieber heute als morgen...). So einfach ist das eben leider nicht. Es kommt sehr, sehr stark auf den jeweiligen Markt an. In Italien, sollte man meinen, gibt es nicht allzuviele residente Übersetzer deutscher Muttersprache, dennoch werden einem hier Tarife angeboten, für die Du wahrscheinlich nicht einmal vom Schreibtisch aufstehen würdest. Es geht hier einfach nur über den Preis. Hauptsache, es sieht "deutsch" aus. Und da ist es sch...egal, ob das, was da steht, korrekt ist oder nicht, von "sprachlich gut formuliert" ganz zu schweigen. Habe schon X Revisionsaufträge bekommen (und ich hasse es, anderer Leute Arbeit zu korrigieren) und ausgeführt, ohne daß dann ein konkreter Übersetzungsauftrag an mich gefolgt wäre; weshalb ich solche Aufträge jetzt mittlerweile komplett ablehne. Ist eh egal, interessiert keinen, also wieso soll ich da mein Fachwissen einbringen? Sollen die das machen, mit wem sie wollen. Ist nicht mein Problem. Die Tatsache aber, daß kein "Übersetzungskunde" (allgemein) aufmuckt, auch wenn konkrete Mängelanzeigen und Korrekturen des deutschen Partners vorliegen (der auch ggf. eine "gute" Übersetzung lobt) irgendwelche Konsequenzen ergreift, ist bezeichnend. Denn der Preis ist alles, "Qualität" nichts und alles andere egal. Prinzip "Paßt scho'".

[Edited at 2005-03-19 22:15]


 
Sarah Downing
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+ ...
Eine wohlgemeinte Frage an Ruxi Mar 19, 2005

Hallo Ruxi,

ich habe mir gerade Dein Profil angeschaut und wollte fragen, ob Du Dich schon mal bei Chemiefirmen beworben hast - Das scheint wohl Dein Fachbereich zu sein und meines Wissens ist das auch ein recht spezieller.

Ich weiss es nicht, wie die Chemieindustrie in Rumänien aussieht - vermutlich nicht so gut, sonst hättest Du mehr Arbeit, aber vielleicht hast Du recht und das kommt noch - vielleicht kannst Du Dich bewerben, falls Du es nicht schon getan hast?
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Hallo Ruxi,

ich habe mir gerade Dein Profil angeschaut und wollte fragen, ob Du Dich schon mal bei Chemiefirmen beworben hast - Das scheint wohl Dein Fachbereich zu sein und meines Wissens ist das auch ein recht spezieller.

Ich weiss es nicht, wie die Chemieindustrie in Rumänien aussieht - vermutlich nicht so gut, sonst hättest Du mehr Arbeit, aber vielleicht hast Du recht und das kommt noch - vielleicht kannst Du Dich bewerben, falls Du es nicht schon getan hast?

Meines Erachtens ist es schon besser in seine Muttersprache zu übersetzen, allein weil die Übersetzungen dann auch schneller und sicherer von der Hand gehen. Wenn man in eine Fremdsprache übersetzt, sollte man das eigentlich auch von einem Muttersprachler auf Stil u.s.w. korrekturlesen lassen, was wiederum Zusatzaufwand verursacht.

Obwohl mein deutsch nicht schlecht ist, würde ich niemals ins Deutsche übersetzen. Allerdings habe ich auch das Glück für englisch mehr als genug Arbeit zu haben. Ich beobachte aber auch, dass hierzulande sehr viele Deutsche ins Englische übersetzen, wobei ich den Eindruck habe, dass es umgekehrt nicht so stark ausgeprägt ist - vermutlich eben weil viele Deutsche in Deutschland nicht ganz so viel Arbeit wie wir Englisschprachigen haben - wie auch in einem anderen Forum neulich erläutert. Insofern verstehe ich zum Teil, warum Du gern ins Englische und ins Deutsche übersetzen möchtest, wobei ich das aus oben gennanten Gründen (auch Nachteile für Dich) nicht unbedingt für eine weise Entscheidung halte. Es ist nun mal so, dass die meisten Kunden perfekte Texte haben wollen, weshalb die auch Muttersprachler oder extrem gute Nichtmuttersprachler mit Korrekturlesern bevorzugen. Man sollte in der Regel am Text eben nicht merken können, dass er von einem Nichtmuttersprachler verfaßt wurde, außer natürlich bei den selten anfallenden Zwecksübersetzungen.

Selbst arbeite ich gelegentlich auch als Korrekturleserin für eine paar Deutschen - Bei meiner Hauptkundin ist es so, dass ich recht wenig ändern muss, denn sie hat jahrelange Erfahrung und beherrscht die Sprache sehr, sehr gut. Allerdings ist das nach meiner Erfahrung nicht bei jedem so ... ich wollte z.B. nicht wirklich für jemanden korrekturlesen, wo ich bei fast jedem Satz etwas ändern müßte, denn das hat auch keinen Sinn, wenn man einen Text fast neu schreiben muss (und auch das ist mir schon mal passiert). Wie Du gesagt hast, kann heutzutage fast jeder englisch, aber viele überschätzen nunmal ihre Kenntnisse - ich habe es nicht umsonst von klein auf gelernt, so dass ich nicht nur die Sprache kenne, sondern auch die kulturellen Feinheiten, die man als Nichtmuttersprachler selten mitkriegt. Bitte Nichtmuttersprachler das hier nicht persönlich nehmen, denn es ist auch nicht persönlich gemeint - Es ist nun mal meine Erfahrung und trifft, wie gesagt, nicht auf jeden zu.

Du fühlst Dich von den Leuten hier oft angegriffen, aber ich wollte Dir zeigen, wie diese Leute vielleicht denken. Diese Industrie ist nun mal hart umkämpft, weshalb ich Dir vorgeschlagen habe, Dich auf Deine Chemie zu spezialisieren, denn das ist etwas was Du gut kannst - vielleicht sogar besser als viele andere! Was Deutsch und Englisch angeht, ist es vermutlich nur möglich als Nichtmuttersprachler Fuss zu fassen, wenn man mit einem guten Korrekturleser eng zusammemarbeitet und von vornherein fast so gut wie ein Muttersprachler schreibt.

Viele Grüße und eine schöne Nachtruhe! Dir auch viel Glück und dass Du Deine Talente versilberst!;-)

Sarah
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