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Ist das sich duzen in Deutschland zwischen Geschäftspartnern normal
Thread poster: Schwabamädle
Schwabamädle
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May 31, 2005

Ich frage mich schon längere Zeit ob sich das duzen in Deutschland zwischen Geschäftspartnern und auch sonst eingebürgert hat. Ich erhalte des öfteren E-mails wo ich mit Du angesprochen werde, was mir im Prinzip egal ist, jedoch etwas seltsam finde. Meine Mutter wohnt seit 30 Jahren in einem Haus und die Nachbarn sprechen sich immer noch mit Sie an. Hat das vielleicht was mit der Gegend zu tun? Ich bin mir dann natürlich auch unsicher wie ich die Leute adressieren soll, irgendwie ist es sch... See more
Ich frage mich schon längere Zeit ob sich das duzen in Deutschland zwischen Geschäftspartnern und auch sonst eingebürgert hat. Ich erhalte des öfteren E-mails wo ich mit Du angesprochen werde, was mir im Prinzip egal ist, jedoch etwas seltsam finde. Meine Mutter wohnt seit 30 Jahren in einem Haus und die Nachbarn sprechen sich immer noch mit Sie an. Hat das vielleicht was mit der Gegend zu tun? Ich bin mir dann natürlich auch unsicher wie ich die Leute adressieren soll, irgendwie ist es schwer Du zu sagen wenn man mit der Ansprache von Sie aufgewachsen ist oder? Was haben Sie dazu zu sagen (-;Collapse


 
RWSTranslation
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eher weniger May 31, 2005

Hallo,

das Duzen zwischen Geschäftspartnern ist nmM eher unüblich.

Viele Grüße

Hans


 
Herbert Fipke
Herbert Fipke  Identity Verified
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Eine gute Frage.... May 31, 2005

Es liegt wohl eher am Medium. Da das ganze Internet und die IT mehr oder weniger aus den USA nach Deutschland gekommen ist, haben zahlreiche Nutzer das englische "Du" wohl übernommen, zumindest in E-Mails oder Chatrooms.

Ich handhabe das meist so, dass ich Berufskollegen in E-Mails zunächst duze. An der Art der Antwort merkt man dann, ob es demjenigen recht ist oder nicht. In den meisten Fällen wird zurück ge"duzt", einige wenige (vom Alter unabhängig!) "siezen" zurück. Dann g
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Es liegt wohl eher am Medium. Da das ganze Internet und die IT mehr oder weniger aus den USA nach Deutschland gekommen ist, haben zahlreiche Nutzer das englische "Du" wohl übernommen, zumindest in E-Mails oder Chatrooms.

Ich handhabe das meist so, dass ich Berufskollegen in E-Mails zunächst duze. An der Art der Antwort merkt man dann, ob es demjenigen recht ist oder nicht. In den meisten Fällen wird zurück ge"duzt", einige wenige (vom Alter unabhängig!) "siezen" zurück. Dann gehe ich auch zum "Sie" über oder formuliere unpersönlich.

Im täglichen (realen) Leben hängt es von der Situation ab, wie ich mich verhalte. Bei sämtlichen Freizeitveranstaltungen privater Art ist das Duzen inzwischen auch Unbekannten gegenüber üblich geworden.

Der entscheidende Faktor ist wohl die "Gleichrangigkeit" in einer Situation. Kollegen, Freunde und die meisten Bekannten duzt man in der Regel, Fremde, Vorgesetzte oder Amtspersonen in "Ausübung ihrer Funktion" nicht.

Ich denke, generell ist die Bedeutung des SIE oder DU nicht mehr einzig eine Frage der Höflichkeit, sondern wird zunehmend Ausdruck einer vorhandenen oder angenommenen Gleichrangigkeit.

Wer auf dem Sie besteht, will damit in der Regel einen Distanzwunsch oder eine eigene (angenommene) Höherwertigkeit ausdrücken. So starr, wie es früher war,ist es jedenfalls nicht mehr. Insofern ist heute mehr "Fingerspitzengefühl" gefordert.

[Edited at 2005-05-31 17:46]
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Margit Conrad
Margit Conrad  Identity Verified
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Im Zweifelsfall eher etwas zu formell May 31, 2005

Liebe Andrea,

ich überlege mir gerade, wie ich Sie anspreche. Wir haben natürlich keine Geschäftsbeziehung, ich habe mich spontan dafür entschieden, Sie mit dem Vornamen anzusprechen und zu siezen. Das ist vielleicht so eine Zwischenform.
Beim ersten Kontakt mit Geschäftspartnern würde ich sicher immer das "Sie" wählen + Herr und Frau xyz.
Es ist ein ganz interessantes Thema, auch was z.B. die Floskeln am Ende eines Briefes/Schreibens betrifft ("hochachtungsvoll"
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Liebe Andrea,

ich überlege mir gerade, wie ich Sie anspreche. Wir haben natürlich keine Geschäftsbeziehung, ich habe mich spontan dafür entschieden, Sie mit dem Vornamen anzusprechen und zu siezen. Das ist vielleicht so eine Zwischenform.
Beim ersten Kontakt mit Geschäftspartnern würde ich sicher immer das "Sie" wählen + Herr und Frau xyz.
Es ist ein ganz interessantes Thema, auch was z.B. die Floskeln am Ende eines Briefes/Schreibens betrifft ("hochachtungsvoll" verwendet man glaube ich so gut wie nicht mehr).

Gruß,
Margit Conrad

[Edited at 2005-05-31 17:45]
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Andy Lemminger
Andy Lemminger  Identity Verified
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Lieber siezen May 31, 2005

Wenn man auf der sicheren Seite sein möchte, sollte man immer siezen.

Gerade im geschäftlichen Bereich gibt es Menschen, die sich über ein "Du" ungemein aufregen können, auch wenn sie es dann niemals zugeben werden. Diese Leute sind der Ansicht, dass man sie durch das Duzen nicht ausreichend respektiert.

Jüngere Kollegen verwenden das "Du" oft von sich aus und mir persönlich ist das sehr recht.

Ich würde aber generell im geschäftlichen Bereich immer
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Wenn man auf der sicheren Seite sein möchte, sollte man immer siezen.

Gerade im geschäftlichen Bereich gibt es Menschen, die sich über ein "Du" ungemein aufregen können, auch wenn sie es dann niemals zugeben werden. Diese Leute sind der Ansicht, dass man sie durch das Duzen nicht ausreichend respektiert.

Jüngere Kollegen verwenden das "Du" oft von sich aus und mir persönlich ist das sehr recht.

Ich würde aber generell im geschäftlichen Bereich immer siezen, auch wenn ich mit jüngeren Personen spreche, denn gerade bei diesen kommt es häufig vor, dass sie von älteren Menschen gönnerhaft geduzt werden, umgekehrt aber ein "Sie" erwartet wird, so nach dem Motto: "Bist ja noch ein Grünschnabel, deshalb duze ich dich, du mich aber ja nicht"...

Ich habe in solchen Fällen aber auch immer frech zurückgeduzt, weil man sich ja erstens nichts gefallen lassen möchte und ich zweitens das Duzen auch begrüße.

Ich sieze also immer, es sei denn, ich werde geduzt, dann duze ich zurück. Oder auf ProZ, wo man natürlich auch duzt!!

Deutsche Regeln halt. Umständlich, aber was will man machen.


Gruß

Andy

[Edited at 2005-05-31 17:56]
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Klaus Herrmann
Klaus Herrmann  Identity Verified
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You can say you to me May 31, 2005

Herberts Fingerspitzengefühl trifft es ziemlich genau. Unter Kollegen häufiger du, bei Direktkunden eigentlich immer Sie, außer der Auftraggeber ist ein Kollege, dann hat das "Gleichstellungsmerkmal" Vorrang. In der gesprochenen Sprache (zumindest im Rheinland und in Bayern) gibt es auch noch das "Ihr" als Zwischenlösung oder Migrationspfad zum Du...

Und als Reaktion auf Disagrees ist ein distanzierendes Sie Pflicht.


 
Schwabamädle
Schwabamädle
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Wer erlaubt Dir denn mich zu Siezen? (-; May 31, 2005

Margit Conrad wrote:

Liebe Andrea,

ich überlege mir gerade, wie ich Sie anspreche. Wir haben natürlich keine Geschäftsbeziehung, ich habe mich spontan dafür entschieden, Sie mit dem Vornamen anzusprechen und zu siezen. Das ist vielleicht so eine Zwischenform.
Beim ersten Kontakt mit Geschäftspartnern würde ich sicher immer das "Sie" wählen + Herr und Frau xyz.
Es ist ein ganz interessantes Thema, auch was z.B. die Floskeln am Ende eines Briefes/Schreibens betrifft ("hochachtungsvoll" verwendet man glaube ich so gut wie nicht mehr).

Gruß,
Margit Conrad

[Edited at 2005-05-31 17:45]



Hallo liebe Margit, ich wollte Sie natürlich nicht beleidigen mit meiner topic "Wer erlaubt Dir denn mich zu Siezen? (-;"

Bloss a Spässle, danke für die nette Art und Weise wie Sie auf mein Posting geantwortet haben.

Das Gedicht is von Heinz Erhardt, sicherlich noch manchen bekannt.

Bienen! Immen! Sumseriche!
Wer sich je mit euch vergliche,
der verdient, daß man ihn töte!
Daß zumindest er erröte!
Denn, wie ihr in Tal und Berg schafft
ohne Zutun der Gewerkschaft,
ohne daß man euch bezahle,
ohne Streik und Lohnspirale,
täglich, stündlich darauf bedacht,
daß ihr für uns Honig macht,
ihr seid's wert, daß man euch ehre!
Wobei vorzuschlagen wäre -
ob nun alt ihr, ob Novizen -
euch von heute ab zu siezen!
Unser Dank, unser Applaus
säh in etwa dann so aus:
"Sehr geehrte Honigbienen!
Wir Verbraucher danken Ihnen

Vielen Dank an alle Sies und Dus

[Edited at 2005-05-31 18:44]

[Edited at 2005-05-31 22:22]


 
Schwabamädle
Schwabamädle
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Ja da hast Du recht. May 31, 2005

Klaus Herrmann wrote:

Herberts Fingerspitzengefühl trifft es ziemlich genau. Unter Kollegen häufiger du, bei Direktkunden eigentlich immer Sie, außer der Auftraggeber ist ein Kollege, dann hat das "Gleichstellungsmerkmal" Vorrang. In der gesprochenen Sprache (zumindest im Rheinland und in Bayern) gibt es auch noch das "Ihr" als Zwischenlösung oder Migrationspfad zum Du...

Und als Reaktion auf Disagrees ist ein distanzierendes Sie Pflicht.



Und als Reaktion auf Disagrees ist ein distanzierendes Sie Pflicht.

haha haha du bist wirklich immer so lustig,


 
Erik Hansson
Erik Hansson  Identity Verified
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Zehnjahres-Plan der Prozianer: Siezen abschaffen May 31, 2005

Ich lese hier ein bißchen mit und amüsiere mich prächtig
Deutsch ist immer so umständlich, und man muß immer Alter, Rang, Ausbildung, Höflichkeit und Selbstwertgefühl (sowohl die eigene als auch die des Gesprächpartners) berücksichtigen. In meinem Heimatland Schweden gab es zum Anfang der 70er Jahren eine staatliche sogenannte Du-Reform, die von der damaligen sozialdemokratischen Regierung eingeführt wurde.
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Ich lese hier ein bißchen mit und amüsiere mich prächtig
Deutsch ist immer so umständlich, und man muß immer Alter, Rang, Ausbildung, Höflichkeit und Selbstwertgefühl (sowohl die eigene als auch die des Gesprächpartners) berücksichtigen. In meinem Heimatland Schweden gab es zum Anfang der 70er Jahren eine staatliche sogenannte Du-Reform, die von der damaligen sozialdemokratischen Regierung eingeführt wurde.

Was schon seit den 50er Jahren in den Fabrikhallen Realität war, wurde jetzt staatlich gelenkt und bis Ende der 70er Jahren waren sowohl das Siezen wie die ganzen Titel abgeschafft. Denn wer nutzt denn Herr/Frau/Bürgermeister/Ministerialrat etc. wenn man nur Vornamen benutzt?

Natürlich war es in den ersten Jahren schwer, weil besonders ältere Personen auf das Siezen bestanden, aber mittlerweile kann sich keiner beschweren. Die einzige Ausnahme besteht bei der königliche Familie - kommt aber relativ selt vor, daß man auf ein Pläuschen mit Königin Silvia eingeladen wird. Da muß in dritter Person Singular gesprochen werden...

Also: warum alles so umständlich machen? Einige von meinen Kunden sieze ich, andere werden geduzt und wiederum bei anderen sind wir "so weit", daß wir zumindest die Kombination Sie + Vornamen benutzen. Ich habe durchaus dafür Verständnis, daß man mit der Tür ins Haus fällt, wenn man einen Deutschen sofort duzen würde - aber es, wie schon einige hier geschrieben haben, von vielen Rahmenbedingungen abhängig.

Um auf die urspüngliche Frage zurückzukommen: in Deutschland ist es zwar noch unüblich, seine Geschäftspartner zu duzen, aber diese Konventionen sind ja nicht in Stein gemeißelt und können aufgelockert werden. Schauen wir mal in 10 Jahren wieder?

Viele Grüße
Erik

**********************************
Erik Hansson
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Hansson Übersetzungen GmbH
Am Birkenwäldchen 38
D-01900 Bretnig-Hauswalde, Germany
Phone +49 - 3 59 52 - 321 07
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Herbert Fipke
Herbert Fipke  Identity Verified
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Deutsch ist schwer? May 31, 2005

Deutsch kann so herrlich subtil sein...

Wie arm sind doch die englischsprachigen Völker (und offensichtlich sozialistisch zwangsverordnet die Schweden ) dran, haben sie doch nicht diese sprachlich durchaus scharfen Waffen, um jemanden zu bauchpinseln oder eben nieder zu machen, ohne dass sich das Opfer wirklich wehren könnte... Meiner Einer findets gar nicht so schwer.... weil Er wohl damit aufgewachsen ist...
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Deutsch kann so herrlich subtil sein...

Wie arm sind doch die englischsprachigen Völker (und offensichtlich sozialistisch zwangsverordnet die Schweden ) dran, haben sie doch nicht diese sprachlich durchaus scharfen Waffen, um jemanden zu bauchpinseln oder eben nieder zu machen, ohne dass sich das Opfer wirklich wehren könnte... Meiner Einer findets gar nicht so schwer.... weil Er wohl damit aufgewachsen ist...

Gibt es doch kaum etwas Schöneres, als ein kleines Licht, das auf einem distanzierten Sie besteht, so anzusprechen: "Na, Herr Generaldirektor, wie fühlen wir* uns heute?" Da hat er nur die Chance, mit Humor zu reagieren, alles andere führt zwangsläufig ins Lächerliche...

Wir haben zwar noch nicht die Hälfte der Wörter eines Engländers in unserem Wortschatz... wir machen unsere Gegener mit diesen seltsamen Grammatikregeln platt....



* Pluralis Majestatis, die ultimative "Sie"-Form...
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Klaus Herrmann
Klaus Herrmann  Identity Verified
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Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind... May 31, 2005

Herbert Fipke wrote:

Deutsch kann so herrlich subtil sein...
Und facettenreich. Diese so medienwirksam plazierte, gezielte Beleidigung unseres Herrn Außenminister wäre ohne das formale "Sie" schlichtweg nicht denkbar.


 
Sarah Steiner
Sarah Steiner  Identity Verified
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Wirklich ein leidiges Thema... May 31, 2005

Hm, ist wirklich schwierig. Eigentlich unnötig, aber doch tief verwurzelt. Ich habe die letzten Jahre in Spanien gelebt und in einer englischen Firma gearbeitet. Könnt euch ja vorstellen, dass mich zurück hier im "Meine Verehrung, gnädigste Frau Doktor Kommerzialrat"-Land öfters mal jemand schief ansieht. Hier bin ich plötzlich wieder grundsätzlich "Sie".

Allerdings heißt es hier in Ö auch: Sie ist besser als Du, wenn es um Konflikte geht, denn "Sie A..." klingt einfach agg
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Hm, ist wirklich schwierig. Eigentlich unnötig, aber doch tief verwurzelt. Ich habe die letzten Jahre in Spanien gelebt und in einer englischen Firma gearbeitet. Könnt euch ja vorstellen, dass mich zurück hier im "Meine Verehrung, gnädigste Frau Doktor Kommerzialrat"-Land öfters mal jemand schief ansieht. Hier bin ich plötzlich wieder grundsätzlich "Sie".

Allerdings heißt es hier in Ö auch: Sie ist besser als Du, wenn es um Konflikte geht, denn "Sie A..." klingt einfach aggressiver als "Du A..." (mit Verlaub). Ist etwas brutal formuliert, stimmt aber, finde ich, wenn es um Geschäfte geht.

Aber zurück zur eigentlichen Frage: Ich bin der Meinung, daß es nach wie vor geläufig ist, in geschäftlichen Dingen beim Sie zu bleiben. Wenn dies auch manchmal zu seltsamen Situationen führt: man schreibt "Hallo"-Mails und duzt, und am Telefon ist man dann plötzlich wieder per Sie.
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Steffen Pollex (X)
Steffen Pollex (X)  Identity Verified
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Also mir ist das "Sie" immer noch ganz lieb... May 31, 2005

Es hilft, Distanz zu Leuten zu schaffen, mit denen man zusammen gesteckt wird, obwohl man's eigentlich nicht wollte oder wo einer eben nun mal der Vorgesetzte ist und der andere Untergebener.

"Du A..." geht einem denn doch mal über die Lippen, "Sie A..." wird kaum einer sagen.

Von zwangsweisem Geduze halte ich gar nichts, dadurch wird oft eine "Nähe" suggeriert, die menschlich gar nicht vorhanden ist oder sich naturgemäß erst einstellen kann, wenn man sich wirklich
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Es hilft, Distanz zu Leuten zu schaffen, mit denen man zusammen gesteckt wird, obwohl man's eigentlich nicht wollte oder wo einer eben nun mal der Vorgesetzte ist und der andere Untergebener.

"Du A..." geht einem denn doch mal über die Lippen, "Sie A..." wird kaum einer sagen.

Von zwangsweisem Geduze halte ich gar nichts, dadurch wird oft eine "Nähe" suggeriert, die menschlich gar nicht vorhanden ist oder sich naturgemäß erst einstellen kann, wenn man sich wirklich näher kennt und miteinander "kann".

Warum sollte ich mich von jemandem duzen lassen, der mich Kraft seines Amtes auch mal herunterputzen oder rügen kann (oder sogar muss - vielleicht im Interesse einer zu erbringenden Arbeitsleistung) oder der in der Firma alle halbe Jahr ein Personalgespräch mit mir führt und dort auf einmal knallharte Forderungen stellen kann. Nee danke, hatten wir schon. Geht schief.

Man muss ja nicht alles nachmachen, bloß weil es in Dänemark so ist. Nicht das deutsche "Sie" ist m.E. lächerlich (das ist nämlich im Laufe der Entwicklung "auf natürlichem Wege" entstanden), sondern dass das "Du" staatlich verordnet wird, so nach dem Motto "Ach was sind wir alle locker drauf". Das erinnert schon sehr an SED - da waren auch alle "Genossen" - sogar die Nichtgenossen. Und wer nicht wollte wurde eben "überzeugt". Das ist bescheuert, nicht die etwas größere Zurückhaltung, die vielleicht durch ein "Sie" voerst signalisiert wird.

Und von wegen "ist umständlich" und "man muss immer auf Ehrgefühl achten" etc. - was ist daran so schlecht, wenn man anderen mit Achtung gegenübertritt und das in seinem Verhalten, u.a. auch in Form einer angemessenen Anrede, zum Ausdruck bringt? Das gibt es bei anderen Völkern auch und wird dort durchaus nicht als "komisch" empfunden. Im Gegenteil, es täte vielleicht unserer "Spaßgesellschaft" ganz gut, wenn gewisse Formen wieder Verbreitung fänden.

Genau aus der Ecke des unnötigen "Du" kommen eben auch solche Erscheinungen, dass Ältere auf der Straße von Jüngeren angepöbelt werden oder in der Straßenbahn zu hören kriegen: "Ey, Omma, mach ma Platz hier, ey! Kannste ni schneller loofen, ey?!" usw. Kennt sicher jeder. Mich schüttelt's jedes Mal, wenn ich sowas höre, und ich frage mich, wie solche Blödis mal unsere Rente verdienen sollen, bildlich gesprochen.

Durch solche vorgelebte "Lockerheit" und Schrankenlosigkeit" geht ganz natürlicher Respekt verloren, der durchaus auch was gutes haben kann. Mir gefällt es zum Beispiel, dass ich in gewissen Ländern NIE von irgendwem blöd angemacht werde, da ich eben Gast bin oder älter und es sich eben nur deshalb schon verbietet, mich anzumachen.

Warum sollte sowas zwangsweise zu Gunsten einer vorgegaukelten, in letzter Konsequenz doch nicht vorhandenen "Distanzlosigkeit" aufgegeben werden, wenn es sich eben so entwickelt hat?

[Edited at 2005-05-31 21:14]
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Derek Gill Franßen
Derek Gill Franßen  Identity Verified
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In memoriam
??? May 31, 2005

Eigentlich macht es mir immer mehr Spaß mit solchen Kleinigkeiten der (schönen) deutschen Sprache zu spielen, aber nicht selten endet das dann (leider immer noch) so: http://www.proz.com/kudoz/1048431



[Edited at 2005-05-31 21:26]


 
Schwabamädle
Schwabamädle
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Irgendwie stimme ich jedem zu May 31, 2005

Also wie ich das so herauslese ist das Siezen mehr oder weniger rangabhängig geblieben doch mit ein bisschen mehr Freiraum.

Irgendwie wurde mir das Siezen so eingefleischt das ich schon fast Hemmungen habe Du zu sagen, jedoch immer auf Du zurückantworte wenn ich so angesprochen werde und auch nicht eingeschnappt bin.

Das ist der eigentliche Hintergund meines Siezen.

Wir haben alle unsere eigenen Gründe wie wir uns bewegen, wodurch der äußere Einflu
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Also wie ich das so herauslese ist das Siezen mehr oder weniger rangabhängig geblieben doch mit ein bisschen mehr Freiraum.

Irgendwie wurde mir das Siezen so eingefleischt das ich schon fast Hemmungen habe Du zu sagen, jedoch immer auf Du zurückantworte wenn ich so angesprochen werde und auch nicht eingeschnappt bin.

Das ist der eigentliche Hintergund meines Siezen.

Wir haben alle unsere eigenen Gründe wie wir uns bewegen, wodurch der äußere Einfluß auch eine große Rolle spielt.
Der Ton macht die Musik.

Da soll noch einer mitkommen!

Peter hat seine Lehrzeit hinter sich. Der Meister hält ihm eine Rede:
"Lieber Peter, ab heute sage ich nicht mehr du zu dir. Und die
Werkstatt brauchst du auch nicht mehr auszufegen. Das machen jetzt Sie..."
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