Böse große Verlage, arme kleine Übersetzer
Thread poster: Aleksandra Kwasnik
Aleksandra Kwasnik
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Oct 10, 2006

http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/445340.html

 
Stephanie Wloch
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Eigentumswohnung für die Übersetzerin. Jetzt! Oct 10, 2006

Dobry wieczor, Aleksandra,
du hälst uns ja regelmäßig auf dem Laufenden zum Thema „Literaturübersetzer lehnen sich auf“.
„Piper hat eingelenkt und inzwischen riesige Summen, von denen man sich gut eine Eigentumswohnung leisten kann, an Frau Krieger für diese 99 Seiten bezahlt, die in wenigen Tagen übersetzt waren. “
Eigentumswohnung für
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Dobry wieczor, Aleksandra,
du hälst uns ja regelmäßig auf dem Laufenden zum Thema „Literaturübersetzer lehnen sich auf“.
„Piper hat eingelenkt und inzwischen riesige Summen, von denen man sich gut eine Eigentumswohnung leisten kann, an Frau Krieger für diese 99 Seiten bezahlt, die in wenigen Tagen übersetzt waren. “
Eigentumswohnung für die Übersetzerin –> EFH den Verleger –>2-3 Villen für den Autor.
Interessante Argumentationsebene.:grin:

99 Seiten in wenigen Tagen übersetzt? Wage ich zu bezweifeln, aber selbst wenn: dann arbeitet die Kollegin sehr effektiv und sollte nicht dafür bestraft werden. Und seit wann ist es ein Manko, wenn eine hochintellektuelle Arbeit zügig vonstatten geht?

„Man [die Übersetzer] hatte sich damals vorgenommen, politischen Druck über öffentliche Diskussionen auszuüben. Im Nachhinein glaube ich, dass Piper ein richtiges Vorzeigeopfer war.“ Dann spricht er noch von „vielen armen Richtern, die von der Sache wenig verstehen.“
Und aufeinmal soll Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad der Übersetzung eine Rolle spielen bei der Umsatzbeteiligung? Wenn ein Erfolgsautor wie am Fließband schreibt, bekommt er dann auch weniger?
Und sollen wir ihm dieses Engagement für Übersetzer hoher Literatur wirklich abnehmen?
„Denn man weiß doch, dass die Übersetzung hochliterarischer Texte aus dem Ausland sehr viel schwieriger, aufwändiger und zeitfressender ist als ein einfacher englischer Unterhaltungstext. Und man hat überhaupt keine Chance, damit in die Bestsellerlisten und damit zu einem «Erfolgshonorar» zu kommen. Diese Übersetzer, die diese wichtige Kulturarbeit leisten, haben von der Neuregelung überhaupt nichts, sondern nur die Übersetzer für den Mainstream und Massenmarkt.“

Zweifelnde Grüße
Steffi


[Edited at 2006-10-10 18:29]
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Heinrich Pesch
Heinrich Pesch  Identity Verified
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Und wieviel bekamen die Anwälte? Oct 11, 2006

Hätten die Verleger lieber selbst nach Feierabend übersetzt, hätten sie mehr Profit gemacht. Selber schuld!
Gruß
Heinrich


 
Katrin Hollberg
Katrin Hollberg  Identity Verified
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Dank an Aleksandra Oct 11, 2006

[quote]Tuliparola wrote:

99 Seiten in wenigen Tagen übersetzt...

Genau Steffi! Wenn ich diesen Satz lese, dann werde ich auch ärgerlich. Das zeigt die geringe Wertschätzung, die speziell Literaturübersetzern immer noch entgegengebracht wird. Warum soll sich eigentlich eine geniale Übersetzerin keine Eigentumswohnung leisten dürfen??? Sie schöpft doch im wahrsten Sinn das Werk in ihrer eigenen Muttersprache.
Da ist sie wieder, die dt. Neiddebatte. Immer neidisch auf das schielen, was der andere bekommt, aber nicht mal anerkennen, wenn auch Großartiges geleistet wurde.

Aber es ist tatsächlich wahr: Ich kenne eine Literaturübersetzerin für Jap./Dt., und die ist WIRKLICH gut.
Sie hat einen jap. Krimi so ins Deutsche übersetzt, dass er nicht nur spannend unterhält, sondern auch gleichzeitig die ganze Kultur und Mentalität interessant vermittelt. Man merkt einfach, da hat eine Japanologin direkt aus dem Orig. übersetzt, die auch das Land kennt und das Buch ist nicht aus dem Jap. ins Englische und später vom Englischen ins Deutsche übersetzt. (Leider oftmals Usus aus Kostengründen..., jajaja, die sind ja so teuer die Übersetzer!!!) Den Reibungsverlust merkt man normalerweise recht stark. Dieses Buch wurde jedenfalls in mehreren Rezensionen wärmstens empfohlen, u. a. in der "ZEIT", offenbar habe nicht nur ich (bin ja voreingenommen) gemerkt: da hat eine Übersetzerin präzise und mit Leidenschaft von einer Kultur in die andere vermittelt.

Wir sprachen dann über finanzielle Dinge und sie gestand mir, dass sie letzten Endes doch von ihrem Mann lebe...UNGLAUBLICH, da die Dame m. E. wirklich klasse Arbeit geleistet hatte. Ich habe das Original gleichfalls zuhause und somit also Vergleichsmöglichkeiten. ALSO ICH könnte das nicht mal eben auf diesem tollen sprachl. Niveau widergeben, zumal der Satzbau im Jap. ganz anders ist. Man muss sich also ständig entscheiden, wie man das im Dt. umgestaltet ohne zu den Sinn zu verfälschen. ----
Ich hätte ihr mindestens eine VILLA MIT SWIMMINGPOOL GEGÖNNT.

Daher gebe ich Heinrich Recht: Sollen die das im Verlag doch nach Feierabend gleich selbst übersetzen, wenn es so kinderleicht ist. - Leider ein Grund mehr, s. lieber Fachtexten zuzuwenden, da höhere Wertschätzung!!!

Liebe Grüße - Katrin


 
Aleksandra Kwasnik
Aleksandra Kwasnik  Identity Verified
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TOPIC STARTER
Alles nur Intellektuellen-Gehabe Oct 11, 2006

Besonders schön finde ich auch die Formulierung:

"Kernpunkt des PROBLEMS ist, dass sich die Übersetzer – zu recht – als eine intellektuell hoch ausgebildete Gruppe definieren, die in Deutschland ziemlich schlecht bezahlt ist."
Auch widersprüchlich, denn was denn nu: "zu recht" oder ist es nun ein "Problem" - und die Übersetzer sollen nicht so intellektuell tun? Ich finde auch, dass die Übersetzer endlich zugeben sollten, dass das Übersetzen nichts mit einer intellek
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Besonders schön finde ich auch die Formulierung:

"Kernpunkt des PROBLEMS ist, dass sich die Übersetzer – zu recht – als eine intellektuell hoch ausgebildete Gruppe definieren, die in Deutschland ziemlich schlecht bezahlt ist."
Auch widersprüchlich, denn was denn nu: "zu recht" oder ist es nun ein "Problem" - und die Übersetzer sollen nicht so intellektuell tun? Ich finde auch, dass die Übersetzer endlich zugeben sollten, dass das Übersetzen nichts mit einer intellektuellen Tätigkeit zu tun hat, sondern mit bloßem Tippen - könnte man auch einem halbwegs intelligenten Hund beibringen. Ab jetzt also bitte bescheidener.

"Inzwischen ist mehrfach gerichtlich festgestellt worden, dass Übersetzer so bezahlt sind wie Lektoren, wenn sie denn mit Aufträgen einigermaßen gut ausgelastet sind."
Tja, "WENN SIE DENN"... - er spricht ja von genuinen Literaturübersetzern, die nur Literatur und sonst nichts übersetzen.

"Es ist auch klar, dass Übersetzer durchschnittlich besser bezahlt sind als Autoren"
???

Hm, nicht wirklich überzeugend das Ganze.

Der vorwurfsvolle Ton in Bezug auf die "99 Seiten, die in wenigen Tagen übersetzt waren" zeugt außerdem von einer tief gehenden Kenntnis der Materie, würde ich sagen ...

A.


[Edited at 2006-10-11 08:04]
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Katrin Hollberg
Katrin Hollberg  Identity Verified
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Pauschale Aussagen sind immer sehr anzuzweifeln Oct 12, 2006

[quote]Aleksandra Kwasnik wrote:

"Es ist auch klar, dass Übersetzer durchschnittlich besser bezahlt sind als Autoren" ???

Ja, genau Aleksandra! Das ist die nächste Aussage, die bei näherem Hinterfragen jeder inhaltl. Substanz entbehrt.
Wie kann man das so pauschal behaupten? Das kann nur einer, der überhaupt nicht weiß, wie Übersetzer leben und ihre Arbeit gestalten müssen. Da hätte ich gerne mal Zahlen und Namen genannt bekommen. Ich persönlich, nach meinen Erfahrungen und Gesprächen mit verschiedenen Personen aus der Buchbranche, würde genau anders herum argumentieren.
Der Übersetzer eines international erfolgreichen Buchtitels hat doch auch seinen Anteil verdient, oder anders herum...wenn ein Buch/ein Autor völlig unbekannt ist, kann er durch gelungene Übersetzungen in andere Sprachen erst weltweiten Erfolg erhalten, gerade bei selteneren Sprachen.
(Beispiel Japan: Murakami Haruki, da wird mittlerweile alles übersetzt, was jemals von ihm verfasst wurde, auch schwache Titel, egal...Hauptsache, alles rausschlagen aus dem Bekanntheitsgrad was geht. Der Japaner dürfte mittlerweile ausgesorgt haben, seine Übersetzer dennoch nicht, die profitieren nicht von seinem Promibonus und finden es mittlerweile auch öde, immer nur den einen Autor zu übersetzen! Neue Autoren wagt man aber in gängigen Buchprogrammen kaum, das ist den Verlagen ein zu großes wirtschaftliches Risiko!)

UND: Es mag ja sein, dass sich ein Harry Rowohlt einen großen Namen mit seinen vielfältigen Talenten als Autor, Übersetzer und Rezitator erworben hat, der mag vielleicht recht gut von der Belletristik leben. Aber was ist mit der Mehrzahl der Übersetzer, die bei vielen Buchrezensionen (löblich auch hier die ZEIT) einfach ungenannt bleiben, auch ein vielsagender Ausdruck des Stellenwertes, der diesen beigemessen wird. - K.


 


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