Fehlerhafter Quelltext Thread poster: Ines Lassnig
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Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich habe den Auftrag erhalten, einen Vertrag aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Bei diesem Vertrag handelt sich jedoch bereits um eine Übersetzung aus dem Deutschen ins Englische. Diese Übersetzung (die nun als Quelltext) vor mir liegt, ist jedoch nicht idiomatisch und stellenweise sogar fehlerhaft. Man sieht, dass die dt. Satzstruktur oft einfach 1:1 übernommen wurde. Ich verstehe natürlich, was gemeint ist, weil ich den dt. Urspr... See more Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Ich habe den Auftrag erhalten, einen Vertrag aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Bei diesem Vertrag handelt sich jedoch bereits um eine Übersetzung aus dem Deutschen ins Englische. Diese Übersetzung (die nun als Quelltext) vor mir liegt, ist jedoch nicht idiomatisch und stellenweise sogar fehlerhaft. Man sieht, dass die dt. Satzstruktur oft einfach 1:1 übernommen wurde. Ich verstehe natürlich, was gemeint ist, weil ich den dt. Ursprungstext in der Syntax dahinter erkenn en kann. Nun zu meinem eigentlichen Problem: Der Kunde hat wegen der ersten fehlerhaften Übersetzung (DE>EN) Probleme und will bei Gericht mit Hilfe meiner Rückübersetzung beweisen, dass seine Vertragsbedingungen etc. korrekt waren. Soll ich die Fehler, die im engl. Vertrag sind, nun genauso übernehmen, oder soll ich den Vertrag so reproduzieren, wie er offensichtlich zu Beginn lautete? Kurz: Wie übersetzt man fehlerhafte Quelltexte? Hoffe, meine Ausführungen sind nicht zu verwirrend und freue mich schon auf Antworten. IL ▲ Collapse | | |
Fehler übernehmen | Nov 29, 2006 |
Ich würde in diesem speziellen Falle die Fehler mit übersetzen, damit Dein Kunde die zwei deutschen Fassungen einander gegenüberstellen kann. | | |
Rückübersetzungen | Nov 29, 2006 |
Solche Sachen landen gelegentlich auch bei mir auf dem Tisch. Gern auch als Blindstudie ohne jeden Hinweis darauf, daß es eine Rückübersetzung ist, die man von mir will. Normalerweise frage ich dann bei meinem Kunden nach, wie ich es handhaben soll (um dann festzustellen, daß das betreffende Übersetzungsbüro auch nicht über den speziellen Charakter der Übersetzung informiert wurde), und generell weise ich darauf hin, daß meine Übersetzung nur nach Rücksprache mit mir in näher z... See more Solche Sachen landen gelegentlich auch bei mir auf dem Tisch. Gern auch als Blindstudie ohne jeden Hinweis darauf, daß es eine Rückübersetzung ist, die man von mir will. Normalerweise frage ich dann bei meinem Kunden nach, wie ich es handhaben soll (um dann festzustellen, daß das betreffende Übersetzungsbüro auch nicht über den speziellen Charakter der Übersetzung informiert wurde), und generell weise ich darauf hin, daß meine Übersetzung nur nach Rücksprache mit mir in näher zu spezifizierenden Textstellen juristisch verwertet werden darf. Zum einen kenne ich nicht das vom Kollegen mutmaßlich(!) fehlerhaft übersetzte Original, und zum anderen finde ich es schwierig, Fehler so zu übersetzen, daß jederzeit zweifelsfrei klar wird, worin sie bestehen. Und zum dritten ist es mir zu mühsam, meine Rückübersetzung mit einem Haufen erklärender Zusätze zu versehen - es sei denn, ich würde dafür bezahlt, was in der Regel nicht der Fall ist. Gruß Matthias ▲ Collapse | | |
nicolett Local time: 15:36 German to Italian + ...
Normalerweise wird in solchen Fällen ein Gutachten im Auftrag gegeben. Ich würde mit dem Auftraggeber und seinem Rechtsanwalt klären, ob dies nicht die bessere Lösung wäre. | |
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Ines Lassnig Local time: 15:36 English to German + ... TOPIC STARTER Die Schwierigkeiten | Dec 2, 2006 |
Hallo an alle und vielen Dank für Eure Antworten! Ich denke auch, dass ein Gutachten hier die beste Lösung wäre, aber - wie es oft der Fall ist - ist zwischen mir und dem Endkunden eine Agentur, die diesen Vertrag unbedingt übersetzt haben will. Und ich muss wohl oder übel mitspielen... Konkret stellen sich mir nun Schwierigkeiten in den Weg wie folgendes Beispiel: In einer Überschrift finden sich Begriffe wie "daily call" und "fine call". Beide Begriffe gib... See more Hallo an alle und vielen Dank für Eure Antworten! Ich denke auch, dass ein Gutachten hier die beste Lösung wäre, aber - wie es oft der Fall ist - ist zwischen mir und dem Endkunden eine Agentur, die diesen Vertrag unbedingt übersetzt haben will. Und ich muss wohl oder übel mitspielen... Konkret stellen sich mir nun Schwierigkeiten in den Weg wie folgendes Beispiel: In einer Überschrift finden sich Begriffe wie "daily call" und "fine call". Beide Begriffe gibt es - soweit dies meine Recherchen ergeben haben - im Englischen überhaupt nicht. Nun habe ich es mit einer simplen Rückübersetzung versucht - und "Tagesabruf" und "Feinabruf" ist tatsächlich das, was gemeint war. Jetzt weiß ich zwar, was im dt. Vertrag stehen sollte, aber es wäre doch unseriös, durch meine angefertigte Übersetzung dem Kunden zu suggerieren, dass "daily call/fine call" im "engl." Vertrag ihre Berechtigung hätten! Wie würdet Ihr denn vorgehen? Meine Rückübersetzung mit vielen Anmerkungen versehen oder solche Stellen einfach als unübersetzbar markieren? Bin neugierig, was Ihr dazu sagt... Viele Grüße, Ines Laßnig ▲ Collapse | | |