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Also, manchmal denke ich...
Thread poster: Antje Lücke
Jens Mährländer
Jens Mährländer  Identity Verified
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Billigpreise Nov 18, 2004

Ich bin erst seit wenigen Tagen Mitglied, aber wo bin ich hier eigentlich hingeraten. Selbst 0,07 und 0,09 Euro pro Wort sind ein Dumpingpreis. Als ich vor 13 Jahren als Freiberufler angefangen habe, galt weitgehend der Ehrenkodex, dass man selbst für Übersetzungsbüros, von Direktkunden ganz zu schweigen, nicht für weniger als 1,20 DM pro Zeile arbeitet. Was soll außerdem diese weinerliche Tour von wegen alleinstehend? Finanziell gesehen ist das doch optimal. Ich habe zwei kleine Kinder, me... See more
Ich bin erst seit wenigen Tagen Mitglied, aber wo bin ich hier eigentlich hingeraten. Selbst 0,07 und 0,09 Euro pro Wort sind ein Dumpingpreis. Als ich vor 13 Jahren als Freiberufler angefangen habe, galt weitgehend der Ehrenkodex, dass man selbst für Übersetzungsbüros, von Direktkunden ganz zu schweigen, nicht für weniger als 1,20 DM pro Zeile arbeitet. Was soll außerdem diese weinerliche Tour von wegen alleinstehend? Finanziell gesehen ist das doch optimal. Ich habe zwei kleine Kinder, meine Frau und einen Hund zu ernähren. Bei den in diesem Laden anscheinend üblichen Preisen ist das ganz sicher nicht möglich.

Jens Mährländer

[Edited at 2004-11-18 22:06]

[Edited at 2004-11-18 22:07]
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Ralf Lemster
Ralf Lemster  Identity Verified
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Laaaangsam... Nov 18, 2004

Hallo Jens,
erst einmal Willkommen.

Ich bin erst seit wenigen Tagen Mitglied, aber wo bin ich hier eigentlich hingeraten.

In ein offenes und sehr partnerschaftliches Forum. Ich würde mich freuen, diesen Geist auch in deinen Beiträgen zu finden.

Selbst 0,07 und 0,09 Euro pro Wort sind ein Dumpingpreis. Als ich vor 13 Jahren als Freiberufler angefangen habe, galt weitgehend der Ehrenkodex, dass man selbst für Übersetzungsbüros, von Direktkunden ganz zu schweigen, nicht für weniger als 1,20 DM pro Zeile arbeitet.

Vorsicht - auch deine Preise kann man als relativ niedrig ansehen. Ist halt immer eine Frage der Perspektive.


Bei den in diesem Laden anscheinend üblichen Preisen ist das ganz sicher nicht möglich.

Was meinst du genau mit "in diesem Laden"? ProZ.com ist eine Plattform, die einen Teil des Marktes reflektiert. Du solltest nicht ausschließlich von den in Job-Postings angegebenen Preisen ausgehen; ein wesentlicher Teil der über ProZ.com vergebenen Jobs wird über Direktkontakte platziert; aus Feedback von Mitgliedern und Moderatoren lässt sich erkennen, dass die dabei berechneten Preise durchweg höher liegen.

Gruß Ralf


 
Herbert Fipke
Herbert Fipke  Identity Verified
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Erfrischend offene, wenn auch etwas angriffslustige Worte... Nov 19, 2004

Jens Mährländer wrote:

Als ich vor 13 Jahren als Freiberufler angefangen habe, galt weitgehend der Ehrenkodex, dass man selbst für Übersetzungsbüros, von Direktkunden ganz zu schweigen, nicht für weniger als 1,20 DM pro Zeile arbeitet.


Lieber Jens!
Auch von mir ein herzliches Willkommen.

Ich habe auch gleich eine Frage:

Wieso nennst du 7 oder 9 Cent pro Wort einen Dumpingpreis, wenn dein unter dem "Ehrenkodex" (was ist das, kann man das essen?) mit Zähnen und Klauen verteidigter Zeilenpreis von DM 1,20 von vor 13 Jahren (zu dem ich damals übrigens auch schon gearbeitet habe), umgerechnet in Euro und pro Wort zumindest im Englischen im statistischen Durchschnitt sogar nur 6 Cent ergibt?

Mag sein, dass heute vieles teurer geworden ist, dafür arbeiten wir heute mit CAT und TM und vor allem mit dem Internet, was unsere Arbeit derart beschleunigt hat, dass wir - verglichen mit den damaligen Arbeitsbedingungen - sogar bei einem weit geringeren Zeilenpreis erheblich höhere Stundenhonorare verdienen (können).

Insofern würde ich mal sagen: Immer langsam mit den jungen Pferden...

[Edited at 2004-11-19 02:29]


 
Marc P (X)
Marc P (X)  Identity Verified
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Also, manchmal denke ich... Nov 19, 2004

Hallo Herbert,

Herbert Fipke wrote:

Wieso nennst du 7 oder 9 Cent pro Wort einen Dumpingpreis, wenn dein unter dem "Ehrenkodex" (was ist das, kann man das essen?) mit Zähnen und Klauen verteidigter Zeilenpreis von DM 1,20 von vor 13 Jahren (zu dem ich damals übrigens auch schon gearbeitet habe), umgerechnet in Euro und pro Wort zumindest im Englischen im statistischen Durchschnitt sogar nur 6 Cent ergibt?


Nach meinen Berechnungen sind es ca. 7 Cent - für Englisch. Wohl auch einiges mehr, wenn ein deutscher Text gezählt werden soll. Darauf kommt es aber nicht an.

Vor 13 Jahren waren 1,20 DM/Normzeile (55 Anschläge) kein guter Preis, sondern eben unterste Grenze. Das würde ich zwar nicht als "Ehrenkodex" bezeichnen, doch durchaus als Konsens, was auch Dein Beitrag bestätigt.

Schließlich kommt auch die Verteuerung über die letzten 13 Jahre.

Was TM betrifft, gebe ich Dir in gewissem Maße Recht. Die weitverbreitete Nutzung von TM hat aber nicht dazu geführt, dass Texte über die ganze Branche hinweg repetitiver geworden sind. Erhebliche Widerholungen wurden ohnehin vor 13 Jahren eher auf Stundenbasis abgerechnet. Bei Repetitionen in weniger umfangreichem Umfang kam das Geschick des Übersetzers (Gedächtnis, Umgang mit Suchen und Ersetzen) ihm zugute. Inzwischen ist es auch so, dass manche Kunden für "leichtere" Aufträge vom früheren Einheitspreis Abschläge erwarten, ohne aber den zusätzlichen Aufwand für schwierigere Arbeiten mit dem dann logischerweise fälligen Zuschlag honorieren zu wollen.

Ohne jemanden auf den Schlips treten zu wollen frage ich mich überhaupt, warum sich solche Diskussionen eher um die Verteidigung gerade noch zumutbarer Preise drehen. Wir sollten den Mut haben, deutlich höhere Preise zu verteidigen, und zwar nicht einander, sondern gerade den Kunden gegenüber. Oder ist unsere Leistung es nicht wert?

Marc


 
Silje2
Silje2
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noch'n Neuling.... Nov 19, 2004

MarcPrior wrote:

Ohne jemanden auf den Schlips treten zu wollen frage ich mich überhaupt, warum sich solche Diskussionen eher um die Verteidigung gerade noch zumutbarer Preise drehen. Wir sollten den Mut haben, deutlich höhere Preise zu verteidigen, und zwar nicht einander, sondern gerade den Kunden gegenüber. Oder ist unsere Leistung es nicht wert?

Marc


Hallo,

dem obigen Zitat kann ich nur beipflichten.

Auch ich habe mich gerade erst bei Proz.com angemeldet und stöbere mich so durch die Foren. Ich arbeite seit ca. 11 Jahren als Übersetzerin, davon ca. 9 freiberuflich und habe dem entsprechend schon mehr als eine "Preisdiskussion" unter Kollegen
miterlebt.

Und ich muss sagen, dass dieser Thread tatsächlich ein paar unschöne "Momente" hat, bei denen ich den Eindruck bekommen habe, dass sich hier Kollegen zwischen den Zeilen gegenseitig ziemlich ungerechte Vorwürfe machen.

Abgesehen davon haben noch einige andere Stellen bei mir ungläubiges Kopfschütteln ausgelöst:

1) Herberts "100-Stunden"-Woche:
Mal ganz ehrlich, warst Du da nicht etwas großzügig? Eine 100- Stunden-Woche bedeutet: an 7 Tagen die Woche um 7:00 morgens an den Schreibtisch und "schon" um 21:15 Uhr aufhören, kannst Du Dir nur leisten, wenn Du keine Pause gemacht hast. Wohlgemerkt reden wir hier von einer Arbeit als Übersetzer, vor dem Computer, die in der Regel eine gewisse geistige Präsenz erfordert. Ich für meinen Teil würde das nicht durchhalten und auch niemandem empfehlen, das zur Grundlage irgendwelcher Planungen zu machen (weder im Hinblick auf das bei einem bestimmten Tarif monatlich erzielbare Einkommen, noch bei Terminfragen, - und zwar noch nicht mal als Whorst-Case-Szenario)!

2) Die "Alles ist eben relativ"-Betrachtungen zu Angebot und Nachfrage.

Offen gestanden finde ich das Beispiel aus dem "horizontalen Gewerbe" in diesem Zusammenhang angesichts der gesellschaftlichen Realität von Menschenhandel und organisiertem Verbrechen ziemlich fehl am Platze. Die Lebenssituation vieler ausgebeuteter Prostituierter (und hier ist dies Wort nun wirklich angebracht) hat eben rein gar nichts mit dem Marktwert Ihrer Dienstleistung zu tun.


Aber was soll's, - ich freue mich auf kommende Diskussionen unter Kollegen!

Schönes Wochenende an alle!
Silje


 
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