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German to Italian: Die weiße Macht Detailed field: Government / Politics
Source text - German Die weiße Macht
Donald Trumps Tweets über nicht weiße Politikerinnen sind rassistisch. Sie zeigen mehr als eine Geisteshaltung: White Supremacy, die Vorherrschaft der Weißen in den USA.
Zu den wenigen Konstanten in Donald Trumps exzentrischer politischer Karriere gehört sein Verhältnis zu nicht weißen Amerikanern. Oder, weniger höflich ausgedrückt, seine rassistischen Äußerungen. Und doch vermag Trumpdas politische Washington und die darüber berichtenden Medien scheinbar immer aufs Neue mit entsprechenden Einlassungen zu überraschen – ein neuer Tiefpunkt sei erreicht, heißt es dann. So auch diesmal.
Dabei ist ja gerade nicht überraschend, dass der Mann, der einst als Sprachrohr der eindeutig rassistischen Birther-Bewegung Barack Obama die Legitimität absprach, Präsident der Vereinigten Staaten sein zu dürfen (denn Obama sei, so die eindeutig falsche Behauptung, angeblich nicht in den USA, sondern in Kenia geboren), am Sonntag per Twitter „'progressiven' Kongressabgeordneten der Demokraten“empfahl, „in die total kaputten und von Verbrechen befallenen Gegenden zurückzukehren“, mithin in die „Länder, aus denen sie ursprünglich kommen“. Es passte auch in eines von Trumps Mustern, dass die Aussage über die weiblichen Abgeordneten, die er nicht namentlich nannte, aber eindeutig meinte, weitgehend falsch war: Drei der vier Mitglieder des sogenannten squads – Alexandria Ocasio-Cortez, Ayanna Pressley und Rashida Tlaib – wurden in den USA geboren, in New York City, Chicago und Detroit. Trumps loses Verhältnis zu Fakten und zur Wahrheit schlechthin ist seit Langem bekannt.
Wirklich interessant ist aber, mit welchem Vokabular die amerikanische Politik und die amerikanische Gesellschaft mittlerweile mit Trumps Rassismus umgehen.
Zum einen sprachen viele Zeitschriften und Fernsehsendern offen von „rassistischen“ Tweets, anstatt sich wie sonst auf seltsame Nonsens-Floskeln wie „rassistisch gefärbt“ oder „rassisch aufgeladen“ zurückzuziehen. Zum anderen aber blieb die Berichterstattung nicht mehr an der individuellen Aussage hängen, sondern bettete Trumps Tweets in einen breiteren Kontext ein. Ilhan Omar, die Vierte aus dem squad, geboren in Somalia, sprach am Montag auf ihrer Pressekonferenz von einer „weiß-nationalistischen Agenda“, die sich in Trumps Tweets spiegele. Und Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhauses, wiederum twitterte, dass Trumps Aussagen vom Wochenende bewiesen, dass „Make America Great Again“ in Wirklichkeit immer schon bedeutet habe, „Amerika wieder weiß zu machen“.
Wer ist ein echter Amerikaner?
Trumps Aussagen und die Reaktion darauf zeigen, warum die öffentliche Debatte in den USA mittlerweile schon nicht mehr nur über das prinzipielle Problem des Rassismus geführt wird, sondern im Zusammenhang mit der Trump-Administration ein weitaus spezifischeres in den Blick nimmt: White Supremacy, die Behauptung von der Vorherrschaft der Weißen. Ebenfalls am vergangenen Wochenende gab es Bilder von Trumps Vizepräsidenten Mike Pence, wie der sich ein Lager für Flüchtlinge an der US-Grenze zu Mexiko zeigen ließ. Betrachtete man diese Bilder und mit welch unbewegter Miene Pence dort bei der Besichtigung von in Käfigen eingepferchten Männern aus Südamerika zu sehen war, war es schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, hier bedinge das eine das andere: Trump erkennt nur weiße Amerikaner als echte Amerikaner an, und seiner Wählerschaft imponiert offenkundig, wie systematisch Trumps Administration Geflüchtete erniedrigt und der Präsident höchst selbst angeblich unamerikanische Amerikaner.
Welche Spuren das Gedankengut von der White Supremacy zieht, ließ sich zwei Wochen zuvor ausgerechnet in der New York Times besichtigen. Dort war anlässlich der ersten Fernsehdebatten der Präsidentschaftskandidaten der Demokraten ein Kommentar des Kolumnisten Bret Stephens zu lesen über das, was „normale Amerikaner“ vermeintlich über diese wohl denken. Denen müsse es so vorkommen, so Stephens, als seien die Demokraten nicht für sie, sondern nur für andere da. „Die sprechen Spanisch. Wir nicht. Die sind keine US-Bürger und nicht legal hier. Wir schon.“ Die Partei lasse „zu viele Amerikaner sich wie Fremde in ihrem eigenen Land fühlen“. Als ein Sturm der Entrüstung angesichts des Textes über den Autor hereinbrach, gab sich Stephens erschüttert. „Ich habe nur eine Kolumne über normale Wähler geschrieben“, twitterte er verschnupft, „und schon werde ich als Rassist bezeichnet.“ Stephens aber hatte „normal“ eindeutig mit „weiß“ gleichgesetzt – und daran hatte sich die Entrüstung entzündet. In der Tat hatten der Religionswissenschaftler Reza Aslan und die ehemalige CNN-Reporterin Soledad O’Brien den Text auf Twitter als „weißnationalistisch“ bezeichnet. Stephens antwortete daraufhin: „Lauter Leute, die mich nie kennengelernt haben, beschuldigen mich, etwas zu sein, was ich nicht bin.“
Stephens Ausweichmanöver machte sich, ob bewusst oder unbewusst, eine ganze Reihe von Ambivalenzen im Begriff der White Supremacy zunutze. Dass die Begriffe racism, white nationalism und white supremacy in einem Zusammenhang stehen, ist klar, aber sie bezeichnen doch jeweils andere Komplexe, was Stephens in seiner Selbstverteidigung bewusst auszuklammern schien. Diese Ambivalenz gestattete es ihm, eine Kritik an seinem Text zur Gesinnungsschau umzudeuten. Und sie gestattete ihm, entrüstet einen Vorwurf von sich zu weisen, und einem weitaus gewichtigeren auszuweichen.
Konservative reden lieber erst einmal darüber, was Rassismus ist
Traditionell bringen konservative Amerikaner, wenn es um das Thema Rassismus geht, weitaus mehr taxonomischen Eifer auf als genuine Sympathie für von Rassismus Betroffene. Möchten etwa Schwarze, Muslime oder Latinos über Erfahrungen von Diskriminierung, Diffamierung oder Gewalt sprechen, reden Konservative lieber erst einmal darüber, was genau Rassismus ist und was Ausländerfeindlichkeit; was „wirtschaftliche Sorgen“ bedeuten und wo „Fremdenhass“ beginnt; inwiefern sich der Rechtsextremismus der Proud Boys von dem der White Nationalists unterscheidet oder was die Alt-Lite von der Alt-Right trennt. Wenn es um Fragen des Rassismus geht, wird plötzlich in Millimeterarbeit nach allen Regeln der Grauschattierung vorgegangen.
Der Fox-News-Kommentator Brit Hume etwa verlautete auf Twitter nun, Trumps Tweets seien zwar „fremdenfeindlich, unsachgemäß und politisch töricht“. Die „Standarddefinition von Rassismus“ treffe aber nicht auf sie zu, und die Tweets als rassistisch zu bezeichnen sei „unbesonnen“. Was Hume genau für eine „Standarddefinition“ zugrunde legte, verriet er nicht. Die Unterscheidungen, die er machte, waren, um einen Terminus technicus zu verwenden, bullshit – es ging darum, dass wieder einmal jene, die Rassismus kritisieren, als die „Unbesonnenen“ dastehen, und nicht der rassistisch irrlichternde Präsident.
Der paradox wirkenden Strategie, durch eine vermeintliche Schärfenziehung der Begriffe jegliche Vorwürfe des Rassismus ins Unscharfe zu befördern, hilft wiederum die vielgestaltige Aufladung des Begriffes white supremacy. Als deren Anhänger und eben White Supremacists bezeichnen sich ganz explizit in den USA nur ultrarechte Skinheads oder Mitglieder des Ku-Klux-Klans. Der Ausdruck beschwört die alten Südstaaten, brennende Kreuze, Morde an Bürgerrechtsaktivisten. Die Anhänger solcherlei Gedankenguts sind zahlenmäßig eine marginale Erscheinung, phänomenologisch eindeutig nicht dem politischen Mainstream zuzuordnen. Deren Vertreter erkennt man sofort, wenn man sie vor sich sieht. In diesem Sinn überführt sich der White Supremacist selbst als solcher, es bedarf keines großen Nachweises.
Doch das Seltsame ist: So marginalisiert der White Supremacist auch sein mag, die White Supremacy, für die er eintritt, hat eine zentrale Rolle in der amerikanischen Ideengeschichte.
Vorherrschaft per Gesetz
White Supremacy, die Vorherrschaft der Weißen, war lange in der Mitte der amerikanischen Gesellschaft geradezu als Feststellung akzeptiert. Der Ausdruck stand implizit Pate für mehrere Zusätze zur amerikanischen Verfassung; er war die Voraussetzung für das erste Einbürgerungsgesetz der USA, den Naturalization Act von 1790, der ausschließlich „freien Weißen“ unter Immigranten die Erlangung der US-Staatsbürgerschaft ermöglichte (faktisch wurde erst durch den Immigration and Nationality Act von 1965 die Benachteiligung nicht weißer Einwanderer in den USA abgeschafft); er fand explizit Erwähnung in der Mehrzahl der Sezessionserklärungen im Vorfeld des amerikanischen Bürgerkriegs; er steht auch in vielen Bundesstaatsverfassungen oder wurde während deren Verabschiedung am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ins Feld geführt – die meisten dieser Verfassungen sind weiterhin in Kraft. Es sei die „Mission“ der verfassungsgebenden Versammlung, so ein Delegierter in Louisiana 1899, „die Vorherrschaft der weißen Rasse in diesem Staat zu gewährleisten“. Die sogenannten Jim-Crow-Gesetze, die in den Südstaaten die Rassentrennung und systematischen Benachteiligung von Afroamerikanern festschrieben, wurden erst 1965 beseitigt.
In diesem Sinn also ist White Supremacy nichts, unter dessen Banner heute lediglich irgendwelche Skinheads fahnenschwenkend herumkrakeelen. Und auch nichts, was bloß ominös in Köpfen herumspukt – sondern in Gesetzbüchern und Vorschriften steht. Noch heute werden Menschen in den USA nach Gesetzen, die im Geiste der White Supremacy verfasst wurden, ins Gefängnis geschickt oder vom Wählen oder Hauskauf abgehalten. Und genau an dem Punkt wird es dann kompliziert: White Supremacists sind dem sprachlichen Usus nach jene, die die Vorherrschaft der Weißen auch mit extralegaler Gewalt erhalten wollen. Wie aber nennt man Leute, die kein Problem mit der beträchtlichen legalen Gewalt haben, die das politische System der USA bis heute zum selben Ziel bereitstellt?
Da ist der Twitter-Shitstorm um Brett Stephens Kolumne in der New York Times lehrreich. Denn die Vorstellung, dass weiße Amerikaner für das „normale“ Amerika stehen, ja, dass sie sogar „die Vereinigten Staaten“ als solche verkörpern, geht einher mit der Vorstellung, dass der Staat und dessen Gesetze eigentlich ihnen, den „Normalbürgern“, zu dienen hätten. In einer Situation, in der es noch genügend Gesetze gibt, die ursprünglich Weißen eine Vormachtstellung sichern sollten, ist die Vorstellung, dass Weiße den typischen Amerikaner darstellen, eben keine unschuldige Unschärfe, sondern politisch hochexplosiv.
Rassenfragen sind Machtfragen
Stephens' Rückzug auf die beleidigte Annahme, er sei mit Skinheads in einen Topf geworfen worden, ist Ausdruck einer breiteren Verweigerung. Die unterschlägt, dass weiße Vorherrschaft symbolischer Art konkrete Auswirkungen hat. Denn in wessen Namen Gesetze erlassen werden, wer „die Wähler“ sind, deren Sorgen man ernst nehmen muss, wer „das Volk“ ist, von dem sich die politische Klasse nicht zu weit entfernen darf – das sind alles Fragen, die in Gesetzestexten und politischen Prioritätensetzungen Spuren hinterlassen.
Das mag vielen Menschen schon lange klar gewesen sein, insbesondere Mitgliedern von Minderheiten, welche die negativen Auswirkungen unmittelbar spüren. Aber es ist augenfällig, wie stark sich die Einsicht, gerade unter dem Eindruck der Regierung Trump, im gesellschaftlichen Diskurs durchgesetzt hat: Machtfragen verlaufen auch in den heutigen USA noch immer häufig entlang der Grenze zwischen Weißen einerseits und People of Color andererseits. Von den Texten schwarzer Autorinnen und Autoren wie bell hooks und Ta-Nehisi Coates hat die Erkenntnis nun auch den Sprung ins Repräsentantenhaus und in die Teile der Medien geschafft.
Die Unklarheit, die sich Stephens zunutze machte, indem er behauptete, man habe ihm Rassismus vorgeworfen (statt ernst zu nehmen, dass sein Text einem weißen Nationalismus das Wort redet), hat eine klare politische Entsprechung: Sie hegt Rassismus sicher ein. Was uns die Soziologie seit über hundert Jahren immer wieder versichert – dass Rassismus kein Sammelsurium persönlicher Vorurteile ist, sondern vielmehr die häufig unreflektierte Teilnahme an gesellschaftlichen Strukturen –, wird von einer melodramatischen Deckfantasie unsichtbar gemacht. Man könnte das den Green-Book-Effekt nennen, nach dem gleichnamigen oscargekrönten Film: In Hollywood kann seit jeher ein (weißer) Held rassistische Vorurteile hegen und am Ende dann doch unter kitschiger Musikuntermalung eine Bekehrung durchmachen – in der Konfrontation mit irgendeinem Sheriff oder Halbstarken, die das N-Wort herumschleudern und damit zeigen, wie „echter Rassismus“ aussieht.
Translation - Italian Il potere bianco
I tweet di Donald Trump sulle donne politiche non bianche sono razzisti. Mostrano più che una mentalità: la white supremacy, la supremazia bianca negli Usa
Tra le poche costanti dell’eccentrica carriera politica di Donald Trump c'è il suo rapporto con gli americani non bianchi. O, detto con termini meno gentili, le sue esternazioni razziste. Eppure Trump, in apparenza, riesce a sorprendere ogni volta il mondo politico di Washington e i media che lo raccontano con nuove dichiarazioni – “è stato toccato di nuovo il fondo”, si dice a quel punto. Anche questa volta.
Non c’è affatto da sorprendersi che domenica scorsa, via Twitter, l'uomo che nel suo passato da portavoce del movimento dichiaratamente razzista Birther ha negato a Barack Obama la legittimità di Presidente degli Stati Uniti (visto che, così dichiarò in modo palesemente falso, a quanto pare Obama non è nato negli Usa, bensì in Kenya) abbia consigliato “alle deputate ‘progressiste’ dei democratici” di “tornarsene nei posti corrotti e infestati dal crimine”, ovvero nei “Paesi da cui provengono”. Rientra sempre tra i suoi schemi anche il fatto che l'affermazione sulle deputate, che non ha nominato ma a cui ha fatto chiaro riferimento, fosse in gran parte errata: tre dei quattro membri della cosiddetta squad – Alexandria Ocasio-Cortez, Ayanna Pressley e Rashida Tlaib – sono nate negli Usa, a New York, Chicago e Detroit. Il rapporto superficiale con i fatti e la verità in assoluto di Trump è cosa nota da molto tempo.
Ciò che è veramente interessante, tuttavia, è il lessico con cui, nel frattempo, la politica e la società americane trattano il razzismo di Trump.
Da una parte, molti periodici ed emittenti televisive hanno apertamente parlato di tweet “razzisti”, anziché, come accade sempre, ripiegare su strane e retoriche definizioni senza senso come “colorati di razzismo” o “pregni di razzismo”. Dall'altra, però, l’informazione non si è più soffermata sulla singola affermazione, ma ha inserito i tweet di Trump in un contesto più ampio. Durante la sua conferenza stampa di lunedì, Ilhan Omar, la quarta deputata della squad nata in Somalia, ha parlato di una “agenda nazionalista bianca” che si riflette nei tweet di Trump. E Nancy Pelosi, la portavoce della Camera dei Rappresentanti, ha twittato, a sua volta, su come le affermazioni di Trump del weekend dimostrino che “Make America Great Again” in realtà ha sempre significato “Rendere di nuovo bianca l’America”.
Chi è un vero americano?
Le affermazioni di Trump, e la reazione che ne consegue, mostrano perché il dibattito pubblico negli Usa ormai non venga più condotto soltanto intorno al problema principale del razzismo, ma in rapporto all'amministrazione Trump si focalizzi su una questione molto più specifica: la white supremacy, la dichiarazione della supremazia dei bianchi. Sempre lo scorso weekend sono apparse alcune immagini del vice di Trump, Mike Pence, che lo ritraevano mentre si faceva mostrare un campo profughi al confine degli Stati Uniti con il Messico. Osservando queste immagini e con quale sguardo impassibile Pence avesse fatto visita ai sudamericani stipati nelle gabbie, era difficile potersi sottrarre alla sensazione che le due cose fossero connesse: Trump riconosce solo gli americani bianchi come veri americani e sul suo elettorato fa evidentemente colpo il modo in cui l'amministrazione Trump avvilisce sistematicamente i migranti e il Presidente in persona, a quanto apprendono, gli americani non americani.
Quali tracce lasci dietro di sé l'ideologia della white supremacy si è potuto osservare due settimane prima proprio sul New York Times. Qui, in occasione dei primi dibattiti televisivi dei candidati democratici alla presidenza, abbiamo potuto leggere un commento del giornalista Bret Stephens su cosa reputava che pensassero gli “americani normali” a proposito di costoro. Deve sembrargli, così Stephens, come se i democratici non siano lì per loro, ma per altri. “Loro parlano spagnolo. Noi no. Non sono cittadini statunitensi e non sono qui legalmente. Noi sì.” Il partito fa “sentire troppi americani come stranieri nel proprio Paese”. Quando, a causa del suo testo, sull'autore si è abbattuta un’ondata di indignazione, Stephens si è mostrato scosso. “Ho soltanto scritto una colonna sugli elettori normali”, ha twittato risentito, “eppure vengo definito razzista.” Stephens, tuttavia, aveva evidentemente messo sullo stesso piano “normale” con “bianco” – e su questo punto si era sollevata l'indignazione. Lo studioso di religioni Reza Aslan e la ex reporter della CNN Soledad O’Brien, infatti, su Twitter avevano definito il testo come “nazionalista bianco”. In seguito a ciò, Stephens ha replicato: “Tante persone che non mi hanno mai conosciuto mi incolpano di qualcosa che non sono.”
L'escamotage di Stephens, coscientemente o meno, ha tratto vantaggio da un'intera serie di ambivalenze nel concetto di white supremacy. Che i concetti racism, white nationalism e white supremacy siano interconnessi è chiaro, essi, tuttavia, indicano rispettivamente altri complessi problematici che nella sua autodifesa Stephens è parso voler escludere di proposito. Questa ambivalenza gli ha consentito di trasformare la critica al suo testo in una diatriba tra punti di vista. E quest'ultima gli ha consentito di respingere sdegnato il rimprovero e di scansare un biasimo molto più rilevante.
Per prima cosa i conservatori preferiscono parlare di cosa sia il razzismo
Tradizionalmente, i conservatori americani, quando viene trattato il tema razzismo, mostrano molto più zelo tassonomico che sincera simpatia nei confronti delle vittime di razzismo. Quando, per esempio, neri, musulmani o latini intendono raccontare esperienze di discriminazione, diffamazione o violenza, per prima cosa i conservatori preferiscono parlare di cosa sia esattamente il razzismo e cosa la xenofobia; cosa significhino “le preoccupazioni economiche” e dove incominci la “esterofobia”; in quale misura l'estremismo di destra dei Proud Boy si differenzi da quello dei white nationalist o cosa divida l'alt-lite dall'alt-right. Quando vengono trattate questioni di razzismo, improvvisamente si seguono, con un lavoro millimetrico, tutte le regole delle gradazioni di grigio.
Il commentatore di Fox News Brit Hume, per esempio, ha fatto sapere su Twitter che i tweet di Trump sono certamente “xenofobi, inappropriati e politicamente sciocchi”. Ma la “definizione standard di razzismo” non può valere per essi e descrivere i tweet come razzisti è “avventato”. Su cosa si basasse esattamente la “definizione standard” Hume non lo ha detto. Le distinzioni che egli ha fatto erano, per usare un termine tecnico, bullshit – la questione era far fare la figura degli “avventati” a chi muove la critica di razzismo e non al Presidente il cui razzismo è inconsistente come un fuoco fatuo.
Alla strategia paradossale di far apparire impreciso qualsiasi rimprovero di razzismo tramite una presunta messa a fuoco dei concetti torna utile, a sua volta, la pregnanza multiforme del concetto white supremacy. Suoi seguaci ed effettivi white supremacist si definiscono apertamente negli Usa soltanto gli skinhead di estrema destra o i membri del Ku Klux Klan. L’espressione evoca i vecchi Stati del Sud, le croci che bruciano, gli assassini degli attivisti dei diritti civili. In termini numerici, i seguaci di queste idee sono una questione marginale, fenomenologicamente di certo non ascrivibile al mainstream politico. Riconosciamo subito i loro rappresentanti quando ce li abbiamo davanti. In tal senso, è lo stesso suprematista bianco a mostrarsi come tale, non occorrono grandi prove.
Tuttavia, la cosa strana è: per quanto il suprematista bianco possa essere marginalizzato, la supremazia bianca di cui difende la causa ha un ruolo centrale nella storia delle idee americana.
Supremazia per legge
Per lungo tempo, la white supremacy, la supremazia dei bianchi, è stata addirittura accettata come una constatazione al centro della società americana. Implicitamente, l'espressione ebbe grande influenza su svariate aggiunte alla Costituzione americana; fu la premessa per la prima legge sulla naturalizzazione degli Usa, il Naturalization Act del 1790, che consentì di ottenere la cittadinanza statunitense esclusivamente ai “bianchi liberi” tra tutti gli immigrati (di fatto, soltanto con l'Immigration and Nationality Act del 1965, negli Usa fu abolita la discriminazione contro gli immigrati di colore); essa trovò esplicita menzione nella maggior parte delle dichiarazioni di secessione alla vigilia della guerra civile; figura tra le Costituzioni di molti Stati federati oppure a essa ci si appellò agli inizi del XX secolo durante la loro approvazione – la maggior parte di queste Costituzioni è ancora in vigore. È la mission dell’assemblea costituzionale, così un delegato della Louisiana nel 1899, “garantire la supremazia della razza bianca in questo Stato”. Le cosiddette “leggi Jim Crow”, che stabilirono la segregazione razziale e la sistematica discriminazione degli afroamericani negli Stati del Sud, furono abrogate solo nel 1965.
In questo senso, pertanto, la white supremacy non è affatto il vessillo sotto il quale oggi soltanto qualche skinhead schiamazza per le strade sventolando una bandiera. E non è neppure qualcosa che si aggira sinistro nelle menti – bensì resta scritto nei codici e nelle norme. A tutt'oggi le persone negli Usa vengono spedite in prigione o viene impedito loro di votare o acquistare un'abitazione sulla base di leggi che sono state scritte nello spirito della white supremacy. Ed è esattamente a questo punto che le cose si fanno complicate: secondo il costume linguistico, i white supremacist sono quelli che intendono conservare la supremazia dei bianchi incluso con la violenza extralegale. Ma come si definiscono le persone che non hanno alcun problema con la considerevole violenza legale che il sistema politico degli Usa mette a disposizione per raggiungere lo stesso fine?
A tal proposito, la bufera scatenatasi su Twitter intorno alla colonna scritta da Brett Stephens sul New York Times è istruttiva. Infatti, l'idea che gli americani bianchi equivalgano all'America “normale”, anzi, che essi addirittura incarnino “gli Stati Uniti” per eccellenza si accompagna all'idea che lo Stato e le sue leggi debbano servire proprio loro, i “cittadini normali”. In una situazione in cui esistono ancora molte norme che in origine dovevano assicurare l'egemonia dei bianchi, l'idea che i bianchi rappresentino il tipico americano non è affatto un'imprecisione innocente, ma è politicamente assai esplosiva.
Le questioni razziali sono questioni di potere
Il ripiegamento di Stephens sulla considerazione piccata di esser stato trattato alla stregua degli skinhead è espressione di una negazione più grande. Questa lascia passare in sordina che la supremazia bianca, seppur di carattere simbolico, ha ripercussioni concrete. Infatti, nel nome di chi vengano promulgate le leggi, chi siano “gli elettori” le cui preoccupazioni devono essere prese sul serio, chi sia “il popolo” da cui la classe politica non deve allontanarsi troppo – sono tutte questioni di cui troviamo traccia nei testi legislativi e nelle scale delle priorità politiche.
Per molte persone, tutto ciò risulta chiaro già da molto tempo, in particolare per i membri delle minoranze, i quali avvertono immediatamente le ripercussioni negative. Salta agli occhi, tuttavia, come questa cognizione si sia imposta, proprio sotto gli effetti del governo Trump, nel discorso sociale: anche negli odierni Stati Uniti le questioni di potere continuano spesso a dipanarsi lungo il confine tra i bianchi, da una parte, e le persone di colore, dall'altra. Partendo da testi di autrici e autori neri come Gloria Jean Watkins (nota con lo pseudonimo bell hooks) e Ta-Nehisi Coates, queste conoscenze sono ora approdate anche alla Camera dei Rappresentanti e in una parte dei media.
La mancanza di chiarezza, di cui si è servito Stephens affermando che è stato rimproverato di razzismo (anziché considerare seriamente che il suo testo avalla il nazionalismo bianco), ha un'evidente corrispondenza politica: essa circoscrive in modo sicuro il razzismo. Quanto la sociologia continua ad assicurarci da oltre cento anni – ovvero che il razzismo non è un'accozzaglia di pregiudizi personali, ma l’adesione spesso irriflessiva alla strutture sociali – viene reso invisibile da una melodrammatica fantasia di copertura. Lo si potrebbe chiamare effetto Green Book, secondo il nome dell’omonimo film vincitore dell'Oscar: a Hollywood un eroe (bianco) può da sempre serbare pregiudizi razzisti e, tuttavia, alla fine conoscere una conversione sulle note di uno stucchevole sottofondo musicale – durante uno scontro con un qualunque sceriffo o teppista che scaglia dappertutto la N-word e con ciò mostra che aspetto ha il “vero razzismo”.
www.peacelink.it/pace/a/46723.html
German to Italian: Die Erfindung des Rassismus Detailed field: History
Source text - German Die Erfindung des Rassismus
Es gibt eine Zeichnung aus dem frühen 19. Jahrhundert, die die brasilianische Sklavin Anastácia zeigt. Um den Hals trägt sie einen Metallring wie ein Hundehalsband. Vor ihrem Mund klemmt ein Stück Blech, das von Schnüren über Wangen und Stirn zum Hinterkopf festgebunden ist. Das Blechstück führt weiter in den Mund zwischen Zunge und Kiefer. Es ist die Máscara de flandres, ein Folterinstrument: Es verhinderte, dass Sklaven essen, trinken oder miteinander sprechen konnten.
Mehr als 300 Jahre lang kam diese Maske zum Einsatz. Für die Psychoanalytikerin und Künstlerin Grada Kilomba steht die Máscara de flandres wie kein anderes Symbol für das koloniale Projekt und die Funktionsweise von Rassismus: die Macht auf der einen Seite, die Ohnmacht auf der anderen Seite, und das Schweigen dazwischen. Was hätten sich die weißen Sklavenhalter anhören müssen, wenn die schwarzen Sklaven hätten reden können?
Schuldgefühle und Scham
Heute sind die Kolonialherren weg, die Sklaven sind frei. Die Masken aber tragen sie bis heute, sagt Kilomba. Die Masken sind nur unsichtbar geworden. Bis heute sind jene, die diese Maske tragen, oft sprach- und machtlos. Weil die anderen, die ihnen die Masken aufsetzen, heute noch Angst vor ihren Worten haben. Und weil sie Schuldgefühle und Scham plagen.
Eigentlich soll es keinen Rassismus geben. Das deutsche Grundgesetz und alle anderen liberalen Verfassungen verbieten ihn. "Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus dürfen in Deutschland und auch anderswo keinen Platz haben", sagte die Bundeskanzlerin zum 25. Jahrestag des rassistisch motivierten Brandanschlags in Solingen.
Aber die Realität sieht anders aus. "Wenn Menschen mich mögen, sagen sie, sie tun es trotz meiner Farbe. Wenn sie mich nicht mögen, stellen sie heraus, sie tun es nicht wegen meiner Farbe." So beschrieb es der Theoretiker Frantz Fanon 1952, der in der früheren französischen Kolonie Martinique geboren wurde und als Schwarzer dort trotz rechtlicher Gleichstellung herablassend behandelt wurde. Und so erleben es viele auch heute, auch in Deutschland: Da ist zum Beispiel Amaniel, dessen Kollege ihm Bananen auf seinen Arbeitsplatz legte und dabei Affengeräusche machte, Burak, der viel mehr Bewerbungen schreiben muss als Bernd, oder Ismail, der länger nach einer Wohnung suchen muss als Hanna, und die Polizei kontrolliert einen Pakka häufiger ohne Anlass als einen Paul.
Rassismus ist die stille, vielleicht wirkmächtigste Ideologie der Menschheitsgeschichte. Wie konnte das passieren?
Biologisch, darüber sind sich Wissenschaftler heute einig, gibt es keine unterschiedlichen, abgrenzbaren Menschenrassen. Das sei vielmehr eine "ideologische Kopfgeburt", schreibt der Soziologe Wulf D. Hund. In die Welt gekommen mit Hilfe kolonialer Gewalt, von der Aufklärung des 18. Jahrhunderts systematisiert und in den falschen Stand eines wissenschaftlich beweisbaren Fakts erhoben.
Jahrhundertelang kamen die Menschen ohne Rassismus aus. Aber das Bedürfnis, sich und die eigene Gruppe aufzuwerten, indem man andere abwertet, das gab es wohl schon immer. Das Wort für "ich" ist in vielen Sprachen identisch mit dem Wort "Mensch". Alle anderen sind in der Sprachlogik nicht mal Menschen. Und seit jeher bekämpften die Menschen einander, Sieger drängten nach Kriegen den Besiegten ihre Kultur auf oder versklavten sie. Doch wer Sieger und wer Verlierer war, darüber entschieden keine körperlichen Unterschiede. Die waren lange unwichtig.
Die Wende kam im Mittelalter
In der europäischen Antike zum Beispiel hatten Menschen Unterschiede in ihrem Teint zwar wahrgenommen, der Unterschied ordnete aber nicht ihr Zusammenleben. Die Grenze verlief laut dem Historiker Christian Geulen anderswo, beispielsweise zwischen Hellenen im griechischen Einflussgebiet und Barbaren jenseits davon. Beide gehörten zur antiken Gesellschaft dazu, auch wenn Aristoteles die Barbaren zu geborenen Knechten erklärte und Alexander der Große meinte, mit Barbaren müsse man umgehen wie mit Tieren. Es waren Vorurteile, aber keine unveränderlichen: Barbaren konnten Hellenen werden, "und weder Aristoteles noch sonst ein Grieche wäre auf die Idee gekommen, dass die Welt ohne Barbaren eine bessere wäre", schreibt Geulen. Ähnlich dachten die Römer, die später hellenische Staaten eroberten.
Das änderte sich auch nicht, als die Römer ihren Machtbereich bis an den Rhein ausdehnten und an dessen Ufern auf die Germanen trafen. Sie unterwarfen die Germanen ebenso wie die Gallier und die Kelten – aber nicht, weil die Germanen sich körperlich von ihnen unterschieden, sondern weil die Römer sie für dumm und unzivilisiert hielten.
Die Wende begann im christlichen Mittelalter. In der aristotelischen Weltordnung war für alle Platz, wenn auch nicht mit den gleichen Rechten. Die Christen des Mittelalters hingegen erhoben erstmals den Anspruch, ihre Religion sei die einzig wahre Religion für alle Menschen. Wer nicht dazugehören wollte, wurde verteufelt und drohte aus Sicht der Christen die eigene Gruppe zu unterwandern und damit zu zerstören. Augustinus und andere Gelehrte und Scholastiker gaben dem neuen Gedanken ein theologisches Fundament. Das bis dahin selbstverständliche Zusammenleben verschiedener Gruppen erklärten sie zur Gefahr.
Frage nach dem reinen Blut
Dieser Gedanke war wichtig für das, was sich ab der Neuzeit zu einer Ideologie namens Rassismus entwickeln sollte. Hier entstehen die Versuche, einen essenziellen Unterschied zwischen sich und den vermeintlich ganz anderen herzustellen, um die eigene Überlegenheit zu begründen und daraus einen alleinigen Anspruch auf Macht und Ressourcen abzuleiten.
Ein Jahr sticht dabei besonders heraus: 1492. Das Alhambra-Edikt ordnete die Zwangsbekehrung der Juden aus dem heutigen spanischen Gebiet an. Damit schlossen die Christen die Reconquista ab, die Rückeroberung des Landes, in dem zuvor jahrhundertelang Christen, Juden und Muslime weitgehend friedlich zusammengelebt hatten.
Allerdings trauten die Christen ihren eigenen Regeln nicht, zu groß war die inzwischen theologisch begründete Angst vor Fremdkörpern. Sie verdächtigten die übergetretenen Juden, nur oberflächlich zum Christentum konvertiert zu sein und insgeheim ihr Judentum weiterzuleben. Taufe und Glaubensbekenntnis allein galten nicht mehr. Aus der Frage nach dem "reinen Glauben" wurde eine Frage nach der "Reinheit des Blutes", der limpieza de sangre. Der Verdacht des unreinen Blutes konnte jeden treffen, von der Landbevölkerung bis zum Adel. Die Folge war häufig Vernichtung auf dem Scheiterhaufen. In dieser Zeit tauchte auch erstmals der Begriff Rasse auf. Er diente zur Aufspürung zu bekehrender Gruppen.
Vielfalt als Bedrohung
Was in Spanien begann, setzte sich überall in Europa und mit der europäischen Expansion fort. Spanien war zu der Zeit mit drei Weltreligionen und großen Seefahrten ein bedeutendes Zentrum und trug seine Ideen bereitwillig nach außen. Umgekehrt interessierten sich andere Länder für spanische Strategien. Europa sortierte sich gerade neu, die Kirche brach auseinander. Da wollte man wissen, wie die Spanier inmitten des Chaos vorgingen. Und dort galt Vielfalt als Bedrohung für das eigene Überleben – umso mehr, als die Spanier nach der Weltumrundung von Ferdinand Magellan im 16. Jahrhundert verstanden hatten, dass die Erde eine Kugel war, auf der es nur begrenzt Platz gab. Sie mussten den Planeten teilen – und wollten es nicht.
Da kam ihnen die reifende Vorstellung von unterschiedlichen Menschenrassen gerade recht. Mit der Idee konnten sie zu Hause die brutalen Annexionen, die Sklaverei und die Ausbeutung in anderen Teilen der Welt rechtfertigen. Bald galten die vermeintlich rassisch Anderen nicht nur als unrein und gefährlich, sondern auch noch als faul und triebgesteuert. Den Anderen, vor allem den schwarzen Versklavten, wurde alles unterstellt, was man selbst auf keinen Fall sein wollte oder durfte. Karikaturen und erfundene Geschichten über Kannibalen schmückten dieses Bild aus. Die eigentliche Rassenlehre wurde zwar erst später ausformuliert, aber ihre Grundzüge legitimierten schon damals ein hocheffizientes Herrschaftssystem mit weltweitem Sklavenhandel.
Die Suche nach etwas, das es nicht geben konnte
Die Vorstellung, dass die Anderen fundamental anders seien als man selbst, sickerte so tief ins Bewusstsein, dass einige Europäer es gar als ihre moralische Pflicht sahen, die Versklavten zu erziehen und zu zivilisieren. Wieder andere begannen damit, die vermeintlich Primitiven zu erforschen. Es war der Beginn der Völkerkunde. Nicht selten forschten die Völkerkundler im Auftrag der Kolonialherren, die ihr Einflussgebiet besser verstehen wollten, um die Menschen darin effizienter zu unterwerfen.
Im 18. Jahrhundert kamen die Aufklärer und forderten Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für alle Menschen. Dem frühen Rassismus tat das keinen Abbruch. Vielmehr begann die Suche nach etwas, das es nicht geben konnte: wissenschaftliche Beweise für die Existenz und Ungleichheit der Rassen.
Die Suche begann bei Äußerlichkeiten. "Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen", sagte der Philosoph Immanuel Kant. "Die Gelben" hätten schon ein geringeres Talent und die Schwarzen hätten "von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische stiege". Einige glaubten, im Klima die Erklärung gefunden zu haben: Das gemäßigte europäische Klima begünstige die Entstehung von Hochkulturen, während Hitze die Leute faul mache und Kälte herzlos. Andere schufen die Figur des edlen Wilden, die in einer Art natürlichen Urzustand lebt. Im Gegensatz dazu seien Europäer moralisch verkommen. Später begannen Anthropologen, den Unterschied an Körpern beweisen zu wollen. Schädel, Kiefer, Nasenform – alles kam unter die Lineale der Forscher und in lange Tabellen, die später in den Lehrbüchern des Nationalsozialismus landen sollten.
Dass keine dieser Beweisführungen haltbar war, hielt die Nutznießer der Forschung zu keiner Zeit davon ab, sie zu glauben. Was nicht passte, wurde passend gemacht, Abweichungen einfach weggelassen. Und wenn man, wie bei Juden, im Alltag und äußerlich kaum Unterschiede ausmachen konnte, verpasste man ihnen auf NS-Propagandazeichnungen Hakennasen und grimmige Gesichter und ab 1939 im echten Leben Judensterne. Damit sie eben doch äußerlich unterscheidbar waren.
Neue Begehrlichkeiten weckte die Entdeckung der Gene, der Blick ins Innerste des Menschen: Vielleicht ließe sich hier, in den kleinsten Bauteilen, ein unwiderlegbarer Rassenunterschied beweisen? Die Paranoia der spanischen Reconquista ist so bis heute lebendig. In ihrer extremsten Form führt sie zur "sozialen Hypochondrie", wie es der französische Psychoanalytiker und Anthropologe Pierre-Yves Gaudard nennt: zu einer tiefsitzenden Angst, dass sich die Eigenschaften der anderen, schlechteren Rassen irgendwie übertragen könnten. So erklärt er sich die Wucht des Rassismus des 20. Jahrhunderts, der zu Völkermorden an Millionen von Juden, Roma, Sinti, Schwarzen und vielen mehr führte.
Dabei brachte auch die Genetik nicht die erhoffte Bestätigung für die Vorurteile, das menschliche Genom erwies sich als zu komplex. Menschen sind schon immer und überall von einem Erdteil in den nächsten gewandert und haben Kinder mit Menschen anderer Gruppen gezeugt. Diese Vielfalt spiegelt sich in der DNA der Nachfahren wieder. Würde man die DNA all jener Menschen vergleichen, die Weiße als Schwarze bezeichnen oder die sich selbst so bezeichnen, dann könnte man keine signifikanten Unterschiede zu beispielsweise Weißen oder Asiaten feststellen. Trotzdem haben die Menschen gelernt, eine Handvoll äußerer Merkmale zur Erkennung und Kategorisierung zu bevorzugen und andere zu vernachlässigen, zum Beispiel Fußform oder Stimmlage.
Rassismus kann überwunden werden
Rassismus war und bleibt eine Ideologie. Eine von der Gesellschaft antrainierte Sicht auf die Welt. Seit Jahrhunderten gibt es die Ideologie, dass fundamentale Unterschiede zwischen Menschen den Status in der Welt begründen. Diese Unterschiede werden mal an Äußerlichkeiten, mal am Blut oder an den Genen festgemacht, auch an der vermeintlichen Herkunft, Kultur oder Religion. Die Folge bleibt dieselbe wie im Mittelalter: Die Anderen gefährden die eigene Gruppe und sollen weg.
Am Ende ist es also die Suche nach den Unterschieden selbst, die Rassismus begründet. Der Wille, eine Ungleichheit sehen zu wollen, die die eigene Gruppe unveränderlich über die andere Gruppe stellt. Eigentlich ging es immer um Macht und ihren Missbrauch. Geld, Arbeit, Wohnraum, kulturelle und politische Teilhabe sind wertvoll. Rassismus
entscheidet mit darüber, wer was davon bekommen soll.
Daraus folgt aber auch: Rassismus ist kein menschlicher Defekt, keine unheilbare Krankheit. Er ist eine Erfindung der Menschen. Deshalb kann er auch von Menschen überwunden werden.
C'è un disegno del primo XIX secolo che mostra la schiava brasiliana Anastácia. Intorno al collo, porta un anello di metallo a guisa di collare per cani. Sulla sua bocca è fissato un pezzo di latta saldamente legato all'occipite da cordini che passano sopra le guance e la fronte. Il pezzo di latta prosegue all'interno della bocca, tra la lingua e la mascella. È la máscara de flandres, uno strumento di tortura: impediva agli schiavi di mangiare, bere e parlare gli uni con gli altri.
Questa maschera fu adoperata per più di 300 anni. Per la psicanalista e artista Grada Kilomba, nessun altro simbolo come la máscara de flandres allude al progetto coloniale e al funzionamento del razzismo: il potere da una parte, l'impotenza dall'altra, e tra questi il silenzio. Cosa gli schiavisti bianchi sarebbero stati costretti ad ascoltare se gli schiavi neri avessero potuto parlare?
Sensi di colpa e vergogna
Oggi i colonizzatori non ci sono più, gli schiavi sono liberi. Questi, però, seguitano a indossare la maschera, sostiene Kilomba. Le maschere sono solo divenute invisibili. Fino a oggi, quelli che portano questa maschera spesso sono muti e impotenti. Giacché quelli che gliela impongono continuano a temere le loro parole. E sono tormentati dai sensi di colpa e dalla vergogna.
Di fatto, il razzismo non deve esistere. La Legge fondamentale tedesca e tutte le altre Costituzioni liberali lo proibiscono. "In Germania, come altrove, la xenofobia, il razzismo e l'antisemitismo non devono avere spazio", ha affermato la cancelliera federale al 25esimo anniversario dell'attacco incendiario di matrice razzista di Solingen.
Ma la realtà appare in modo diverso. "Quando le persone mi apprezzano, sostengono che lo fanno malgrado il mio colore. Quando non gli piaccio, sottolineano che non è a causa del mio colore." Così si espresse nel 1952 il teorico Frantz Fanon, che nacque nella Martinica un tempo colonia francese e che qui, da nero, nonostante l'equiparazione giuridica, fu trattato con condiscendenza. È l'esperienza di molti anche oggi, incluso in Germania: è il caso, per esempio, di Amaniel, il cui collega gli ha messo delle banane sulla sua postazione di lavoro e contemporaneamente imitava il verso delle scimmie, di Burak, che deve scrivere molte più domande di assunzione rispetto a Bernd, oppure di Ismail, che deve cercare un appartamento più a lungo di Hanna, e la polizia controlla senza motivo più spesso un Pakka che un Paul.
Il razzismo è forse l'ideologia silenziosa e più potente della storia dell'umanità. Com'è potuto accadere?
Dal punto di vista biologico, oggi gli scienziati concordano sul fatto che non esistano razze umane differenti, delimitabili. Si tratta anzi di una "fantasticheria ideologica", scrive il sociologo Wulf D. Hund. Che vide la luce con la violenza coloniale e fu sistematizzata ed elevata al fallace rango di dato di fatto dimostrabile dall'Illuminismo del XVIII secolo. Per secoli le persone sono riuscite a vivere senza il razzismo.
L'esigenza, tuttavia, di mettere in risalto se stessi e il proprio gruppo sminuendo altri è sempre esistita. In molte lingue la parola "io" è identica alla parola "persona". Nella logica della lingua tutti gli altri non sono neppure persone. E da sempre gli uomini si combattono, dopo le guerre i vincitori impongono la loro cultura ai vinti o li riducono in schiavitù. Ma a decidere chi era il vincitore e chi lo sconfitto non era nessuna differenza fisica. A lungo furono irrilevanti.
La svolta arrivò col Medioevo
Nell'Europa antica, per esempio, le persone colsero certamente delle differenze tra le loro carnagioni, ma la diversità non regolava la loro convivenza. Il confine, secondo lo storico Christian Geulen, correva altrove, per esempio tra gli Elleni all'interno della sfera d'influenza greca e i barbari al di là della stessa. Sia gli uni che gli altri appartenevano alla società del mondo antico, benché Aristotele definisse i barbari schiavi per natura e Alessandro Magno fosse del parere che andassero trattati come animali. Erano pregiudizi, tuttavia non immutabili: i barbari potevano diventare Elleni "e né ad Aristotele e non a un greco sarebbe passato per la mente che senza i barbari il mondo sarebbe stato migliore", scrive Geulen. In modo simile la pensavano anche i Romani, che più tardi conquistarono gli stati ellenistici.
Le cose non mutarono neppure quando quest'ultimi estesero il loro raggio d'azione fino al Reno e sulle cui sponde si imbatterono nei Germani. Li sottomisero al pari dei Galli e dei Celti - ma non perché i Germani si differenziassero da loro fisicamente, bensì perché i Romani li reputavano sciocchi e selvaggi.
La svolta ebbe inizio col Medioevo cristiano. Nell'ordinamento del mondo di Aristotele c'era posto per tutti, sebbene non con gli stessi diritti. I cristiani del Medioevo, invece, pretesero per la prima volta che la loro religione fosse l'unica vera religione per tutti. Chi non intendeva farvi parte era denigrato e, dalla prospettiva dei cristiani, minacciava di infiltrarsi nel loro gruppo e perciò di annichilirlo. Al nuovo pensiero, Agostino, altri eruditi e scolastici procurarono un fondamento teologico. La convivenza tra gruppi diversi, che fino a quel momento era stata ovvia, da costoro fu dichiarata un pericolo.
La questione del sangue puro
Questa concezione fu importante per ciò che a partire dall'Età moderna si sarebbe sviluppata in un'ideologia di nome razzismo. A quest'altezza cronologica prendono avvio gli sforzi di stabilire una differenza essenziale tra sé e i presunti diversi, al fine di motivare la propria superiorità e ricavarne un diritto esclusivo a esercitare il potere e a disporre delle risorse.
C'è un anno che spicca particolarmente, il 1492. Il decreto dell'Alhambra dispose la conversione forzata degli ebrei che vivevano nell'odierno territorio spagnolo. Con questo atto i cristiani portarono a termine la Reconquista, la riappropriazione del Paese in cui, precedentemente, cristiani, ebrei e musulmani avevano per secoli convissuto perlopiù in modo pacifico.
Ciò nonostante, i cristiani non prestarono fede alle loro regole, il timore degli intrusi, che nel frattempo aveva trovato una spiegazione teologica, era troppo forte. Essi sospettavano che gli ebrei convertiti avessero aderito solo superficialmente al cristianesimo e continuassero a vivere in segreto il loro giudaismo. Il battesimo e la confessione di fede da soli non ebbero più valore. La questione della "fede pura" divenne una questione di "purezza di sangue", di limpieza de sangre. Il sospetto di sangue impuro poteva cadere su chiunque, dalla popolazione rurale fino alla nobiltà. La conseguenza spesso era l'annientamento sul patibolo. A quel tempo affiorò per la prima volta anche il concetto di razza. Serviva a scovare i gruppi da convertire.
La diversità come minaccia
Quanto ebbe inizio in Spagna proseguì in ogni luogo d'Europa e con l'espansione europea. All'epoca, con tre religioni mondiali e grandi navigazioni oceaniche, la Spagna era un importante centro ed esportava di buon grado le sue idee. Specularmente, gli altri Paesi erano interessati alle strategie spagnole. L'Europa si stava ridisegnando, la Chiesa si disgregava. Si voleva pertanto sapere come in mezzo al caos agisse la Spagna. E ivi la diversità era considerata una minaccia per la propria sopravvivenza - tanto più che, dopo la circumnavigazione del globo intrapresa da Ferdinando Magellano nel XVI secolo, gli spagnoli avevano compreso che la terra era una sfera sulla quale c'era posto solo per pochi. Erano costretti a condividere il pianeta - e non ne avevano intenzione.
Allora la concezione in fase di maturazione di diverse razze umane giunse a proposito. Con quest'idea essi poterono giustificare le brutali annessioni in patria e la schiavitù e lo sfruttamento nelle altre parti del mondo. Ben presto si ritenne che gli uomini di altre presunte razze non soltanto fossero impuri e pericolosi, bensì anche pigri e governati dagli istinti. Agli altri, soprattutto agli schiavi neri, si imputò tutto ciò che non si voleva o non si doveva essere in prima persona. Le caricature e le storie inventate sui cannibali infiorettarono quest'immagine. È vero che la vera e propria dottrina delle razze fu enunciata soltanto più tardi, tuttavia, già allora, i suoi tratti precipui legittimarono un efficientissimo sistema di potere con una tratta degli schiavi mondiale.
La ricerca di qualcosa che non poteva esserci
L'idea che gli altri fossero fondamentalmente diversi da sé si insinuò così a fondo nelle coscienze che alcuni europei arrivarono a considerare l'educazione e la civilizzazione degli schiavi come un loro dovere morale. Altri ancora iniziarono a studiare i presunti primitivi. Furono i primordi dell'etnologia. Non di rado gli etnologi svolsero ricerche su incarico dei colonizzatori, che intendevano meglio comprendere la loro zona d'influenza allo scopo di assoggettare più efficacemente le persone al suo interno.
Nel XVIII secolo fu la volta degli illuministi, che chiesero libertà, uguaglianza e fraternità per tutti gli uomini. Il che non minò il nascente razzismo. Iniziò, invece, la ricerca di qualcosa che non poteva esserci: le prove scientifiche dell'esistenza e la disparità delle razze.
La ricerca cominciò con le apparenze. "L'umanità è al suo grado maggiore di perfezione nella razza dei bianchi”, asserì Immanuel Kant. "I gialli", così il filosofo, possiedono scarso talento e i neri non hanno "per natura sentimenti che non siano puerili". Taluni crederono di aver trovato la spiegazione nel clima: quello temperato dell'Europa, sostenevano, favorisce la nascita di civiltà progredite, mentre il caldo rende pigri e il freddo insensibili. Talaltri crearono la figura del buon selvaggio che vive in una sorta di stato primitivo naturale. Per contro, gli europei sono moralmente corrotti. Più tardi gli antropologi incominciarono a voler dimostrare la differenza nei corpi. Cranio, mascella, forma del naso - tutto passò sotto i righelli dei ricercatori e in lunghe tabelle che in seguito sarebbero finite nei manuali del nazionalsocialismo.
Che nessuna di queste argomentazioni fosse attendibile, in nessun momento dissuase i fruitori della ricerca dal prenderle sul serio. Ciò che non era adatto, veniva adattato, le discrepanze erano tralasciate. E quando, come negli ebrei, nella vita di tutti i giorni ed esteriormente non si riuscì a individuare delle differenze, nei disegni della propaganda nazista gli furono affibbiati nasi adunchi, volti rabbiosi e, nella vita reale dal 1939 in poi, la stella di Davide. Affinché fossero pur sempre distinguibili alla vista.
Nuove aspettative furono suscitate dalla scoperta dei geni, dallo sguardo nelle profondità più recondite dell'uomo: è forse qui, nel componente più piccolo, che si potrebbe dimostrare un'inoppugnabile diversità delle razze? La paranoia della Reconquista spagnola è a tutt'oggi viva. Nella sua forma più estrema dà origine all'"ipocondria sociale", come la definisce lo psicanalista e antropologo francese Pierre-Yves Gaudard: alla radicata paura che i tratti caratterizzanti di razze diverse e peggiori rispetto alla propria siano in qualche modo trasmissibili. È così che si spiega l'impeto del razzismo nel XX secolo, che condusse a genocidi perpetrati contro milioni di ebrei, rom, sinti, neri e molti altri.
Tuttavia, neppure la genetica procacciò ai pregiudizi la conferma sperata, il genoma umano si rivelò troppo complesso. Gli esseri umani si sono sempre e ovunque spostati da un continente a quello contiguo e hanno procreato con persone di altri gruppi. Questa eterogeneità si riflette nel Dna dei discendenti. Se confrontassimo il Dna di tutte le persone che i bianchi definiscono neri o che definiscono se stesse in tal modo, non riusciremmo a trovare alcuna differenza significativa con, per esempio, i bianchi o gli asiatici. Ciò malgrado, al fine di identificare e categorizzare, le persone hanno imparato a privilegiare una manciata di caratteristiche esteriori e a trascurare altre, per esempio la forma del piede o il tono della voce.
Il razzismo può essere sconfitto
Il razzismo era e rimane un'ideologia. Un modo di vedere il mondo trasmesso dalla società. Da secoli esiste l’ideologia secondo cui a giustificare lo status nel mondo ci sono alcune differenze fondamentali tra le persone. Tali differenze vengono ricondotte talvolta alle apparenze, talaltra al sangue o ai geni, o anche alle presunte origini, cultura o religione. La conseguenza è la stessa del Medioevo: gli altri mettono a repentaglio il proprio gruppo e devono andarsene.
In definitiva il razzismo, dunque, scaturisce dalla ricerca stessa delle differenze. Dal proposito di voler vedere una disparità che colloca costantemente il proprio gruppo al di sopra dell'altro. In realtà, si è sempre trattato del potere e del suo abuso. Denaro, lavoro, spazi abitativi, partecipazione culturale e politica sono preziosi. Il razzismo contribuisce a decidere a chi spetta cosa.
Ne consegue però che il razzismo non è un difetto dell’essere umano, una malattia incurabile. È un’invenzione degli uomini. Ecco perché questi possono anche sconfiggerlo.
www.peacelink.it/pace/a/48053.html
German to Italian: Deutsch-italienischer Virus Detailed field: Journalism
Source text - German Deutsch-italienischer Virus
Man könnte es Timing nennen, wenn inmitten der größten Tragödie Italiens seit dem Zweiten Weltkrieg – als die Welt die schockierenden Bilder von den endlosen Militärkolonnen beim Abtransport der Särge noch nicht vergessen hat, und es in der Corona-Krise nirgendwo mehr Opfer gibt als in Italien, mehr als 18.279 Tote, darunter allein 100 Ärzte – wenn also ausgerechnet in diesem Moment ein Journalist der WELT es für nötig hält, auf die Grenzen der Solidarität aufmerksam zu machen. Einer, der bislang noch nie mit Analysen zu Italien aufgefallen ist und der seinen schwülstigen Appell („Lesedauer 2 Minuten“) mit dem Titel „Frau Merkel bleiben Sie standhaft!“ rund um die Debatte der Corona-Bonds damit rechtfertigt, dass die Mafia in Italien ja landesweit eine feste Größe sei und nur auf einen neuen Geldregen aus Brüssel warte. So weit, so schlicht.
Denn offenbar hat sich bei der WELT noch nicht die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Mafia nicht am Brenner Halt macht, sondern seit mehr als 40 Jahren auch in Deutschland eine feste Größe ist, weshalb hier im Jahr durchschnittlich 100 Milliarden Euro gewaschen werden – wo es die Mafia schätzt, den harten italienischen Antimafia-Gesetzen aus dem Wege gehen zu können.
Mafiaparadies Deutschland
Anders in Italien ist die bloße Zugehörigkeit zur Mafia in Deutschland kein Straftatbestand. Anders in Italien gibt es in Deutschland zur Verhinderung von Geldwäsche keine vollständige Beweislastumkehr: In Deutschland müssen die Ermittlungsbehörden nachweisen, dass das Geld aus illegalen Geschäften stammt. Anders als in Italien, wo es der Berichterstattung erlaubt ist, unter Nennung der Namen aus allen verfügbaren Quellen zu zitieren, werden Bücher über die Machenschaften der Mafia auf Geheiß deutscher Gerichte geschwärzt und Journalisten von „erfolgreichen italienischen Unternehmern“ erfolgreich verklagt – so dass die deutsche Öffentlichkeit wenig Chancen hat, sich ein Bild über die Geschäfte der Mafia in Deutschland zu machen. Auch nicht darüber, dass in den vergangenen zwanzig Jahren in Deutschland schmutziges Geld in der Höhe der italienischen Staatsschulden in die deutsche Wirtschaft geflossen ist. Geld, an dem der deutsche Staat gut verdient hat.
Keine Höchstgrenze für Bargeldzahlungen
Während in Ländern wie Italien, Frankreich, Portugal und Spanien die Bargeldzahlung begrenzt ist – in Italien auf 2000 Euro, ab Januar 2022 sogar auf 1000 Euro – gibt es in Deutschland bis heute keine Höchstgrenze für Bargeldzahlungen. Das bedeutet, wie der italienische Antimafia-Staatsanwalt Vincenzo Macrì feststellt, nicht nur, dass Mafia-Ermittlungen damit praktisch unmöglich gemacht werden, weil es bei Bargeld keine Rückverfolgungsmöglichkeiten gibt – sondern auch, dass die Mafia dadurch in Deutschland inzwischen ganze Wirtschaftsbereiche ihr eigen nennen kann. Und was sich auf die legal arbeitende Wirtschaft so auswirkt, dass sie mit den Investitionen und den Arbeitsmethoden der Mafia nicht konkurrieren kann.
Geldwäscher und Mafiosi warten auf das deutsche Rettungspaket
Das weiß auch die Financial Action Task Force, das wichtigste internationale Instrument zur Bekämpfung von Geldwäsche, die, wie die Süddeutsche Zeitung meldete, jetzt auf das Risiko aufmerksam gemacht hat, dass bei der Verteilung des größten Rettungspakets der bundesdeutschen Geschichte im Kampf gegen die Corona-Wirtschaftskrise auf die sonst übliche Risikoprüfung verzichtet werden soll. Für Geldwäscher und Mafiosi eröffnet das in Deutschland grandiose Möglichkeiten für ihr bewährtes Geschäftsmodell.
CoronaCoins
Hinzu kommt, dass die Bosse sich auch im modernen Geldverkehr besser auskennen als jeder andere. Die neapolitanischen Camorristi gelten als Vorreiter. Laut Ermittlern handelten sie schon 2015 mit Bitcoins, als ein Bitcoin noch 500 Dollar kostete. Was elektronisches Geld betrifft, sind die Bosse den Ermittlern weit voraus, auch weil sie sich die besten Berater leisten können. Und wie Staatsanwalt Vincenzo Macrì deutlich macht, kursieren bereits 7,5 Milliarden „CoronaCoins“, eine Kryptovaluta, die auf die Epidemie des gleichnamigen Virus gesetzt hat.
Kein Impfstoff gegen die Mafia
Die Mafia in Deutschland zu ignorieren und Italien zu beschuldigen, ist also ungefähr so schlau wie Trump und Johnson, als der Coronavirus für sie nichts anderes war als eine Art Grippe. Nein, gegen die Mafia ist kein Land auf der Welt immun, ein Impfstoff wurde bis heute nicht gefunden. Auch die Niederlande, wo sich die Clans der kalabrischen ‘Ndrangheta bis heute glänzende Geschäfte machen, können ein Lied davon singen.
Die Doppelmoral der Tugendwächter
Um so bigotter mutet es an, dass in der abstoßenden Debatte rund um die Coronabonds ausgerechnet Deutschland und die Niederlande Front machen – zwei Länder, die nicht nur nach Italien die höchste Präsenz an Mafiaclans aufweisen, sondern auch keine Höchstgrenzen bei Bargeldzahlungen haben, somit also praktisch für die Geldwäsche in ihren Ländern werben. Dass ausgerechnet sie es sind, welche über die europäischen Finanzen wachen, mutet an wie ein Treppenwitz der Geschichte.
Wobei die Niederlande die Rolle des Bad Cops übernommen haben: Ein Land, dessen Geschäftsmodell im Wesentlichen daraus besteht, Steuerdumping zu betreiben, hat die Stirn, sich als Frontman der Austerität zu stilisieren, mit einem Finanzminister, der zuvor Unternehmensberater war und der eine Kontoüberprüfung der Südländer verlangt, um nachzuprüfen, ob sie auch rigoros genug gespart hätten. So was kriegen nur Calvinisten hin, ohne rot zu werden.
Europäische Bewährungsprobe
In Italien sterben die Menschen wie die Fliegen und Deutschland eiert dermaßen herum, dass Fremdschämen kein Ausdruck mehr ist. Die Coronakrise ist die Bewährungsprobe – nicht nur für das deutsch-italienische Verhältnis, sondern für Europa. Und so gesehen kann man dem italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte nur Recht geben, wenn er sagt: Wir schreiben hier kein Handbuch für die Wirtschaft, sondern Geschichte. Natürlich will Italien nicht das, was auf Deutsch euphemistisch „Rettungsschirm“ genannt wird: Griechenland lässt grüßen. Dass die Griechenlandrettung nichts anderes als eine Bankenrettung war, wird heute wohl niemand mehr ernsthaft bestreiten wollen. „Wer bei einem Rettungsschirm anklopfen muss, wird automatisch als offizieller Pleitekandidat gebrandmarkt. Die Risikoaufschläge würden erst recht steigen“, zitiert die taz die Finanzökonomin Doris Neuberger. Coronabonds hingegen bieten die Möglichkeit, die Spekulation auf den Finanzmärkten auszuhebeln: „Die Investoren könnten nicht mehr einzelne Euroländer gegeneinander ausspielen, weil es ja nur noch ein Papier gäbe.“ Man muss kein Wirtschaftswissenschaftler sein, um das zu verstehen.
Mitgefühl? Solidarität in Zeiten der Not? Niente. Alles keine Kategorien für die deutsche Politik. Wie soll man es nennen? Arroganz? Zynismus? Anders ist es nicht zu erklären, dass Deutschland die Ausfuhr der Schutzmasken in dem Moment verbietet, als sich die Seuche in Italien wie ein Flächenbrand ausbreitet. Während aus Deutschland nichts anderes als Kaltschnäuzigkeit kommt, sprangen Kuba, China und Russland öffentlichkeitswirksam ein. Dass das deutsche Exportverbot für Schutzmasken eine Woche später aufgehoben wurde, ging unter. Die Wut auf Deutschland blieb. Und konnte auch nicht dadurch besänftigt werden, dass Deutschland später italienische Covid-19-Patienten ausfliegen ließ, um sie auf deutschen Intensivstationen zu behandeln.
Die Rechtspopulisten danken
Und natürlich wird diese Wut von italienischen Rechtspopulisten wie Matteo Salvini oder Giorgia Meloni weiter angeheizt. Für Salvini, dessen Umfragewerte bereits sanken, ist die Haltung der EU und vor allem Deutschlands Gold wert: „Europa ist tot, gestorben zwischen Berlin und Brüssel“, twitterte er – worauf sich in den Socials, den Foren und Chats die antideutschen Gefühle schneller verbreiteten als der Coronavirus.
Sicher, in Deutschland gibt es offene Briefe und Petitionen von Künstlern und Wissenschaftlern, die die Bundesregierung auffordern, in der Corona-Krise für gemeinsame europäische Anleihen zu stimmen. Die Max-Planck-Gesellschaft lässt elf Juristen aus verschiedenen europäischen Ländern zu Wort kommen, die angesichts der Krise für gemeinsame europäische Anleihen plädieren. Aber der Schaden ist da. Und er ist gewaltig. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder hat die deutsche Politik den Ernst der Lage nicht erkannt. Oder sie ist so zynisch, wie wir es uns nie träumen gelassen hätten.
Einen Satz des italienischen Ministerpräsidenten Conte sollten wir nicht vergessen: „Wir können nicht einfach mit gefalteten Händen bis zum Ende dastehen: Operation gelungen, aber der Patient Europa ist tot.“
Wenn nicht jetzt, wann soll dann die Solidarität für Europa gelten?
Che nel bel mezzo della più grande tragedia dalla seconda guerra mondiale a questa parte – mentre il mondo non ha ancora dimenticato le scioccanti immagini delle infinite colonne di mezzi militari che scortano le bare e in nessun altro Paese il coronavirus miete così tante vittime come in Italia (oltre 18.849 morti, tra questi ben cento medici) -, che, quindi, proprio in un momento come questo un giornalista di "Die Welt" ritenga necessario richiamare l'attenzione sui limiti della solidarietà, lo potremmo definire tempismo. Un giornalista di cui, prima d'oggi, non è mai apparsa un’analisi sull'Italia e che, intervenendo nel dibattito sui coronabond con un ampolloso appello (“Tempo di lettura: 2 minuti”) dal titolo "Signora Merkel, non ceda!", argomenta che in Italia la mafia sarebbe “una realtà radicata su tutto il territorio nazionale” e starebbe “solo aspettando una nuova pioggia di soldi da Bruxelles”. Fin qui tutto molto semplice.
Evidentemente la redazione di "Die Welt" non si è ancora avveduta che la mafia non si ferma al Brennero, ma da più di quarant'anni è una realtà radicata anche in Germania, dove ogni anno ricicla, in media, 100 miliardi di euro – e sa di poter sfuggire alle dure leggi antimafia italiane.
Germania come paradiso della mafia
Diversamente da quanto accade in Italia, in Germania l'associazione mafiosa non è considerata un reato perseguibile. A differenza di quanto accade in Italia, in Germania, per contrastare il crimine di riciclaggio, non esiste l'inversione dell'onere della prova: sono le autorità giudiziarie a dover dimostrare che il denaro proviene da attività illecite. Diversamente da quanto accade in Italia dove alla stampa è consentito fare i nomi citando tutte le fonti disponibili, in Germania i libri sugli intrighi mafiosi vengono oscurati per ordine dei tribunali tedeschi e i giornalisti vengono efficacemente querelati dagli “imprenditori italiani di successo” – tanto che l'opinione pubblica tedesca non è in grado di farsi un'idea sugli affari della mafia in Germania. E neppure sul fatto che in Germania il volume di denaro sporco immesso nell'economia nazionale negli ultimi vent'anni equivale a quello del debito pubblico italiano. Denaro con cui lo Stato tedesco ha fatto lauti guadagni.
Nessun tetto massimo per pagamenti in contanti
Mentre in Paesi come l'Italia, la Francia, il Portogallo e la Spagna per i pagamenti in contanti è previsto un tetto massimo – in Italia è di 2mila euro, a partire da gennaio 2022 sarà addirittura di mille -, in Germania, fino ad oggi, per gli stessi non sussiste alcun limite. Il risultato, come sostiene l'ex procuratore antimafia Vincenzo Macrì, non è soltanto che le inchieste contro la mafia vengono di fatto rese impraticabili, visto che non è possibile tracciare il contante – ma anche che oggi la mafia possiede interi settori dell'economia tedesca. E, di riflesso, l'economia che opera nella legalità non è in grado di competere con gli investimenti e i metodi di lavoro della mafia.
Riciclatori e mafiosi aspettano il grande pacchetto di salvataggio
Questo è noto anche alla Financial Action Task Force, il più importante strumento internazionale per la lotta contro il riciclaggio, che, come riportato da "Süddeutsche Zeitung", ha evidenziato il pericolo insito nel fatto che per la ripartizione del più grande pacchetto di salvataggio di tutta la storia della Germania federale, disposto per fare fronte alla crisi economica causata dal coronavirus, si debba rinunciare alla consueta valutazione del rischio. Grazie a ciò, per il sistema affaristico ben oliato dei riciclatori e dei mafiosi in Germania, si aprono grandi prospettive.
Coronacoin
A ciò si aggiunge che i boss conoscono, meglio di chiunque altro, anche i flussi monetari moderni. I camorristi napoletani ne sono considerati i precursori. Questi, secondo gli inquirenti, trafficavano con i bitcoin già nel 2015, ovvero quando un bitcoin costava 500 dollari. In fatto di denaro elettronico, i boss la sanno molto più lunga delle autorità giudiziarie, anche perché possono permettersi i migliori consulenti. E, come spiega il magistrato Vincenzo Macrì, in questo momento stanno già circolando 7,5 miliardi di coronacoin, una criptovaluta che specula sull'epidemia da coronavirus.
Nessun vaccino contro la mafia
Ignorare la mafia in Germania e incolpare l'Italia significa pressappoco essere tanto scaltri quanto Trump e Johnson quando consideravano il coronavirus come nient’altro che una specie di influenza. No, nessun Paese del mondo può ritenersi immune alla mafia, contro di essa, fino ad oggi, non è ancora stato trovato il vaccino. Anche i Paesi Bassi, dove i clan della ‘ndrangheta calabrese continuano a fare affari d’oro, ne sanno qualcosa.
La doppia morale dei custodi della virtù
Ancor più bigotto suona il fatto che nel ripugnante dibattito sui coronabond siano proprio la Germania e l’Olanda a fare fronte comune – queste non solo sono le nazioni che, dopo l’Italia, hanno la maggiore presenza di clan sul proprio territorio, ma non prevedono neppure un tetto massimo per i pagamenti in contanti. Così facendo, praticamente, esse pubblicizzano il riciclaggio di denaro sporco nei loro Paesi. Che si tratti proprio delle nazioni che vigilano sulle finanze europee, appare come un'ironia della sorte.
Un'ironia che vuole che l'Olanda interpreti il ruolo del poliziotto cattivo: sebbene il suo modello affaristico sia sostanzialmente quello del dumping fiscale, ha la sfacciataggine di tratteggiarsi come il frontman dell'austerità, tramite un ministro delle Finanze che in passato è stato un consulente aziendale e oggi pretende di esaminare i conti dei Paesi del Sud Europa per controllare se anch'essi abbiano risparmiato in modo sufficientemente rigoroso. In un'impresa come questa, senza correre il rischio di arrossire, possono riuscire solo i calvinisti.
L'Europa sul banco di prova
Mentre in Italia le persone muoiono come mosche, la Germania tentenna fino al punto che provare imbarazzo per qualcun altro non è più un'espressione figurata. La crisi determinata dal coronavirus è un banco di prova – non solo per le relazioni italo-tedesche, bensì anche per l'Europa. Da questo punto di vista, non si può che concordare con il Presidente del Consiglio italiano, Giuseppe Conte, quando afferma che “qui non stiamo scrivendo un manuale di economia, ma una pagina di un libro di storia.” L'Italia, naturalmente, non vuole ciò che, con un eufemismo, i tedeschi chiamano “piano di salvataggio”: Grecia docet. Che il salvataggio della Grecia non sia stato nient'altro che un salvataggio delle banche, è un fatto che oggi nessuno più può contestare seriamente. “Chi è costretto a richiedere un piano di salvataggio, viene immediatamente bollato come candidato ufficiale al default. A salire sarebbero soprattutto i premi per il rischio di mercato”, scrive il quotidiano "Die Tageszeitung" citando le parole dell'economista finanziario Doris Neuberger. I coronabond, invece, offrono la possibilità di disinnescare la speculazione sui mercati finanziari: “Gli investitori non potrebbero più mettere i singoli Paesi della zona euro uno contro l'altro, perché ci sarebbe un titolo unico.” Non occorre essere un economista per capirlo.
Compassione? Solidarietà in tempi del bisogno? Neanche l'ombra. Nessuna di queste è una categoria contemplata dalla politica tedesca. Come dovremmo chiamarla? Insensibilità? Cinismo? Che la Germania abbia vietato l'esportazione di mascherine nel momento in cui in Italia l'epidemia si stava propagando come un incendio, non può essere definito altrimenti. Mentre dalla Germania non giunge altro che indifferenza, a venire in soccorso dell'Italia ci hanno pensato, tanto da guadagnarsi l'attenzione del mondo, Cuba, Cina e Russia. Che una settimana più tardi la Germania abbia revocato il divieto di esportare le sue mascherine di protezione, è passato in sordina. La rabbia nei suoi confronti permane. E non si è placata neppure quando in seguito la Germania ha fatto trasportare in aereo pazienti italiani affetti da Covid-19 per sottoporli alle cure nelle terapie intensive degli ospedali tedeschi.
I populisti di destra ringraziano
Immancabilmente questa rabbia viene aizzata dai populisti italiani di destra, come Matteo Salvini o Giorgia Meloni. Per il leader della Lega, il cui indice di gradimento nei sondaggi era già in calo, l'atteggiamento dell'Ue, soprattutto della Germania, risulta particolarmente prezioso: “Fra Berlino e Bruxelles, l'Europa è morta”, ha twittato – dopodiché, sui social network, i sentimenti antitedeschi si sono diffusi più velocemente del coronavirus.
Certo, in Germania artisti e scienziati hanno redatto lettere aperte e petizioni per esortare il governo federale a votare a favore delle obbligazioni comuni europee. La Max-Planck-Gesellschaft, dal canto suo, ha dato voce a undici giuristi di vari Paesi europei che nella risoluzione della crisi caldeggiano per bond comuni. Il danno, tuttavia, è fatto. Ed è anche molto grande. Ci sono due possibilità: o la politica tedesca non ha capito la serietà della situazione. Oppure è molto più cinica di quanto avremmo mai potuto immaginare.
C'è una frase del Presidente del Consiglio italiano che non va dimenticata: “Non dobbiamo alla fine starcene lì con le mani incrociate: operazione riuscita, ma il paziente Europa è morto”.
Se non adesso, quando dovrebbe prevalere la solidarietà europea?
German to Italian: Stadt versinkt im Hochwasser. Die Flut in Venedig ist von Politikern gemacht Detailed field: Government / Politics
Source text - German Stadt versinkt im Hochwasser Die Flut in Venedig ist von Politikern gemacht
Venedig versinkt im Hochwasser: Die Flut ist keine Folge des Klimawandels, sondern des politischen Versagens.
So eine Apokalypse habe ich noch nie erlebt, nach 30 Jahren in Venedig, so viel Zerstörung, so viel Verwüstung, Wut, Trauer. Es ist, als tobte hier seit einer Woche ein Gigant, der tonnenschwere Vaporetti aufs Ufer wirft, Motorboote versenkt, Uferbefestigungen zerbricht, Boote in Gassen und Gondeln aufs Ufer schleudert – und der noch nicht zur Ruhe gekommen ist.
Am Freitagmorgen stieg das Hochwasser wieder auf 1,54 Meter an – drei Tage nach dem katastrophalen Acqua Alta, als die vom Schirokko aufgepeitschte Adria den Pegel auf 1,87 Meter hochschnellen ließ, dem höchsten Stand seit 53 Jahren. Und wieder wurden Läden, Werkstätten, Schulen, Kindergärten, Kirchen und Museen überschwemmt, alles, was sich in Venedig im Erdgeschoss befindet. Oder darunter, wie die Krypta des Markusdoms.
Deshalb hielten wir Venezianer es erst für eine Fotomontage, als wir dieses Bild von der lächelnden Politikerkaste in Gummistiefeln vor dem Markusdom sahen, umringt von Fernsehkameras, grimmig blickenden Leibwächtern und enthusiastischen Selfiejägern: der greise und vorbestrafte Berlusconi, der venezianische Forza-Italia-Abgeordnete und ehemalige Minister Renato Brunetta, der venezianische Unternehmer und Bürgermeister Luigi Brugnaro, mit dem beglückt grinsenden venezianischen Oppositionsführer der Partito Democratico Nicola Pellicani im Hintergrund.
Am Tag darauf zog dann der Selfie-König und Lega-Chef Matteo Salvini durch die Fluten des Markusplatzes, in sportlicher Daunenjacke und mit Basecap: ein Heerführer umringt von seinen Generälen. Kurz darauf folgte sein Parteifreund (oder -feind), der Regionalpräsident des Veneto, Luca Zaia.
Politiker in Gummistiefeln auf dem Markusplatz
Wir konnten nicht fassen, dass diese italienischen Politiker tatsächlich die Stirn hatten, sich inmitten der größten Hochwasserkatastrophe Venedigs seit einem halben Jahrhundert allen Ernstes zu einem Fototermin vor den Dogenpalast zu stellen. Dass sie es wagten, sagt einiges über Venedig und viel über Italien aus.
Auch Matteo Salvini, Parteisekretär der Lega Nord Italiens und ehemaliger Innenminister des Landes, besuchte Venedig im Hochwasser.
Offenbar kalkulierten sie ein, dass niemand außer den Bürgern der Stadt die wahren Ursachen für das Hochwasser kennt. Nur die Venezianer wissen, dass die Flut keine Naturkatastrophe ist, sondern von Menschen gemacht. Aber für eine Politikerklasse, die Menschen nach Wählerstimmenpotential berechnen, stellen die 52.000 Venezianer eine quantité négligeable dar. Zumal eine, die in diesen Tagen vor allem damit beschäftigt ist, ihre Existenz zu retten. Also war von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht zu befürchten, dass sie die Politiker wie einst Craxi mit Geldmünzen bewerfen oder Berlusconi als Hanswurst verhöhnen würden. Was sind schon die paar Venezianer gegen 60 Millionen Italiener, die keine Ahnung davon haben, dass der entscheidende Grund für dieses Hochwasser die Zerstörung der venezianischen Lagune ist?
Im Schnitt ist die Lagune nicht tiefer als 1,50 Meter. Sie ist also nicht gemacht für Schiffe mit Tiefgang, für Kreuzfahrtschiffe und für Containerfrachter. Ins Wanken geriet das delikate Gleichgewicht der Lagune erstmals in der Zeit des Faschismus, als eine geschäftstüchtige Gruppe von Unternehmern Porto Marghera baute, den Industriehafen mit einer Petrochemieanlage. Gleichzeitig nötigten sie Venedig zur Zwangsehe mit dem Festland, die bis heute fortwährt. 180 000 Einwohner, der überwiegende Teil der Bevölkerung des Großraums Venedig, leben auf dem Festland, weshalb die 52.000 eigentlichen Venezianer in der Minderheit sind. Über sie rollt nicht nur die Flut, sondern auch jährlich der Tross von gut 30 Millionen Touristen hinweg, ohne dass sie sich dagegen zur Wehr setzen können: Bei Wahlen unterliegen die Inselbewohner regelmäßig der großen Mehrheit vom Festland.
Venedigs Lagune wurde ausgebaggert, für Öltanker und Kreuzfahrtschiffe
Seit der Grabung des Canale dei Petroli, der Fahrrinne, die für die Erdöltanker von Porto Marghera ausgebaggert wurde, haben sich die Strömungsverhältnisse und die Morphologie der Lagune radikal verändert. Wenn der Wind das Meer in die Lagune drückt, dringt schneller und mehr Hochwasser in die Stadt als je zuvor. Der Kanal hat auch die „Barene“ weggespült, jene sumpfartigen Inseln, die bei Hochwasser wie ein Schwamm wirkten. Schon bei der verheerenden Überflutung von 1966 wurde der Canale dei Petroli als eine entscheidende Ursache genannt.
Hinzu kommt, dass Venedig bekanntlich sinkt. Nicht nur aufgrund tektonischer Verschiebungen, sondern eben auch wegen der petrochemischen Anlage vor den Toren der Stadt. Seit damit begonnen wurde, deshalb das Grundwasser abzupumpen, sank Venedig zehn Mal schneller als gewöhnlich. Erst Anfang der 70er Jahre wurde die Grundwasserentnahme endlich verboten. Da war die Serenissima bereits um zehn Zentimeter gesunken.
Der Industriehafen wurde dennoch ausgebaut. Auch die Kanäle in der Lagune wurden immer tiefer ausgegraben, zuletzt vor allem für die Kreuzfahrtschiffe. Das befördert die Erosion: Durch die Fahrrinnen spült der Boden der Lagune ins Meer, so dass sie sich zunehmend in einen offenen Meeresarm verwandelt hat. Ungeachtet dessen wurde bis vor wenigen Tagen ernsthaft darüber diskutiert, welcher Kanal für die Kreuzfahrtschiffe noch tiefer auszubaggern sei.
Riesenskandal: Die MOSE-Schleuse ist wie der BER, nur im Wasser
Eine weitere gravierende Ursache für das Hochwasser ist der 2006 gestartete Bau der Hochwasserschleuse MOSE. Die beweglichen Wassertore am Meeresgrund sollen bei großer Flut wie Dämme funktionieren. Ein Megaprojekt im Wert von sieben Milliarden Euro, das eine Kaste von Unternehmern und Politikern reich gemacht hat – so etwas wie der Berliner Flughafen im Wasser. Seit 13 Jahren wird daran gebaut, ohne dass ein Ende in Sicht wäre. Durch die Schleuse wurden die Öffnungen zur Lagune verengt, hinzu kam der Bau einer gigantischen künstlichen Insel und von Stahlbetonmauern. Mit der Folge, dass das Wasser bei Flut schneller in die Lagune hinein- und langsamer abfließt.
Translation - Italian La città affonda nell'acqua alta. A Venezia sono i politici ad aver creato l'alta marea
Venezia affonda nell'acqua alta: l'alta marea non è una conseguenza dei cambiamenti climatici, bensì del fallimento della politica
In trent'anni a Venezia non ho mai vissuto un'apocalisse come questa, una tale distruzione, una tale devastazione, furia, tristezza. Sembra come se in città, da una settimana a questa parte, imperversi un gigante che scaglia a riva vaporetti pesanti tonnellate, inabissa i motoscafi, manda in frantumi i consolidamenti delle rive, scaraventa le imbarcazioni nelle calli, le gondole al bordo dei canali – e che non ha ancora trovato pace.
Venerdì mattina l'acqua è tornata a salire toccando quota 1,54 metri – a soli tre giorni da quando l'Adriatico, sferzato dallo scirocco, ha fatto repentinamente salire il livello delle acque a 1,87 metri, il più alto mai registrato da cinquantatré anni. E ancora una volta si sono allagati negozi, botteghe, scuole, asili, chiese, musei e tutto quanto si trova al pianterreno. O al di sotto, come la cripta della Basilica di San Marco.
Ecco perché noi veneziani, di primo acchito, abbiamo creduto che si trattasse di un fotomontaggio quando abbiamo visto la foto che ritraeva la sorridente casta dei politici mentre sostava in stivali di gomma davanti alla facciata della cattedrale, circondata da telecamere, guardie del corpo dagli sguardi truci ed entusiasti cacciatori di selfie: l'anziano e pregiudicato Berlusconi, il deputato veneziano di Forza Italia ed ex ministro Renato Brunetta, l'imprenditore e sindaco di Venezia Luigi Brugnaro, con il leader dell'opposizione del Pd veneziano, Nicola Pellicani, sullo sfondo che sorrideva beffardo.
Il giorno seguente è stata la volta del re dei selfie e capo della Lega Matteo Salvini che ha attraversato la marea indossando un piumino sportivo e un berretto da baseball: un capo di Stato Maggiore dell'esercito attorniato dai suoi generali. Poco dopo è stato raggiunto dal suo compagno (o antagonista) di partito, il presidente della Regione Veneto, Luca Zaia.
I politici con gli stivali di gomma in Piazza San Marco
Stentavamo a credere che in tutta serietà questi politici italiani avessero avuto la sfrontatezza di mettersi in posa, nel bel mezzo della più disastrosa acqua alta che si ricordi da mezzo secolo, per una foto di fronte a Palazzo Ducale. Che abbiano avuto il coraggio di farlo, dice qualcosa a proposito di Venezia e molto dell'Italia.
Evidentemente hanno calcolato che nessuno, all'infuori degli abitanti della città, conosce le reali cause. Soltanto i veneziani sanno che l'alta marea non è una catastrofe naturale, bensì è opera dell'uomo. Ma per una classe politica che considera le persone solo in termini di potenziale elettorato, i 52.000 abitanti di Venezia sono un numero trascurabile. Tanto più che in questi giorni sono occupati a salvare la propria esistenza. Pertanto non c'era da temere che le cittadine e i cittadini di Venezia potessero lanciare le monetine contro i politici, come a suo tempo contro Craxi, o che dessero del buffone a Berlusconi. Cosa sono un paio di veneziani in confronto a 60 milioni di italiani che non hanno alcuna idea che la ragione determinante dell'acqua alta è la distruzione della laguna?
Mediamente quest'ultima non è più profonda di un metro e mezzo. Non è pertanto fatta per le imbarcazioni con pescaggio, per le navi da crociera e per i portacontainer. Il delicato equilibrio lagunare cominciò a vacillare ai tempi del fascismo quando un gruppo di imprenditori col fiuto per gli affari costruì il porto industriale di Marghera e il polo petrolchimico. Al contempo, costoro costrinsero Venezia al matrimonio forzato con la terraferma che perdura fino ad oggi. 180.000 abitanti, la grande maggioranza della popolazione del comune, vivono sulla terraferma, motivo per cui i reali 52.000 veneziani sono in minoranza. Questi non vengono schiacciati solo dalle alte maree, bensì anche dalle salmerie di 30 milioni di turisti l'anno, senza che vi si possano difendere. Nelle competizioni elettorali gli isolani soccombono regolarmente alla maggioranza della terraferma.
La laguna di Venezia è stata scavata per le petroliere e le navi da crociera
Da quando è stato scavato il canale dei petroli, ovvero il canale per il transito delle petroliere di Porto Marghera, le correnti e la morfologia della laguna sono radicalmente mutate: ogniqualvolta il vento spinge il mare dentro la laguna, l'acqua alta fa irruzione in città molto più velocemente. Il canale, inoltre, ha spazzato via le barene, le isole paludose che con l'acqua alta agivano come spugne. Già in occasione della devastante alluvione del 1966, il canale dei petroli fu considerato come la causa determinante.
A ciò si aggiunge che Venezia, com'è noto, sprofonda. Non solo a causa dei movimenti tettonici, bensì anche dello stabilimento petrolchimico situato alle porte della città. Da quando si cominciò a drenare le acque sotterranee, Venezia iniziò a sprofondare con un ritmo dieci volte quello abituale. Soltanto all'inizio degli anni 70 fu definitivamente vietato il prelievo dell’acqua freatica. Allora la Serenissima era già sprofondata di dieci centimetri.
Il porto industriale, ciò nonostante, venne ampliato. E i canali che attraversano la laguna furono sempre più approfonditi, in ultimo per consentire il transito delle navi da crociera. Tutti questi scavi favoriscono l’erosione: a causa dei canali navigabili, il fondale lagunare si riversa in mare, tanto che laguna si è sempre più trasformata in un braccio di mare aperto. Malgrado ciò, fino a soltanto pochi giorni fa si è seriamente discusso su quale canale debba essere approfondito per il transito delle crociere.
Uno scandalo gigantesco: il MOSE come il BER, fa acqua da tutte le parti
Un'altra causa che ha aggravato il fenomeno dell'acqua alta è stata la costruzione del MOSE iniziata nel 2003. In caso di alte maree eccezionali le barriere mobili che giacciono sul fondale marino dovrebbero funzionare come dighe. Un mega progetto del valore di 7 miliardi euro che ha arricchito una casta di imprenditori e politici – e che, come il nuovo aeroporto di Berlino, fa acqua da tutte le parti. È da sedici anni che si continua a costruire senza che si intraveda la fine. Per realizzare le paratoie, le bocche di porto sono state ristrette e, oltre a ciò, sono stati costruiti muri in cemento armato e una gigantesca isola artificiale. Con la conseguenza che con l'alta marea l'acqua entra in laguna più velocemente e defluisce più lentamente.
German to Italian: Jeder isst und trinkt bis zu fünf Gramm Mikroplastik pro Woche Detailed field: Environment & Ecology
Source text - German Folgen der Plastikflut
Jeder isst und trinkt bis zu fünf Gramm Mikroplastik pro Woche
Die Menge einer Kreditkarte: So viele Plastikpartikel nehmen Menschen schon heute durch die Nahrung auf, schätzen Forscher. Doch es gibt regionale Unterschiede.
Menschen nehmen täglich Mikroplastik zu sich - durch Nahrung, Trinkwasser oder durch bloßes Atmen. Bis zu fünf Gramm der winzigen Teilchen kommen so pro Woche in den Körper eines Erdenbürgers - abhängig von seinen Lebensumständen. Das schätzen zumindest Forscher der Universität Newcastle (Australien), die sich im Auftrag der Umweltstiftung WWF bereits vorhandene Studien genauer angeschaut haben. Noch ist die Untersuchung allerdings nicht von unabhängigen Forschern begutachtet oder veröffentlicht.
Kleiner als fünf Millimeter, größer als ein Tausendstel Millimeter
Die Untersuchung der Forscher basiert auf Daten zu Mikroplastik - also Teilchen kleiner als 5 Millimeter - in der Atemluft, im Trinkwasser, in Salz, Bier und in Schalentieren. Mikroplastik, das möglicherweise auf anderem Wegeaufgenommen wird, wurde in der australischen Analyse nicht berücksichtigt, kritisiert WWF-Mikroplastik-Expertin Caroline Kraas. Auch Fisch wurde von den Forschern trotz verfügbarer Daten ausgenommen, da nicht klar ist, wie viel Mikroplastik beim Verzehr mitgegessen wird, und wie viel beispielsweise in den Innereien der Tiere bleibt.
Der WWF fordert ein globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung mit verbindlichen Zielen. „Wenn wir kein Plastik in unserem Körper wollen, müssen wir verhindern, dass jedes Jahr Millionen Tonnen Kunststoffmüll in die Natur geraten“, sagte die Leiterin des Bereiches Meeresschutz beim WWF Deutschland, Heike Vesper, laut einer Mitteilung.
Für Mikroplastik gibt es keine offizielle Definition. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind üblicherweise Plastikpartikel gemeint, die kleiner als fünf Millimeter und größer als ein Mikrometer (entspricht 1/1000 Millimeter) sind. Es ist technisch praktisch nicht möglich, die kleinen Teilchen wieder aus der Umwelt zu entfernen. Deshalb müsse verhindert werden, dass Plastik überhaupt in die Natur gelangt, meint der WWF.
Plastikmengen in der Nahrung regional sehr unterschiedlich
Die kleinen Teilchen entstehen unter anderem beim Abrieb von Reifen oder Schuhsohlen, beim Verschleiß größerer Plastikteile oder beim Waschen synthetischer Textilien. Auch Mikroplastikpartikel in Kosmetika, aus Bauschutt oder Verwehungen von Sport- und Spielplätzen enden als Mikroplastik in der Umwelt. Das Fraunhofer-Institut ging in einer Studie aus dem vergangenen Jahr davon aus, dass in Deutschland nur rund ein Viertel des Kunststoffs, der in die Umwelt gelangt, aus Makroplastik besteht. Dazu gehören Plastiktüten und andere Kunststoff-Produkte. Der Rest, etwa 74 Prozent, sind demnach Mikroplastik.
Der WWF-Studie zufolge nehmen Menschen das meiste Mikroplastik über Trinkwasser auf - Wasser aus Flaschen ist dabei im Allgemeinen mehr betroffen als Leitungswasser. Dafür ist vermutlich die Flasche selbst oder der Produktions- beziehungsweise Transportprozess verantwortlich. Leitungswasser aus Grundwasservorkommen ist laut WWF-Expertin Kraas in Deutschland unbedenklich: „Man geht nach heutigem Forschungsstand davon aus, dass es im deutschen Grundwasser keinen realen Befund für Mikroplastik gibt.“
Laut der Studie gibt es bei Trinkwasser deutliche regionale Unterschiede. In den USA oder Indien wurde doppelt so viel Plastik nachgewiesen wie in Europa oder Indonesien. „Wieviel Mikroplastik jemand aufnimmt, ist abhängig vom Wohnort, den Lebensbedingungen und der Ernährungsweise“, hieß es von Heike Vesper (WWF). Die genannte Aufnahmemenge von fünf Gramm pro Woche, etwa dem Gewicht einer Kreditkarte entsprechend, ist daher als geschätzter Mittelwert zu verstehen.
Wasser aus Flaschen enthält mehr Mikroplastik als Leitungswasser
Dass die meisten Plastikteilchen über Trinkwasser in den menschlichen Körper gelangen, zeigt auch eine erst vor kurzem im Fachblatt „Environmental Science & Technology“ (EST) veröffentlichte Studie. Die für die USA erstellte Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass Wasser aus Flaschen wesentlich mehr Mikroplastik enthält als Leitungswasser. Die Studie geht insgesamt von bis zu 121.000 Partikeln aus, die ein erwachsener Mann jedes Jahr unter anderem auch über Nahrung aufnimmt. Da sie nur einen Teil der möglichen Mikroplastikquellen berücksichtigen konnten, gehen die Forscher davon aus, dass ihre Schätzungen drastisch zu niedrig liegen.
Der Studie zufolge nehmen US-Amerikaner Mikroplastik mehrheitlich durch Atemluft, Wasser aus Flaschen und über Meerestiere auf. Sowohl die Studie des WWF, als auch die EST-Studie lassen keine wissenschaftlichen Rückschlüsse auf Deutschland zu. Sie enthalten auch keine Informationen, wie sich die Aufnahme von Plastik auf die menschliche Gesundheit auswirkt - das müsse erst noch erforscht werden
Translation - Italian Le conseguenze della marea di plastica
Ogni settimana ciascuno di noi mangia e beve fino a cinque grammi di microplastica
Un quantitativo pari a una carta di credito: è questo il numero di particelle di plastica che già oggi le persone assumono con l’alimentazione, stimano i ricercatori. Tuttavia, ci sono differenze regionali
Ogni giorno le persone introducono microplastica nel proprio corpo – tramite l'alimentazione, l'acqua potabile o semplicemente respirando. Fino a cinque grammi di minuscoli frammenti finiscono ogni settimana nel corpo degli esseri umani – a prescindere dalle loro condizioni di vita. Questo è perlomeno quanto stimano i ricercatori dell’Università di New Castle (Australia) che, per conto dell'organizzazione ambientalista WWF, hanno esaminato più approfonditamente gli studi già esistenti. L'indagine, tuttavia, non è stata ancora verificata o pubblicata dai ricercatori indipendenti.
Più piccole di cinque millimetri, più grandi di un millesimo di millimetro
L'indagine dei ricercatori si basa sui dati delle microplastiche – quindi dei frammenti più piccoli di 5 millimetri – presenti nell'aria che respiriamo, nell'acqua potabile, nel sale, nella birra e nei crostacei. Nell'analisi australiana le microplastiche che probabilmente assumiamo per altre vie non sono state prese in considerazione, critica l'esperta di microplastiche del WWF Caroline Kraas. Neppure il pesce, malgrado i dati disponibili, è stato esaminato dai ricercatori, giacché non è chiaro quanta microplastica ingeriamo con il suo consumo e quanta ne rimanga per esempio nelle frattaglie degli animali.
Il WWF pretende un accordo globale contro l'inquinamento da plastica che preveda obiettivi vincolanti. “Se non vogliamo plastica nel nostro corpo, dobbiamo impedire che ogni anno milioni di tonnellate di rifiuti plastici si riversino in natura”, ha affermato la direttrice del programma marino di WWF Germania, Heike Vesper, secondo quanto riporta un comunicato.
Per la microplastica non esiste una definizione ufficiale. Secondo l'Istituto federale tedesco per la valutazione dei rischi (BfR), a essere prese in considerazione sono solitamente le particelle di plastica più piccole di cinque millimetri e più grandi di un micrometro (cioè un millesimo di millimetro). All'atto pratico, è tecnicamente impossibile rimuovere dall'ambiente i piccoli frammenti. Ecco perché dobbiamo assolutamente impedire che la plastica finisca dispersa in natura, sostiene il WWF.
I quantitativi di plastica nel cibo differiscono di molto da regione a regione
I piccoli frammenti vengono originati, tra le altre cose, dall'abrasione degli pneumatici o delle suole delle scarpe, dall'usura di pezzi di plastica più grandi o dal lavaggio di capi sintetici. Anche le particelle derivanti dai cosmetici, dai calcinacci e dalla dispersione aerea intorno ai campi sportivi e da gioco finiscono nell'ambiente sotto forma di microplastiche. In uno studio dell’anno scorso il Fraunhofer Institut partiva dal presupposto che in Germania soltanto un quarto circa del materiale plastico che si disperde nell'ambiente sia costituito da macroplastiche. Tra queste vi sono i sacchetti in polietilene e altri prodotti plastici. Il resto, all'incirca il 74 per cento, è perciò composto da microplastica.
Stando allo studio del WWF, è attraverso l'acqua potabile che le persone assumono la maggior parte della microplastiche – in generale, ciò riguarda più l'acqua in bottiglia che quella del rubinetto. La causa, presumibilmente, risiede nella bottiglia stessa o nel processo di produzione o, più esattamente, di trasporto. In Germania l'acqua del rubinetto proveniente dalle falde freatiche, secondo l’esperta del WWF Kraas, non comporta rischi: “Allo stato attuale della ricerca, si suppone che la falda acquifera tedesca non mostri reale positività alle microplastiche.”
Secondo lo studio, nel caso dell'acqua potabile vi sono evidenti differenze regionali. Negli Usa o in India è stata dimostrata una presenza di plastica pari a due volte quella riscontrata in Europa o in Indonesia. “La quantità di microplastica che ciascuno di noi assume dipende dal luogo di residenza, dalle condizioni di vita e dal regime alimentare”, ci ha comunicato Heike Vesper (WWF). La quantità chiamata in causa di cinque grammi a settimana, all'incirca equivalente al peso di una carta di credito, va considerata, perciò, come la stima del quantitativo medio.
L’acqua in bottiglia contiene più microplastiche dell’acqua del rubinetto
Che la maggior parte dei pezzettini di plastica giunga nel corpo umano attraverso l'acqua potabile è stato dimostrato anche da uno studio pubblicato, soltanto poco tempo fa, sulla rivista specializzata "Environmental Science & Technology" (EST). L'analisi, relativa agli Stati Uniti, arriva alla conclusione che l'acqua in bottiglia contiene sostanzialmente più microplastiche dell'acqua del rubinetto. Lo studio stabilisce fino a 121.000 il numero delle particelle che con l'alimentazione, tra le altre cose, un uomo adulto assume ogni anno. Poiché i ricercatori sono riusciti a esaminare soltanto una parte delle possibili fonti di ingestione di microplastiche, essi suppongono che le loro stime siano drasticamente sottodimensionate.
Nella maggior parte dei casi, gli abitanti degli Stati Uniti, secondo lo studio, introducono microplastica attraverso l'aria che respirano, l'acqua in bottiglia e gli organismi marini. Sia lo studio del WWF che quello dell'EST non consentono di trarre conclusioni sulla situazione in Germania. Essi non contengono informazioni neppure sugli effetti sulla salute dell’uomo causati dall'ingestione della plastica – a questo proposito, le ricerche devono ancora essere effettuate.
https://www.peacelink.it/ecologia/a/46729.html
German to Italian: Es ist Zeit für radikale Flexibilität Detailed field: Journalism
Source text - German Viertagewoche
Es ist Zeit für radikale Flexibilität
Viele träumen von der Viertagewoche, das zeigen die Reaktionen auf eine Falschmeldung aus Finnland. Für den Anfang würden schon weniger starre Arbeitszeiten helfen.
Die Nachricht war zu schön, um wahr zu sein: Die neue finnische Regierungschefin Sanna Marin schlägt die Viertagewoche mit nur sechs Stunden am Tag vor. Rasant verbreitete sich das angebliche Vorhaben der finnischen Koalition Anfang der Woche in sozialen Medien. Eine 34-jährige Mutter, die jüngste Regierungschefin der Welt, pustet frischen Wind nicht nur in die Politik, sondern auch in die Arbeitswelt. Das passte. Stimmte aber nicht. Wenig später stellte die finnische Regierung auf Twitter klar, die Viertagewoche sei kein Bestandteil des neuen Regierungsprogramms, sondern lediglich eine Idee, die Marin auf einer Podiumsdiskussion im August vorgestellt habe.
Die Begeisterung, die diese Falschnachricht auslöste, kann man als Symptom einer gesamtgesellschaftlichen Sehnsucht deuten: nach mehr Zeit, mehr Abwechslung, einem Alltag, der nicht nur aus Arbeit und einem oft mit Organisationsstress gefüllten Feierabend besteht.
Dem Wunsch nach einer Viertagewoche liegt natürlich der Traum von mehr Freizeit zugrunde. Aber nicht alle Arbeitnehmerinnen wollen oder können weniger arbeiten. Vielen würde es schon genügen, flexibler zu sein. Denn arbeiten, das heißt oft Nine-to-Five, Montag bis Freitag. Um 7.15 Uhr klingelt der Wecker, um 7.25 Uhr läuft die Dusche, um 7.50 Uhr noch schnell ein Kaffee, um 8.11 Uhr fährt die S-Bahn. Fünf Tage die Woche, 250 im Jahr, täglich grüßt der Kollege in morgendlicher Plauderlaune.
Die digitalisierte Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts lässt es eigentlich zu, aus diesen starren Konstrukten auszubrechen. Es ist längst Zeit für mehr Flexibilität. Aber Unternehmen kommen diesem Wunsch viel zu zögerlich nach. Viele werben zwar mit Familienfreundlichkeit und flexiblen Arbeitszeiten, in der Realität beschränken sie sich aber auf Gleitzeit-Regelungen und wenige Tage Homeoffice pro Jahr. Viertagewochen gibt es bisher nur bei einigen wenigen kleinen, meist jungen Firmen und für manche Mitarbeiter großer Tech-Unternehmen wie Google, Amazon und Microsoft.
Vertrauen statt Kontrolle
Dass nicht viel mehr Arbeitgeber so etwas versuchen, lässt sich einerseits damit erklären, dass sie an alten Strukturen festhalten. Die Konferenz um 8 Uhr morgens? Haben wir hier schon immer so gemacht. Viele Arbeitsverhältnisse beruhen außerdem auf Kontrolle: Wenn die Mitarbeiter zu festgelegten Zeiten an ihren Schreibtischen sitzen, kann die Chefin jederzeit nachsehen, ob Herr Özcan lieber beim Kaffee plaudert, statt den Kunden anzurufen.
Flexibilisierung verlangt von Vorgesetzten, dass sie ihren Mitarbeitern vertrauen. Am Ende zählt ohnehin nicht, wie lange Frau Friedrich Zigarettenpause macht, sondern dass sie die Bestellung wie geplant bis Mittwochnachmittag aufgegeben hat. Eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft ergab, dass flexible Zeiten und Arbeitsverhältnisse, die von Vertrauen gekennzeichnet sind, Mitarbeiter nicht nur zufriedener, sondern auch produktiver machen. Gleichzeitig müssen Führungskräfte flexible Arbeitszeiten auch selbst vorleben. Wenn die Chefin immer um 8 am Schreibtisch sitzt und als Letzte das Büro verlässt – wer traut sich da, seine Aufgaben an vier Tagen abzuarbeiten und freitags zu Hause zu bleiben?
Translation - Italian La settimana di quattro giorni
È ora della flessibilità radicale
Sono in molti a sognare la settimana di quattro giorni, lo dimostrano le reazioni alla falsa notizia che arriva dalla Finlandia. Per cominciare sarebbero già d'aiuto orari di lavoro meno rigidi
La notizia era troppo bella per essere vera: il nuovo capo del Governo finlandese, Sanna Marin, propone la settimana di quattro giorni e di sole sei ore a giornata. A inizio settimana il presunto piano della coalizione finlandese si è diffuso velocissimamente sui social media. Una madre di 34 anni, il più giovane capo di governo del mondo porta una ventata di aria fresca non solo nella politica, ma anche nel mondo del lavoro. Il che calzava a pennello. Ma non era vero. Dopo poco tempo, su Twitter il Governo finlandese chiarisce che la settimana lavorativa di quattro giorni non fa parte del nuovo programma di governo, bensì è semplicemente un'idea che Marin ha esposto lo scorso agosto durante una tavola rotonda.
L'entusiasmo che questa fake news ha generato può essere spiegato come il sintomo di un'aspirazione sociale a tutto campo: avere più tempo, più opportunità di svago, una quotidianità che non sia costituita soltanto dal lavoro e da un riposo serale spesso colmo di stress organizzativo.
Alla base del desiderio della settimana lavorativa di quattro giorni, naturalmente, c'è il sogno di disporre di maggior tempo libero. Tuttavia, non tutti i lavoratori vogliono o possono lavorare di meno. A tanti basterebbe già essere più flessibili. Lavorare, infatti, spesso significa dalle nove alle cinque, dal lunedì al venerdì. Alle 7.15 suona la sveglia, alle 7.25 ci si fa la doccia, alle 7.50 un caffè in velocità, alle 8.11 parte la metropolitana. Cinque giorni alla settimana, 250 all'anno, ogni mattina il collega saluta con la voglia di chiacchierare.
Il mondo del lavoro digitalizzato del XXI secolo, per la verità, consente di evadere da queste rigide costruzioni. L’ora di una maggiore flessibilità è giunta da molto tempo. Le imprese, tuttavia, tentennano troppo a dare seguito a questo desiderio. È vero che molte di queste reclutano con una politica a sostegno delle famiglie e con orari di lavoro flessibili, ma in realtà si limitano a regolamenti sulla flessibilità oraria e a pochi giorni di lavoro a domicilio l’anno. Fino ad oggi la settimana lavorativa di quattro giorni è una realtà soltanto in qualche piccola azienda, perlopiù giovane, e per alcuni dipendenti di grandi imprese tecnologiche come Google, Amazon e Microsoft.
Fiducia anziché controllo
Che i datori di lavoro disposti a tentare qualcosa del genere non siano molti di più, da una parte si spiega con il fatto che questi rimangono ancorati alle vecchie strutture. La conferenza alle 8 del mattino? Qui abbiamo sempre fatto così. Molti rapporti di lavoro, inoltre, si basano sul controllo: se i dipendenti siedono alla loro scrivania in orari prestabiliti, in ogni momento il capo può controllare se il signor Özcan preferisca chiacchierare prendendo il caffè, anziché telefonare al cliente.
Dai superiori la flessibilizzazione esige che questi ripongano fiducia nei loro dipendenti. Dopotutto, non conta di certo quanto a lungo la signora Friedrich faccia la pausa sigaretta, ma che, come da programma, abbia fatto l’ordinazione entro mercoledì pomeriggio. Uno studio dell'Institut der deutschen Wirtschaft (Istituto economico tedesco), politicamente vicino ai datori di lavoro, ha dimostrato che orari e rapporti di lavoro flessibili, caratterizzati dalla fiducia, rendono i dipendenti non solo più soddisfatti, bensì anche più produttivi. Al contempo, sono i dirigenti stessi a dover dare un esempio tangibile di flessibilità. Se il capo si siede alla scrivania sempre alle otto e lascia l'ufficio sempre per ultimo – chi osa portare a termine i suoi compiti in quattro giorni e rimanere a casa al venerdì?
www.peacelink.it/sociale/a/47185.html
German to Italian: „Wir müssen umdenken“ Detailed field: Environment & Ecology
Source text - German Frau Clausnitzer, am Montag wurde der „Aktionsplan für den Insektenschutz und Insektenerholung“ veröffentlicht. Viele der Maßnahmen werden schon lange gefordert. Warum gibt es nun einen neuen Rettungsplan?
Viola Clausnitzer: Es muss endlich zu einer Umsetzung kommen. Durch den Straßen- und Hausbau wird in Deutschland täglich eine Fläche von 100 Fußballfeldern versiegelt, also asphaltiert. Dazu kommt die Landschaftszerstörung durch die industrielle Landwirtschaft, die Vergrößerung von Ackerflächen, bei der Hecken und Wegränder verschwinden. Die Insekten brauchen diesen Lebensraum. Das ist alles bekannt, hat aber nie zu Konsequenzen geführt, weil Interessenverbände aus Landwirtschaft, Bau- und Chemieindustrie dafür gesorgt haben, dass das nicht richtig publik gemacht wurde. Der Plan sorgt dafür, dass mehr Leute ihre Finger in die Wunde legen.
Glauben Sie, dass die Maßnahmen jetzt umgesetzt werden? Die Lobby hat kein Interesse daran, etwas zu ändern. Große Konzerne wie die BASF werden nicht in diese Richtung arbeiten wollen. Aber es findet langsam ein Umdenken statt, der Druck auf die Politiker steigt. Ich persönlich kann jedoch nicht abschätzen, wie schnell der Hebel umgelegt wird.
Aber können Sie abschätzen, ob das Insektensterben noch aufgehalten werden kann?
Ja. Noch können wir den Rückgang aufhalten oder zumindest verlangsamen. Was wir nicht wissen ist, wie schnell nach der Umsetzung der Maßnahmen eine Erholung eintritt. Es gibt Bereiche, die wir nicht ganz durchschauen. Deshalb braucht es mehr Forschung.
Sollten wir dem Plan nicht folgen: Welches Szenario erwartet uns?
Das ist schwer abzuschätzen. Ökosysteme sind sehr komplex. Man kann schlecht sagen, was passiert, wenn man ein einzelnes Bauteilchen heraus nimmt. Aber einige Resultate kennen wir schon aus anderen Ländern. In Südostasien beispielsweise müssen manche Plantagen bereits per Hand bestäubt werden, weil es zu wenige Insekten gibt.
Droht das auch der deutschen Landwirtschaft?
Möglicherweise ja. Wir bemerken den Rückgang vor allem bei den Fluginsekten, die Bestäubung betreiben. Das sind verschiedene Bienen- und Wespenarten, aber auch Käfer. Vielleicht spüren es die Obstbauern also schon. Aber das Insektensterben wird oft von Wettergeschehnissen überlagert. Wenn Spätfrost kommt und die Ernte geringer ausfällt, kann man das nicht auf das eine oder andere zurückführen.
Wie beeinflussen Herbizide wie Glyphosat die Insekten?
Glyphosat ist ein Herbizid und tötet rasch und sehr effizient Pflanzen und Mikroorganismen. Dies ist ein Eingriff in Ökosystem, der über Nahrungsnetze auch Auswirkungen auf alle anderen Lebewesen hat, also auch Insekten und Vögel. Man vermutet weiterhin, dass Tiere, Insekten und unter Umständen auch der Mensch Glyphosat aufnehmen und der Stoff ihre Gesundheit beeinträchtigt.
Translation - Italian Signora Clausnitzer, lunedì è stata pubblicata la “road map per la conservazione e il recupero degli insetti”. Molte delle misure vengono richieste già da molto tempo. Perché allora c’è un nuovo piano di salvaguardia?
Viola Clausnitzer: È ora di metterle in atto. Per costruire abitazioni e strade, in Germania ogni anno un'area grande quanto cento campi da calcio viene sigillata, ovvero asfaltata. A ciò si aggiunge la distruzione del paesaggio determinata dall'agricoltura industriale, l'ampliamento delle superfici coltivate a causa di cui spariscono le siepi e i margini delle strade. Gli insetti hanno bisogno di questi habitat. Tutto ciò è noto, ma non ha mai sortito alcun effetto, giacché i gruppi d'interesse dell'agricoltura, dell'industria edile e chimica hanno fatto sì che tutto ciò non venisse adeguatamente reso pubblico. Il piano fa in modo che più persone mettano il dito nella piaga.
Crede che ora le misure verranno attuate?
La lobby non ha nessun interesse a modificare alcunché. I grandi gruppi come la BASF non vorranno lavorare in questa direzione. Lentamente, tuttavia, stiamo assistendo a un cambio di direzione, la pressione sui politici cresce. Io, però, non sono personalmente in grado di valutare a che velocità si stia spostando la barra.
Lei, tuttavia, è in grado di valutare se la moria degli insetti possa ancora essere fermata?
Sì. Possiamo ancora fermarne la diminuzione o perlomeno rallentarla. Ciò che non sappiamo è quanto tempo ci voglia per il loro recupero dopo l'attuazione delle misure. Ci sono ambiti che non conosciamo fino in fondo. Ecco perché occorrono più ricerche.
Se non dovessimo seguire il piano, quale scenario ci attende?
È difficile da valutare. Gli ecosistemi sono molto complessi. È complicato affermare cosa succede se si rimuove un solo tassello. Ma alcuni esiti li conosciamo già da altri Paesi. Nel Sud-est asiatico, per esempio, alcune piantagioni devono essere già impollinate a mano, perché ci sono troppo pochi insetti.
Ciò minaccia anche l'agricoltura tedesca?
Probabilmente sì. Notiamo una diminuzione soprattutto degli insetti volanti che si occupano dell'impollinazione. Si tratta di diversi tipi di api e vespe, ma anche di coleotteri. Forse lo avvertono già i frutticoltori. Alla moria degli insetti, tuttavia, spesso si sovrappongono gli eventi atmosferici. Se si verifica una gelata tardiva e il raccolto scarseggia, ciò non può essere fatto risalire a una causa o all'altra.
In che modo influiscono sugli insetti erbicidi come il glifosato?
Il glifosato è un erbicida e distrugge rapidamente e in modo assai efficiente piante e microrganismi. È un'intromissione nell'ecosistema che tramite le reti alimentari ha inoltre effetti su tutti gli altri esseri viventi, ovvero anche sugli insetti e gli uccelli. Si suppone, oltre a ciò, che animali, insetti e, forse, anche l’uomo assumano glifosato e che tale sostanza ne comprometta la salute.
German to Italian: «Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System» Detailed field: Journalism
Source text - German «Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System»
Eine konstruierte Vergewaltigung und manipulierte Beweise in Schweden, Druck von Grossbritannien, das Verfahren nicht einzustellen, befangene Richter, Inhaftierung, psychologische Folter – und bald die Auslieferung an die USA mit Aussicht auf 175 Jahre Haft, weil er Kriegsverbrechen aufdeckte: Erstmals spricht der Uno-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer, über die brisanten Erkenntnisse seiner Untersuchung im Fall von Wikileaks-Gründer Julian Assange.
1. Die schwedische Polizei konstruiert eine Vergewaltigung
Nils Melzer, warum befasst sich der Uno-Sonderberichterstatter für Folter mit Julian Assange?
Das hat mich das Auswärtige Amt in Berlin kürzlich auch gefragt: Ist das wirklich Ihr Kernmandat? Ist Assange ein Folteropfer?
Was haben Sie geantwortet?
Der Fall berührt mein Mandat in dreifacher Hinsicht. Erstens: Der Mann hat Beweise für systematische Folter veröffentlicht. Statt der Folterer wird nun aber er verfolgt. Zweitens wird er selber so misshandelt, dass er heute selbst Symptome von psychologischer Folter aufzeigt. Und drittens soll er ausgeliefert werden an einen Staat, der Menschen wie ihn unter Haftbedingungen hält, die von Amnesty International als Folter bezeichnet werden. Zusammengefasst: Julian Assange hat Folter aufgedeckt, er wurde selber gefoltert und könnte in den USA zu Tode gefoltert werden. Und so etwas soll nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fallen? Zudem ist der Fall von emblematischer Bedeutung, er ist für jeden Bürger in einem demokratischen Staat von Bedeutung.
Warum haben Sie sich denn nicht viel früher mit dem Fall befasst?
Stellen Sie sich einen dunklen Raum vor. Plötzlich richtet einer das Licht auf den Elefanten im Raum, auf Kriegsverbrecher, auf Korruption. Assange ist der Mann mit dem Scheinwerfer. Die Regierungen sind einen Moment lang schockiert. Dann drehen sie mit den Vergewaltigungsvorwürfen den Lichtkegel um. Ein Klassiker in der Manipulation der öffentlichen Meinung. Der Elefant steht wieder im Dunkeln, hinter dem Spotlight. Stattdessen steht jetzt Assange im Fokus, und wir sprechen darüber, ob er in der Botschaft Rollbrett fährt, ob er seine Katze richtig füttert. Wir wissen plötzlich alle, dass er ein Vergewaltiger ist, ein Hacker, Spion und Narzisst. Und die von ihm enthüllten Missstände und Kriegsverbrechen verblassen im Dunkeln. So ist es auch mir ergangen. Trotz meiner Berufserfahrung, die mich zur Vorsicht mahnen sollte.
Können wir von vorne beginnen? Wie sind Sie zu dem Fall gekommen?
Im Dezember 2018 wurde ich erstmals von seinen Anwälten um eine Intervention gebeten. Zunächst sagte ich ab. Ich war mit anderen Gesuchen überlastet und kannte den Fall nicht wirklich. In meiner von den Medien geprägten Wahrnehmung hatte auch ich das Vorurteil, dass Julian Assange irgendwie schuldig ist und ja, dass er mich manipulieren will. Im März 2019 kamen die Anwälte ein zweites Mal auf mich zu, da sich die Anzeichen verdichteten, dass Assange bald aus der ecuadorianischen Botschaft ausgewiesen werden könnte. Sie schickten mir einige Schlüsseldokumente und eine Zusammenfassung des Falls. Und da dachte ich, dass ich es meiner professionellen Integrität schuldig bin, mir das zumindest einmal anzuschauen.
Und dann?
Schnell wurde mir klar, dass hier etwas nicht stimmt. Dass es einen Widerspruch gibt, der sich mir mit meiner ganzen juristischen Erfahrung nicht erschliesst: Warum befindet sich ein Mensch neun Jahre lang in einer strafrechtlichen Voruntersuchung zu einer Vergewaltigung, ohne dass es je zur Anklage kommt?
Ist das aussergewöhnlich?
Ich habe noch nie einen vergleichbaren Fall gesehen. Jeder kann gegen jeden eine Voruntersuchung auslösen, indem er zur Polizei geht und die andere Person beschuldigt. Die schwedischen Behörden wiederum waren an der Aussage von Assange nie interessiert. Sie liessen ihn ganz gezielt ständig in der Schwebe. Stellen Sie sich vor, Sie werden neuneinhalb Jahre lang von einem ganzen Staatsapparat und von den Medien mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert, können sich aber nicht verteidigen, weil es gar nie zur Anklage kommt.
Sie sagen: Die schwedischen Behörden waren an der Aussage von Assange nicht interessiert. Medien und Behörden zeichneten in den vergangenen Jahren ein gegenteiliges Bild: Julian Assange sei vor der schwedischen Justiz geflüchtet, um sich der Verantwortung zu entziehen.
Das dachte ich auch immer, bis ich zu recherchieren begann. Das Gegenteil ist der Fall. Assange hat sich mehrfach bei den schwedischen Behörden gemeldet, weil er zu den Vorwürfen Stellung nehmen wollte. Die Behörden wiegelten ab.
Was heisst das: Die Behörden wiegelten ab?
Darf ich von vorn beginnen? Ich spreche fliessend Schwedisch und konnte deshalb alle Originaldokumente lesen. Ich traute meinen Augen nicht: Nach Aussagen der betroffenen Frau selber hat es nie eine Vergewaltigung gegeben. Und nicht nur das: Die Aussage dieser Frau wurde im Nachhinein ohne ihre Mitwirkung von der Stockholmer Polizei umgeschrieben, um irgendwie einen Vergewaltigungsverdacht herbeibiegen zu können. Mir liegen die Dokumente alle vor, die Mails, die SMS.
«Die Aussage der Frau wurde von der Polizei umgeschrieben» – wovon reden Sie?
Am 20. August 2010 betritt eine Frau namens S. W. in Begleitung einer zweiten Frau namens A. A. einen Polizeiposten in Stockholm. S. W. sagt, sie habe mit Julian Assange einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gehabt. Allerdings ohne Kondom. Jetzt habe sie Angst, dass sie sich mit HIV infiziert haben könnte, und wolle wissen, ob sie Assange dazu verpflichten könne, einen HIV-Test zu machen. Sie sei in grosser Sorge. Die Polizei schreibt ihre Aussage auf und informiert sofort die Staatsanwaltschaft. Noch bevor die Einvernahme überhaupt abgeschlossen werden kann, informiert man S. W. darüber, dass man Assange festnehmen werde wegen Verdachts auf Vergewaltigung. S. W. ist schockiert und weigert sich, die Befragung weiterzuführen. Noch aus der Polizeistation schreibt sie einer Freundin eine SMS und sagt, sie wolle Assange gar nicht beschuldigen, sondern wolle nur, dass er einen HIV-Test mache, aber die Polizei wolle ihn ganz offensichtlich «in die Finger kriegen».
Was bedeutet das?
S. W. hat Julian Assange gar nicht der Vergewaltigung bezichtigt. Sie weigert sich, die Einvernahme weiterzuführen, und fährt nach Hause. Trotzdem erscheint zwei Stunden später im «Expressen», einer schwedischen Boulevardzeitung, die Titel-Schlagzeile: Julian Assange werde der doppelten Vergewaltigung verdächtigt.
Der doppelten Vergewaltigung?
Ja, denn es gibt ja noch eine zweite Frau, A. A. Auch sie wollte keine Anzeige erstatten, sondern hat lediglich S. W. auf den Polizeiposten begleitet. Sie wurde an dem Tag noch gar nicht einvernommen. Später sagte sie dann aber, Assange habe sie sexuell belästigt. Ich kann natürlich nicht sagen, ob das wahr ist oder nicht. Ich beobachte einfach den Ablauf: Eine Frau betritt einen Polizeiposten. Sie will keine Anzeige machen, aber einen HIV-Test einfordern. Die Polizei kommt auf die Idee, dass dies eine Vergewaltigung sein könnte, und erklärt die Sache zum Offizialdelikt. Die Frau weigert sich, das zu unterschreiben, geht nach Hause, schreibt einer Freundin, sie wolle das nicht, aber die Polizei wolle Assange «in die Finger kriegen». Zwei Stunden später steht es in der Zeitung. Wie wir heute wissen, hat die Staatsanwaltschaft es der Presse gesteckt. Und zwar ohne Assange überhaupt zu einer Stellungnahme einzuladen. Und die zweite Frau, die laut Schlagzeile vom 20. August ebenfalls vergewaltigt worden sein soll, wurde erst am 21. August überhaupt einvernommen.
Was hat die zweite Frau später ausgesagt?
Sie sagte aus, sie habe Assange, der für eine Konferenz nach Schweden gekommen war, ihre Wohnung zur Verfügung gestellt. Eine kleine Einzimmerwohnung. Als Assange in der Wohnung ist, kommt sie früher als geplant nach Hause. Sie sagt, das sei kein Problem. Er könne mit ihr in ihrem Bett schlafen. In jener Nacht sei es zum einvernehmlichen Sex gekommen. Mit Kondom. Sie sagt aber, Assange habe während des Geschlechtsverkehrs das Kondom absichtlich kaputtgemacht. Wenn dem so ist, ist das natürlich ein Sexualdelikt, sogenanntes stealthing. Die Frau sagt aber auch: Sie habe erst im Nachhinein gemerkt, dass das Kondom kaputt ist. Das ist ein Widerspruch, der unbedingt hätte geklärt werden müssen: Wenn ich es nicht merke, kann ich nicht wissen, ob der andere es absichtlich getan hat. Auf dem als Beweismittel eingereichten Kondom konnte keine DNA von Assange oder A. A. nachgewiesen werden.
Woher kannten sich die beiden Frauen?
Sie kannten sich nicht wirklich. A. A., die Assange beherbergte und als seine Pressesekretärin fungierte, hatte S. W. an einem Anlass kennengelernt, an dem sie einen rosa Kaschmirpullover getragen hatte. Sie wusste offenbar von Assange, dass er auch mit S. W. ein sexuelles Abenteuer anstrebte. Denn eines Abends erhielt sie von einem Bekannten eine SMS: Assange wohne doch bei ihr, er möchte ihn gerne kontaktieren. A. A. antwortet ihm: Assange schlafe im Moment wohl gerade mit dem «Kashmir-Girl». Am nächsten Morgen telefoniert S. W. mit A. A. und sagt, sie habe tatsächlich ebenfalls mit Assange geschlafen und habe nun Angst, sich mit HIV infiziert zu haben. Diese Angst ist offenbar echt, denn S. W. hat sogar eine Klinik aufgesucht, um sich beraten zu lassen. Darauf schlägt ihr A. A. vor: Lass uns zur Polizei gehen, die können Assange zwingen, einen HIV-Test zu machen. Die beiden Frauen gehen allerdings nicht zur nächstgelegenen Polizeistation, sondern zu einer weit entfernten, wo eine Freundin von A. A. als Polizistin arbeitet, die dann auch noch gerade die Einvernahme macht; und zwar anfänglich in Anwesenheit ihrer Freundin A. A., was alles nicht korrekt ist. Bis hierhin könnte man allenfalls noch von mangelnder Professionalität sprechen. Die bewusste Böswilligkeit der Behörden wurde aber spätestens dann offensichtlich, als sie die sofortige Verbreitung des Vergewaltigungsverdachts über die Tabloidpresse forcierten, und zwar ohne Befragung von A. A. und im Widerspruch zu den Aussagen von S. W.; und auch im Widerspruch zum klaren Verbot im schwedischen Gesetz, die Namen von mutmasslichen Opfern oder Verdächtigen in einem Sexualstrafverfahren zu veröffentlichen. Jetzt wird die vorgesetzte Hauptstaatsanwältin auf den Fall aufmerksam und schliesst die Vergewaltigungsuntersuchung einige Tage später mit der Feststellung, die Aussagen von S. W. seien zwar glaubwürdig, doch gäben sie keinerlei Hinweise auf ein Delikt.
Aber dann ging die Sache erst richtig los. Warum?
Nun schreibt der Vorgesetzte der einvernehmenden Polizistin eine Mail: Sie solle die Aussage von S. W. umschreiben.
Was hat die Polizistin umgeschrieben?
Das weiss man nicht. Denn die erste Befragung wurde im Computerprogramm direkt überschrieben und existiert nicht mehr. Wir wissen nur, dass die ursprüngliche Aussage gemäss Hauptstaatsanwältin offenbar keinerlei Hinweise auf ein Delikt beinhaltete. In der revidierten Form steht, es sei zu mehrmaligem Geschlechtsverkehr gekommen. Einvernehmlich und mit Kondom. Aber am Morgen sei die Frau dann aufgewacht, weil er versucht habe, ohne Kondom in sie einzudringen. Sie fragt: «Trägst du ein Kondom?» Er sagt: «Nein.» Da sagt sie: «You better not have HIV», und lässt ihn weitermachen. Diese Aussage wurde ohne Mitwirkung der betroffenen Frau redigiert und auch nicht von ihr unterschrieben. Es ist ein manipuliertes Beweismittel, aus dem die schwedischen Behörden dann eine Vergewaltigung konstruiert haben.
Warum sollten die schwedischen Behörden das tun?
Der zeitliche Kontext ist entscheidend: Ende Juli veröffentlicht Wikileaks in Zusammenarbeit mit der «New York Times», dem «Guardian» und dem «Spiegel» das sogenannte «Afghan War Diary». Es ist eines der grössten Leaks in der Geschichte des US-Militärs. Die USA fordern ihre Alliierten umgehend dazu auf, Assange mit Strafverfahren zu überziehen. Wir kennen nicht die ganze Korrespondenz. Aber Stratfor, eine für die US-Regierung tätige Sicherheitsberatungsfirma, rät der amerikanischen Regierung offenbar, Assange die nächsten 25 Jahre mit allen möglichen Strafverfahren zu überziehen.
2. Assange meldet sich mehrfach bei der schwedischen Justiz, um auszusagen. Diese wiegelt ab
Warum hat sich Assange damals nicht der Polizei gestellt?
Das hat er ja eben. Ich habe es bereits angetönt.
Dann führen Sie es jetzt bitte aus.
Assange erfährt aus der Presse von dem Vergewaltigungsvorwurf. Er nimmt Kontakt mit der Polizei auf, um Stellung nehmen zu können. Trotz des publizierten Skandals wird ihm dies erst neun Tage später zugestanden, als der Vorwurf der Vergewaltigung von S. W. bereits wieder vom Tisch war. Das Verfahren wegen sexueller Belästigung von A. A. lief aber noch. Am 30. August 2010 erscheint Assange auf dem Polizeiposten, um auszusagen. Er wird von jenem Polizisten befragt, der in der Zwischenzeit die Anweisung gegeben hatte, die Aussage von S. W. umzuschreiben. Zu Beginn des Gesprächs sagt Assange, er sei bereit auszusagen. Er wolle aber den Inhalt nicht wieder in der Presse lesen. Dies ist sein Recht, und es wird ihm zugesichert. Am selben Abend steht wieder alles in der Zeitung. Das kann nur von Behörden gekommen sein, denn sonst war ja niemand beim Verhör anwesend. Es ging also offensichtlich darum, seinen Namen gezielt kaputtzumachen.
Wie ist diese Geschichte denn überhaupt entstanden, dass sich Assange der schwedischen Justiz entzogen habe?
Diese Darstellung wurde konstruiert, entspricht aber nicht den Tatsachen. Hätte er sich entzogen, wäre er nicht freiwillig auf dem Posten erschienen. Auf der Grundlage der umgeschriebenen Aussage von S. W. wird gegen die Einstellungsverfügung der Staatsanwältin Berufung eingelegt und am 2. September 2010 das Vergewaltigungsverfahren wieder aufgenommen. Den beiden Frauen wird auf Staatskosten ein Rechtsvertreter ernannt namens Claes Borgström. Der Mann war Kanzleipartner des vorherigen Justizministers Thomas Bodström, unter dessen Ägide die schwedische Sicherheitspolizei von den USA verdächtigte Menschen mitten in Stockholm ohne jedes Verfahren verschleppt und an die CIA übergeben hatte, welche diese Menschen dann folterte. Damit werden die transatlantischen Hintergründe der Angelegenheit deutlicher. Nach Wiederaufnahme der Vergewaltigungsvorwürfe lässt Assange wiederholt durch seinen Anwalt ausrichten, dass er dazu Stellung nehmen will. Die zuständige Staatsanwältin wiegelt ab. Mal passt es der Staatsanwältin nicht, mal ist der zuständige Polizist krank. Bis sein Anwalt drei Wochen später schreibt: Assange müsse nun wirklich zu einer Konferenz nach Berlin. Ob er das Land verlassen dürfe? Die Staatsanwaltschaft willigt schriftlich ein. Er dürfe Schweden für kurzfristige Abwesenheiten verlassen.
Und dann?
Der Punkt ist: An dem Tag, an dem Julian Assange Schweden verlässt, wo noch gar nicht klar ist, ob er kurzfristig geht oder langfristig, wird gegen ihn ein Haftbefehl erlassen. Er fliegt mit Scandinavian Airlines von Stockholm nach Berlin. Dabei verschwinden seine Laptops aus seinem eingecheckten Gepäck. Als er in Berlin ankommt, bittet die Lufthansa um Nachforschungen bei der SAS. Diese verweigert aber offenbar jede Auskunft.
Warum?
Das ist ja genau das Problem. Ständig passieren in diesem Fall Dinge, die eigentlich gar nicht möglich sind, ausser man ändert den Betrachtungswinkel. Assange reist nun jedenfalls nach London weiter, entzieht sich aber nicht der Justiz, sondern bietet der Staatsanwaltschaft über seinen schwedischen Anwalt mehrere Daten für eine Einvernahme in Schweden an – diese Korrespondenz gibt es. Dann geschieht Folgendes: Assange bekommt Wind davon, dass in den USA ein geheimes Strafverfahren gegen ihn eröffnet worden ist. Damals wurde das von den USA nicht bestätigt, aber heute wissen wir, dass es stimmt. Ab jetzt sagt sein Anwalt: Assange sei bereit, in Schweden auszusagen, aber er verlange eine diplomatische Zusicherung, dass Schweden ihn nicht an die USA weiterausliefere.
Wäre das überhaupt ein realistisches Szenario gewesen?
Absolut. Einige Jahre zuvor, wie ich schon erwähnte, hatte die schwedische Sicherheitspolizei zwei in Schweden registrierte Asylbewerber ohne jedes Verfahren der CIA übergeben. Bereits auf dem Flughafengelände in Stockholm wurden sie misshandelt, betäubt und dann nach Ägypten geflogen, wo sie gefoltert wurden. Wir wissen nicht, ob dies die einzigen Fälle waren. Aber wir kennen die Fälle, weil die Männer überlebt haben. Beide haben später bei Uno-Menschenrechtsmechanismen geklagt und gewonnen. Schweden musste jedem von ihnen eine halbe Million Dollar Entschädigung bezahlen.
Ist Schweden auf die Forderung von Assange eingegangen?
Die Anwälte sagen, sie hätten den schwedischen Behörden während der fast sieben Jahre, in denen Assange in der ecuadorianischen Botschaft lebte, über dreissig Mal angeboten, dass Assange nach Schweden komme – im Gegenzug für eine Zusicherung der Nichtauslieferung an die USA. Die Schweden weigerten sich mit dem Argument, es gebe ja gar kein Auslieferungsgesuch der USA.
Wie beurteilen Sie diese Forderung?
Solche diplomatischen Zusicherungen sind in der internationalen Praxis alltäglich. Man lässt sich zusichern, dass jemand nicht an ein Land weiterausgeliefert wird, wo die Gefahr schwerer Menschenrechtsverletzungen besteht, und zwar völlig unabhängig davon, ob bereits ein Auslieferungsgesuch des betreffenden Landes vorliegt oder nicht. Das ist ein politischer, kein rechtlicher Prozess. Ein Beispiel: Frankreich verlangt von der Schweiz die Auslieferung eines kasachischen Geschäftsmannes, der in der Schweiz lebt, aber sowohl von Frankreich wie auch von Kasachstan wegen Steuerbetrugs gesucht wird. Die Schweiz sieht keine Foltergefahr in Frankreich, wohl aber in Kasachstan. Darum teilt die Schweiz Frankreich mit: Wir liefern euch den Mann aus, wollen aber eine diplomatische Zusicherung, dass er nicht an Kasachstan weiterausgeliefert wird. Dann sagen die Franzosen nicht: «Kasachstan hat ja noch gar kein Gesuch gestellt!», sondern sie geben selbstverständlich die Zusicherung. Die Argumente der Schweden waren an den Haaren herbeigezogen. Das ist das eine. Das andere ist, und das sage ich Ihnen mit all meiner Erfahrung hinter den Kulissen der internationalen Praxis: Wenn eine solche diplomatische Zusicherung verweigert wird, dann sind alle Zweifel am guten Glauben des betreffenden Landes berechtigt. Warum sollten die Schweden das nicht garantieren können? Rechtlich gesehen haben die USA mit dem schwedischen Sexualstrafverfahren ja wirklich gar nichts zu tun.
Warum wollte Schweden diese Zusicherung nicht geben?
Man muss nur schauen, wie das Verfahren geführt wurde: Es ist Schweden nie um die Interessen der beiden Frauen gegangen. Assange wollte ja auch nach der Verweigerung einer sogenannten Nichtauslieferungszusicherung immer noch aussagen. Er sagte: Wenn ihr nicht garantieren könnt, dass ich nicht ausgeliefert werde, stehe ich euch in London oder über Videolink für Befragungen zur Verfügung.
Aber ist das normal oder rechtlich so einfach möglich, dass schwedische Beamte für eine solche Vernehmung extra in ein anderes Land reisen?
Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass es Schweden nie um Wahrheitsfindung ging: Es gibt genau für solche Justizfragen ein Kooperationsabkommen zwischen Grossbritannien und Schweden, welches vorsieht, dass für die Einvernahme von Personen schwedische Beamte nach England reisen oder umgekehrt. Oder dass man eine Vernehmung per Video macht. Das wurde in jenem Zeitraum zwischen Schweden und England in 44 anderen Verfahren so gemacht. Nur bei Julian Assange hat Schweden darauf bestanden, es sei essenziell, dass er persönlich erscheine.
3. Als das höchste schwedische Gericht die Stockholmer Staatsanwaltschaft zwingt, endlich Anklage zu erheben oder das Verfahren einzustellen, fordern die britischen Behörden: «Kriegt jetzt bloss keine kalten Füsse!!»
Warum bestanden sie darauf?
Es gibt für all das, für das Verweigern einer diplomatischen Garantie, für die Weigerung, ihn in London einzuvernehmen, nur eine Erklärung: Man wollte ihn in die Finger kriegen, um ihn an die USA ausliefern zu können. Was sich in Schweden im Rahmen einer strafrechtlichen Voruntersuchung innert weniger Wochen an Rechtsbrüchen akkumuliert hat, ist absolut grotesk. Der Staat hat den beiden Frauen einen Rechtsvertreter bestellt, der ihnen erklärt hat, Vergewaltigung sei ein Offizialdelikt, sodass die strafrechtliche Interpretation ihrer Erfahrung Sache des Staates sei, nicht mehr ihre. Auf den Widerspruch zwischen den Aussagen der Frauen und der Version der Behörden angesprochen, sagt deren Rechtsvertreter, die Frauen «seien halt keine Juristinnen». Doch die Staatsanwaltschaft vermeidet es fünf Jahre lang, Assange zu der ihm vorgeworfenen Vergewaltigung auch nur zu vernehmen, bis seine Anwälte letztlich an das höchste schwedische Gericht gelangen, um zu erzwingen, dass die Staatsanwaltschaft entweder endlich Anklage erhebt oder das Verfahren einstellt. Als die Schweden den Engländern mitteilen, dass sie das Verfahren möglicherweise einstellen müssten, schrieben die Briten besorgt zurück: «Don’t you dare get cold feet!!»Kriegt jetzt bloss keine kalten Füsse.
Wie bitte?
Ja, die Engländer, namentlich der Crown Prosecution Service, wollten die Schweden unbedingt davon abhalten, das Verfahren einzustellen. Dabei müssten die Engländer doch eigentlich froh sein, wenn sie nicht mehr für Millionen an Steuergeldern die Botschaft Ecuadors überwachen müssten, um Assanges Flucht zu verhindern.
Warum sind die Engländer daran interessiert, dass die Schweden das Verfahren nicht einstellen?
Wir müssen aufhören zu glauben, dass es hier wirklich darum gegangen ist, eine Untersuchung wegen Sexualdelikten zu führen. Was Wikileaks getan hat, bedroht die politischen Eliten in den USA, England, Frankreich und Russland gleichermassen. Wikileaks veröffentlicht geheime staatliche Informationen – sie sind «Anti-Geheimhaltung». Und das wird in einer Welt, in der auch in sogenannt reifen Demokratien die Geheimhaltung überhandgenommen hat, als fundamentale Bedrohung wahrgenommen. Assange hat deutlich gemacht, dass es den Staaten heute nicht mehr um legitime Vertraulichkeit geht, sondern um die Unterdrückung wichtiger Informationen zu Korruption und Verbrechen. Nehmen wir den emblematischen Wikileaks-Fall aus den Leaks von Chelsea Manning: Das sogenannte «Collateral Murder»-Video. (Am 5. April 2010 veröffentlicht Wikileaks ein als geheim eingestuftes Video des US-Militärs, das zeigt, wie US-Soldaten in Bagdad mehrere Menschen ermorden, darunter zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters; Anmerkung der Redaktion.)Als langjähriger IKRK-Rechtsberater und Delegierter in Kriegsgebieten kann ich Ihnen sagen: Es handelt sich dabei zweifellos um ein Kriegsverbrechen. Eine Helikoptercrew mäht Menschen nieder. Es mag sogar sein, dass einer oder zwei von diesen Leuten eine Waffe dabeihatten. Aber es wird ganz gezielt auf Verletzte geschossen. Das ist ein Kriegsverbrechen. «He is wounded», hört man einen Amerikaner sagen. «I’m firing» Und dann wird gelacht. Dann kommt ein Minibus angefahren, der die Verwundeten retten will. Der Fahrer hat zwei Kinder mit dabei. Man hört die Soldaten sagen: Selber schuld, wenn er Kinder auf das Schlachtfeld bringt. Und dann wird gefeuert. Der Vater und die Verwundeten sind sofort tot, die Kinder überleben schwer verletzt. Durch die Publikation werden wir direkte Zeugen eines kriminellen, gewissenlosen Massakers.
Was sollte denn ein Rechtsstaat in einem solchen Fall machen?
Ein Rechtsstaat würde möglicherweise gegen Chelsea Manning ermitteln wegen Amtsgeheimnisverletzung, weil sie das Video an Assange weitergegeben hat. Er würde aber sicher nicht Assange verfolgen, denn dieser hat das Video im öffentlichen Interesse publiziert, im Sinne des klassischen investigativen Journalismus. Was ein Rechtsstaat aber vor allem tun würde, ist, dass er die Kriegsverbrecher verfolgt und bestraft. Diese Soldaten gehören hinter Gitter. Es wurde aber gegen keinen einzigen von ihnen ein Strafverfahren durchgeführt. Stattdessen sitzt der Mann, der die Öffentlichkeit informiert hat, in London in Auslieferungshaft und könnte in den USA dafür 175 Jahre ins Gefängnis kommen. Das ist ein Strafmass, das vollkommen absurd ist. Als Vergleich: Die Hauptkriegsverbrecher im Jugoslawien-Tribunal haben Strafen von 45 Jahren bekommen. 175 Jahre Gefängnis unter Haftbedingungen, die vom Uno-Sonderberichterstatter und von Amnesty International als unmenschlich eingestuft werden. Das wirklich Erschreckende an diesem Fall ist der rechtsfreie Raum, der sich entwickelt hat: Mächtige können straflos über Leichen gehen, und aus Journalismus wird Spionage. Es wird ein Verbrechen, die Wahrheit zu sagen.
Was erwartet Assange, wenn er ausgeliefert wird?
Er wird kein rechtsstaatliches Verfahren bekommen. Auch deswegen darf er nicht ausgeliefert werden. Assange wird vor ein Geschworenengericht in Alexandria, Virginia, kommen. Vor den berüchtigten «Espionage Court», wo die USA alle National-Security-Fälle führt. Der Ort ist kein Zufall, denn die Geschworenen müssen jeweils proportional zur lokalen Bevölkerung ausgewählt werden, und in Alexandria arbeiten 85 Prozent der Einwohner bei der National-Security-Community, also bei der CIA, der NSA, dem Verteidigungsdepartement und dem Aussenministerium. Wenn Sie vor so einer Jury wegen Verletzung der nationalen Sicherheit angeklagt werden, dann ist das Urteil schon von Anfang an klar. Das Verfahren wird immer von derselben Einzelrichterin geführt, hinter geschlossenen Türen und aufgrund geheimer Beweismittel. Niemand wurde dort in einem solchen Fall jemals freigesprochen. Die meisten Angeklagten machen daher einen Deal, in dem sie sich zumindest teilweise schuldig bekennen und dafür eine mildere Strafe bekommen.
Sie sagen: Julian Assange wird in den USA kein rechtsstaatliches Verfahren bekommen?
Ohne Zweifel. Solange sich US-Staatsangestellte an die Befehle ihrer Vorgesetzten halten, können sie Aggressionskriege, Kriegsverbrechen und Folter begehen im Wissen, dass sie nicht verfolgt werden. Wo ist da die Lektion der Nürnberger Prozesse? Ich habe lange genug in Konfliktgebieten gearbeitet, um zu wissen, dass in Kriegen Fehler passieren. Das ist nicht immer gewissenlose Kriminalität, sondern vieles passiert aus Stress, Überlastung und Panik heraus. Deshalb kann ich es durchaus nachvollziehen, wenn Regierungen sagen: Wir bringen die Wahrheit zwar ans Licht, und wir übernehmen als Staat die Verantwortung für den angerichteten Schaden, aber wenn das individuelle Verschulden nicht allzu schwer wiegt, fällen wir keine drakonischen Strafen. Wenn die Wahrheit aber unterdrückt wird und Verbrecher nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden, wird es extrem gefährlich. In den Dreissigerjahren des vergangenen Jahrhunderts traten Deutschland und Japan aus dem Völkerbund aus. Fünfzehn Jahre später lag die Welt in Trümmern. Heute sind die USA aus dem Menschenrechtsrat der Uno ausgetreten, und weder das «Collateral Murder»-Massaker, die CIA-Folterungen nach 9/11 oder der Aggressionskrieg gegen den Irak haben zu strafrechtlichen Untersuchungen geführt. Jetzt folgt Grossbritannien diesem Beispiel: Dort hat das eigene Parlament, das Intelligence and Security Committee, 2018 zwei grosse Berichte veröffentlicht, die bewiesen, dass Grossbritannien viel tiefer involviert war in die geheimen CIA-Folterprogramme als bisher angenommen. Das Komitee verlangte eine gerichtliche Untersuchung. Die erste Amtshandlung von Boris Johnson war, dass er diese Untersuchung annulliert hat.
4. In England gibt es bei Kautionsverstössen normalerweise nur Bussen, allenfalls ein paar Tage Haft. Assange jedoch wird im Schnellverfahren zu 50 Wochen in einem Hochsicherheitsgefängnis verurteilt ohne Möglichkeit, seine eigene Verteidigung vorzubereiten
Im April 2019 wurde Julian Assange von der englischen Polizei aus der ecuadorianischen Botschaft geschleppt. Wie beurteilen Sie dieses Vorgehen?
2017 bekommt Ecuador eine neue Regierung. Daraufhin schreibt der US-Kongress einen Brief: Es würde uns freuen, wenn die USA mit Ecuador kooperieren könnten. Es geht natürlich auch um viel Geld. Aber es gebe da ein Hindernis: Julian Assange. Man sei gewillt, zu kooperieren, wenn Ecuador Assange an die USA übergebe. Ab diesem Moment beginnt in der ecuadorianischen Botschaft der Druck auf Assange massiv zu wachsen. Man macht ihm das Leben schwer. Aber er bleibt. Dann hebt Ecuador sein Asyl auf und gibt England grünes Licht für die Verhaftung. Da ihm die vorherige Regierung die ecuadorianische Staatsbürgerschaft verliehen hatte, musste Assange auch gleich noch der Pass entzogen werden, denn die Verfassung Ecuadors verbietet die Auslieferung eigener Staatsbürger. Das passiert alles über Nacht und ohne jedes rechtsstaatliche Verfahren. Assange hat keine Möglichkeit, Stellung zu nehmen oder Rechtsmittel zu ergreifen. Er wird von den Briten verhaftet und noch am gleichen Tag einem englischen Richter vorgeführt, der ihn wegen Kautionsverletzung verurteilt.
Dieses schnelle Aburteilen – wie beurteilen Sie das?
Assange hatte nur 15 Minuten Zeit, sich mit seinem Anwalt vorzubereiten. Das Verfahren selber dauerte ebenfalls 15 Minuten. Assanges Anwalt legte ein dickes Dossier auf den Tisch und erhob Einspruch wegen Befangenheit einer beteiligten Richterin, weil ihr Mann in 35 Fällen von Wikileaks exponiert worden sei. Der Richter wischte die Bedenken ohne jede Prüfung vom Tisch. Seiner Kollegin einen Interessenkonflikt vorzuwerfen, sei ein Affront. Assange hatte während der Verhandlung nur einen Satz gesagt: «I plead not guilty.» (auf Deutsch: Ich plädiere auf nicht schuldig.) Der Richter wandte sich ihm zu und sagte: «You are a narcissist who cannot get beyond his own self-interest. I convict you for bail violation.» (auf Deutsch: Sie sind ein Narzisst, der nur an seine eigenen Interessen denkt. Ich verurteile Sie wegen Verletzung der Kautionsauflagen.)
Wenn ich Sie richtig verstehe: Julian Assange hatte von Anfang an gar nie eine Chance?
Das ist der Punkt. Ich sage nicht, Julian Assange sei ein Engel. Oder ein Held. Aber das muss er auch nicht sein. Denn wir sprechen von Menschenrechten und nicht von Engels- oder Heldenrechten. Assange ist ein Mensch, er hat das Recht, sich zu verteidigen und menschlich behandelt zu werden. Was auch immer man Assange vorwirft, er hat ein Recht auf ein faires Verfahren. Das hat man ihm konsequent verwehrt, und zwar sowohl in Schweden wie auch in den USA, in England und in Ecuador. Stattdessen liess man ihn fast sieben Jahre in der Schwebe in einem Zimmer schmoren. Dann wird er unvermittelt rausgerissen und innert Stunden und ohne jede Vorbereitung wegen eines Kautionsverstosses verurteilt, der darin bestand, dass er von einem anderen Uno-Mitgliedsstaat wegen politischer Verfolgung diplomatisches Asyl erhalten hatte, ganz so, wie es das Völkerrecht vorsieht und wie es unzählige chinesische, russische und andere Dissidenten in westlichen Botschaften gemacht haben. Es ist offensichtlich, dass es sich hier um einen politischen Verfolgungsprozess handelt. Auch gibt es in England bei Verstössen gegen Kautionsauflagen kaum Haftstrafen, sondern im Regelfall nur Bussen. Assange hingegen wurde im Schnellverfahren zu 50 Wochen Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis verurteilt – eine offensichtlich unverhältnismässige Strafe, die nur einen Zweck hatte: Assange so lange festzusetzen, bis die USA ihre Spionagevorwürfe in Ruhe vervollständigen konnten.
Wie beurteilen Sie als Uno-Sonderbeauftragter für Folter seine momentanen Haftbedingungen?
England verweigert Julian Assange den Kontakt zu seinen Anwälten in den USA, wo ein geheimes Verfahren gegen ihn läuft. Auch seine britische Anwältin beklagt sich, dass sie nicht einmal genügend Zugang zu ihm hat, um die Gerichtseingaben und Beweismittel mit ihm durchzugehen. Bis im Oktober durfte er kein einziges Dokument seiner Rechtsakten in seiner Zelle haben. Man hat ihm das Grundrecht verweigert, seine Verteidigung vorzubereiten, wie es die Europäische Menschenrechtskonvention verlangt. Hinzu kommt die fast vollständige Isolationshaft, die völlig unverhältnismässige Haftstrafe wegen Kautionsverstosses. Sobald er die Zelle verliess, wurden die Korridore leer geräumt, um jeden Kontakt mit anderen Insassen zu vermeiden.
Derartige Bedingungen für einen simplen Kautionsverstoss: Wann wird Haft zu Folter?
Julian Assange wurde von Schweden, England, Ecuador und den USA gezielt psychologisch gefoltert. Zuerst mit der Art von zutiefst willkürlicher Prozessführung. Die Verfahrensführung von Schweden, mit aktiver Beihilfe durch England, war darauf ausgerichtet, ihn unter Druck zu setzen und in der Botschaft festzusetzen. Es ging Schweden nie darum, die Wahrheit herauszufinden und diesen Frauen zu helfen, sondern darum, Assange in eine Ecke zu drängen. Es handelt sich um den Missbrauch von Justizverfahren, um einen Menschen in eine Position zu bringen, in der er sich nicht wehren kann. Dazu kamen die Überwachungsmassnahmen, die Beleidigungen, Erniedrigungen und Angriffe durch Politiker dieser Länder bis hin zu Todesdrohungen. Dieser konstante Missbrauch staatlicher Macht verursachte bei Assange enorme Stress- und Angstzustände und hat messbare kognitive und neurologische Schäden hinterlassen. Ich habe Assange im Mai 2019 in seiner Zelle in London besucht mit zwei erfahrenen, weltweit respektierten Ärzten, die auf die forensische und psychiatrische Untersuchung von Folteropfern spezialisiert sind. Die Diagnose der beiden Ärzte war eindeutig: Julian Assange zeigte die typischen Symptome psychologischer Folter. Wenn er nicht bald in Schutz genommen werde, sei mit einer rapiden Verschlechterung seines Gesundheitszustandes zu rechnen, bis hin zur Todesfolge.
Als er bereits ein halbes Jahr in England in Ausschaffungshaft sitzt, stellt Schweden das Verfahren gegen Assange im November 2019 plötzlich sehr leise ein. Nach neun langen Jahren. Was ist da passiert?
Fast ein Jahrzehnt lang hat der schwedische Staat Julian Assange ganz gezielt öffentlich als Sexualstraftäter an den Pranger gestellt. Dann stellt man das Verfahren plötzlich ein mit demselben Argument, das die erste Stockholmer Staatsanwältin 2010 bereits nach fünf Tagen geliefert hatte, als sie das Verfahren erstmals einstellte: Die Aussage der Frau sei zwar glaubwürdig, doch bestünden keine Beweise für eine Straftat. Es ist ein unfassbarer Skandal. Aber der Zeitpunkt war kein Zufall. Am 11. November wurde ein offizielles Schreiben veröffentlicht, das ich zwei Monate zuvor an die schwedische Regierung übermittelt hatte. In diesem Schreiben forderte ich die schwedische Regierung auf, in rund 50 Punkten die Vereinbarkeit ihrer Verfahrensführung mit den Menschenrechten zu erklären: Wie ist es möglich, dass die Presse alles sofort erfährt, obwohl das verboten ist? Wie ist es möglich, dass ein Verdacht öffentlich wird, obwohl die Befragung noch gar nicht stattgefunden hat? Wie ist es möglich, dass ihr sagt, es handle sich um eine Vergewaltigung, wenn die betroffene Frau widerspricht? Am Tag der Veröffentlichung erhielt ich von Schweden eine karge Antwort: Die Regierung habe keine weiteren Bemerkungen zu dem Fall.
Was bedeutet diese Antwort?
Es ist ein Schuldeingeständnis.
Warum?
Als Uno-Sonderberichterstatter bin ich von den Staaten beauftragt, Individualbeschwerden von Folteropfern zu prüfen und die Regierungen gegebenenfalls um Erklärungen oder Untersuchungen zu bitten. Das ist meine tägliche Arbeit mit allen Uno-Mitgliedsstaaten. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Staaten, die im guten Glauben handeln, praktisch immer sehr interessiert sind, mir die gewünschten Antworten zu liefern, um die Rechtmässigkeit ihres Verhaltens zu betonen. Wenn ein Staat wie Schweden die Fragen des Uno-Sonderermittlers für Folter nicht beantworten will, dann ist sich die Regierung der Unrechtmässigkeit ihres Verhaltens bewusst. Dann will sie für ihr Handeln keine Verantwortung übernehmen. Weil sie wussten, dass ich nicht lockerlassen würde, haben sie eine Woche später die Reissleine gezogen und das Verfahren eingestellt. Wenn sich Staaten wie Schweden derart manipulieren lassen, dann sind unsere Demokratien und unsere Menschenrechte fundamental bedroht.
Sie sagen: Schweden hat dieses Spiel bewusst gespielt?
Ja. Aus meiner Sicht hat Schweden eindeutig in schlechtem Glauben gehandelt. Hätten sie im guten Glauben gehandelt, gäbe es keinen Grund, mir die Antworten zu verweigern. Dasselbe gilt für die Briten: Sie haben nach meinem Besuch bei Assange im Mai 2019 fünf Monate gebraucht, um mir zu antworten. In einem einseitigen Brief, der sich im Wesentlichen darauf beschränkte, jeden Foltervorwurf und jede Verfahrensverletzung zurückzuweisen. Für derartige Spielchen braucht es mein Mandat nicht. Ich bin der Sonderberichterstatter für Folter der Vereinten Nationen. Ich bin beauftragt, klare Fragen zu stellen und Antworten einzufordern. Was ist die Rechtsgrundlage dafür, jemandem das fundamentale Recht seiner eigenen Verteidigung zu verweigern? Warum wird ein ungefährlicher, nicht gewalttätiger Mann monatelang in Isolationshaft gehalten, wo doch die Uno-Standards jede Isolationshaft von mehr als 15 Tagen grundsätzlich verbieten? Keiner dieser Uno-Mitgliedsstaaten hat eine Untersuchung eingeleitet, meine Fragen beantwortet oder auch nur den Dialog gesucht.
5. 175 Jahre Haft für Journalismus und Straflosigkeit für Kriegsverbrechen. Die möglichen Folgen des Präzedenzfalls USA vs. Julian Assange
Was bedeutet es, wenn Uno-Mitgliedsstaaten ihrem eigenen Folter-Sonderberichterstatter die Auskunft verweigern?
Dass es ein abgekartetes Spiel ist. Man möchte an Julian Assange mit einem Schauprozess ein Exempel statuieren. Es geht um die Einschüchterung anderer Journalisten. Einschüchterung ist im Übrigen einer der Hauptzwecke, für den Folter weltweit eingesetzt wird. Die Botschaft an uns alle ist: Das ist es, was mit euch passiert, wenn ihr das Modell Wikileaks kopiert. Ein Modell, das so gefährlich ist, weil es so einfach ist: Menschen, die an brisante Informationen ihrer Regierungen oder Firmen gelangt sind, übermitteln diese an Wikileaks, und der Whistleblower bleibt dabei anonym. Wie bedrohlich das empfunden wird, zeigt sich an der Reaktion: Vier demokratische Staaten schliessen sich zusammen, USA, Ecuador, Schweden und Grossbritannien, um mit ihrer geballten Macht aus einem Mann ein Monster zu machen, damit man ihn nachher auf dem Scheiterhaufen verbrennen kann, ohne dass jemand aufschreit. Der Fall ist ein Riesenskandal und die Bankrotterklärung der westlichen Rechtsstaatlichkeit. Wenn Julian Assange verurteilt wird, dann ist das ein Todesurteil für die Pressefreiheit.
Was bedeutet dieser mögliche Präzedenzfall für den Journalismus?
Konkret bedeutet das, dass Sie als Journalist sich jetzt wehren müssen. Denn wenn investigativer Journalismus einmal als Spionage eingestuft wird und überall auf der Welt verfolgt werden kann, folgen Zensur und Tyrannei. Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System. Kriegsverbrechen und Folter werden nicht verfolgt. Youtube-Videos zirkulieren, auf denen amerikanische Soldaten damit prahlen, gefangene irakische Frauen mit routinemässiger Vergewaltigung in den Selbstmord getrieben zu haben. Niemand untersucht das. Gleichzeitig wird einer mit 175 Jahren Gefängnis bedroht, der solche Dinge aufdeckt. Er wird ein Jahrzehnt lang überzogen mit Anschuldigungen, die nicht nachgewiesen werden, die ihn kaputtmachen. Und niemand haftet dafür. Niemand übernimmt die Verantwortung. Es ist eine Erosion des Sozialvertrags. Wir übergeben den Staaten die Macht, delegieren diese an die Regierungen – aber dafür müssen sie uns Rede und Antwort stehen, wie sie diese Macht ausüben. Wenn wir das nicht verlangen, werden wir unsere Rechte über kurz oder lang verlieren. Menschen sind nicht von Natur aus demokratisch. Macht korrumpiert, wenn sie nicht überwacht wird. Korruption ist das Resultat, wenn wir nicht insistieren, dass die Macht überwacht wird.
Sie sagen: Der Angriff auf Assange bedroht die Pressefreiheit im Kern.
Schauen Sie, wo wir in 20 Jahren stehen werden, wenn Assange verurteilt wird. Was Sie dann als Journalist noch schreiben können. Ich bin überzeugt, dass wir in ernsthafter Gefahr sind, die Pressefreiheit zu verlieren. Es passiert ja schon: Plötzlich wird im Zusammenhang mit dem «Afghan War Diary» das Hauptquartier von ABC News in Australien durchsucht. Der Grund? Wieder hat die Presse das Missverhalten von Staatsvertretern enthüllt. Damit die Gewaltenteilung funktioniert, braucht es eine Überwachung der Staatsgewalt durch eine freie Presse als die vierte Macht im Staat. Wikileaks ist eine logische Konsequenz eines Prozesses: Wenn die Wahrheit nicht mehr aufgearbeitet werden kann, weil alles von Geheimhaltung überzogen ist, wenn Untersuchungsberichte zur Folterpolitik der US-Regierung geheimgehalten und selbst die veröffentlichte Zusammenfassung über weite Strecken geschwärzt wird, kommt es zwangsläufig irgendwann zu einem Leck. Wikileaks ist die Folge wuchernder Geheimhaltung und widerspiegelt die mangelnde Transparenz unserer modernen Staatswesen. Sicher, es gibt enge Zonen, wo Vertraulichkeit durchaus wichtig sein kann. Aber wenn wir nicht mehr wissen, was unsere Regierungen tun und nach welchen Kriterien und wenn Straftaten nicht mehr verfolgt werden, dann ist das für die gesellschaftliche Integrität unglaublich gefährlich.
Mit welchen Folgen?
Als Uno-Sonderberichterstatter für Folter und vorher als IKRK-Delegierter habe ich schon viel Schrecken und Gewalt gesehen. Wie schnell sich friedliche Länder wie Jugoslawien oder Ruanda in eine Hölle verwandeln können. An der Wurzel solcher Entwicklungen stehen immer Strukturen mangelnder Transparenz und unkontrollierter politischer oder wirtschaftlicher Macht, kombiniert mit der Naivität, Gleichgültigkeit und Manipulierbarkeit der Bevölkerung. Plötzlich kann das, was heute immer nur den anderen passiert – ungesühnte Folter, Vergewaltigung, Vertreibung und Ermordung – ebenso gut auch uns oder unseren Kindern passieren. Und es wird kein Hahn danach krähen. Das kann ich Ihnen versichern.
Translation - Italian «Davanti ai nostri occhi si sta creando un sistema omicida»
Un finto stupro e prove manipolate in Svezia, la pressione della Gran Bretagna affinché l’indagine non venga archiviata, giudici parziali, la detenzione in una prigione di massima sicurezza, la tortura psicologica - e presto l’estradizione negli Usa, dove rischia 175 anni di reclusione per aver svelato crimini di guerra: per la prima volta, il relatore speciale dell’Onu sulla tortura, Niels Melzer, parla delle esplosive conclusioni della sua indagine sul caso del fondatore di WikiLeaks, Julian Assange
1. La polizia svedese inventa uno stupro
Nils Melzer, perché il relatore speciale dell’Onu sulla tortura si sta occupando di Julian Assange?
Recentemente, anche il Ministero degli affari esteri tedesco mi ha fatto questa domanda: ciò rientra davvero nel suo mandato? Assange è realmente vittima di torture?
Lei cosa ha risposto?
Il caso riguarda il mio mandato sotto tre aspetti. Innanzitutto, Assange ha pubblicato prove di torture sistematiche. Ora, però, anziché i responsabili delle torture, è lui a essere perseguito. Per seconda cosa, lui stesso è stato sottoposto a maltrattamenti a tal punto che oggi presenta sintomi di torture psicologiche. E per terza cosa, è prevista l’estradizione in uno Stato che reclude le persone come lui in condizioni di detenzione che Amnesty International descrive come una tortura. In sintesi: Julian Assange ha svelato delle torture, lui stesso è stato oggetto di tortura e negli Stati Uniti potrebbe essere torturato fino alla morte. E un caso come questo non dovrebbe rientrare nella mia sfera di competenza? Oltre a ciò, questo è un caso di emblematica importanza, interessa ogni cittadino di uno Stato democratico.
Perché, allora, non si è occupato del caso già molto tempo fa?
Si immagini una stanza buia. Improvvisamente, qualcuno punta una luce sull’elefante nella stanza, sui crimini di guerra, sulla corruzione. Assange è l’uomo con il faretto. Per un momento i governi sono sotto choc. A quel punto, con le accuse di stupro, questi ruotano il faretto. Una classica manovra per manipolare l’opinione pubblica. L’elefante, ancora una volta, scompare nel buio, dietro il faretto. Al suo posto, ora, c’è Assange sotto i riflettori, e noi iniziamo a discutere se in ambasciata egli vada sullo skateboard o se dia da mangiare correttamente al suo gatto. E tutt’a un tratto noi tutti sappiamo che è uno stupratore, un hacker, una spia e un narcisista. E gli abusi e i crimini di guerra che ha portato alla luce cadono nell’oblio. Anch’io ho perso di vista l’obiettivo. Malgrado la mia esperienza professionale che avrebbe dovuto esortarmi alla prudenza.
Possiamo ricominciare dall’inizio? Cosa l’ha condotta a questo caso?
Nel dicembre del 2018 i suoi avvocati mi chiesero di intervenire. All’inizio rifiutai. Ero oberato da altre petizioni e non avevo reale familiarità con il caso. La mia percezione, influenzata com’era dai media, era dettata dal pregiudizio che Julian Assange fosse in qualche modo colpevole e che volesse manipolarmi. Nel marzo del 2019, per la seconda volta gli avvocati si rivolsero a me perché c’erano sempre più segnali che presto Assange avrebbe potuto essere espulso dall’ambasciata dell’Ecuador. Mi spedirono alcuni documenti chiave e un riassunto del caso. E a quel punto pensai che la mia integrità professionale esigesse da me che dessi almeno un’occhiata al materiale.
E dopo?
Ben presto mi fu chiaro che qualcosa non quadrava. Che c’era una contraddizione che cozzava contro tutta la mia esperienza legale: perché per nove anni un uomo continua a essere sottoposto a un’indagine preliminare per stupro senza che si arrivi mai ad accusarlo?
È insolito?
Non ho mai visto un caso simile. Tutti possono dare il via a un’indagine preliminare su chicchessia semplicemente recandosi dalla polizia e accusando di un crimine l’altra persona. Le autorità svedesi, dal canto loro, non hanno mai voluto ascoltare le dichiarazioni di Assange. Per tutto il tempo, lo hanno intenzionalmente lasciato nel limbo. Provi a immaginare che per nove anni e mezzo un intero apparato statale e i media la sospettino di essere uno stupratore, ma che non si possa difendere perché non si arriva mai a formalizzare l’accusa.
Lei afferma che le autorità svedesi non hanno mai avuto voluto ascoltare le dichiarazioni di Assange. Eppure, nel corso degli ultimi anni, i media e le agenzie governative hanno delineato un quadro opposto: Julian Assange, stando a quanto dichiarano, è fuggito dalla giustizia svedese per sottrarsi alle sue responsabilità.
È quanto ho sempre pensato anch’io fino a quando ho iniziato le mie ricerche. È vero il contrario. Assange si mise ripetutamente in contatto con le autorità svedesi perché intendeva rispondere alle accuse. Ma le autorità minimizzarono l’importanza della sua testimonianza.
Cosa significa che le autorità minimizzarono l’importanza della sua testimonianza?
Posso incominciare dall’inizio? Parlo fluentemente lo svedese e perciò ho potuto leggere tutti i documenti originali. Non riuscivo a credere ai miei occhi: secondo la testimonianza stessa della signora in questione, lo stupro non si è mai verificato. E non solo questo: successivamente, senza che la signora venisse interpellata, la polizia di Stoccolma ha riscritto le sue dichiarazioni al fine di insinuare il sospetto che si trattasse di uno stupro. Sono in possesso di tutti i documenti, delle mail, degli sms.
«La polizia ha riscritto le dichiarazioni della signora» - in che modo per essere precisi?
Il 20 agosto 2010, una signora di nome S. W. entra in una stazione di polizia di Stoccolma accompagnata da una seconda signora di nome A. A. La signora S. W. afferma di aver avuto un rapporto sessuale consensuale con Julian Assange, tuttavia senza usare il preservativo. Ora teme di aver contratto l’HIV e intende sapere se si possa obbligare Assange a fare il test per l’HIV. È molto preoccupata. La polizia annota le sue dichiarazioni e informa subito la Procura. Prima ancora che l’interrogatorio si sia concluso, la signora S. W. viene informata che Assange verrà arrestato perché sospettato di stupro. S. W. è scioccata e si rifiuta di proseguire con l’interrogatorio. Mentre si trova ancora alla stazione di polizia, scrive un sms a un’amica in cui le dice che non era affatto sua intenzione incriminare Assange, ma che voleva solo che si sottoponesse a un test per l’HIV, ma che molto evidentemente la polizia è desiderosa di «mettergli le mani addosso».
Che cosa significa?
La signora S. W. non accusò affatto Julian Assange di stupro. Si rifiuta di proseguire con l’interrogatorio e torna a casa. Ciò nonostante, due ore dopo, sulla prima pagina di «Expressen», un tabloid svedese, appare il titolone: «Assange è sospettato di duplice stupro».
Di duplice stupro?
Sì, perché c’è anche la seconda signora, A. A. Neppure lei intendeva sporgere denuncia, ma ha semplicemente accompagnato S. W. alla stazione di polizia. Quel giorno non fu neanche interrogata. In seguito, però, affermò di essere stata molestata sessualmente da Assange. Naturalmente, non sono in grado di dire se ciò sia vero o meno. Posso solo sottolineare l’ordine degli eventi: una signora entra in una stazione di polizia. Questa non intende sporgere denuncia, bensì richiedere un test per l’HIV. La polizia ipotizza che possa trattarsi di un caso di stupro e lo trasmette alla Procura. La signora si rifiuta di firmare, torna a casa e scrive a un’amica che non era sua intenzione, ma che la polizia vuole «mettere le mani addosso» ad Assange. Due ore più tardi il caso è sul giornale. Oggi sappiamo che fu la Procura a spifferarlo alla stampa. E senza aver invitato Assange a fare le sue dichiarazioni. E l’altra signora, che secondo il titolo a caratteri cubitali del 20 agosto era stata altresì violentata, venne interrogata soltanto il 21 dello stesso mese.
Cosa dichiarò la seconda signora quando fu interrogata?
Asserì che aveva messo il suo appartamento a disposizione di Assange, il quale si trovava in Svezia per una conferenza. Un piccolo monolocale. Mentre Assange è nel suo appartamento, lei torna a casa prima del previsto, ma gli dice che non è un problema, può dormire con lei nel suo letto. Quella notte hanno un rapporto sessuale consensuale, usando il preservativo. Affermò inoltre che, durante il rapporto, Assange aveva intenzionalmente rotto il preservativo. Se le cose sono andate in questo modo, naturalmente, si tratterebbe di abuso sessuale, è il cosiddetto stealthing. La signora, tuttavia, affermò anche di aver notato solo in seguito che il preservativo era rotto. È una contraddizione che andava assolutamente chiarita: se non ci ho fatto caso, non posso sapere se l'altro lo abbia fatto intenzionalmente. Sul preservativo presentato come prova non è stata trovata alcuna traccia del DNA di Assange né di quello di A. A.
Come si conoscevano le due donne?
In realtà, non si conoscevano. A. A., che ospitò Assange e gli fece da addetto stampa, conobbe S. W. a un evento in occasione del quale questa indossò un pullover di cashmere rosa. Evidentemente, seppe da Assange che era interessato a un incontro sessuale con S. W., visto che una sera riceve un sms da un conoscente: «Ma Assange abita da te», il conoscente desiderava mettersi in contatto con lui. A. A. gli risponde: «Al momento Assange dorme con la ragazza col cashmere». Il giorno seguente, S. W. parla al telefono con A. A. e le dice che anche lei ha dormito con Assange e che ora ha paura di aver contratto il virus dell’HIV. Il timore è realmente concreto, visto che S. W. si è perfino recata in una clinica per richiedere una consulenza. Successivamente, A. A. le fa la proposta: «Andiamo dalla polizia - lo possono obbligare a fare il test per l’HIV». Le due donne, però, non vanno alla stazione di polizia più vicina, ma a una che è piuttosto distante e dove un’amica di A. A. lavora come poliziotta, ed è proprio questa a interrogare S. W., inizialmente alla presenza di A. A., il che non è una procedura corretta. Fino a questo punto, al massimo si potrebbe parlare di scarsa professionalità. La malevolenza intenzionale delle autorità divenne evidente soltanto con l’immediata divulgazione del sospetto di stupro tramite il tabloid, ovvero senza aver interrogato A. A. e contraddicendo non solo la testimonianza di S. W., ma anche la legge svedese che vieta espressamente di pubblicare i nomi delle presunte vittime o dei sospettati di reati sessuali. A quel punto, il caso giunge all’attenzione della procuratrice capo della capitale, la quale qualche giorno dopo sospende le indagini per stupro affermando che le dichiarazioni di S. W. sono attendibili ma che non c’è alcuna prova che si sia trattato di un crimine.
Ma in seguito il caso scoppiò una volta per tutte. Perché?
A quel punto, il superiore della poliziotta che ha condotto l’interrogatorio scrive a quest’ultima una mail in cui le dice di riscrivere le dichiarazioni di S. W.
Cosa modificò la poliziotta?
Non lo sappiamo, perché il primo interrogatorio fu redatto direttamente al computer ed è andato perso. Sappiamo solamente che, secondo la procuratrice capo, le dichiarazioni originarie non contenevano alcuna prova evidente di crimine. Nella sua forma modificata si afferma che i due ebbero ripetuti rapporti sessuali, consensuali e usando il preservativo. Ma durante la mattina, così le dichiarazioni corrette, la donna si è svegliata quando lui ha tentato di penetrarla senza preservativo. Lei chiede: «Ti sei messo il preservativo?» Lui dice: «No.» A quel punto lei afferma: «Sarà meglio che tu non abbia l’HIV» e lo lascia continuare. Questa dichiarazione venne modificata senza che la signora in questione fosse stata interpellata e senza che questa l’avesse sottoscritta. È una prova manipolata sulla base di cui le autorità svedesi hanno inventato la storia dello stupro.
Perché le autorità svedesi farebbero una cosa come questa?
Il contesto temporale è decisivo. Alla fine di luglio, in collaborazione col «New York Times», il «Guardian» e lo «Spiegel», WikiLeaks pubblica il cosiddetto «diario di guerra afghano». È una delle più grandi fughe di notizie della storia delle forze armate statunitensi. Gli Usa invitano immediatamente i loro alleati a subissare Assange di accuse di crimini. Non conosciamo tutta la corrispondenza, ma Stratfor, una società di consulenza per la sicurezza che lavora per il governo degli Stati Uniti, consiglia apertamente al governo americano di sommergere Assange di ogni sorta di procedimenti penali per i prossimi venticinque anni.
2. Assange contatta ripetutamente le autorità svedesi per rilasciare delle dichiarazioni - ma viene respinto
Ma perché al tempo Assange non si costituì alla polizia?
Lo fece eccome. L’ho accennato poc’anzi.
Mi spieghi meglio per cortesia
Assange apprende dalla stampa che è accusato di stupro. Prende contatti con la polizia per poter rilasciare le sue dichiarazioni. Benché lo scandalo sia stato reso pubblico, gli viene concesso di potersi difendere soltanto nove giorni più tardi, dopo che l’accusa di stupro da parte di S. W. era ormai caduta. La denuncia per molestie sessuali ai danni di A. A., però, era ancora pendente. Il 30 agosto 2010 Assange si presenta alla stazione di polizia per rilasciare delle dichiarazioni. Viene interrogato dal poliziotto che nel frattempo aveva ordinato di riscrivere la testimonianza di S. W. All’inizio della conversazione, Assange afferma di essere pronto a fare le sue dichiarazioni, e aggiunge, tuttavia, che non intende tornare a leggerne il contenuto sulla stampa. È un suo diritto e gli assicurano che non sarà così. La sera stessa tutta la faccenda riappare sui giornali. All’origine di questa questione ci possono essere solo le autorità, visto che nessun altro era presente durante l’interrogatorio. È evidente che l’intento era di infangare deliberatamente il suo nome.
Da dove nasce la storia secondo cui Assange si è sottratto alla giustizia svedese?
Questa rappresentazione è stata inventata, tuttavia non corrisponde ai fatti. Se avesse cercato di nascondersi, non si sarebbe presentato di sua spontanea volontà alla stazione di polizia. Sulla base della dichiarazione riscritta di S. W., viene fatto ricorso contro l’archiviazione delle indagini disposta dalla procuratrice e il 2 settembre 2010 viene dato nuovo avvio al procedimento penale per il reato di stupro. Alle due donne viene assegnato, a spese dello Stato, un rappresentante legale che si chiama Claes Borgström. Questi era un collaboratore dello studio legale dell’ex ministro della Giustizia, Thomas Bodström, sotto la cui egida la Polizia svedese per la Sicurezza interna aveva sequestrato, nel cuore di Stoccolma e senza seguire alcuna procedura legale, due uomini sospettati dagli Stati Uniti e li aveva consegnati alla Cia da cui in seguito furono torturati. E questo lo dico per meglio chiarire i retroscena transatlantici di quest’affare. Dopo il ripristino delle accuse di stupro, tramite il suo avvocato, Assange fa ripetutamente sapere che intende difendervisi. La procuratrice che si occupa delle indagini tira la questione per le lunghe. Una volta perché il pubblico ministero non trova spazio nella sua fitta agenda, un’altra perché l’ufficiale di polizia giudiziaria designato è ammalato. Fino a quando, tre settimane dopo, il suo avvocato scrive che Assange deve partire per Berlino per una conferenza e domanda se il suo cliente può lasciare il Paese. La Procura acconsente per iscritto comunicando che può uscire dalla Svezia per periodi di tempo limitati.
E dopo cos’è accaduto?
Il punto è: il giorno in cui Julian Assange lascia la Svezia, quando non è ancora chiaro se si tratterrà all’estero per un breve o un lungo periodo, contro di lui viene emesso un mandato di arresto. Sta viaggiando da Stoccolma a Berlino con Scandinivian Airlines quando, durante il volo, dal suo bagaglio registrato al check in spariscono i suoi laptop. Quando arriva a Berlino, Lufthansa chiede a SAS di effettuare dei controlli, ma la compagnia aerea si rifiuta palesemente di fornire qualsiasi informazione.
Perché?
È proprio questo il problema. In questo caso accadono continuamente cose che non dovrebbero essere possibili, a meno che non si cambi il punto di osservazione. Assange, in ogni caso, continua il suo viaggio e va a Londra, senza però sottrarsi alla giustizia, anzi, tramite il suo avvocato svedese, propone alla Procura diverse possibili date per essere interrogato in Svezia - questo scambio di corrispondenza è verificabile. Successivamente accade quanto segue: ad Assange arriva voce che negli Stati Uniti è stato aperto un procedimento penale segreto contro di lui. Allora gli Usa non confermarono questa notizia, ma oggi sappiamo che è vero. Da quel momento, il suo avvocato continua sempre ad affermare che Assange è pronto a testimoniare, ma che pretende, inoltre, la garanzia diplomatica che dalla Svezia non sarà estradato negli Stati Uniti.
Era uno scenario realistico?
Assolutamente. Qualche anno prima, come ho già accennato, la Polizia svedese per la Sicurezza interna, senza seguire alcuna procedura legale, aveva consegnato alla Cia due richiedenti asilo registrati in Svezia. Gli abusi ebbero inizio già nella zona aeroportuale, all’interno della quale furono maltrattati e drogati e da qui vennero trasportati in Egitto, dove furono torturati. Non sappiamo, se si sia trattato di casi unici. Ma siamo a conoscenza di questi casi, perché queste persone sono sopravvissute. Successivamente entrambi gli uomini sporsero querela alle agenzie delle Nazioni Unite per i diritti umani e vinsero la causa. A ciascuno di essi la Svezia fu costretta a pagare mezzo milione di dollari di risarcimento.
La Svezia ha accolto le richieste di Assange?
Gli avvocati affermano che alle autorità svedesi hanno proposto di far sì che il loro cliente raggiungesse la Svezia più di trenta volte nel corso dei sette anni in cui Assange ha vissuto nell’ambasciata dell’Ecuador - in cambio della garanzia che non sarebbe stato estradato negli Stati Uniti. Gli svedesi si sono rifiutati di fornire tale garanzia con l’argomento che gli Usa non hanno inoltrato alcuna domanda di estradizione.
Lei come giudica la richiesta degli avvocati di Assange?
Garanzie diplomatiche come questa, nella prassi internazionale, sono all’ordine del giorno. Si chiedono garanzie che qualcuno non venga estradato in un Paese in cui sussistono seri pericoli di violazione dei diritti umani, indipendentemente dal fatto che sia già stato emesso un mandato di arresto o meno dal Paese in questione. È una procedura politica, non legale. Un esempio: la Francia pretende dalla Svizzera che venga estradato un uomo d’affari di nazionalità kazaka, il quale vive in Svizzera ma è ricercato per evasione fiscale sia in Francia che in Kazakistan. La Svizzera non vede alcun pericolo di tortura in Francia, ma non in Kazakistan. Ecco che la Svizzera comunica alla Francia quanto segue: ve lo consegniamo ma vogliamo che ci sia garantito che non venga estradato in Kazakistan. A quel punto i francesi non rispondono: «Il Kazakistan non ha ancora emesso nessun mandato!», ma viene certamente garantito quanto richiesto. Gli argomenti accampati dagli svedesi erano inconsistenti. E questa è una prima questione. La seconda gliela racconto in virtù della mia lunga esperienza dietro le quinte della prassi internazionale: se un Paese nega tali garanzie, ci sono valide ragioni per dubitare della sua buona fede. Perché la Svezia non dovrebbe poter fornire questa garanzia? Dal punto di vista legale, dopotutto, gli Stati Uniti non hanno nulla a che vedere con il procedimento penale per il reato di stupro.
Perché la Svezia non volle dare questa garanzia?
Basti osservare come si è svolta la faccenda: alla Svezia non è mai importato nulla delle due signore. Anche dopo che gli fu negata la suddetta garanzia, Assange continuò a ribadire di voler testimoniare. Assange diceva: se non potete garantirmi che io non venga estradato, per essere interrogato resto a vostra disposizione a Londra o tramite video-conferenza.
Ma è normale, o in ogni caso è possibile dal punto di vista legale, che dei funzionari svedesi si rechino in un altro Paese per effettuare un interrogatorio come questo?
Ciò dimostra ulteriormente come la Svezia non sia mai stata interessata alla ricerca della verità: per tali questioni giudiziarie, tra il Regno Unito e la Svezia esiste un apposito trattato di cooperazione che prevede che per condurre gli interrogatori gli ufficiali giudiziari svedesi possano recarsi in Gran Bretagna, e viceversa, o che l’interrogatorio possa svolgersi per video-conferenza. A quest’ultima modalità, proprio in quel periodo, la Svezia e l’Inghilterra ricorsero in altri quarantaquattro casi. Soltanto con Julian Assange la Svezia ha insistito nel dire che era essenziale che si presentasse di persona.
3. Quando la Corte suprema di Svezia costringe la Procura di Stoccolma a formalizzare finalmente le accuse oppure ad archiviare il caso, le autorità britanniche avanzano la pretesa: «Non tiratevi indietro!!»
Perché insistettero?
Per tutto questo, per il rifiuto di fornire garanzie diplomatiche, per il diniego di interrogarlo a Londra, c’è una sola spiegazione: la volontà di catturarlo per poterlo estradare negli Stati Uniti. Il numero di violazioni della legge che si sono accumulate in Svezia nell’arco di poche settimane, durante le indagini preliminari, è assolutamente grottesco. Alle due signore è stato assegnato un rappresentante legale che ha spiegato loro che lo stupro è un delitto perseguibile d’ufficio, cosicché trarre le conseguenze penali di quanto hanno vissuto è compito dello Stato e non loro. Quando al rappresentante legale viene fatta notare la contraddizione tra la testimonianza delle signore e la versione delle autorità, quello dichiara riferendosi alle due signore: «Ah, ma non sono mica delle giuriste». E, tuttavia, per ben cinque anni la Procura evita di interrogare Assange sullo stupro contestatogli, fino a quando i suoi avvocati fanno istanza alla Corte suprema di Svezia per costringere la Procura a formalizzare finalmente l’accusa oppure ad archiviare il procedimento. Quando gli svedesi comunicano agli inglesi che probabilmente saranno costretti a chiudere il caso, i britannici rispondono preoccupati: «Don’t you dare get cold feet!!» (Non azzardatevi a tirarvi indietro!!)
Dice sul serio?
Sì. Gli inglesi, in modo particolare il Crown Prosecution Service, volevano assolutamente dissuadere gli svedesi dall’abbandonare il caso. In realtà, avrebbero dovuto essere contenti di non spendere più milioni di denaro pubblico per sorvegliare l’ambasciata dell’Ecuador e per impedire così ad Assange di fuggire.
Perché gli inglesi non volevano che la Svezia archiviasse il caso?
Dobbiamo smettere di pensare che la questione centrale fosse l’indagine per un delitto sessuale. Ciò che ha fatto WikiLeaks rappresenta una minaccia per l’élite politica degli Stati Uniti, dell’Inghilterra, della Francia e della Russia in egual misura. WikiLeaks pubblica informazioni che sono oggetto di segreti di Stato - i suoi membri si oppongono al principio di riservatezza. E tutto ciò, in un mondo in cui perfino nelle cosiddette democrazie mature la segretezza è cresciuta in modo incontrollato, è visto come una minaccia fondamentale. Assange ha chiarito che oggi gli Stati non sono più interessati a tutelare il diritto alla riservatezza, bensì a occultare importanti informazioni su vicende corruttive e criminose. Prendiamo l’emblematico caso WikiLeaks legato alla documentazione fornita da Chelsea Manning: il cosiddetto «Colleteral Murder» video. (Nota della redazione: il 5 aprile 2010 WikiLeaks pubblica un video classificato come segreto che mostra l’uccisione a Baghdad di diverse persone, tra queste anche due collaboratori della Reuters, da parte dei soldati Usa). Sulla base della mia pluriennale esperienza di consulente legale del Comitato internazionale della Croce Rossa e di delegato nelle zone di guerra, posso dirle che abbiamo senza dubbio a che fare con un crimine di guerra. L’equipaggio di un elicottero falcia un gruppo di persone. È altresì possibile che sia soltanto uno o due di loro a portare un’arma e, ciò nonostante, si spara deliberatamente a delle persone ferite. Questo è un crimine di guerra. «He is wounded», sentiamo dalla bocca di un americano. «I’m firing.» E dopo ridono. Poi qualcuno arriva con un minibus per salvare i feriti. Il conducente è accompagnato da due bambini. Sentiamo i soldati dire: «È colpa loro se portano i bambini in battaglia». E dopo aprono il fuoco. Il padre e i feriti muoiono all’istante, i bambini sopravvivono ma sono gravemente feriti. Tramite la pubblicazione di questo video, diveniamo testimoni diretti di un massacro criminale e irragionevole.
Cosa dovrebbe fare uno Stato di diritto in un caso come questo?
Probabilmente, uno Stato di diritto indagherebbe Chelsea Manning per violazione del segreto d’ufficio, visto che ha trasmesso il video ad Assange. Sicuramente, però, non si scaglierebbe contro quest’ultimo, Assange, infatti, l’ha divulgato nell’interesse pubblico, nello spirito del classico giornalismo d’inchiesta. Ma soprattutto, però, quello che farebbe uno Stato di diritto sarebbe perseguire e punire i criminali di guerra. Questi soldati andrebbero sbattuti in prigione. Ciò nonostante, contro nessuno di loro è stato aperto un procedimento penale. A essere detenuto a Londra in attesa di estradizione, invece, è l’uomo che ha informato l’opinione pubblica e che per questo motivo potrebbe finire condannato negli Stati Uniti a 175 anni di carcere. È una pena detentiva veramente assurda. A titolo di raffronto, basti pensare che i più importanti criminali di guerra imputati dal Tribunale penale internazionale per l’ex Jugoslavia hanno ricevuto una pena di quarantacinque anni. Nel caso di Assange, sarebbero 175 anni di reclusione in condizioni detentive che il reporter speciale delle Nazioni Unite e Amnesty International definiscono disumane. Ma la cosa più terrificante in merito a questo caso è il vuoto giuridico che si è venuto a creare: i potenti possono calpestare impunemente chicchessia e il giornalismo è diventato spionaggio. Dire la verità equivale sempre più a compiere un crimine.
Cosa lo aspetta, se Assange viene estradato?
Non sarà sottoposto a un processo ispirato al rispetto dello Stato di diritto. Ed è anche per questa ragione che la sua estradizione non dovrebbe essere consentita. Sarà giudicato ad Alexandria, in Virginia, da una giuria, dalla famigerata «Espionage Court», innanzi alla quale gli Stati Uniti portano tutti i casi inerenti alla sicurezza nazionale. La scelta del luogo non è casuale, poiché i giurati vengono scelti in modo proporzionale alla popolazione locale, e ad Alexandria abita l’85 per cento dei membri della national security community, ovvero di chi lavora nella Cia, nell’Nsa, al Dipartimento della difesa e al Dipartimento di Stato. Se si viene accusati di violazione della sicurezza nazionale dinanzi a una giuria simile, il verdetto è chiaro fin dall’inizio. Il processo viene condotto sempre dal medesimo giudice unico, a porte chiuse e sulla base di prove segrete. In casi come questo, mai nessuno è stato assolto. Ecco perché la maggior parte degli imputati raggiunge un accordo con il quale finisce col dichiararsi almeno in parte colpevole e con l’ottenere così una pena più lieve.
Lei sta dicendo che negli Stati Uniti Assange non sarà sottoposto a un equo processo?
Senza dubbio. Fintantoché i dipendenti del governo americano si attengono agli ordini dei loro superiori, possono commettere guerre di aggressione, crimini di guerra e torture sapendo bene che non dovranno rispondere delle loro azioni. Cosa n’è stato della lezione imparata dai processi di Norimberga? Nelle zone di guerra ho lavorato abbastanza a lungo da sapere che, durante i conflitti, possono verificarsi degli errori. Non si tratta sempre di atti criminali sconsiderati, ma molte cose accadono a causa dello stress, del sovraffaticamento e del panico. Ecco perché capisco perfettamente che un governo dica: intendiamo certamente portare alla luce la verità e, come Stato, ci assumiamo la responsabilità del danno procurato, ma se non sarà possibile accertare colpe individuali, non infliggeremo pene draconiane. Se, invece, la verità è tenuta nascosta e i criminali non vengono messi di fronte alle loro responsabilità, la situazione si fa estremamente pericolosa. Negli anni 30 del secolo scorso, la Germania e il Giappone uscirono dalla Società delle Nazioni. Quindici anni dopo il mondo era ridotto a un cumulo di macerie. Oggi gli Stati Uniti sono usciti dal Consiglio per i diritti umani delle Nazioni Unite e né sul massacro del «Collateral Murder», né sulle torture commesse dalla Cia dopo i fatti del settembre 2011, né tanto meno sulla guerra di aggressione contro l’Iraq, sono state condotte delle indagini. In questo momento, il Regno Unito sta seguendo questo esempio: nel 2018, l’Intelligence and Security Committee del Parlamento britannico ha pubblicato due dettagliati rapporti che dimostrano come la Gran Bretagna fosse molto più coinvolta nei programmi segreti di tortura della Cia di quanto si era creduto fino ad allora. La commissione chiese un’inchiesta giudiziaria. Il primo atto di Boris Johnson da primo ministro è stato quello di annullare l’inchiesta.
4. Nel Regno Unito, in caso di violazione delle condizioni di libertà su cauzione, si viene puniti con una multa o al massimo due giorni di prigione. Assange, invece, con una procedura d’urgenza, viene condannato a cinquanta settimane di reclusione in una prigione di massima sicurezza, senza che si possa preparare a difendersi
Nell’aprile del 2019 Julian Assange è stato portato via di peso dall’ambasciata dell’Ecuador dalla polizia inglese. Qual è la sua opinione al riguardo?
Nel 2017, in Ecuador si insedia un nuovo governo. In seguito a ciò, il Congresso degli Stati Uniti scrive una lettera in cui afferma di essere lieto di poter cooperare con l’Ecuador. Certamente, c’è in ballo molto denaro, ma c’è anche un ostacolo di mezzo: Julian Assange. Gli Usa, così il messaggio, sono pronti a collaborare se l’Ecuador consegna loro Assange. Dal quel momento, nell’ambasciata dell’Ecuador, la pressione su Assange aumenta pesantemente. Gli rendono difficile la vita. Ma resta. In seguito, l’Ecuador gli revoca l’asilo politico e dà alla Gran Bretagna il via libera per arrestarlo. Poiché il precedente governo gli aveva concesso la cittadinanza ecuadoriana, si è provveduto a toglierli il passaporto, visto che la Costituzione dell’Ecuador proibisce l’estradizione dei propri cittadini. Tutto ciò accade di notte e senza rispettare alcuna procedura legale. Assange non può fare dichiarazioni o ricorrere a rimedi legali. I britannici lo arrestano e lo stesso giorno lo portano davanti a un giudice inglese che lo condanna per violazione delle condizioni di libertà su cauzione.
Cosa pensa di questo processo accelerato?
Assange ha avuto quindici minuti per preparsi con il suo avvocato. Il processo stesso è durato solo quindici minuti. L’avvocato di Assange mise sul tavolo un dossier corposo e sollevò un’obiezione formale contro una giudice ausiliare per una questione di conflitto di interessi, dal momento che suo marito, così l’avvocato, era stato oggetto delle rivelazioni fatte da WikiLeaks in trentacinque casi. Il giudice accantonò i dubbi senza esaminarli. Disse che accusare una sua collega di conflitto di interessi era un affronto. Durante il processo, Assange pronunciò una sola frase: «I plead not guilty» (Mi dichiaro non colpevole). Il giudice si rivolse verso di lui e disse: «You are a narcissist who cannot get beyond his own self-interest. I convict you for bail violation» (Lei è un narcisista che pensa solo ai propri interessi. La condanno per violazione delle condizioni di libertà su cauzione).
Se ho capito bene, fin dall’inizio Assange non ha mai avuto nessuna chance?
È questo il punto. Non sto dicendo che Assange sia un angelo. O un eroe. Ma non occorre che lo sia. Il tema sono i diritti umani, non i diritti degli angeli o degli eroi. Assange è una persona e ha diritto di difendersi e di essere trattato umanamente. Di qualunque cosa si accusi Assange, ha diritto a un processo equo. Ma questo diritto gli è stato sistematicamente negato, tanto in Svezia, quanto negli Stati Uniti, in Inghilterra e in Ecuador. Anzi, per quasi sette anni, hanno lasciato che rimanesse nel limbo, a marcire dentro a una stanza. Poi, tutt’a un tratto, lo prelevano e, nel giro di qualche ora e senza che si possa preparare, lo condannano per violazione delle condizioni di libertà su cauzione, violazione che consisteva nell’aver ricevuto asilo diplomatico da un altro Paese membro delle Nazioni Unite poiché politicamente perseguitato, esattamente come prevede il diritto internazionale e così come è accaduto a innumerevoli dissidenti cinesi, russi e di altre nazionalità nelle ambasciate occidentali. È evidente che qui abbiamo a che fare con una persecuzione politica. In Inghilterra, è molto raro che una violazione delle condizioni di libertà su cautela venga punita con una pena detentiva, di regola viene applicata una multa. Assange, invece, con una procedura d’urgenza, è stato condannato a cinquanta settimane di reclusione in una prigione di massima sicurezza - una pena evidentemente sproporzionata che aveva un solo scopo: trattenere Assange per tutto il tempo necessario affinché gli Stati Uniti potessero preparare la loro causa per spionaggio contro di lui.
Come relatore speciale sulla tortura dell’Onu, come giudica le sue attuali condizioni di detenzione?
L’Inghilterra nega ad Assange la possibilità di mettersi in contatto con i suoi avvocati negli Stati Uniti, dove stanno segretamente preparando un processo contro di lui. Anche il suo avvocato britannico si lamenta che non riesce a vedere il suo cliente neppure per esaminare assieme a lui le richieste della Corte e le prove. Fino a ottobre, non gli era consentito tenere con sé, dentro la cella, neanche un solo documento dei suoi atti processuali. Gli è stato negato il diritto fondamentale di preparare la propria difesa, sancito dalla Convenzione europea dei diritti dell’uomo. A ciò si aggiungono la detenzione in quasi completo isolamento e la pena detentiva totalmente sproporzionata per violazione delle condizioni di libertà su cauzione. Non appena usciva dalla cella, i corridoi venivano sgomberati per evitare che avesse contatti con altri detenuti.
E tutto ciò per una violazione delle condizioni di libertà su cauzione? Quando la reclusione diventa tortura?
Julian Assange è stato sottoposto a deliberate torture psicologiche da parte di Svezia, Inghilterra, Ecuador e Stati Uniti. Innanzitutto, tramite la gestione profondamente arbitraria dei processi contro di lui. Il modo in cui la Svezia ha gestito il caso, con l’attiva collaborazione dell’Inghilterra, mirava a metterlo sotto pressione e a trattenerlo in ambasciata. La Svezia non è mai stata interessata a scoprire la verità e ad aiutare quelle donne, ma voleva mettere Assange in un angolo. Si tratta di un abuso di procedimenti giudiziari volti a mettere una persona nella condizione di non potersi difendere. A ciò vanno aggiunte le misure di sorveglianza, gli insulti, le umiliazioni e gli attacchi da parte dei politici di questi Paesi - minacce di morte incluse. Per Assange, questo costante abuso di potere statale è stato fonte di seri episodi di stress e ansia e gli ha causato disturbi cognitivi e neurologici misurabili. Nel maggio del 2019 ho fatto visita ad Assange, nella sua cella a Londra, assieme a due medici esperti, rispettati in tutto il mondo e specializzati nella disamina forense e psicologica delle vittime di tortura. La diagnosi dei due medici è stata univoca: Assange mostrava i sintomi tipici della tortura psicologica. Se entro poco tempo non riceve alcuna protezione, così i medici, le sue condizioni di salute sono destinate a peggiorare rapidamente fino al decesso.
Nel novembre del 2019, quando erano già sei mesi che Assange era detenuto a Londra in vista dell’estradizione, la Svezia abbandona improvvisamente il caso. Dopo nove lunghi anni. Cos’è accaduto?
Per quasi un decennio, lo Stato svedese ha intenzionalmente messo Julian Assange alla gogna come un molestatore sessuale. Poi, all’improvviso, il caso viene archiviato con lo stesso argomento utilizzato dalla procuratrice di Stoccolma nel 2010 quando, dopo appena cinque giorni, questa archiviò il caso per la prima volta: la testimonianza della signora è attendibile ma non ci sono prove che sia stato commesso un reato. È uno scandalo incredibile. Ma il tempismo non è stato casuale. L’11 novembre è stato pubblicato un documento ufficiale che avevo inviato al governo svedese due mesi prima. In questo documento invitavo il governo della Svezia a fornire spiegazioni su 50 punti con cui chiedevo ragione della conformità del suo modo di condurre il caso con i diritti umani. Com’è possibile che la stampa sia stata informata di tutto, sebbene sia vietato farlo? Com’è possibile che un sospetto diventi pubblico, se l’interrogatorio non ha ancora avuto luogo? Com’è possibile che affermiate che si tratta di stupro, se la donna implicata contesta questa versione dell’accaduto? Il giorno in cui è stato pubblicato il documento, ho ricevuto una risposta scarna: in merito a questo caso, il governo non fa ulteriori commenti.
Cosa significa questa risposta?
È un’ammissione di colpa.
Perché?
Come relatore speciale dell’Onu sulla tortura, sono stato incaricato dalla comunità internazionale delle nazioni di esaminare le denunce presentate dalle vittime di tortura e, se necessario, di chiedere chiarimenti o accertamenti ai governi. Questo è il lavoro che svolgo ogni giorno con tutti gli Stati membri dell’Onu. In base alla mia esperienza, posso dire che i Paesi che agiscono in buona fede hanno quasi sempre
interesse a fornirmi le risposte di cui ho bisogno per rilevare la legittimità della loro condotta. Se uno Stato, come in questo caso la Svezia, si rifiuta di rispondere alle domande poste dal relatore speciale dell’Onu sulla tortura, significa che il governo è consapevole dell’illegittimità del suo comportamento e che non se ne vuole assumere la responsabilità. Poiché sapevano che non avrei desistito, una settimana dopo hanno tagliato la corda e hanno archiviato il caso. Se uno Stato come la Svezia si fa manipolare in questo modo, allora significa che le nostre democrazie e i nostri diritti umani sono profondamente minacciati.
Lei crede che la Svezia era totalmente consapevole di quello che stava facendo?
Sì. Dal mio punto vista, la Svezia ha palesemente agito in cattiva fede. Se avessero agito in buona fede, non ci sarebbe stata alcuna ragione di negarmi le risposte. Lo stesso dicasi per i britannici: dopo la mia visita ad Assange nel maggio del 2019, ci hanno messo cinque mesi per rispondermi. E lo hanno fatto con una lettera di una sola pagina in cui, sostanzialmente, si limitavano a respingere tutte le accuse di tortura e tutte le incongruenze riscontrate nelle procedure penali. Se fai questi giochetti, a cosa serve il mio mandato? Io sono il relatore speciale sulla tortura delle Nazioni Unite. Ho l’incarico di fare domande chiare e di esigere delle risposte. Qual è il principio giuridico in forza del quale si può negare a qualcuno il diritto fondamentale di potersi difendere? Perché un uomo che non è pericoloso né violento è detenuto per mesi in regime di isolamento, se le norme delle Nazioni Unite lo vietano per periodi più lunghi di quindici giorni? Nessuno di questi Stati membri dell’Onu ha aperto un’indagine, né ha risposto alle mie domande o anche solo cercato il dialogo.
5. 175 anni di reclusione per giornalismo d’inchiesta e l’impunità per i crimini di guerra: il caso Usa vs. Assange rischia di creare un precedente
Cosa significa quando degli Stati membri dell’Onu rifiutano di dare informazioni al proprio relatore speciale sulla tortura?
Che si tratta di un piano concertato. Tramite un processo dimostrativo, si intende infliggere a Julian Assange una punizione che sia esemplare. L’intento è di intimorire altri giornalisti. L’intimidazione, d’altronde, è uno degli scopi principali per cui la tortura è usata in tutto il mondo. Il messaggio diretto a tutti noi è: questo è quello che vi accadrà se emulate il modello WikiLeaks. Un modello che è molto pericoloso, giacché è molto semplice: persone che acquisiscono informazioni sensibili su governi o imprese le trasmettono a WikiLeaks e l’informatore rimane anonimo. Che ciò rappresenti una grande minaccia, lo dimostra la loro reazione: quattro Stati democratici - Stati Uniti, Ecuador, Svezia e Gran Bretagna - uniscono tutte le loro forze per far passare un uomo come un mostro, perché in seguito possa essere bruciato sul rogo senza che si levino urla di protesta. Questo caso è uno scandalo gigantesco ed è la dichiarazione di fallimento dello Stato di diritto dell’Occidente. Se Julian Assange verrà condannato, per la libertà di stampa sarà una sentenza di morte.
Cosa significherebbe questo possibile precedente per il futuro del giornalismo?
Concretamente che Lei, come giornalista, da quel momento in avanti dovrà difendersi. Poiché, una volta che il giornalismo d’inchiesta sarà classificato come spionaggio e potrà essere perseguito in tutto il mondo, seguiranno censura e tirannide. Davanti ai nostri occhi si sta creando un sistema omicida. I crimini di guerra e le torture non vengono perseguiti. Su YouTube stanno circolando dei video in cui dei soldati americani si vantano di aver spinto al suicidio delle prigioniere irachene dopo averle sistematicamente stuprate. Nessuno indaga su questo. Al contempo, una persona che porta alla luce queste cose viene minacciata con 175 anni di prigione. Per un decennio viene subissata di accuse che non possono essere dimostrate, che la devastano. E nessuno ne risponde, nessuno se ne prende la responsabilità. È un’erosione del contratto sociale. Noi trasferiamo il potere agli Stati, lo deleghiamo ai governi - ma, in cambio, questi devono renderci conto di come lo esercitano. Se non lo esigiamo, presto o tardi perderemo i nostri diritti. Gli uomini, per natura, non sono democratici. Il potere corrompe se non viene sorvegliato. Se non insistiamo affinché il potere venga sorvegliato, il risultato è la corruzione.
Lei sta dicendo che l’attacco ad Assange colpisce al cuore della libertà di stampa.
Pensi a dove saremo tra vent’anni se Assange viene condannato. A cosa potrà scrivere ancora da giornalista. Sono convinto che stiamo correndo il serio pericolo di perdere la libertà di stampa. Sta già accadendo: improvvisamente, in Australia, il quartier generale di ABC News viene perquisito per una questione legata al «diario di guerra afghano». Il motivo? Ancora una volta, la stampa ha svelato la cattiva condotta di rappresentanti dello Stato. Affinché la separazione dei poteri funzioni, occorre che il potere dello Stato venga sorvegliato da parte di una stampa libera come quarto potere dello Stato. WikiLeaks è una logica conseguenza di un processo: se la verità non può più essere sviscerata perché tutto è coperto da segretezza, se i risultati delle inchieste sul ricorso alla tortura da parte del governo degli Stati Uniti vengono tenuti nascosti e perfino molte parti del riassunto pubblicato vengono occultate, è inevitabile che, prima o poi, si apra una falla. WikiLeaks è il risultato della riservatezza dilagante e riflette la mancanza di trasparenza nel nostro sistema politico moderno. Certamente, ci sono ambiti nei quali la riservatezza può essere vitale. Ma se non sappiamo più cosa i nostri governi stiano facendo e secondo quali criteri stiano agendo e se i crimini non vengono più perseguiti, allora l’integrità sociale è messa in grave pericolo.
Quali sono le conseguenze?
Come relatore speciale dell’Onu sulla tortura e, prima ancora, come delegato del Comitato internazionale della Croce Rossa, ho già visto molti orrori e molta violenza. E ho visto con quale rapidità Paesi pacifici come la Jugoslavia o il Ruanda possono trasformarsi in un inferno. Alla radice di questi sviluppi ci sono sempre la mancanza di trasparenza e apparati di potere politico o economico incontrollati in combinazione con l’ingenuità, l’indifferenza o la manipolabilità della popolazione. All’improvviso ciò che oggi succede sempre agli altri - torture impunite, stupri, espulsioni e omicidi - può facilmente accadere anche noi o ai nostri figli. E ciò non importerà a nessuno. Glielo posso assicurare.
German to Italian: „Die WHO-Studie ist enttäuschend“ Detailed field: Environment & Ecology
Source text - German Meeres-Expertin über Mikroplastik:
„Die WHO-Studie ist enttäuschend“
Noch immer fehlen Untersuchungen, die Auskunft über die Gefahren von Mikroplastik für die Gesundheit geben, sagt Bettina Taylor vom BUND.
taz: Frau Taylor, seit Langem wartet die Öffentlichkeit auf Informationen darüber, ob Mikroplastik in der Umwelt gesundheitsschädlich ist. Nun gibt die Weltgesundheitsorganisation WHO Entwarnung. Sind Sie beruhigt?
Bettina Taylor: Nein, gar nicht. Die Studieist nicht überzeugend. Sie bemängelt an mehreren Stellen, dass es nicht genügend Daten zu dem Thema gibt. Und einige Seiten weiter heißt es dann, dass es derzeit keine Anzeichen für Gefährdungen gibt. Das passt nicht zusammen.
Die WHO hat über 50 Studien ausgewertet. Reicht das nicht?
Es gibt einige Studien darüber, ob und wie viel Mikroplastik im Wasser zu finden ist. Das sagt aber nichts darüber, ob es gefährlich für Menschen ist. Die WHO bestätigt, dass es keine Studien über die Auswirkungen auf den Menschen gibt. Nur einige wenige Studien, die an Tieren durchgeführt wurden und teilweise nicht belastbare Daten haben. Eine Studie bei Hunden ist von 1975.
Die Daten sind zu alt?
Neuere wären besser. Abgesehen davon zieht die WHO auch seltsame Schlüsse: So sagt sie, Partikel mit einem Durchmesser größer als 150 Mikrometer seien ungefährlich. Sie wären zu groß, um vom Darm aufgenommen zu werden. Allerdings werden in Untersuchungen im Wasser meistens Partikel gefunden, die kleiner als 100 Mikrometer sind. Dann muss ich mich doch auch damit befassen, wie diese Teile wirken! Übrigens haben nur neun der von der WHO genannten Studien überhaupt Trinkwasser untersucht, alle anderen hatten Grundwasser oder Süßwasser allgemein zum Thema. Zudem waren einige der Studien methodisch fragwürdig, sie haben etwa Mikroplastik mit dem Mikroskop gesucht. Das ist aber sehr fehleranfällig, da sind Kunststoffpartikel manchmal nicht von Sandkörnern zu unterscheiden.
Ist das nicht auch ein schwieriger Umgang mit dem Vorsorgeprinzip, nur Studien zu vertrauen, die warnen?
Es geht nicht darum, dass wir Studien nicht akzeptieren. Es gibt einfach noch keine Studien. Wir wollen keine Panik schüren. Aber eine Entwarnung gibt die Faktenlage eben auch nicht her.
Ist der Fokus auf die menschliche Gesundheit überhaupt richtig?
Natürlich sollten wir uns nicht nur dann mit Umweltproblemen befassen, wenn sie uns selbst erreichen. Mikroplastik hat in der Umwelt nichts zu suchen, weil es zum Beispiel kleine Meereslebewesen schädigt. Wenn wir gefragt werden: Was passiert, wenn Menschen eine Muschel essen, die Mikroplastik aufgenommen hat, dann sagen wir, wir wissen es nicht. Das ist der Stand der Wissenschaft, auch heute noch.
Wissenschaftler können Studien oft nicht veröffentlichen, wenn sie keine Effekte nachweisen. Darum schaffen sie künstlich welche, indem sie etwa mit sehr hohen Dosen rechnen. Verzerrt das unsere Wahrnehmung?
Ja, das ist so. Zum Beispiel zitiert die WHO eine Studie an Mäusen; in der wurden die Tiere mit extrem viel Mikroplastik gefüttert, davon mussten die krank werden. So viel hätten sie in der Natur aber nie aufnehmen können. Die Interpretation von Daten ist natürlich nicht einfach. Aber sowohl die Panikmache als auch die Entwarnung ist falsch, wenn sie einer glaubhaften Datengrundlage entbehrt.
Bis wohin gehen Sie mit?
Sicher ist: Es wird relativ wenig Mikroplastik im Leitungswasser gefunden. Es ist welches drin, aber nicht in Unmengen. In Sprudelflaschen ist es etwas mehr, das könnte an den Verpackungen liegen. Dazu, ob diese Mengen die Gesundheit gefährden, können wir keine Aussagen treffen.
Es gibt keine allgemeingültige Definition von Mikroplastik. Wer müsste hier für Klarheit sorgen?
Wir brauchen eine wissenschaftlich fundierte Definition, die politisch durchgesetzt wird. Im Moment gelten Partikel als Mikroplastik, die kleiner sind als fünf Millimeter. Das ist aber umstritten, genau wie die Kunststoffarten oder Untersuchungsmethoden. So kommt es bei Untersuchungen in Laboren häufig zu Verunreinigungen – schließlich ist dort auch alles aus Plastik.
Translation - Italian L'esperta di protezione dei mari a proposito della microplastica
“Lo studio dell'Oms è deludente”
Continuano a mancare studi che diano conto dei pericoli delle microplastiche per la salute, afferma Bettina Taylor dell’Ong Bund
taz: Signora Taylor, è da molto tempo che l'opinione pubblica attende informazioni in merito agli effetti tossici sulla salute causati dalla microplastica presente nell'ambiente. Ora l’Organizzazione Mondiale della Sanità Oms dà il cessato allarme. Si sente più tranquilla?
Bettina Taylor: No, niente affatto. Lo studio non è convincente. In svariati punti lamenta l'assenza di dati sufficienti sul tema. E qualche pagina più avanti afferma che allo stato attuale non ci sono evidenze di pericoli. I conti non tornano.
L'Oms ha analizzato oltre cinquanta studi. Non è sufficiente?
Ci sono alcuni studi in merito alla presenza e ai quantitativi di microplastica nell'acqua. Ciò, tuttavia, non ci dice nulla a proposito della sua pericolosità per l'uomo. L'Oms conferma che non esistono studi circa gli effetti sull'essere umano. Soltanto qualche studio che è stato condotto sugli animali e in parte non ha dati attendibili. Uno studio, eseguito sui cani, è del 1975.
I dati sono troppo vecchi?
Disporre di più recenti sarebbe meglio. A prescindere da ciò, l'Oms trae strane conclusioni: quanto afferma è che le particelle con diametro superiore a 150 micrometri sono innocue. Sono troppo grandi per essere assimilate dall'intestino. Ciò nonostante, nelle analisi delle acque vengono per lo più trovate particelle inferiori a 100 micrometri. Ciò considerato, occorre che mi occupi anche degli effetti provocati da questi frammenti! Oltretutto, soltanto nove degli studi menzionati dall'Oms hanno effettivamente analizzato l'acqua potabile, come tema comune tutti gli altri avevano l'acqua freatica o quella dolce. Inoltre, alcuni studi erano metodologicamente discutibili: hanno, per esempio, cercato microplastiche con il microscopio. Ma con ciò si incorre in molti errori, talvolta una particella di plastica non si lascia distinguere da un granello di sabbia.
Ma fidarsi solo degli studi che mettono in guardia non significa forse avere un rapporto altrettanto complicato con il principio di precauzione?
Non si tratta del fatto che non accettiamo gli studi. Semplicemente non ve n'è alcuno. Non vogliamo scatenare il panico. Ma neppure il cessato allarme restituisce lo stato dei fatti.
Focalizzarsi sulla salute dell'uomo è poi così corretto?
Naturalmente non dobbiamo occuparci di problemi ambientali solo quando ci riguardano in prima persona. La microplastica non ha niente a che fare con l'ambiente, visto che, per esempio, nuoce a piccoli organismi marini. Se ci viene posta la domanda “Cosa succede se le persone mangiano una cozza che ha assimilato microplastiche?”, a quel punto diciamo: “Non lo sappiamo”. Questo è lo stato della scienza, e lo è a tutt'oggi.
Spesso gli scienziati non possono pubblicare i loro studi se non riescono a dimostrare gli effetti. Ecco perché ne riproducono alcuni in modo artificiale avvalendosi di altissime dosi. Ciò non va ad alterare l'osservazione?
Sì, è così. Per esempio, l'Oms cita uno studio sui topi che prevedeva che gli animali fossero nutriti con una ingentissima quantità di microplastica, dovevano finire per ammalarsi. Ma così tanta non avrebbero mai potuto assimilarne in natura. L'interpretazione dei dati, naturalmente, non è semplice. Ma, tanto scatenare il panico, quanto dare il cessato allarme, è scorretto quando si prescinde da una base dati attendibile.
Su cosa si trova d'accordo?
Di sicuro c’è che nell'acqua di rubinetto si riscontra relativamente poca microplastica. Ve ne sono alcune quantità all'interno, ma non esorbitanti. Nelle bottiglie di acqua minerale ve ne sono un po’ di più, ciò potrebbe dipendere dalla confezione. In merito a se questi quantitativi mettano a rischio la salute, non siamo in grado di asserire alcunché.
Non esiste una definizione univoca di microplastica. A chi spetterebbe il compito di fare chiarezza a questo proposito?
Occorre una definizione scientificamente fondata che venga imposta dalla politica. Attualmente microplastiche vengono considerate le particelle inferiori a cinque millimetri. È, tuttavia, una questione controversa, esattamente come i tipi di materie plastiche o i metodi di analisi. In questo modo le indagini eseguite nei laboratori sovente risultano inquinate – dopotutto, anche al loro interno tutto è fatto di plastica.
https://www.peacelink.it/ecologia/a/46819.html
German to Italian: Säulenheilige und Meisterin, Opportunistin und herrische Diva Detailed field: History
Source text - German 150. Geburtstag von Maria Montessori
Säulenheilige und Meisterin, Opportunistin und herrische Diva
Liebe statt Drill, Freiheit statt Rohrstock: Maria Montessori kämpfte weltweit für Kinderrechte - und gab den eigenen Sohn weg. Der zähen Reformpädagogin war jede Hilfe recht. Selbst von Diktator Mussolini.
Die "Cincinnati" läuft am Morgen des 3. Dezember 1913 in den Hafen von New York ein. Von Bord geht eine hübsche, stämmige Frau, schwarzer Pelzmantel, großer Hut mit Schleier auf dem Kopf. Wie eine Königin schreitet sie die Gangway hinunter - wie ein Star wird sie gefeiert.
Frenetisch jubeln Amerikaner der Italienerin zu, die in der "New York Tribune" als "interessanteste Frau Europas" angekündigt wurde. Eine Frau, die "das Erziehungssystem der ganzen Welt revolutioniert hat", schrieb die Zeitung "Brooklyn Daily Eagle". Sie habe "die Idioten und Irren lesen und schreiben gelehrt", ihre Methode sich "bis nach Korea im Osten, bis nach Honolulu im Westen und im Süden bis in die Republik Argentinien verbreitet".
Sichtlich genießt die Dame den Rummel, obwohl sie kein Wort Englisch versteht. Während ihres USA-Aufenthalts wird die "Dottoressa" in der brechend vollen Carnegie Hall sprechen und von Erfinder Thomas Alva Edison zum Diner eingeladen. Sie verbringt ein Wochenende bei Cornflakes-Millionär Will Keith Kellogg, die Präsidententochter Margaret Wilson führt sie durch Washington.
Ihr Name: Maria Montessori. Die Reformpädagogin wird von Fans als Säulenheilige und Meisterin verehrt, von Kritikern als Opportunistin und herrische Diva geschmäht. Ihr Credo: "Kinder sollen nicht durch Drill geformt, sondern mit Liebe gefördert werden bei der Entwicklung ihrer ureigenen Talente." Freiheit statt Zwang, Selbstständigkeit statt Abhängigkeit - Montessoris Ansatz war revolutionär, ihr Grundsatzwerk "Il metodo" ein Bestseller. Und ihre Zähigkeit beispiellos.
Im Hörsaal gemobbt
Als Maria am 31. August 1870 in Chiaravalle bei Ancona geboren wurde, konnten rund drei Viertel der über zehnjährigen Italiener weder lesen noch schreiben. "Das Erziehungswesen ist das finsterste Kapitel in der italienischen Sozialgeschichte", schrieben die britischen Historiker Bolton King und Thomas Okey 1901. Die Elementarschulpflicht wurde erst 1877 eingeführt und selten durchgesetzt, Kinderarbeit war vor allem in der Landwirtschaft und im Bergbau verbreitet.
Die italienische Grundschule, so Montessori-Biografin Rita Kramer, war damals meist überfüllt und schmutzig, der Lehrerberuf schlecht angesehen und miserabel bezahlt. Es regierten Drill, Paukerei, Rohrstock. Für Maria, einziges Kind eines Finanzbeamten und einer tief religiösen Mutter, stand fest: Lehrerin, so die väterliche Berufsvorstellung, kommt für sie nicht infrage.
Gegen den Willen ihres Vaters besuchte sie die technische Oberschule, wollte erst Ingenieurin und dann Ärztin werden - als eine der ersten Italienerinnen. Jahrelanges Mobbing war die Folge: Lief die Medizinstudentin Montessori über die Flure, feixten die Kommilitonen; den Hörsaal durfte sie erst betreten, wenn die Herren Studenten saßen.
Aufrecht schritt Montessori an den Sitzreihen vorbei. Als die jungen Männer die Backen aufblähten, um verächtlich zu prusten, soll sie gemurmelt haben: "Je kräftiger ihr blast, desto höher kann ich steigen." Montessori überstand alle Schikanen. Selbst dass sie allein am Abend im Anatomiesaal arbeiten musste - undenkbar, dass eine Frau in Anwesenheit von Männern nackte Körper sezieren würde.
Rauchen gegen Leichengeruch
"Warum bin ich hier allein inmitten all dieses Todes?", klagte Montessori. Sie gruselte sich, biss die Zähne zusammen, präparierte weiter. Um den Leichengeruch zu ertragen, engagierte sie einen Raucher; schließlich griff sie selbst zur Zigarette. Mit Bestnoten schloss Montessori ihr Studium ab, mit Charme, Intelligenz und Zähigkeit stach sie die männliche Konkurrenz aus.
Den Gegenwind brauchte Montessori, als junge Frau beherzte Feministin, wie die Luft zum Atmen. Als sie später längst berühmt war, schrieb sie einer Freundin: "Mir fehlt der Ansporn durch den Kampf!" Zur Pädagogik kam die Ärztin 1897 nach dem Besuch einer römischen Psychiatrie. Dort wurden ihr kleine Patienten vorgestellt, die apathisch vor sich hindämmerten, eingesperrt in einem düsteren, kahlen Raum. Ein Schock für Montessori.
Die Kinder führten sich auf wie gierige Tiere, schimpfte die Wärterin: Kaum werde das Essen abgeräumt, würden sie sich auf den Boden werfen und nach den Brotkrümeln grapschen. Die Krümel, erkannte Montessori, waren das Einzige, womit sich die vermeintlichen "Idioten" beschäftigen konnten. Das Einzige, was sie aus ihrer Lethargie riss.
Wenn man diesen Patienten nur das richtige Lehrmaterial in die Hände legte, so Montessoris These, würden auch sie sich entfalten, ihre Fähigkeiten entdecken. Statt nur verwahrt sollten behinderte Kinder mit speziellen Materialien gefördert werden, um die Welt mit allen Sinnen zu begreifen. "Hilf mir, es selbst zu tun", lautete die Montessori-Maxime.
Das "Wunder von San Lorenzo"
Später übertrug sie ihre Methode auf gesunde Kinder, auch sie "Baumeister" ihrer eigenen Menschwerdung. 1907 eröffnete das erste "Kinderhaus" im römischen Armenviertel San Lorenzo. Aus aller Welt kamen Neugierige nach Rom, um das "Wunder von San Lorenzo" zu bestaunen: Unter Montessoris Hand mutierten verdreckte, desinteressierte Analphabeten zu properen, konzentrierten Lesern.
All das, weil Montessori sie nicht belehrte, sondern begleitete. Und vor dem Monster "Ombius" beschützte, wie Montessori die familiär-gesellschaftliche Sphäre taufte. Ein Hort der Unterdrückung, wo Eltern ihre Kinder unter dem Deckmantel der Liebe verformten und ihrer Persönlichkeit beraubten.
Ob sie ihr eigenes Kind deshalb gleich nach der Geburt in fremde Obhut gab und bis zu ihrem Tod vor Fremden verleugnete?
Am 31. März 1898 kam Mario M. Montessori in Rom zur Welt. Vater war Montessoris erste und einzige Liebe, der Psychiater Guiseppe Montesano. Montessori hatte ihre Schwangerschaft verheimlicht und das Baby zu einer Amme aufs Land geschickt. Mit sieben kam der Junge in ein Internat. Montessori besuchte ihn zwar, nahm Mario aber erst mit 15 Jahren zu sich.
Rastlos reisende Missionarin
Biografin Kramer zufolge hatten die Eltern des Paares darauf gedrängt, das unehelich geborene Kind abzugeben, um die gesellschaftliche Schmach abzuwenden. Montessori hätte auch den Vater heiraten können. Dann jedoch wäre ihr der eigene Beruf verwehrt gewesen. Und der war ihre Lebensaufgabe, die Montessori, rastlos um die Welt reisende Missionarin, mit allen Förderern paktieren ließ.
Sogar mit dem einstigen Grundschullehrer Benito Mussolini. Wie Montessori eine charismatisch-autokratische Führernatur, die ihre Anhänger wie Jünger um sich scharte - und einen neuen Menschen erschaffen wollte. Zur "Heldin des Vaterlandes" verklärte der Diktator sie 1927. Montessori lobte Mussolini in einem Brief noch 1931 als "Kämpfer", der "zu gewinnen wusste, ohne zu töten, und der sich sowohl im Kampf als auch im Sieg von der Liebe statt vom Hass leiten ließ".
Beide hofften, voneinander zu profitieren, wie die niederländische Historikerin Marjan Schwegman herausgearbeitet hat: Mussolini wollte vor allem das internationale Renommee der Pädagogin für seine Zwecke nutzen - und Montessori mit Hilfe des mächtigsten Italieners die Verbreitung ihrer Lehre stärken, die im Ausland viel populärer war als in der eigenen Heimat.
Dreimal für den Friedensnobelpreis nominiert
"Mir bleiben nur noch wenige arbeitsame Jahre", schrieb Montessori dem "Duce" 1928 in einem Brief. "Und nur Ihr Schutz, der Hindernisse beseitigt und Mittel zur Verteidigung dieses großen Werkes verschafft, kann dafür sorgen, dass ich die übrig bleibende Energie dazu nutzen kann, um den Entwurf zu vollenden, den die göttliche Vorhersehung skizziert hat, damit Kindern der ganzen Welt geholfen werden kann."
Montessoris Werben hatte Erfolg: Das Regime gab die Lehrwerke der Pädagogin neu heraus, produzierte ihre Lehrmaterialien, bot Trainingskurse an. Und Mussolini übernahm den Ehrenvorsitz der 1924 gegründeten "Opera Nazionale Montessori". Italienweit wuchsen die vom faschistischen Regime unterstützten Montessori-Einrichtungen auf über 70 an.
Die Frau, die leidenschaftlich für den Weltfrieden und eine bessere Gesellschaft stritt, die dreimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen war - sie ließ sich sponsern von einem Mann, dessen Herrschaft auf Krieg und Gewalt basierte.
Dieses Dilemma gehört ebenso zu Montessori wie etwa der Umstand, dass die Reformpädagogin zwar auf Freiheit der Kinder pochte, deren spontane Äußerungen - Herumtoben, Lärmen, Fantasieren - jedoch missbilligte. Dass sie Bescheidenheit predigte und Luxus liebte. Dass sie Spielzeug ablehnte, ihrem Sohn aber welches mitbrachte. Was Mario, so eine der vielen Montessori-Legenden, erzürnt zertrümmert haben soll.
Anfang der Dreißigerjahre endete die Mesalliance zwischen Diktator und Pädagogin: zu unvereinbar die Ziele, zu gegensätzlich das Menschenbild. Mussolini schmähte Montessori nun als "Nervensäge", in Italien wurden ihre Einrichtungen 1934 ebenso geschlossen wie in Deutschland nach dem Machtantritt der Nazis. Montessori floh erst nach Barcelona, dann nach Indien, wo sie verehrt wurde wie ein Guru - und erstmals seit der Trennung von Montesano nicht mehr ausschließlich Schwarz trug.
Mit dabei: Sohn Mario, der nicht mehr von ihrer Seite wich, wo immer sie auftrat. "Weißt du, eines Tages werde ich an einen Ort gehen, an den du mir nicht folgen kannst", erklärte Montessori ihrem Sohn zufolge am 6. Mai 1952 beim Plausch in ihrem niederländischen Refugium in Noordwijk aan Zee. "Du wirst nirgendwo hingehen, wohin ich dir nicht folgen kann", konterte Mario empört und ließ die 81-Jährige kurz allein.
Als er zurückkehrte, war Maria Montessori tot. Ihre Ideen aber sind bis heute lebendig - in mehr als 25.000 Montessori-Einrichtungen auf der ganzen Welt.
Translation - Italian Il 150esimo compleanno di Maria Montessori
Stilita e luminare, opportunista e diva dispotica
Amore anziché disciplina, libertà anziché maniere forti: in tutto il mondo Maria Montessori lottò per i diritti dei bambini - e affidò ad altri il proprio. Per la tenace pedagogista riformatrice, ogni aiuto era lecito. Perfino quello del dittatore Mussolini
Il 3 dicembre 1913 la Cincinnati entra nel porto di New York. Da bordo scende una signora dall'aspetto gradevole, robusto, con una pelliccia nera e un grande cappello con veletta sul capo. Sulla passerella incede come una regina - è celebrata al pari di una star.
In modo frenetico gli americani acclamano l'italiana che sulla "New York Tribune" è stata annunciata come "la più interessante signora d'Europa". Una signora che "ha rivoluzionato il sistema educativo di tutto il mondo", scrisse il giornale "Brooklyn Daily Eagle". "Ha insegnato a leggere e scrivere agli idioti e ai matti", il suo metodo si "propaga fino alla Corea a oriente, fino a Honolulu a occidente e a sud fino all'Argentina".
Sebbene non parli una parola di inglese, la signora è visibilmente compiaciuta del frastuono. Durante la sua permanenza negli Stati Uniti, la dottoressa parlerà in una Carnegie Hall gremita di gente e sarà invitata a cena dall'inventore Thomas Alva Edison. Trascorre un fine settimana dal magnate dei corn flakes Will Keith Kellogg e la figlia del presidente Margaret Wilson la guida alla visita di Washington.
Il suo nome: Maria Montessori. La pedagogista riformatrice dai fan è venerata al pari di una stilita e una luminare, dai critici è tacciata come un'opportunista e una diva dispotica. Il suo credo: “I piccoli non devono essere educati con la disciplina, ma devono essere incentivati con amore a sviluppare i loro talenti personali.” Libertà anziché coercizione, autonomia anziché subordinazione – l’approccio di Montessori fu rivoluzionario, il suo scritto programmatico Il metodo un bestseller. E la sua tenacia senza eguali.
Vessata in aula
Quando Maria nacque a Chiaravalle, vicino ad Ancona, il 31 agosto 1870, all'incirca tre quarti degli italiani sopra i 10 anni non sapevano né leggere né scrivere. “L'istruzione pubblica è il capitolo più buio della storia sociale italiana”, scrivevano nel 1901 gli storici britannici Bolton King e Thomas Okey. Solo nel 1877 fu introdotto, e raramente attuato, l'obbligo dell'istruzione elementare, soprattutto nell'agricoltura e nelle miniere il lavoro minorile era diffuso.
Allora le scuole primarie italiane, così la biografa di Montessori Rita Kremer, il più delle volte erano sovraffollate e sporche, il mestiere del maestro era malvisto e pagato malissimo. Disciplina, sfacchinate e maniere forti la facevano da padrone. Per Maria, unica figlia di un funzionario al ministero delle Finanze e di una madre profondamente religiosa, una cosa era certa: che facesse l'insegnante, questo era il progetto professionale del padre, era fuori discussione.
Contro la volontà paterna, frequentò l’Istituto tecnico e volle diventare prima un ingegnere e poi un medico – come una tra le prime donne in Italia. Anni di vessazioni furono la conseguenza: quando la studentessa di Medicina camminava per i corridoi, i compagni sghignazzavano. In aula le era permesso entrare solo dopo che gli studenti maschi fossero seduti.
Nel passare accanto alle fila dei posti a sedere, Montessori avanzava ritta. Quando, per sbuffare con aria sprezzante, i giovani uomini gonfiavano le guance, si racconta che borbottasse: “Quanto più forte soffiate, tanto più in alto posso salire.” Montessori sopravvisse a ogni angheria. Perfino al fatto che nell'aula di anatomia era costretta a lavorare di sera tutta sola – era impensabile che una donna sezionasse corpi nudi in presenza di uomini.
Il fumo contro il fetore di cadavere
“Perché sono sola in mezzo a tutta questa morte?”, si lamentava Montessori. Rabbrividiva, stringeva i denti e proseguiva a dissezionare. Per sopportare il fetore di cadavere, assoldò un fumatore, infine lei stessa prese a fumare. Montessori terminò i suoi studi con voti eccellenti e con charme, intelligenza e tenacia sbaragliò la concorrenza maschile.
Al pari dell'aria per respirare, era il vento contrario ciò di cui aveva bisogno Montessori da intrepida femminista quale era da giovane. Quando più tardi da tempo era famosa, scrisse a un'amica: "Mi manca lo stimolo della battaglia!" Alla pedagogia la dottoressa si accostò nel 1897 dopo aver fatto visita a una clinica psichiatrica romana. Qui le furono mostrati dei piccoli pazienti che sonnecchiavano apaticamente, rinchiusi dentro a una stanza buia e spoglia. Per Montessori fu uno shock.
Stando agli improperi della custode, i bambini si comportavano come degli animali voraci: non appena viene sparecchiato, così la custode, si gettano sul pavimento e arraffano le briciole di pane. Le briciole, rilevò Montessori, erano l'unica cosa a cui i presunti "idioti" potevano dedicarsi. Erano la sola cosa che li sottraesse alla loro letargia.
Se solo a questi pazienti fosse sottoposto il giusto materiale didattico, questa era la tesi di Montessori, anche loro si svilupperebbero, scoprirebbero le loro abilità. Invece di essere soltanto tenuti al sicuro, i bambini disabili dovevano essere incoraggiati con materiali speciali volti a comprendere il mondo con tutti i sensi. "Aiutami a fare da me", era la massima di Montessori.
Il "miracolo di San Lorenzo"
Più tardi applicò il suo metodo ai bambini sani, anch'essa fu "costruttrice" del proprio sviluppo personale. Nel 1907, in un quartiere povero di Roma, aprì la prima Casa dei bambini. Da tutto il mondo i curiosi arrivavano per ammirare con stupore "il miracolo di San Lorenzo": sotto la guida di Montessori, analfabeti luridi, disinteressati si tramutavano in lettori ordinati e concentrati.
Questo perché Montessori non li istruiva, bensì li accompagnava. E li proteggeva dal mostro "Ombius", come Montessori denominò la sfera sociale e familiare. Un ricettacolo della repressione in cui, con il pretesto dell'amore, i genitori deturpavano i loro figli e li privavano della loro personalità.
Sarà per questa ragione che subito dopo la nascita di suo figlio lo affidò a degli estranei e di fronte agli sconosciuti negò fino alla morte?
Mario M. Montessori nacque a Roma il 31 marzo 1898. Il padre era il primo e unico amore di Montessori, lo psichiatra Giuseppe Montesano. Montessori aveva tenuto nascosta la gravidanza e aveva mandato il neonato da una balia che viveva in campagna. A 7 anni il piccolo entrò in collegio. È vero che Montessori gli faceva visita, ma solo quando ne ebbe 15 lo portò a vivere con sé.
Una missionaria sempre in viaggio
Secondo la biografa Kramer, per evitare il disonore sociale, i genitori della coppia avevano fatto pressioni perché il bambino nato illegittimo fosse ceduto. Montessori avrebbe anche potuto sposarne il padre. Ma ciò le avrebbe impedito di svolgere la sua professione. E questa era il compito della sua vita, per il quale Montessori, missionaria sempre in viaggio intorno al mondo, scese a patti con tutti i promotori.
Perfino con l'ex insegnante di scuola elementare Benito Mussolini. Che, al pari di Montessori, aveva una natura da leader autocrate-carismatica che raccoglieva intorno a sé i sostenitori come gli adepti - e intendeva creare un uomo nuovo. Nel 1927 il dittatore la esaltò come "l'eroina della patria". Ancora in una lettera del 1931 Montessori elogiava Mussolini per essere un "combattente" che "sapeva vincere senza uccidere e nel momento sia della battaglia che della vittoria si faceva guidare dall'amore anziché dall'odio".
Entrambi speravano di trarre vantaggio dal loro rapporto, come ha chiarito la storica olandese Marjan Schwegman: Mussolini voleva usare per i suoi scopi la fama internazionale della pedagogista - e Montessori rafforzare con l'appoggio dell'uomo più potente d'Italia la diffusione del suo insegnamento, che all'estero era molto più popolare che nella sua patria.
Nominata tre volte al premio Nobel per la pace
"Io ho ancora pochi anni di energia fattiva", scrisse Montessori al duce in una lettera del 1928. "E solo la Sua protezione, che allontani gli ostacoli, e dia mezzi e difese a questa opera grande, può fare sì che le mie energie rimaste riescano a compiere il disegno che certo la Provvidenza di Dio ha tracciato affinché si possa aiutare i bambini di tutto il mondo".
L'opera di persuasione di Montessori ebbe successo: il regime rieditò i libri scolastici della pedagogista, produsse i suoi materiali didattici, offrì corsi di formazione. E Mussolini assunse la carica di Presidente onorario dell'Opera Nazionale Montessori, fondata nel 1924. In tutta Italia il numero delle scuole Montessori appoggiate dal regime fascista salì a oltre 70.
La signora che si batté appassionatamente per la pace nel mondo e una società migliore, che per tre volte fu candidata al premio Nobel per la pace – proprio costei si fece sponsorizzare da un uomo la cui autorità si basava sulla guerra e la violenza.
È questo uno dei dilemmi di Montessori, così come il fatto che la pedagogista riformatrice certamente insisteva sulla libertà dei bambini, eppure disapprovava le loro esternazioni spontanee – le corse scalmanate, gli schiamazzi, le fantasticherie. Predicava sobrietà e amava il lusso. Rifiutava i giocattoli, ma ne portò alcuni a suo figlio. E che Mario, stando a una delle tante leggende su Montessori, pare abbia fatto a pezzi in preda all'ira.
La mésalliance tra il dittatore e la pedagogista si interruppe negli anni 30: troppo inconciliabili gli obiettivi, troppo contrastanti le idee sull'uomo. Ora, sprezzante, Mussolini definiva Montessori una "rompiscatole", le sue scuole furono chiuse tanto in Italia nel 1934 quanto in Germania dopo l'ascesa al potere dei nazisti. Montessori fuggì prima a Barcellona e poi in India, dove era venerata come un guru - e per la prima volta dalla separazione da Montesano non si vestì solo di nero.
Al suo fianco, il figlio Mario, che la segue come un'ombra dovunque vada. "Sai, un giorno andrò in un luogo dove non potrai seguirmi", disse Montessori, stando a quanto riferito dal figlio, il 6 maggio 1952 durante una chiacchierata nel loro rifugio olandese di Noordwijk aan Zee. "Non andrai da nessuna parte dove io non possa seguirti", replicò Mario in modo indignato e lasciò sola brevemente la 81enne.
Quando fece ritorno, Maria Montessori era morta. Le sue idee, però, sono ancora vive - in oltre 25mila scuole Montessori in tutto il mondo.
www.peacelink.it/pace/a/48088.html
German to Italian: Mit Charme, ein paar Brocken Russisch und die Lucky Strikes Detailed field: History
Source text - German Ärztin holt 1945 Gefangene nach Frankreich zurück
Mit Charme, ein paar Brocken Russisch und Lucky Strikes
Die Mission der Frauen der "blauen Schwadron": französische Landsleute aus sowjetischen und deutschen Todeslagern befreien. Dafür riskierten die Ärztin Madeleine Pauliac und junge Frauen vom Roten Kreuz 1945 ihr Leben.
Es ist grau an diesem Frühlingstag 1945. Nazi-Deutschland hat kapituliert. Eine Rot-Kreuz-Ambulanz holpert nahe Warschau über eine Landstraße. Überall russische Soldaten, zu Fuß, auf Pferdekarren, auf Lastwagen, sie wollen nach Hause. Dann taucht ein Schild auf: "Camp Madelon", ein Internierungslager.
Die französische Militärärztin Madeleine Pauliac hat eine Mission: Landsleute aus Gefangenenlagern retten. Ein Wachmann stoppt ihren Wagen und weist die Ärztin ab. Doch ihr Charme, ein paar Brocken Russisch und eine Packung Lucky Strike wirken - wenig später sitzen fünf Männer im Fahrzeug, total abgemagert, zwei haben Tuberkulose. So beschreibt der Pariser Autor Philippe Maynial den Einsatz seiner Tante Madeleine Pauliac und stützt sich auf ihre Berichte und Briefe, Tage- und Fahrtenbücher, Archivrecherchen.
Im Zweiten Weltkrieg musste Frankreich auf Befehl der Nazis viele Zwangsarbeiter in die damaligen deutschen Ostgebiete schicken; sie wurden in der Landwirtschaft und in Fabriken eingesetzt. Eine halbe Million Franzosen vermutete General de Gaulle nach Ende des Zweiten Weltkriegs jenseits der Oder-Neisse-Linie, als die Grenze neu gezogen wurde. Bereits bevor die Alliierten im Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 über Polens Grenzen entschieden, wurde das deutsche Gebiet zwar der polnischen Administration unterstellt - gegen Proteste Großbritanniens und der USA. De facto aber kontrollierte die Sowjet-Armee weite Teile im ehemaligen deutschen Osten und richtete Internierungslager ein.
Festgehalten wurden Franzosen, die während der Besatzung 1940 bis 1944 mit den Nazis kollaboriert hatten - sie galten als Feinde. Viele entkamen dennoch dem Zugriff Stalins. Wie konnte man denen helfen, die verletzt, zu schwach oder krank waren, um sich gen Westen durchzuschlagen? Das französische Rote Kreuz konnte nach der Befreiung von den Nazi-Truppen kaum mehr Kräfte einsetzen.
Freundliche Ärztin mit eisernem Willen
Die kleine Gruppe L'escadron bleu ("Die blaue Schwadron") entsteht. Mit fünf Krankenschwestern, fünf Sanitäterinnen mit Fahrerlaubnis, einer Anführerin sowie einer Militärärztin: Madeleine Pauliac, 32. Die jungen Frauen haben schon Erfahrung in der Résistance und an der Front gesammelt. Sie erhalten lediglich fünf Ambulanzfahrzeuge vom Typ Austin, ein Geschenk der Briten. Die blauen Uniformen stammen von US-Boys der Army.
Für sein Buch "Madeleine Pauliac - L'insoumise" – "Die Widerspenstige" recherchierte Philippe Maynial die weitgehend vergessene Geschichte seiner Tante. General Charles de Gaulle höchstselbst hatte sie beauftragt, mit der blauen Schwadron Franzosen zurück in die Heimat zu holen und regelmäßig aus dem Osten zu berichten.
Pauliac fliegt zunächst nach Moskau und trifft General Georges Catroux, einen engen Vertrauten de Gaulles und Mitglied der Bewegung des freien Frankreichs. Catroux ist als offizieller Botschafter Frankreichs in der UdSSR und weiht Madeleine Pauliac ein, was sie am Einsatzort Warschau erwartet. Franzosen sind in den Augen von Stalins Getreuen in erster Linie Hitler-Kollaborateure, die nur Verachtung verdienen. Deshalb kann die blaue Schwadron kaum auf Unterstützung hoffen und muss sich vor sowjetischen Soldaten in Acht nehmen.
Viele Franzosen flüchten aus Lagern nach Warschau, um von dort nach Odessa zu gelangen, dann per Schiff über das Schwarze Meer und das Mittelmeer bis nach Marseille. Sie haben Angst, beschossen zu werden und unterzugehen. Tatsächlich sinken immer wieder Boote. Viele hoffen deshalb, auf dem Landweg weiterzukommen.
200 Touren, um Franzosen zurückzuholen
Der sowjetische Geheimdienst hat Pauliac wohl schon eingehend observiert, als sie am 29. April 1945 mit Verbandszeug, Medikamenten und Spritzen in den Zug nach Warschau steigt. Was sollte eine Frau wie sie schon erreichen, diese freundliche Person mit schüchternem Blick? Die Sowjets sollten sich täuschen.
Schon die viertägige Bahnfahrt ist ein Horror. Waggons brechen auseinander, Gleise müssen repariert werden, es fehlt an Kohle für die Lokomotive. An Bord gibt es keine Heizung, keine Toilette, kaum etwas zu essen. Vom Bahnhof des in Trümmern liegenden Warschau erreicht die junge Ärztin am 2. Mai mit einem Ziehkarren den Stadtteil Praga. Einige Häuser sind noch intakt, auch das Domizil des französischen Botschafters. Er zweigt Geld aus seiner Kasse ab, damit kann Pauliac gegenüber ein Krankenhaus einrichten.
Unterdessen machen sich die fünf Rot-Kreuz-Ambulanzen von Paris auf den Weg Richtung Warschau. Ihre Fahrt führt zunächst über Dachau, am 29. April 1945 sind sie bei der Befreiung des Konzentrationslagers durch die US-Armee dabei. Danach fahren die Ambulanzen rund um die Uhr dem Tode entronnene Franzosen in Krankenhäuser jenseits der deutschen Grenze, nach Mulhouse und Straßburg - gut 50 Mal, bis sie die Route nach Warschau einschlagen.
Die Chefin der Escadron bleu versorgt derweil mit dem Medizin-Leutnant Charles Liber in Warschau Insassen des nahen Lagers Remertow. Es fehlt an allem, Pauliac greift auf ihr medizinisches Material aus Moskau zurück. Die Schwerverletzten werden in ihr Hospital transportiert. Dort rettet Pauliac mit Rot-Kreuz-Schwestern bis Anfang November Tag für Tag Menschenleben. Durch Nacht und Nebel steuern die Frauen unermüdlich Ambulanzen und riskieren dabei ihr Leben. Die blaue Schwadron bringt es bis zum Ende der Rückführungsmission auf rund 200 Touren, die sie in Lager wie nach Majdanek führen. Zurück in Warschau bringen Züge oder Flugzeuge die Reisefähigen nach Hause.
Viele Inhaftierte sind am Ende ihrer Kräfte
In Danzig und bei Warschau wurden Nonnen in Klöstern von deutschen Soldaten wie auch von Rotarmisten überfallen und vergewaltigt. Einige sterben, viele werden schwanger. Madeleine Pauliac hilft ihnen heimlich bei der Niederkunft, kümmert sich um die Neugeborenen und gründet im Kloster ein Waisenhaus. So können die Nonnen ihre Babys bei sich behalten. Waisen aus Warschau kommen hinzu. 24 Kinder vermittelt Pauliac zur Adoption nach Frankreich und lässt sie ausfliegen. Dieses Drama verfilmte die französische Regisseurin Anne Fontaine 2016 unter dem Titel "Les Innocentes" ("Die Unschuldigen").
In jenen Tagen spielen sich beispiellose Dramen ab. Neben deutschen werden auch polnische Soldaten von der sowjetischen Armee festgesetzt und interniert, viele in sibirische Lager deportiert. Das droht ebenso Franzosen, die Wehrmachts- oder SS-Uniformen tragen. In einem Lager speziell für Elsässer, Lothringer und Luxemburger in Tambow, 400 Kilometer südöstlich von Moskau, sind 18.000 Kriegsgefangene eingesperrt, die meist als Zwangsrekrutierte in der deutschen Wehrmacht gedient hatten, die sogenannten Malgré-nous ("wider unseren Willen"). Ein Drittel verlässt das Lager nicht mehr lebend.
Trotz Hunger und Kälte gelingt manchen die Flucht. Pauliac und der Escadron kümmern sich auch um diese Menschen, im Sinne des hippokratischen Eides und des Versprechens, als Rot-Kreuz-Schwestern für Menschlichkeit einzutreten.
Fast täglich erhält Madeleine Pauliac neue Informationen über Internierungslager. Am Ende hat sie 32 Adressen, darunter Auschwitz und Majdanek. Überall suchen die unerschrockenen Medizinerinnen nach Landsleuten und bewahren wohl rund 1500 vor dem Tod. Sie erleben viele Déjà-vus: die Lager, Inhaftierte am Ende ihrer Kräfte, lange gefährliche Fahrten, verarzten und pflegen. In Bialystok nordöstlich von Warschau gelingt es Pauliac und der verwegenen Truppe, die Wärter abzulenken und acht gefangene Landsleute zu befreien.
Die letzte Mission endet an einem Baum
Rund 50.000 Kilometer legt die Schwadron insgesamt zurück. Als sie in der Nacht des 4. Oktober Landsleute aufsammeln wollen, misslingt ein Bremsmanöver, der Wagen stürzt eine Böschung hinunter. Die Fahrerin und Pauliac überleben, aber sie erleidet eine Schädelfraktur. Die Mission ist ohnehin am 11. November zu Ende. Die Sowjets schließen die Grenzen. Jetzt gilt es, rasch aus Warschau abzureisen.
Über Weihnachten erholt sich Pauliac zu Hause in Villeneuve-sur-Lot. Warschau lässt sie indes nicht los. Trotz aller Warnungen ihrer Familie und Mitkämpferinnen bricht sie im Februar 1946 erneut nach Polen auf und will sich um die Waisenkinder im Kloster kümmern. Doch so weit kommt es nicht.
In Warschau gerät Madeleine Pauliac abermals ins Fadenkreuz des sowjetischen Geheimdienstes. Auf einer vereisten Landstraße kommen Pauliac und ihr Begleiter mit einem Wagen der französischen Botschaft ins Schlingern und prallen gegen einen Baum. Am Abend des 13. Februar stirbt sie noch an der Unfallstelle, wie auch der Militäroberst Georges Sazy. Das jedenfalls wird der französischen Botschaft telefonisch mitgeteilt. Der Fahrer, ein Botschaftsmitarbeiter, überlebt schwer verletzt. Ob die Bremsen manipuliert waren, lässt sich nicht rekonstruieren. Auszuschließen ist es nicht.
Mutig, leichtsinnig, kühn, selbstlos, verrückt? Wohl alles auf einmal seien sie gewesen, Madeleine Pauliac und die blaue Schwadron, sagt Philippe Maynial. Mit Regisseurin Emmanuelle Nobécourt produzierte er den Dokumentarfilm "Les filles de l’escadron bleu". Für Philippe Maynial eine Möglichkeit, das Vermächtnis seiner Tante einzulösen, die in einem ihrer Berichte schrieb: "Von alledem soll die Welt erfahren".
Translation - Italian Nel 1945 un medico riporta in Francia i prigionieri
Con charme, qualche parola di russo e le Lucky Strike
La missione delle donne dello Squadrone blu: liberare i connazionali francesi dai campi di sterminio tedeschi e russi. Con questo proposito, nel 1945, il medico Madeleine Pauliac e le giovani donne della Croce Rossa misero a repentaglio la loro vita
Quel giorno di primavera del 1945, il tempo è grigio. La Germania nazista ha capitolato. Vicino a Varsavia, un'ambulanza della Croce Rossa sobbalza su una strada provinciale. Dovunque si vedono soldati russi, a piedi, su carretti trainati dai cavalli, nei camion, vogliono tornare a casa. Poi spunta un cartello: "Camp Madelon", un campo di internamento.
L'ufficiale medico francese Madeleine Pauliac ha una missione: salvare i connazionali dai campi di prigionia. Una guardia ferma la sua vettura e respinge il medico. Ma il suo charme, qualche parola di russo e un pacchetto di Lucky Strike si dimostrano efficaci - poco tempo dopo, nel veicolo siedono cinque uomini completamente smunti, due di loro hanno la tubercolosi. È così che l'autore parigino Philippe Maynial descrive l'operazione di sua zia e nel raccontarla si basa sui suoi rapporti e lettere, diari e tabelle di marcia, nonché su ricerche d'archivio.
Durante la seconda guerra mondiale, su ordine dei nazisti, la Francia dovette inviare molti lavoratori forzati negli allora territori orientali della Germania; furono impiegati nell'agricoltura e nelle fabbriche. Dopo la fine del secondo conflitto, quando il confine fu ridisegnato, il generale de Gaulle ipotizzò che a trovarsi al di là della linea Oder-Neisse fosse mezzo milione di francesi. Già prima che, con l'accordo di Potsdam del 4 agosto 1945, gli Alleati decidessero delle sorti dei confini polacchi, è vero che il territorio tedesco fu posto sotto l'amministrazione della Polonia - contro le proteste della Gran Bretagna e degli Stati Uniti. Di fatto, però, le forze armate sovietiche ne controllavano vaste zone e vi allestirono diversi campi di internamento.
I francesi venivano trattenuti, giacché negli anni dell'occupazione (1940-44) avevano collaborato con i nazisti - erano considerati nemici. In molti, tuttavia, sfuggirono alla morsa di Stalin. In che modo potevano aiutare i prigionieri feriti, troppo deboli o ammalati, per poi aprirsi un varco verso occidente? Dopo la liberazione dalle truppe naziste, la Croce Rossa francese non aveva più forze da impiegare.
Un amorevole medico dalla volontà di ferro
Nasce il gruppetto L'escadron bleu (Lo squadrone blu). Con 5 infermiere, 5 soccorritrici provviste della patente di guida e, al comando, l'ufficiale medico Madeleine Pauliac, età 32 anni. Alle spalle, le giovani donne hanno già esperienza nella Résistance e al fronte. A loro disposizione vengono messe solo 5 autoambulanze del tipo Austin, un dono dei britannici. E le uniformi blu appartengono ai giovani soldati dell'esercito statunitense.
Per il suo libro "Madeleine Pauliac - L'insoumise" ("L'indomita"), Philippe Maynial ha indagato sulla storia, in gran parte dimenticata, di sua zia. Fu il generale Charles de Gaulle in persona a incaricarla di andare, con lo Squadrone blu, a riprendere i francesi e di fare regolarmente rapporto dai territori orientali.
Per cominciare, Pauliac vola a Mosca e incontra il generale Georges Catroux, stretto collaboratore di de Gaulle e membro del movimento Francia libera. Catroux si trova nell'Urss in veste di ambasciatore ufficiale della Francia e mette Madeleine al corrente di quanto l'attende nella sua sede di servizio a Varsavia. Agli occhi dei fedeli di Stalin, i francesi sono anzitutto collaborazionisti di Hitler che meritano solo disprezzo. Lo Squadrone blu, pertanto, non può aspettarsi sostegno e deve guardarsi dai soldati sovietici.
Molti francesi fuggono dai lager per raggiungere Varsavia, poi dirigersi a Odessa e in seguito attraversare in nave il Mar Nero e il Mediterraneo fino a Marsiglia. Temono di essere raggiunti da un colpo di arma da fuoco e di naufragare. Ripetutamente, infatti, tornano ad affondare imbarcazioni. In molti, perciò, sperano di procedere via terra.
200 viaggi per andare a riprendere i francesi
I servizi segreti sovietici hanno già attentamente tenuto d'occhio Pauliac quando il 29 aprile 1945, munita di materiale per le medicazioni, farmaci e siringhe, sale sul treno per Varsavia. Cosa mai potrà concludere una signora come lei, questa amorevole persona dallo sguardo timido? I sovietici prenderanno un abbaglio.
Già il viaggio in treno, lungo quattro giorni, è da incubo. I vagoni si sfasciano, i binari devono essere riparati, il carbone per la locomotiva si esaurisce. A bordo non c'è il riscaldamento, né una toilette e quasi niente da mangiare. Il 2 maggio, con una carretta, dalla stazione ferroviaria di Varsavia, ridotta a un cumulo di macerie, il giovane medico raggiunge il quartiere Praga. Alcune abitazioni sono ancora intatte, e così anche la dimora dell'ambasciatore francese. Dalla sua cassetta portavalori, questo prende del denaro, con esso Pauliac può aprire un ospedale dall'altro lato della strada.
Nel frattempo, a Parigi, le 5 ambulanze della Croce Rossa si mettono in viaggio alla volta di Varsavia. Anzitutto passano per Dachau, dove il 29 aprile 1945 assistono alla liberazione del campo di concentramento da parte delle forze armate statunitensi. Poi, per 24 ore di fila, portano i francesi scampati alla morte negli ospedali al di là del confine tedesco, a Mulhouse e Strasburgo - almeno 50 volte finché non prendono la strada per la capitale polacca.
Intanto, a Varsavia, il capo dell'Escadron bleu, insieme al sottotenente specializzando in Medicina Charles Liber, assiste i detenuti del vicino lager di Rembertow. Manca tutto, Pauliac adopera il materiale sanitario che si è portata dietro da Mosca. Nel suo ospedale vengono trasportati i feriti gravi e, fino all'inizio di novembre, non passa giorno che, insieme alle infermiere della Croce Rossa, non salvi vite umane. Sfidando la notte e la nebbia, le donne guidano senza sosta le ambulanze e mettono a repentaglio la loro vita. Prima che le operazioni di rimpatrio si siano concluse, lo Squadrone blu arriva a compiere circa 200 viaggi che lo conducono in lager come quello di Majdanek. Tornati a Varsavia, il treno o l'aereo riportano a casa chi è in grado di viaggiare.
Molti detenuti sono allo stremo delle forze
A Danzica e vicino a Varsavia, nei conventi le suore furono assalite e violentate tanto dai soldati tedeschi quanto da quelli dell'Armata Rossa. Alcune muoiono, in molte rimangono incinte. Madeleine Pauliac le aiuta segretamente a partorire, si prende cura dei neonati e crea un orfanotrofio all'interno del convento. In tal modo, le suore possono tenere con sé i loro piccoli. A questi si aggiungono gli orfani di Varsavia. Pauliac mette 24 bambini in contatto con la Francia perché siano adottati e li fa portare via in aereo. Da questo dramma, nel 2016 la regista francese Anne Fontaine ha tratto il film "Les innocentes" ("Gli innocenti". NdT: il titolo italiano è Agnus Dei).
In quei giorni si consumano drammi inauditi. Le forze armate sovietiche, oltre ai soldati tedeschi, arrestano e internano anche quelli polacchi, molti dei quali si vedono deportare nei lager siberiani. La stessa sorte incombe sui francesi che portano l'uniforme della Wehrmacht o delle SS. 400 chilometri a sud-est di Mosca, nel campo di Tambow, destinato soprattutto agli alsaziani, ai lorenesi e ai lussemburghesi, sono rinchiusi 18mila prigionieri di guerra che nella maggior parte dei casi sono stati forzatamente reclutati per prestare servizio nelle forze armate tedesche, sono i cosiddetti "malgré-nous" ("nostro malgrado"). Un terzo di questi lascia il lager privo di vita.
Nonostante il freddo e la fame, alcuni di loro riescono a fuggire. Pauliac e l'Escadron si prendono cura anche di queste persone nel rispetto del giuramento ippocratico e della promessa, in quanto infermiere della Croce Rossa, di proteggere l'umanità.
Quasi ogni giorno, Pauliac riceve informazioni sui campi di internamento. In ultimo, ha 32 indirizzi, tra questi Auschwitz e Majdanek. Le impavide dottoresse vanno dovunque alla ricerca dei loro connazionali e ne salvano pressappoco 1500 dalla morte. Per loro, i déjà-vou diventano la regola: i lager, i detenuti allo stremo delle forze, i viaggi lunghi e pericolosi, le medicazioni, le cure. A Bialystok, a nord-est di Varsavia, Pauliac e la sua temeraria truppa riescono a distrarre le guardie e a liberare 8 connazionali tenuti prigionieri.
L'ultima missione finisce contro un albero
Complessivamente, lo squadrone percorre all'incirca 50mila chilometri. Quando la notte del 4 ottobre le donne vogliono soccorrere i connazionali, la loro autovettura non frena e precipitano in una scarpata. La conducente e Pauliac sopravvivono, quest'ultima, però, riporta una frattura al cranio. L'11 novembre, in ogni caso, la missione è finita. I sovietici chiudono i confini. Ora occorre lasciare velocemente Varsavia.
A Natale, Pauliac recupera le forze nella sua abitazione a Villeneuve-sur-Lot. Nel frattempo, non intende rinunciare a Varsavia. Malgrado tutti gli avvertimenti della famiglia e delle compagne di missione, nel febbraio del 1946 parte un'altra volta per la capitale polacca e si propone di prendersi cura degli orfani del convento. Tuttavia, non andrà molto lontano.
A Varsavia, Madeleine Pauliac finisce nuovamente nel mirino dei servizi segreti sovietici. Su una strada provinciale ricoperta dal ghiaccio, la vettura dell'ambasciata francese in cui si trovano Madeleine e il suo accompagnatore inizia a sbandare e va a sbattere contro un albero. La sera del 13 febbraio, sia lei che il colonnello Georges Sazy muoiono sul colpo. L'accaduto, a ogni modo, viene comunicato telefonicamente all'ambasciata francese. L'autista, un dipendente dell'ambasciata, sopravvive riportando gravi ferite. Se i freni erano manomessi, non è possibile stabilirlo. Non è tuttavia da escludere.
Coraggiose, incoscienti, audaci, altruiste, folli? Madeleine Pauliac e lo Squadrone blu sono state tutte queste cose assieme, sostiene Philippe Maynial. Con la regista Emmanuelle Nobécourt, ha prodotto il documentario "Les filles de l’escadron bleu": un modo, per lui, di adempiere le ultime volontà di sua zia, che in uno dei suoi rapporti scrisse: "Il mondo deve sapere di tutto questo".
https://www.peacelink.it/europace/a/48135.html
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I'm Stefano, a native Italian speaker, and I'm an editorial and journalistic translator from German into my mother tongue. I studied for a long time (13 years) in order to make translating the focus of my professional life. I'm meant to work on it and I will very briefly try to show you why! Where did my passion for German arise from?
When I was a child, my family and I used to spend our summer holidays in Trentino. Because of its geographical proximity to Austria, Switzerland and Southern Germany, we had many opportunities to explore this vast natural zone as well. The wild and healthy atmosphere I breathed there, made of mountains, little rivers and castles, left a mark on me for life. I wanted to feel as part of it mastering the language which the inhabitants of those lands spoke, an interior and irresistible impulse moved me to take possession of those magical and incomprehensible speech sounds and words. It was at that time that I unconsciously decided I would enjoy my life through German.
Now I'm 35 years old and until this moment not a day has passed without improving and cultivating my translation skills! Through my German studies (high school, Bachelor, Master, PhD), I gained a theoretical background andcompetence for translating in the fields of literature, art history (painting, sculpture and architecture), history and philosophy. Over time, I additionally discovered my aptitude for the exciting world of political, investigative and environmental journalism.
Keywords: German, Italian, poetry, literature, linguistics, arts, art history, philosophy, history, investigative journalism, political journalism, environmental journalism