German to Russian Social Sciences Psychology книга о коучинге

Die Auffassung, Therapie oder Beratung seien mehr Kunst als Technik, beinhaltet daher ein feines Gespür für den Ereignischarakter der Begegnung, für einen notwendigen Rest an Unprofessionalität, die dem echten Verstehen und Sich-verstanden-Fühlen eigen ist. Denn wirkliches Verstehen geschieht von einem Menschen als Mensch und nicht als Methodiker oder Techniker. Gerade in der existenzanalytischen Gesprächsführung ist es von großer Wichtigkeit, dass die Person Platz im Gespräch hat.

Dazu gehört auch, dass die Person des Therapeuten Vorkommen kann. Jedes gute, existenzanalytische Gespräch ist daher meines Erachtens auch Kunst. Eine Kunst, die beiden Beteiligten ein Geschenk macht, das Geschenk der mitmenschlichen Begegnung, des Ansichtig-Werdens der Person jenseits der sachlichen Aufgabenbezogenheit.

Dennoch ist dieser Auffassung eine beträchtliche Einschränkung entgegenzustellen. Denn so schön der Kunstcharakter der Gespräche ist und so erfüllend er unsere Arbeit macht, der Patient kommt meistens nicht deshalb zum Gespräch! Er sucht Hilfe für seine Angst, für seine Probleme, für eine klare Aufgabenstellung, aber er sucht im Allgemeinen nicht primär Begegnung.