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Bundeskanzlerinamt
Thread poster: Fabio Descalzi
Fabio Descalzi
Fabio Descalzi  Identity Verified
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May 8, 2006

Hallo, ihr Deutschsprachige ÜbersetzerInnen!
In letzter Zeit gibt es ein bißchen Wandel in der (amtlichen und offiziösen) Regierungssprache: Kanzlerin, Bundeskanzlerin, Ministerin, usw.
Wäre Gesine Schwan gewählt worden, dann hätte Deutschland auch eine Bundespräsidentin.
Also:
WARUM NICHT ein Bundeskanzlerinamt?
Kommentare willkommen!

Siehe auch:<
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Hallo, ihr Deutschsprachige ÜbersetzerInnen!
In letzter Zeit gibt es ein bißchen Wandel in der (amtlichen und offiziösen) Regierungssprache: Kanzlerin, Bundeskanzlerin, Ministerin, usw.
Wäre Gesine Schwan gewählt worden, dann hätte Deutschland auch eine Bundespräsidentin.
Also:
WARUM NICHT ein Bundeskanzlerinamt?
Kommentare willkommen!

Siehe auch:
http://www.proz.com/kudoz/1346761
http://www.proz.com/kudoz/1346765

[Edited at 2006-05-08 20:25]
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Thomas Pfann
Thomas Pfann  Identity Verified
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Ähnliche Beispiele im Sprachgebrauch May 8, 2006

Hmm, mein Sprachgefühl sagt mir, dass es dann schon eher "Bundeskanzlerinnenamt" heißen sollte. Ich weiß allerdings nicht, warum. Aber bitte nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe in dem Zusammenhang irgendwo gelesen, dass sich laut Duden bei zusammengesetzen Wörter normalerweise die generische maskuline Form durchsetzt, kann dies aber leider nicht in meinem Duden finden oder sonst belegen.

Es gibt andere ähnlich zusammegesetzte Wörter, bei denen nur die
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Hmm, mein Sprachgefühl sagt mir, dass es dann schon eher "Bundeskanzlerinnenamt" heißen sollte. Ich weiß allerdings nicht, warum. Aber bitte nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe in dem Zusammenhang irgendwo gelesen, dass sich laut Duden bei zusammengesetzen Wörter normalerweise die generische maskuline Form durchsetzt, kann dies aber leider nicht in meinem Duden finden oder sonst belegen.

Es gibt andere ähnlich zusammegesetzte Wörter, bei denen nur die männliche Form verwendet wird:

So spricht man zum Beispiel auch vom "Arztbesuch" (und nicht dem "Ärztinnenbesuch"), wenn man zu einer Ärztin geht.

Und selbst nach einem Damen-Skirennen gibt es eine "Siegerehrung", keine "Siegerinnenehrung".

[Edited at 2006-05-08 21:19]
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Erik Hansson
Erik Hansson  Identity Verified
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Das Übersetzer- und Übersetzerinnenportal? May 9, 2006

Mit Gefahr, schnell in die macho-chauvinistische Ecke gestellt zu werden: bei geschlechtsspezifischen Berufsbezeichnungen in Zusammenhang mit einem Ort, Objekt etc. wird immer die männliche Form genommen. Es heißt eben Kanzleramt und nicht Kanzlerinamt (oder Kanzlerinnenamt), Bäckerstube und nicht Bäckerinnenstube, Gärtnerwerkzeug und nicht Gärtnerinnenwerkzeug.

Und was wäre übrigens ein Übersetzerinnenportal? Herren Übersetzer unerwünscht?...
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Mit Gefahr, schnell in die macho-chauvinistische Ecke gestellt zu werden: bei geschlechtsspezifischen Berufsbezeichnungen in Zusammenhang mit einem Ort, Objekt etc. wird immer die männliche Form genommen. Es heißt eben Kanzleramt und nicht Kanzlerinamt (oder Kanzlerinnenamt), Bäckerstube und nicht Bäckerinnenstube, Gärtnerwerkzeug und nicht Gärtnerinnenwerkzeug.

Und was wäre übrigens ein Übersetzerinnenportal? Herren Übersetzer unerwünscht?

Viele Grüße
Erik

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Erik Hansson ( SFÖ )
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Hansson Übersetzungen GmbH
Am Birkenwäldchen 38
D-01900 Bretnig-Hauswalde, Germany
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Matthias Quaschning-Kirsch
Matthias Quaschning-Kirsch  Identity Verified
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Bundeskanzlei May 9, 2006

Erik Hansson wrote:

Mit Gefahr, schnell in die macho-chauvinistische Ecke gestellt zu werden:


So weit wird es wohl kaum kommen. Schließlich stellst Du hier ja nur ganz harmlos den Ist-Zustand fest.

Generell sehe ich meine Aufgabe als Übersetzer nicht darin, Sprachnormen zu etablieren. Natürlich geschieht so etwas ziemlich häufig, aber das ist in der Regel unfreiwillige Komik bzw. Tragik, wie z.B. bei Vokabeln wie "editieren". Da konnte ganz eindeutig jemand kein Deutsch. Ebensowenig wie der Schöpfer der politisch hyperkorrekten "Beamtin". (Beide Wörter würde ich in Übersetzungen nicht verwenden). Bisher hat sich noch kein Kunde über "edieren" oder "eine Beamte" beschwert.

Auf der anderen Seite spricht ja nichts gegen ein wenig mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache. Im Fall des Bundeskanzleramtes wäre das sogar ziemlich einfach. Schließlich haben die Bundesländer auch alle ihre Staatskanzleien. Warum also keine Bundeskanzlei? Was, das klingt zu sehr nach verstaubter Schreibstube? Seit wann haben wir in Deutschland Berührungsängste gegenüber der Bürokratie?

Und was Arztbesuche und Siegerehrungen betrifft: Wer es drauf anlegt, hat, je nach Kontext, ggf. die Möglichkeit der Umschreibung: "... suchte seine/ihre Ärztin auf...", "... die Siegerinnen wruden geehrt...". Sowas geht natürlich nicht immer, aber wo es mir möglich scheint, versuche ich es gern.

Schöne Grüße
Matthias


 
Marian Pyritz
Marian Pyritz  Identity Verified
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Frau Merkels Unterkunft May 9, 2006

Ob es Bundeskanzleramt oder Bundeskanzlerinnenamt heißt, liegt immer noch im Ermessen des jeweiligen Amtsträgers bzw. nun der Amtsträgerin, auch wenn sich laut Duden bei zusammengesetzten Wörtern das generische Maskulinum durchsetzt und die Bezeichnung von Ämtern und Titeln in der Regel geschlechtsneutral ist.
Dennoch darf es im feministischen Journalismus, solange unser Bundeskanzler eine Bundeskanzlerin ist, meiner Meinung nach ruhig Bundeskanzlerinnenamt heißen. Erlaubt sei hier,
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Ob es Bundeskanzleramt oder Bundeskanzlerinnenamt heißt, liegt immer noch im Ermessen des jeweiligen Amtsträgers bzw. nun der Amtsträgerin, auch wenn sich laut Duden bei zusammengesetzten Wörtern das generische Maskulinum durchsetzt und die Bezeichnung von Ämtern und Titeln in der Regel geschlechtsneutral ist.
Dennoch darf es im feministischen Journalismus, solange unser Bundeskanzler eine Bundeskanzlerin ist, meiner Meinung nach ruhig Bundeskanzlerinnenamt heißen. Erlaubt sei hier, was den Damen gefällt!

http://www.flickr.com/photos/nochsonblog/119874070/


[Bearbeitet um 2006-05-09 09:23]
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Fabio Descalzi
Fabio Descalzi  Identity Verified
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Ja, herkömmlicherweise schon, aber... May 9, 2006

Erik Hansson wrote:

Mit Gefahr, schnell in die macho-chauvinistische Ecke gestellt zu werden: bei geschlechtsspezifischen Berufsbezeichnungen in Zusammenhang mit einem Ort, Objekt etc. wird immer die männliche Form genommen. Es heißt eben Kanzleramt und nicht Kanzlerinamt (oder Kanzlerinnenamt), Bäckerstube und nicht Bäckerinnenstube, Gärtnerwerkzeug und nicht Gärtnerinnenwerkzeug.

Und was wäre übrigens ein Übersetzerinnenportal? Herren Übersetzer unerwünscht?

Viele Grüße
Erik

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Hallo Erik:
vielen Dank für Deine nette Meinung.
Ich bin gar nicht begeistert mit dieser neuen Sitte (tatsächlich haben wir im spanischsprachigen Raum ähnliche Diskussionen).
ABER:
nehmen wir mal an, die Katholische Kirche. Viele Kritiker behaupten, das ist eine sehr macho-chauvinistische Organisation, wo Frauen nur eine untergeordnete Rolle haben. Warum denn gibt es doch z.B. die folgenden Bezeichnungen?:
Benediktiner + Benediktinerinnen
Benediktinerkloster + Benediktinerinnenkloster
Franziskaner + Franziskanerinnen
Franziskanerkloster + Franziskanerinnenkloster
Salesianer + Salesianerinnen
Salesianerkloster + Salesianerinnenkloster
usw. usw. usw....
Und die sind keine "neuen" Bezeichnungen!
Viele Grüße von einem Uruguayo,
Fabio


 
Fabio Descalzi
Fabio Descalzi  Identity Verified
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Warum denn nicht? May 9, 2006

Thomas Pfann wrote:

Hmm, mein Sprachgefühl sagt mir, dass es dann schon eher "Bundeskanzlerinnenamt" heißen sollte. Ich weiß allerdings nicht, warum. Aber bitte nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe in dem Zusammenhang irgendwo gelesen, dass sich laut Duden bei zusammengesetzen Wörter normalerweise die generische maskuline Form durchsetzt, kann dies aber leider nicht in meinem Duden finden oder sonst belegen.

Es gibt andere ähnlich zusammegesetzte Wörter, bei denen nur die männliche Form verwendet wird:

So spricht man zum Beispiel auch vom "Arztbesuch" (und nicht dem "Ärztinnenbesuch"), wenn man zu einer Ärztin geht.

Und selbst nach einem Damen-Skirennen gibt es eine "Siegerehrung", keine "Siegerinnenehrung".

[Edited at 2006-05-08 21:19]


Hallo Thomas:
danke für die interessanten Bemerkungen.
Ich will nur ein bißchen debattieren.
Du sagst, dass man vom "Arztbesuch" spricht (und nicht dem "Ärztinnenbesuch"), wenn man zu einer Ärztin geht. Naja, es kommt drauf an, wie es sich fühlt...
So dass man am besten versteht, was ich meine, nicht vergessen: meine Muttersprache ist Spanisch, und nicht Deutsch; im Spanischen haben wir keine solche "Riesenzusammensetzungen" wie die Deutsche
Seitdem ich ein Kind war, ging ich oft zur Ärztin. Es "fühlte" sich immer, man ginge zur Ärztin, zur Frau Doktor, und nicht bloß zu einer "unpersönlichen ärztlichen Untersuchung".
Deswegen meine kleine Frage: wie fühlt sich das Wort "Arzt-" bei der Zusammensetzung "Arztbesuch" am besten: a) als Adjektiv "ärztlich", oder b) als Berufsperson "Arzt"?
Wenn a), dann bin ich völlig einverstanden: "Arztbesuch" auf jeden Fall und Feierabend.
ABER: wenn doch b), dann könnte man u.U. die gefühlsvolle Bezeichnung "Ärztinnenbesuch" benutzen... oder?

Wie gesagt: eine noch offene Frage...

Mit freundlichen Grüßen,
Fabio aus Uruguay


 
Fabio Descalzi
Fabio Descalzi  Identity Verified
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Danke für die Meinung May 9, 2006

MatthiasQKirsch wrote:

Erik Hansson wrote:

Mit Gefahr, schnell in die macho-chauvinistische Ecke gestellt zu werden:


So weit wird es wohl kaum kommen. Schließlich stellst Du hier ja nur ganz harmlos den Ist-Zustand fest.

Generell sehe ich meine Aufgabe als Übersetzer nicht darin, Sprachnormen zu etablieren. Natürlich geschieht so etwas ziemlich häufig, aber das ist in der Regel unfreiwillige Komik bzw. Tragik, wie z.B. bei Vokabeln wie "editieren". Da konnte ganz eindeutig jemand kein Deutsch. Ebensowenig wie der Schöpfer der politisch hyperkorrekten "Beamtin". (Beide Wörter würde ich in Übersetzungen nicht verwenden). Bisher hat sich noch kein Kunde über "edieren" oder "eine Beamte" beschwert.

Auf der anderen Seite spricht ja nichts gegen ein wenig mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache. Im Fall des Bundeskanzleramtes wäre das sogar ziemlich einfach. Schließlich haben die Bundesländer auch alle ihre Staatskanzleien. Warum also keine Bundeskanzlei? Was, das klingt zu sehr nach verstaubter Schreibstube? Seit wann haben wir in Deutschland Berührungsängste gegenüber der Bürokratie?

Und was Arztbesuche und Siegerehrungen betrifft: Wer es drauf anlegt, hat, je nach Kontext, ggf. die Möglichkeit der Umschreibung: "... suchte seine/ihre Ärztin auf...", "... die Siegerinnen wruden geehrt...". Sowas geht natürlich nicht immer, aber wo es mir möglich scheint, versuche ich es gern.

Schöne Grüße
Matthias


Hallo Matthias:
danke sehr für die Bemerkungen und Äußerungen, die scheinen alle sehr vernünftig.
Ja, Sexismen in der Sprache sind keine einfache Frage.
In der geschriebenen spanischen Sprache, z.B. gibt es seit wenigen Jahren eine neue Sitte: da die männliche Endung oft "-o" und die weibliche "-a" ist, benutzt man (aber auf keinen Fall amtlich), die vereinfachte Abkürzung @:
statt "queridos/as compañeros/as" (das Herkömmliche), doch "querid@s compañer@s" - was man "leise" lesen kann, aber nicht weiss, wie man es "laut liest"!

Wie Du sagst: ein wenig mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache...
Viele liebe Grüße aus Uruguay,
Fabio


 
Fabio Descalzi
Fabio Descalzi  Identity Verified
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Guter Punkt! May 9, 2006

Marian Pyritz wrote:

Ob es Bundeskanzleramt oder Bundeskanzlerinnenamt heißt, liegt immer noch im Ermessen des jeweiligen Amtsträgers bzw. nun der Amtsträgerin, auch wenn sich laut Duden bei zusammengesetzten Wörtern das generische Maskulinum durchsetzt und die Bezeichnung von Ämtern und Titeln in der Regel geschlechtsneutral ist.
Dennoch darf es im feministischen Journalismus, solange unser Bundeskanzler eine Bundeskanzlerin ist, meiner Meinung nach ruhig Bundeskanzlerinnenamt heißen. Erlaubt sei hier, was den Damen gefällt!

http://www.flickr.com/photos/nochsonblog/119874070/


[Bearbeitet um 2006-05-09 09:23]


Hallo Marian:
vielen Dank für Deine Äußerung.
Also meinst Du, mit der Behauptung "im feministischen Journalismus darf es, solange unser Bundeskanzler eine Bundeskanzlerin ist, ruhig Bundeskanzlerinnenamt heißen - erlaubt sei hier, was den Damen gefällt", etwa "jedem das Seine", oder?
Ich meine: dass man doch die Sprache freiwillig und demokratisch benutzt, je nachdem man feministisch ist oder nicht.
"Ein Kulturkampf der Anreden u.Ä."

Mit freundlichen Grüßen aus Uruguay,
Fabio


 
Erik Hansson
Erik Hansson  Identity Verified
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Der feine Unterschied zwischen einer Nonne und einer Kanzlerin May 9, 2006

Fabio Descalzi Sgarbi wrote:

Hallo Erik:
vielen Dank für Deine nette Meinung.
Ich bin gar nicht begeistert mit dieser neuen Sitte (tatsächlich haben wir im spanischsprachigen Raum ähnliche Diskussionen).
ABER:
nehmen wir mal an, die Katholische Kirche. Viele Kritiker behaupten, das ist eine sehr macho-chauvinistische Organisation, wo Frauen nur eine untergeordnete Rolle haben. Warum denn gibt es doch z.B. die folgenden Bezeichnungen?:
Benediktiner + Benediktinerinnen
Benediktinerkloster + Benediktinerinnenkloster
Franziskaner + Franziskanerinnen
Franziskanerkloster + Franziskanerinnenkloster
Salesianer + Salesianerinnen
Salesianerkloster + Salesianerinnenkloster
usw. usw. usw....
Und die sind keine "neuen" Bezeichnungen!
Viele Grüße von einem Uruguayo,
Fabio


Hallo Fabio,

das war interessant zu lesen!

Aber der feine Unterschied zwischen Benediktinerinnenkloster und "Kanzlerinnenamt" (ich schreibe hier bewußt mit Anführungsstrichen, damit sich vielleicht jemand aufregen kann) ist ganz einfach der, daß das Kloster eigens für diese Nonnen gebaut bzw. vorgesehen ist. Es ist nicht zu erwarten, daß die Nonnen nach einer bestimmten Zeit das Kloster verlassen müssen, um für die Mönche Platz zu machen. Aus dem Haus wird eben kein Benediktinerkloster werden.

Mit der Umbenennung in "Kanzlerinnenamt" sähe es danach aus, als ob die Republik ab jetzt nur weibliche Kandidaten für diese Stelle erlauben würde, d.h. es folgen nur Bundeskanzlerinnen.

Zugegeben, es gibt ein paar Fälle, wo aus biologischen Gründen die weibliche Form genommen werden muß, z.B. Wöchnerinnenstation, aber von dem um sich greifende Begriff "LehrerInnenzimmer" wird mir übel.

@Matthias: Bundeskanzlei sollte es übrigens lieber nicht heißen, da in den Staatskanzleien der Bundesländer kein "Staatskanzler" sitzt.



[Bearbeitet um 2006-05-09 11:57]


 
Fabio Descalzi
Fabio Descalzi  Identity Verified
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Verstanden! May 9, 2006

Erik Hansson wrote:

Hallo Fabio,

das war interessant zu lesen!

Aber der feine Unterschied zwischen Benediktinerinnenkloster und "Kanzlerinnenamt" (ich schreibe hier bewußt mit Anführungsstrichen, damit sich vielleicht jemand aufregen kann) ist ganz einfach der, daß das Kloster eigens für diese Nonnen gebaut bzw. vorgesehen ist. Es ist nicht zu erwarten, daß die Nonnen nach einer bestimmten Zeit das Kloster verlassen müssen, um für die Mönche Platz zu machen. Aus dem Haus wird eben kein Benediktinerkloster werden.

Mit der Umbenennung in "Kanzlerinnenamt" sähe es danach aus, als ob die Republik ab jetzt nur weibliche Kandidaten für diese Stelle erlauben würde, d.h. es folgen nur Bundeskanzlerinnen.

Zugegeben, es gibt ein paar Fälle, wo aus biologischen Gründen die weibliche Form genommen werden muß, z.B. Wöchnerinnenstation, aber von dem um sich greifende Begriff "LehrerInnenzimmer" wird mir übel.

@Matthias: Bundeskanzlei sollte es übrigens lieber nicht heißen, da in den Staatskanzleien der Bundesländer kein "Staatskanzler" sitzt.



[Bearbeitet um 2006-05-09 11:57]


Hallo Erik:
Danke für die baldige Meinung.
Ja, eigentlich sollte meine Forumfrage nicht "Bundeskanzlerinamt" heißen, sondern etwa "Bundeskanzler/Bundeskanzlerinnenamt"!
Und so wäre jederman/frau zufrieden bzw. bereit, mich in kleinen Teilchen zu zerschmettern!

Bis bald,
Fabio


 
Matthias Quaschning-Kirsch
Matthias Quaschning-Kirsch  Identity Verified
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Feiner Unterschied usw. May 9, 2006


Aber der feine Unterschied zwischen Benediktinerinnenkloster und "Kanzlerinnenamt" (ich schreibe hier bewußt mit Anführungsstrichen, damit sich vielleicht jemand aufregen kann) ist ganz einfach der, daß das Kloster eigens für diese Nonnen gebaut bzw. vorgesehen ist. Es ist nicht zu erwarten, daß die Nonnen nach einer bestimmten Zeit das Kloster verlassen müssen, um für die Mönche Platz zu machen. Aus dem Haus wird eben kein Benediktinerkloster werden.

Spannender Aspekt! Ich bin in der Tat verblüfft!

aber von dem um sich greifende Begriff "LehrerInnenzimmer" wird mir übel.

Fast hätte ich vorhin schon danach gefragt. Nämlich wie unsere mitlesenden Nordeuropäer/innen das große I mitten im Wort empfinden. Ich bin ja manchmal ziemlich neidisch, daß Ihr all diese Probleme gar nicht habt (die Finnen unterscheiden noch nicht mal zwischen "er" und "sie") und eine Menge sprachlicher Verrenkungen sich von vornherein erübrigen.
Also, das "I": Läßt sich dazu etwas Allgemeines sagen? Eher so wie bei Dir, Erik, daß man dergleichen für überflüssig oder gar abstoßend hält (vielleicht, weil man die Probleme selbst gar nicht hat)? Oder sollte man als Übersetzer solche Schreibweisen gerade in Erwägung ziehen, weil das im Sinne des nordischen Originaltextes wäre, da man dort in Gender-Fragen generell weiter ist als hier?

Bundeskanzlei sollte es übrigens lieber nicht heißen, da in den Staatskanzleien der Bundesländer kein "Staatskanzler" sitzt.

Also, da hätte ich persönlich jetzt keinerlei Hemmungen.

Schöne Grüße
Matthias


 
Erik Hansson
Erik Hansson  Identity Verified
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+ ...
@Matthias May 9, 2006

MatthiasQKirsch wrote:

Nämlich wie unsere mitlesenden Nordeuropäer/innen das große I mitten im Wort empfinden. Ich bin ja manchmal ziemlich neidisch, daß Ihr all diese Probleme gar nicht habt (die Finnen unterscheiden noch nicht mal zwischen "er" und "sie") und eine Menge sprachlicher Verrenkungen sich von vornherein erübrigen.
Also, das "I": Läßt sich dazu etwas Allgemeines sagen? Eher so wie bei Dir, Erik, daß man dergleichen für überflüssig oder gar abstoßend hält (vielleicht, weil man die Probleme selbst gar nicht hat)? Oder sollte man als Übersetzer solche Schreibweisen gerade in Erwägung ziehen, weil das im Sinne des nordischen Originaltextes wäre, da man dort in Gender-Fragen generell weiter ist als hier?


Im Grunde hast du die Fragen schon selbst beantwortet. Da die Berufsbezeichnungen zumindest im Schwedischen zunehmend geschlechtsneutral werden - in meiner Kindheit hat man noch den Unterschied zwischen dem Lehrer und der Lehrerin gemacht, was heute nicht mehr der Fall ist - erübrigt sich das Problem von selbst. Es gibt nur noch ganz wenig Berufsbezeichnungen in Schwedisch, die wirklich direkt etwas zum Geschlecht aussagen. Bei Bedarf setzen wir eben männlich oder weiblich dazu.

Da ich glücklicherweise nicht ins Deutsche übersetzen muß, stehe ich nicht vor der Wahl zwischen verschiedenen Schreibweisen, d.h. "ÜbersetzerInnen", oder "Übersetzer- und Übersetzerinnen" oder schlicht "Übersetzer".

Die Frage ist auch, wie man denn "ÜbersetzerInnen" aussprechen soll, damit sich keiner vernachlässigt fühlt. Es sind ja nicht nur die "Übersetzerinnen" gemeint.

Es gibt hier ein gutes Sprichwort: Warum einfach machen, wenn es auch kompliziert geht?

Soweit meine 5 schwedischen Öre zur Diskussion über Angies Palast.


 
Fabio Descalzi
Fabio Descalzi  Identity Verified
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+ ...
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@ Matthias un Erik May 9, 2006

Erik Hansson wrote:

MatthiasQKirsch wrote:

Nämlich wie unsere mitlesenden Nordeuropäer/innen das große I mitten im Wort empfinden. Ich bin ja manchmal ziemlich neidisch, daß Ihr all diese Probleme gar nicht habt (die Finnen unterscheiden noch nicht mal zwischen "er" und "sie") und eine Menge sprachlicher Verrenkungen sich von vornherein erübrigen.
Also, das "I": Läßt sich dazu etwas Allgemeines sagen? Eher so wie bei Dir, Erik, daß man dergleichen für überflüssig oder gar abstoßend hält (vielleicht, weil man die Probleme selbst gar nicht hat)? Oder sollte man als Übersetzer solche Schreibweisen gerade in Erwägung ziehen, weil das im Sinne des nordischen Originaltextes wäre, da man dort in Gender-Fragen generell weiter ist als hier?


Im Grunde hast du die Fragen schon selbst beantwortet. Da die Berufsbezeichnungen zumindest im Schwedischen zunehmend geschlechtsneutral werden - in meiner Kindheit hat man noch den Unterschied zwischen dem Lehrer und der Lehrerin gemacht, was heute nicht mehr der Fall ist - erübrigt sich das Problem von selbst. Es gibt nur noch ganz wenig Berufsbezeichnungen in Schwedisch, die wirklich direkt etwas zum Geschlecht aussagen. Bei Bedarf setzen wir eben männlich oder weiblich dazu.

Da ich glücklicherweise nicht ins Deutsche übersetzen muß, stehe ich nicht vor der Wahl zwischen verschiedenen Schreibweisen, d.h. "ÜbersetzerInnen", oder "Übersetzer- und Übersetzerinnen" oder schlicht "Übersetzer".

Die Frage ist auch, wie man denn "ÜbersetzerInnen" aussprechen soll, damit sich keiner vernachlässigt fühlt. Es sind ja nicht nur die "Übersetzerinnen" gemeint.

Es gibt hier ein gutes Sprichwort: Warum einfach machen, wenn es auch kompliziert geht?

Soweit meine 5 schwedischen Öre zur Diskussion über Angies Palast.


Hallo ihr 2:
ich will das Ding nur ein bißchen komplizieren (oder bloß vereinfachen?):
im Englischen unterscheidet man auch kaum mit einzelnen Worten. ABER: früher gab es auf den Anzeigen "Salesman needed", heute aber "Salesperson needed". Oder auch: statt "the Chairman of the Corporation", steht heute auch "the Chairperson of the Corporation".
Bye-bye,
Fabio


 
Matthias Quaschning-Kirsch
Matthias Quaschning-Kirsch  Identity Verified
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Stellenanzeigen May 9, 2006

Fabio Descalzi Sgarbi wrote:
früher gab es auf den Anzeigen "Salesman needed", heute aber "Salesperson needed". Oder auch: statt "the Chairman of the Corporation", steht heute auch "the Chairperson of the Corporation".


Oooch, das haben wir doch auch schon längst, daß die Stellenanzeigen geschlechtsunspezifisch sein müssen. Etwas so:

"Die Bundesrepublik Deutschland

sucht zum 18.9.2005

eine Bundeskanzlerin/einen Bundeskanzler.

Wenn Sie die deutsche Staatsbürgerschaft und das passive Wahlrecht besitzen, eloquent sind, aber kein Problem damit haben, sich selbst reden zu hören, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung."

Oder so ähnlich.

Schöne Grüße
Matthias


 
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