Rarely lost in translation
Mein Leben hat mich auf vielen Wegen zur Übersetzung geführt. Ich bin der klassische Quereinsteiger, breit aufgestellt, adaptationsfähig, mit einem akademischen Überbau in Kulturwissenschaften und Hispanistik. Doch hinter dieser inhaltlichen Flexibilität verläuft eine Konstante, durch die ich mich in verschiedenen Text- und Themenfeldern zuhause fühle: die Freude am Spiel und an der Arbeit mit Worten und Sprachen.
Reiselust und interkulturelle Neugier zeichnen mich als Person aus. Leider passen diese Eigenschaften in keinen offiziellen Lebenslauf, werden bestenfalls als soft skills wahrgenommen. Und trotzdem hat beides meine Übersetzersprachen Englisch und Spanisch entscheiden geprägt. Ich habe einige Jahre für längere Zeiträume im Ausland gelebt und gearbeitet: England, Schottland, Spanien. Bei diesen Aufenthalten nahm ich an unterschiedlichen Lebens- und Sprachwelten teil und lernte so neue Perspektiven auf die Sprachen selbst kennen. Als Übersetzer profitiere ich heute davon: Mein Werkzeugkasten wurde nicht nur durch Theorie und Grammatikstudium befüllt, sondern auch und vor allem durch das Erleben in diesen Ländern. Beide Sprachen sind für mich lebendig.
Thematisch verlief mein Berufsleben zwischen Blattgrün und Blattwerk.
- Blattgrün -
Während des Studiums befasste ich mich intensiv mit Gegenstand und Geschichte des Umweltschutzes, einschließlich Magisterarbeit zum Thema „Nachhaltigkeit im öffentlichen Diskurs“. Im Garten- und Landschaftsbau fand ich den physischen Ausgleich für lange Bibliothekstage und kultivierte meinen grünen Daumen. Danach stellten zwei Jahre im unabhängigen Umweltschutz das Gleichgewicht zwischen Theorie und Praxis her: Projektleitung und Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Artenschutz und der Umweltpolitik, Co-Organisation eines Umweltfests mit 15.000 Besuchern. Am Ende dieser Zeit trug ich die Verantwortung für Form und Inhalt einer Broschüre zum baulichen Artenschutz, die als Kooperationsprojekt mit der Stadt Leipzig entstand und veröffentlicht wurde.
- Blattwerk -
Seit 2012 arbeite ich selbständig, vor allem als freiberuflicher Übersetzer (Englisch/Spanisch) und Lektor (v.a. Deutsch). Alles begann mit persönlichen Kontakten und Neuverknüpfungen im sozialen Umfeld, zunächst lagen Faltblätter, Projektbeschreibungen oder Ausstellungskataloge für Kulturprojekte und kleinere Unternehmen auf meinem Schreibtisch. Nebenbei entstanden literarische Schreibproben, zur Korrektur und Bewertung durch befreundete erfahrene Übersetzer. Der erste große Coup gelang mir 2015, mit der amerikanisch-deutschen Co-Übersetzung von Randall Munroes „Thing Explainer“ für den Münchner Knaus Verlag. Die Vorlage für mein Debüt stammt von einem Bestseller-Autor, die Erstauflage betrug 50.000. Rückblickend war das Projekt Reifeprüfung und Wegweiser zugleich, denn ihm verdanke ich die Gewissheit: Sprache ist mein Talent und mein Werkzeug, Übersetzung der Weg und das Ziel. |