Unbekannte Auftraggeber in fernen Ländern
Thread poster: Heidi Fayolle (X)
Heidi Fayolle (X)
Heidi Fayolle (X)  Identity Verified
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Dec 6, 2007

Erst vor kurzem wurde auf proz eine zugegebenermaßen verlockende Ausschreibung veröffentlicht: großes Volumen, interessantes Thema, einigermaßen machbare Frist. ABER: Auftraggeber in China, kein Blueboard-Eintrag, Profil hat eigentlich nichts mit Übersetzung zu tun und der angegebene Internetauftritt auch nicht. Und dennoch über 20 Bewerbungen. Mir wäre das viel zur riskant, selbst bei einer vorübergehenden Flaute im Geschäft. Mich würden jetzt einfach eure Meinungen dazu interessieren... See more
Erst vor kurzem wurde auf proz eine zugegebenermaßen verlockende Ausschreibung veröffentlicht: großes Volumen, interessantes Thema, einigermaßen machbare Frist. ABER: Auftraggeber in China, kein Blueboard-Eintrag, Profil hat eigentlich nichts mit Übersetzung zu tun und der angegebene Internetauftritt auch nicht. Und dennoch über 20 Bewerbungen. Mir wäre das viel zur riskant, selbst bei einer vorübergehenden Flaute im Geschäft. Mich würden jetzt einfach eure Meinungen dazu interessieren. Wie haltet ihr es mit solchen Angeboten?Collapse


 
Constance Mannshardt
Constance Mannshardt  Identity Verified
Brazil
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Nichts für mich Dec 7, 2007

Das hört sich bestimmt nicht wie ein seriöser Auftrag von einem seriösen Auftraggeber an! Und dann kommt dazu: wie soll ich eventuell nicht bezahlte Rechnungen reklamieren und dafür sorgen, dass sie doch bezahlt werden, wenn dies schon innerhalb Deutschland und Europa schwieirig ist?
Grundsätzlich nehme ich nur Aufträge von neuen Kunden an, wenn ich irgendwie prüfen konnte (Blue Board, usw.), dass diese gute Zahler sind und freundlich + professionell im Umgang. Diese erkundigen sic
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Das hört sich bestimmt nicht wie ein seriöser Auftrag von einem seriösen Auftraggeber an! Und dann kommt dazu: wie soll ich eventuell nicht bezahlte Rechnungen reklamieren und dafür sorgen, dass sie doch bezahlt werden, wenn dies schon innerhalb Deutschland und Europa schwieirig ist?
Grundsätzlich nehme ich nur Aufträge von neuen Kunden an, wenn ich irgendwie prüfen konnte (Blue Board, usw.), dass diese gute Zahler sind und freundlich + professionell im Umgang. Diese erkundigen sich ja auch im voraus (zumindest wenn sie seriös arbeiten), wie der Auftragnehmer arbeitet. Ärger gehe ich aus dem Weg!
Vielleicht gibt es deshalb so viele Interessenten an so einem Job, weil diese (noch) ungenügend Erfahrung haben oder einfach darum, weil sie eben verzweifelt arbeiten möchten/müssen. Kann ich auch nachvollziehen, theoretisch kann da ja auch etwas Positives rauskommen!
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Heinrich Pesch
Heinrich Pesch  Identity Verified
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Man weiß doch nicht, was die Kollegen geantwortet haben Dec 7, 2007

Ist doch möglich, dass die meisten z.B. geantwortet haben: "Wortpreis X, Vorauszahlung per PayPal" oder ähnliches. Oder "Bitte um mehr Info bezüglich Ihrer Firma".

 
Karin Seelhof
Karin Seelhof  Identity Verified
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Ich habe es schon gemacht Dec 7, 2007

In meinen Anfängen als "nebenberuflicher Freiberufler" habe ich mich - im Nachhinein betrachtet - schon auf einige Aufträge beworben, wo ich im Prinzip wenig bis nichts vom Auftraggeber wußte.
Es waren jedoch alles kleinere Aufträge und bezahlt wurde auch. Vielleicht habe ich einfach ein wenig Glück gehabt und mein Leichtsinn wurde nicht bestraft?

Heute würde ich so etwas nicht mehr tun.

Zitat von Heidi: Und dennoch über 20 Bewerbungen

Man wei
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In meinen Anfängen als "nebenberuflicher Freiberufler" habe ich mich - im Nachhinein betrachtet - schon auf einige Aufträge beworben, wo ich im Prinzip wenig bis nichts vom Auftraggeber wußte.
Es waren jedoch alles kleinere Aufträge und bezahlt wurde auch. Vielleicht habe ich einfach ein wenig Glück gehabt und mein Leichtsinn wurde nicht bestraft?

Heute würde ich so etwas nicht mehr tun.

Zitat von Heidi: Und dennoch über 20 Bewerbungen

Man weiß nicht, was darin steht. Was mich jedoch noch viel mehr wundert (und was hier nicht wirklich zum Thema gehört), ist die Tatsache, dass hier manchmal relativ kleine Jobs angeboten werden, zu denen innerhalb kürzester Zeit über 200 Bewerbungen eingehen. Ich würde mich ab der 10. Bewerbung dort schon garnicht mehr einreihen?
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Wenjer Leuschel (X)
Wenjer Leuschel (X)  Identity Verified
Taiwan
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Das ewige Problem: Vertrauen Dec 7, 2007

Als ich mit dieser Branche anfing, war es mir auch immer ein großes Problem, mich zu entscheiden, ob ich eine/n Unbekannte/n vertraue. Heute ist es nicht mehr so ein großes Problem. Ich habe viele Klienten in allerlei Ländern, die ich niemals gesehen oder genauer gekannt habe. Trotzalledem vertraue ich sie.

Wieso? Nun, es gibt immer Indizien dafür, ob eine Firma/Person seriös oder nicht. Blueboard-Einträge bedeuten manchmal auch nicht besonders viel, aber sie stellen mindesten
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Als ich mit dieser Branche anfing, war es mir auch immer ein großes Problem, mich zu entscheiden, ob ich eine/n Unbekannte/n vertraue. Heute ist es nicht mehr so ein großes Problem. Ich habe viele Klienten in allerlei Ländern, die ich niemals gesehen oder genauer gekannt habe. Trotzalledem vertraue ich sie.

Wieso? Nun, es gibt immer Indizien dafür, ob eine Firma/Person seriös oder nicht. Blueboard-Einträge bedeuten manchmal auch nicht besonders viel, aber sie stellen mindestens einen Anhaltspunkt dar, an dem man nachprüfen kann, ob welche unangenehme Erfahrungen mit der jeweiligen Person/Firma gemacht wurden. Da sind auch andere Kollegen in dem jeweiligen Ländern, bei denen man etwas an Information über eine Firma/Person gelingen kann --- also, Leumund. Außerdem, als Prinzip, fängt man mit einem neuen Kunden nicht mit etwas Großes an, für das keine Teilzahlung im voraus geboten ist.

Der Auftraggeber möchte zuverlässige Qualitätsübersetzung haben und der Auftragnehmer möchte fristgerechte Zahlung haben. Dann ist es doch so zu vereinbaren, daß die Transaktion Zug um Zug durchgeführt wird. Größere Aufträge werden in Kleinere zerlegt und die nächste Lieferung wird geleistet, wenn die vorherige Lieferung bezahlt worden ist.

Die meisten Kunden kennen wir eigentlich gar nicht, selbst wenn sie in demgleichen Land sitzen. Meine Kunden sind aber meistens im Ausland, insbesondere die Agentur-Kunden. Inland kann ich leicht Direktkunden haben. Im Ausland brauche ich eben Agenturen. So habe ich seit den letzen 8 Jahren gearbeitet. Mit Vorsicht und guten Menschenverstand bekommt man nicht ums Ohr gehauen. Es gibt ab und zu mal Mißverständnisse, die aber mit guten Willen von beiden Seiten leicht zu beseitigen sind. Kleinere schlechte Erfahrungen kann man jede Zeit erfahren, aber sie sind gleich abzuhaken, weil man so oder so weiterkommen möchte. Sich wegen Kleinigkeiten zu ärgern, lohnt sich nicht.

In bezug auf die Ausschreibung, die Heidi erwähnt hat, würde ich sagen: Ein verlockender Auftrag in solch einem Umfang kann man sicherlich mit Vorsicht annehmen, indem man sich mit dem Auftraggeber eine angemessene Zahlungsmodalität vereinbart. Die Übersetzung kann beispielsweise in mehreren Schüben geliefert werden und ein weiterer Schub wird erst dann geliefert, wenn der vorangegangene Schub bezahlt wird.

Ohne Vertrauen funktioniert in unserer Branche eben nichts. Daher muß man dem Gegenüber schon etwas Vertrauen schenken, wenn man überhaupt etwas mit ihm anfangen möchte, um zu vermeiden, zu sagen, wenn man etwas von ihm will.
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Yvonne Gerstheimer (X)
Yvonne Gerstheimer (X)  Identity Verified
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Vertrauen Dec 7, 2007

Hallo Heidi,

ich sehe es ähnlich wie Wenjer: Vertrauen ist ein wichtiger Faktor. Ich weiß nicht, um welche Jobausschreibung es sich handelte, aber grundsätzlich habe ich gute Erfahrungen mit mir unbekannten Kunden gemacht. Schließlich stellt jeder erste Auftrag für einen neuen Kunden ein gewisses Maß an Risiko dar.

Beispielsweise habe ich aufgrund meiner Sprachkombination einige Kunden, die in Asien ansässig sind und über die ich wenig bis gar nichts wusste. Du
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Hallo Heidi,

ich sehe es ähnlich wie Wenjer: Vertrauen ist ein wichtiger Faktor. Ich weiß nicht, um welche Jobausschreibung es sich handelte, aber grundsätzlich habe ich gute Erfahrungen mit mir unbekannten Kunden gemacht. Schließlich stellt jeder erste Auftrag für einen neuen Kunden ein gewisses Maß an Risiko dar.

Beispielsweise habe ich aufgrund meiner Sprachkombination einige Kunden, die in Asien ansässig sind und über die ich wenig bis gar nichts wusste. Durch Rückfragen und Vereinbarung von Zahlungsmodalität merkt man dann doch sehr schnell, wie seriös ein Auftrag ist. Und ohne Vertrauen geht es nicht. Schließlich gibt mir die Firma, wenn sie noch nicht mit mir zusammengearbeitet hat, ebenfalls einen Vertrauensvorschuss. Es entstehen ständig neue Firmen, gute Firmen verschlechtern sich und schlechte Firmen verschwinden schließlich aus dem Geschäft (genau wie Übersetzer). Das Blueboard stellt für mich zwar einen Anhaltspunkt dar, aber wenn kein Eintrag vorhanden ist, bedeutet es für mich nicht automatisch, dass es ein unseriöser Auftraggeber ist. Das muss natürlich jeder mit sich selbst abmachen, aber ich würde nicht davon ausgehen, dass man verzweifelt sein muss, um sich auf so einen Auftrag zu bewerben. Es handelt sich schließlich nur um eine Bewerbung. Ich habe es noch nie erlebt, dass ich mich beworben und direkt daraufhin schon den Text zugeschickt bekommen habe, sondern erstmal werden Zahlungsmodalitäten und weitere Punkte besprochen. Und wenn sich dieser Verlauf als merkwürdig herausstellt oder sich keine Einigung erzielen lässt, kann man den Auftrag immer noch zurückweisen.

Viele Grüße
Yvonne

Edit: Wenjer, entschuldige bitte, ich hatte Deinen Namen erst falsch gelesen...

[Bearbeitet am 2007-12-07 11:16]
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Miguel Jimenez
Miguel Jimenez  Identity Verified
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Es ist ein Glücksspiel Dec 7, 2007

Es ist ein Glücksspiel mit den fernen Ländern.
Es kann gut gehen, aber es kann auch schief gehen. Ich habe es auch schon mal gemacht, und hatte überwiegend glück gehabt.
Manchmal gibt es auch Übersetzungsbüros die toll auftreten und dann plötzlich spurlos verschwinden (auch in den bekannten Ländern), oder sehr schlecht, oder sehr spät zahlen, und wollen noch einem das Geld reduzieren.
Aber von der Erfahrung her ist China, Indien, Korea und manchmal USA mit diesem Prob
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Es ist ein Glücksspiel mit den fernen Ländern.
Es kann gut gehen, aber es kann auch schief gehen. Ich habe es auch schon mal gemacht, und hatte überwiegend glück gehabt.
Manchmal gibt es auch Übersetzungsbüros die toll auftreten und dann plötzlich spurlos verschwinden (auch in den bekannten Ländern), oder sehr schlecht, oder sehr spät zahlen, und wollen noch einem das Geld reduzieren.
Aber von der Erfahrung her ist China, Indien, Korea und manchmal USA mit diesem Problem verbunden.
Es ist aber so wie Ivonne es vorher erwähnt hat, einfach eine Vertrauenssache.

Grüße

Miguel
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Heidi Fayolle (X)
Heidi Fayolle (X)  Identity Verified
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TOPIC STARTER
Vertrauen Dec 7, 2007

Für mich extrem wichtig. Und vielen Dank für eure interessanten und teilweise langen Beiträge.
Auch ich bin ein "gebranntes Kind", allerdings von Agenturen, mit denen ich schon länger zusammengearbeitet hatte. Da ist es mir vor allem um die Zeit schade, die ich für unseriöse Auftraggeber verplempert habe, anstatt z.B. etwas mit den Kindern zu unternehmen. Deshalb bin ich jetzt sehr vorsichtig, aber wohl leider auch nicht genug "Geschäftsfrau", um entsprechende Konditionen mit dem n�
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Für mich extrem wichtig. Und vielen Dank für eure interessanten und teilweise langen Beiträge.
Auch ich bin ein "gebranntes Kind", allerdings von Agenturen, mit denen ich schon länger zusammengearbeitet hatte. Da ist es mir vor allem um die Zeit schade, die ich für unseriöse Auftraggeber verplempert habe, anstatt z.B. etwas mit den Kindern zu unternehmen. Deshalb bin ich jetzt sehr vorsichtig, aber wohl leider auch nicht genug "Geschäftsfrau", um entsprechende Konditionen mit dem nötigen Durchsetzungsvermögen auszuhandeln.
Von dem genannten Auftrag hielt mich insbesondere ab, dass ich dafür Stammkunden bis auf weiteres vertrösten hätte müssen. Das ist ja sowieso schon immer schwierig zu managen, und dann noch für einen riskanten Neukunden...

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende und als Weihnachtsgeschenk nur seriöse Auftraggeber!
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